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In der Hifi-Stereophonie 1982 Heft 02 lesen wir einen Artikel über Platten Zubehör

Es war die letzte kurze Zeit vor der Einführung der CD Ende 1983 und die Vinyl-Platten waren die Hifi-Musikquelle Nummer 1. Und - die Platten hatten mehrere Probleme:
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Schallplattenstabilisatoren

Bei der allgemein verfeinerten Wiedergabetechnik schenkt man nun auch elastischen Schwingungen innerhalb der Schallplatte Aufmerksamkeit. Diese Schwingungen können z.B. durch Schallerregung entstehen und je nach Schallplattentellerauflage und Vorrichtungen (Vakuum oder sonstige mechanische Klemmvorrichtungen) deutlich vermindert werden. Zudem - und das ist noch wichtiger - stellen heutige Platten mit ihrer
leichten Verwellbarkeit Anforderungen an die Tonarme, insbesondere an die schwereren, „klassischen". Sogenannte Schallplattenstabilisatoren sollen beides vermindern. Wir haben fünf solcher Stabilisatoren überprüft. Die Ergebnisse waren recht unterschiedlich.

Der MB Record Puck

Der MB Record Puck besteht aus elastischem Kunststoff, der auf die Achse aufgedrückt wird. Ohne wesentliches Eigengewicht, nur durch die Klemmwirkung an der Achse, hält er die Schallplatte auf die Tellerauflage gepreßt. Er war unhandlich in der Bedienung; zudem muß man beim Aufsetzen das Achsenlager immer mit einer hohen Kraft belasten. Die Wirkung auf verwellte Platten war sehr gering, die Schwingungsdämpfung aufgrund seines kleinen Durchmessers und die nicht immer optimale Auflage auf der Schallplatte ungünstig. Das Gerät (ca. 14 DM) ist umständlich und ohne wesentliche Wirkung.

Der Nagaoka Round Cleaner RC-401

Eine andere Idee liegt dem Nagaoka Round Cleaner RC-401 zugrunde, mit dem sich die Abtastnadel sehr schnell reinigen läßt. Voraussetzung ist allerdings, daß der Tonarm weit nach innen zur Achse hin geschwenkt werden kann, was bei vielen Automatiken nicht möglich ist! Die Oberfläche des RC-401 ist mit feinen Härchen beschichtet, die ein gefahrloses Reinigen auch empfindlicher Nadeln erlauben. Tonabnehmer mit kleiner, wenig
aus dem Nadelträger hervorstehender Nadel sind ja besonders staubgefährdet. Vorsicht ist bei Systemen mit starkem magnetischem Streufeld geboten: Der RC-401 ist ferromagnetisch, das System wird dadurch möglicherweise stark angezogen. Die Stabilisatorwirkung ist mit 1,7 N (170p) Anpreßkraft nicht sehr hoch, doch bei manchen Platten schon wirksam. Knapp 40 DM kostet dieser stabilisierende Nadelreiniger.

Der Nagaoka GL 601 MK II Crystal Stabilizer

„Für die Genießung der besseren Töne" (so die Anleitung) verwende man den Nagaoka GL 601 MK II, den Crystal Stabilizer. Dieser Glasblock mit Moosgummiunterseite und allerhand eingebautem Schnickschnack (Stroboskop 33/45 min-1, 50/60 Hz, Kugellibelle) drückt die Platte mit ca. 7 N (0,7kp) an den Teller. Um unterschiedliche Plattentellerauflagen auszugleichen, sind einige Gummischeiben beigegeben, die man unter die Platte legen kann, um die Etikettenfläche zu unterstützen. Eine wirklich gute Idee, denn bei manchen Plattentellern steht andernfalls der Rand der Platte wie bei einem flachen Trichter nach oben. Entgegen der Anleitung erhöht der Crystal Stabilizer das Trägheitsmoment des Tellers nur unwesentlich, da das Gewicht ja zu nahe an der Achse liegt. Aber er erhöht die Lagerreibung; das bedeutet bei manchen Laufwerken erhöhte Rumpelwerte und verminderte Drehzahl!

