Mein Vorwort - zusammengefaßt aus vielen Telefonaten (2024)
Fast schon periodisch rufen bei uns junge motivierte und euphorisch begeisterte Vinyl-Fans an, ob wir nicht wüssten (oder wissen), wo sie eine gebrauchte Platten- Schneid- maschine kaufen könnten. Da ich bei Herrn Brüggemannn aber ausführlich über das notwendige und langjährige Fachwissen des Schneid-Ingenieurs aufgeklärt wurde, enden diese Telefonate recht oft in einer für den Anrufer deprimierenden Erkenntnis, daß ohne den Kopf von Herrn Brüggeman oder seines Cheftechnikers die ganzen super tollen Neumann- Maschinen, wenn sie überhaupt noch vorhanden wären, nutzlos sind.
Das Fachwissen um das perfekte Plattenschneiden ist nämlich überhaupt nicht trivial. Wenn ein Herr Brüggemann nach (oder mit) 20 Jahren Erfahrung manche edlen Konzertaufnahmen insbesondere aus amerikanischen Quellen (immer wieder) bis zu 7 Mal neu geschnitten hatte, hat das ja gewichtige Gründe. Und es gibt auch Gründe, warum fast alle großen amerikanischen Labels ihre Masterbänder zum Schneiden immer wieder bzw. immer noch nach Frankfurt schicken, teilweise sogar per Flugzeug mit einem Kurier.
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Die Technik des "Schneidens" einer Schallplatte ist nur wenigen Vinyl affinen Hifi-Fans bekannt
Und solche Press-"Vorlagen" (für eine Platte werden zwei davon benötigt), - das sind die überarbeiteten Matritzen für die Schallplatten-Pressen - sind noch viel wenigeren Mitmenschen bekannt.
Hier im Hifi-Museum gibt es mehrere (eigentlich bereits recht viele) Seiten, Artikel und Berichte, wie die alten schwarzen analogen Schallplatten hergestellt wurden. Da wird vom "Schneiden" oder "Ritzen" der Rille gesprochen, doch reale Vorstellungen, wie sich das anfaßt, kann es so nicht geben. Wir haben endlich drei anfassbare "Scheiben" in der Redaktion.
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Im Schneidstudio Brüggemann in Frankfurt durfte ich bei solch einem Schneidvorgang zuschaun, doch eine solche (defekte !) "Schneidfolie" wollte und "durfte" er nicht rausgeben. Die Grundlage - der Rohling - ist eine hochgenau plan geschliffene 1mm dicke Aluminium-Scheibe, die beidseitig mit einem ganz speziellen Lack beschichtet ist. Und dieser Lack ist das Firmengeheimnis des Herstelles in Japan
Die "perfekte" Oberfläche des Lacks (und auch die Festigkeit) ist nämlich der Maßstab, wie genau sich der Schneidstichel in das Material eintauchen läßt, ohne auf der Alu-Unterlage zu "landen". Das sind dann (mehrere) tausendstel Millimeter Genauigkeit, also "müh", die man natürlich auch messen kann.
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Der Rohling ist natürlich deutlich größer als die spätere Platte
Beim Pressen wird ziemlich genau in die Mitte zwischen die beiden Backen der Presse ein leicht aufgewärmter genau dosierter "Klumpen" Vinyl (der "Puk") positioniert und dann wird mit ganz viel Heißdampf ganz schnell gepresst.
Das "Zuviel" an Vinyl quillt dabei rundherum zeimlich gleichmäßig nach draußen und wird später, wenn es gehärtet ist, mit einer Art Hobel abgefäst. Darum muß die eigentliche Folie und später die beiden Pressmatritzen ca. 2,5cm größer sein als die fertige Platte.
Diese "Rohlinge" = "Laquer discs" sind auf beiden Seiten beschichtet, falls eine Seite den Ansprüchen nicht genügt. Oft sind es wirklich nur marginale Unterschiede, sodaß eine "kaputt geschnittene" Seite sehr oft auf der Rückseite nochmals geschnitten werden kann.
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Die alten 17cm Singles sind lange ausgestorben
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Jetzt ein paar Detalfotos solcher Rohlinge
Diese Folie ist ausgesondert worden, weil beim Schneiden etwas schief gelaufen sein soll. Man sieht aber ganz deutlich, wie weit innen die Einlaufrille der Platte beginnt. Man sieht auch, daß diese Platte nicht bis zur Auslaufrille geschnitten wurde.