Die Wirkung war nicht bei allen Arten von Plattenverwellungen ausreichend, einige wurden sogar vergrößert. Immerhin bewirkt der Stabilizer bei richtiger Anwendung ein sattes Aufliegen auf geeigneten Plattentellermatten. Bei einem ungefähren Preis von knapp 110 DM ist die Preis-Nutzen-Relation allerdings mehr als problematisch. Das gilt auch für die etwas einfachere Version GL 601 (ca. 80 DM).

Der Monitor Audio POD

Beim leichten Aufdrücken des Monitor Audio POD von EON/Canada klemmt sich eine Spannzange um die Plattentellerachse, und das Dreibein mit seinen elastischen Fußenden drückt die Platte herunter. Beim Abziehen löst sich die Spannzange problemlos, wenn man an der richtigen Stelle angreift. Vielleicht sollte man dieses Plastikteil farblich absetzen. Mit weniger als 30g Gewicht belastet das Dreibein das Plattentellerlager nicht, auch kann die Regelungsdynamik eines Direktantriebs durch keine zusätzliche Rotationsmasse verändert werden. Eine sattere Auflage der Platte konnte in den meisten Fällen mit dem POD erreicht werden. Um Wellen herauszudrücken, muß man ein wenig „experimentieren". Je nachdem, wie man die drei Füße aufsetzt, ist die Wirkung besser oder schlechter. Um die Wirkung zu erhöhen, wurde bei manchen Plattenspielern die Nagaoka-Zwischenscheibe der Platte untergelegt. Für knapp 30 DM sicherlich der sinnvollste Stabilisator; bei geeigneten Plattentellerauflagen durchaus empfehlenswert.

Schallplattenreinigungsbürsten

Seit einiger Zeit werden auf dem Markt Bürsten angeboten, die mit über einer Million feinster, elektrisch leitender Carbonfiberhärchen bestückt sind, mit deren Hilfe sie Staub aus den Plattenrillen holen und gleichzeitig statische Aufladungen beseitigen sollen. (Hierfür ist übrigens kein zusätzlicher Drahtanschluß nötig, da die Aufladungen über die Hand abgeleitet werden.)

Der Dust-Eliminator von Empire

Der Dust-Eliminator von Empire kann diese Aufgabe nicht zur vollen Zufriedenheit lösen. Bei ihm brechen während des Gebrauchs die Härchen ab und verschwinden unwiederbringlich in den Plattenrillen. Die Bürste wird von einer Plastikabdeckung geschützt, die in einer flachen Führungsrille darübergeschoben werden muß. Es passiert aber leicht, daß die Abdeckung falsch aufgesetzt oder auch auf die Härchen gepreßt wird. Für rund 20 DM ist diese Bürste weniger empfehlenswert.

Der Dust-Sweep von VMP

Beim Dust-Sweep der Firma VMP findet man die längsten Carbonfiberhaare. Trotzdem tut er seinen Dienst recht ordentlich. Nach Gebrauch wird der Dust-Sweep auf einen Aluminiumbügel geschoben, der dabei sehr geschickt den Staub von der Bürste abstreift. Interessant ist, daß dieser Bügel auch festgeschraubt werden kann, lästige Sucherei entfällt. Preis ca. 20 DM.

Der Cantosweep von Canton

Die optisch eleganteste Lösung bietet wohl die Firma Canton an. Bei ihrem Cantosweep wird einem Rasiermesser ähnlich die Bürste in den Griff geklappt. Ein in diesen Griff eingeschobenes Reinigungsstäbchen ermöglicht das Entfernen des Staubes von der Bürste. Bei der Handhabung muß man allerdings darauf achten, nicht nur den Kunststoffgriff, sondern auch die metallene Fassung der Härchenbürste zu berühren, damit die Aufladungen der Schallplatte abgeleitet werden. Neben dem schon mehrfach besprochenen Discostat (ca. 38 DM) ist der Cantosweep (ca. 25 DM) eine weitere Möglichkeit, Platten auf schonende Weise zu pflegen.