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Und jetzt folgt "etwas" Spezialwissen der Experten
Es sind einzelne lose Blätter, auf denen die "Specs" drauf stehen und wenn man nicht weis, daß es diese Infos gibt, fragt man auch nicht danach.
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TECHNICAL DATA
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Test Equipment
Cutting lathe / die Schneidmaschine | Neumann VMS 80. |
Cutting System | SAL 74 Cutter drive logic. |
Cutter Head | Neumann SX 74. |
Cutting Stylus / der Schneidstichel | Micro-Pont 320. |
Cartridge/Stylus | Shure ML120 He/N120 HE. |
Stylus force | 1 pond. |
Test Conditions
Signal Reference | 5,42 cm/sec Peak Velocity 315 Hz. |
Test Groove Diameter | 30 cm. |
Test Groove Width | 65 u. |
Playback Band Width | 400 to 20.000 Hz. |
Spectal analysis | 1/3 octave analyzer. |
SIGNAL TO NOISE RATIO SPECIFICATIONS
Left or right channel | Each Spectral band 70 dB. |
PHYSICAL DIMENSIONS (der "Schneidfolien")
Type | diameter mm | diameter inches |
250 | 254 ± 0.2 | a 10" |
300 | 305 ± 0.4 | a 12" |
350 | 356 ± 0.4 | a 14" |
Thickness and Tolerance: CUTTING AREA (within Cutting Area)
Aluminium base (die nackte Alu-Scheibe) | 1 mm | ±0.05 mm |
Lacquer coating (die Lack-Schicht) | 0.2 mm | ±0,015 mm |
Overall thickness (die Gesamtdicke) | 1.4 mm | ±0,008 mm |
Center hole diameter (das Mittenloch) | 7.25 mm | ±0.025 mm |
CUTTING SIDE
Preferred side is unmarked. - All Master Recording Blanks are however double faced and the other side may be cuttable, but have minor defects.
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RECOMMENDED CONDITIONS FOR SHIPPING AND STORAGE
- Temperature and Humidity - 15-25°C, - 50-80% rh.
THE RECOMMENDATIONS ARE GENERAL GUIDANCE ONLY.
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RECORDING STYLI (Der Schneidstichel)
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NOTES :
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- 1) Neumann styli manufactured with Micro-Point shanks. Neumann shanks available on request.
- 2) Westrex 350AL has 35% less effective tip mass (or increased high frequency range.
- 3) Facet width and tip radius options:
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in Detail :
Model Number Suffix | Facet Width "F" | Tip Radius "R" |
None (Standard) | 4.2 Microns 0.00017 Inch | 3.0 Microns 0.00012 Inch |
-4.0 | 4.0 Microns 0.00016 Inch | 3.0 Microns 0.00012 Inch |
-K | 3.8 Microns 0.00015 Inch | 2.0 Microns 0.00008 Inch |
-M | 3.5 Microns 0.00014 Inch | 2.0 Microns 0.00008 Inch |
STYLUS HEATER SPECIFICATIONS:
WIRE : | 39 Gauge Nichrome, 0.0035 ±0.0001 Inch, Dia. | |
RESISTANCE COLD : | Models 320, 329, 329SH, 350AL: | 2.1 ±0.1 Ohms. |
Model 350; | 4.2 ±0.2 Ohms. | |
RESISTANCE HOT: | Models 320. 329, 329SH, 350AL: | 2.0 ±0.1 Ohms. |
Model 350: | 4.0 ±0.2 Ohms. |
RECORDING STYLUS SPECIFICATIONS
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Die wichtigsten professionellen Schneidstichel im Vergleich
GENERAL DIMENSIONS:
im Einzelnen
Die Schneidstichel bei den Profis sind allermeist rote Rubine. Die sind sehr teuer und es gibt nur noch ganz wenige Spezialisten, die diese Stichel genau auf Maß schleifen können.
Nach den Angaben des Herrn Brüggemann können diese Rubine mehrfach - aber auch nicht zu oft - nachgeschliffen werden, denn sie nutzen sich beim Schneiden der Folien leicht ab. Schon leichte Abweichungen von der idealen Form führen zu einem "schlechten" Schnitt.
Schaun Sie bei den Grafiken auf die angemerkten Toleranzen des Winkels und der Schnittkanten. Da steht etwas von 0,025mm, das sind 25 Tausendstel Millimeter.
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