Reinigungsmittel

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Der Reco Pack DC-203 von Nagaoka

Aus dem reichhaltigen Pflege- und Zubehörprogramm der Firma Nagaoka unterzogen wir drei Produkte einem Praxistest: Reco Pack DC-203, Disc Cleaner QR-202 und die Plattentasche Nr. 102.
Bei stark verschmutzten (z. B. mit Flecken und Fingerabdrücken übersäten) Platten oder solchen, die naßgefahren wurden und wieder trocken abgespielt werden sollen (die verdunstende Abspielflüssigkeit hinterläßt einen angetrockneten Schmutzfilm, der Knistern und Knacken verursacht), empfiehlt sich eine gründliche Reinigung. Hier drückt sich japanische Reinlichkeit im Griff zur Flasche aus. Der Flascheninhalt beim Reco Pack DC-203 ist zwar auch alkoholhaltig, jedoch wird in der in englischer Sprache geschriebenen Gebrauchsanweisung (Do you speak English?) darauf hingewiesen, daß er zum Trinken nicht geeignet sei, erst recht nicht für den Zugang von Kindern.

Anhand einer Bilderfolge auf der Verpackungsrückseite wird die Reinigung der Platten gut verständlich erläutert. Die Dosierung der viskosen Flüssigkeit sollte um den Faktor 1,5 erhöht werden (bei der angegebenen Menge reißt der Gelfilm ab, und es besteht die Gefahr von Kratzern durch das Aufdrücken der Verteilerschiene, unter der sich harte Schmutzteilchen befinden können). Außerdem muß die Trocknungsphase von drei auf etwa zehn Stunden (!) verlängert werden. Erst dann ist die Plattenmaske spielend leicht als Ganzes abzuziehen. Rationelles Reinigen ergibt sich, wenn mehr als zwei Platten hintereinander gereinigt werden (es sind aber nur zwei Trockenständer vorhanden). Während dieser Zeit erhält das Musikzimmer ein neues Aussehen - alle Ablageflächen sind „geplättelt" -, und ein intensiver Duft durchstreift die Wohnung.

Verschmutze Singles scheint es bei Nagaoka nicht zu geben, der Applikator ist nämlich nur für LP-Radien ausgelegt. Das Ergebnis des ersten (jede Platte hat zwei Seiten) Reinigungsdurchgangs läßt sich kurz zusammenfassen: Die Platten sind rillentief rein. Reco Pack DC-203 kostet etwa 60 DM.

Der Nagaoka Disc Cleaner QR-202

Gegen den ständig auf den Platten vorhandenen Staub bietet Nagaoka den Disc Cleaner QR-202 an. Ebenfalls in englischer Sprache wird die Anwendung des Wischers, seines Reinigers und der Sprayflasche erklärt. Die abgerundete weichfaserige Unterseite des Wischers überdeckt ausreichend die gesamte Breite der Klangrillen einer LP, so daß bei rotierender Platte die Staubaufnahme rasch erfolgt. Ohne Aufsprühen der schnell verdunstenden Flüssigkeit auf die Wischerunterseite bleibt jedoch der feine Staubanteil an der „Abhebestelle" zurück.

Bedient man sich der mitgelieferten Sprayflasche, so sprüht man sich und den Wischer gleichmäßig ein. (Verringert man den Sprayabstand, so ist ein gleichmäßiges Anfeuchten nicht möglich.) Danach verbessern sich die Staubverhältnisse auf der Platte deutlich. Die am Wischer haftenden Staubpartikel lassen sich mit dem Abstreifer leicht, Flecken und Fingerabdrücke jedoch nur unter starkem Druck entfernen. Eine antistatische Wirkung konnte nicht festgestellt werden. Das Design ist unseres Erachtens nicht gerade geschmackvoll, die Form recht unhandlich. Disc Cleaner QR-202 kostet etwa 40 DM, der Wischer etwa 30 DM.

Da die Plattenoberfläche infolge der ständigen elektrostatischen Aufladung nie völlig staubfrei sein kann, steckt man die Platte, auch wenn sie kurz vorher nochmals abgewischt wurde, doch leicht staubig in die Innenhülle. Deren Papier wird durch die Reibung im Laufe der Zeit aufgerauht und trägt somit ebenfalls zur Staubansammlung bei. Deshalb gingen die Zubehörhersteller zu Hüllenauskleidungen aus Plastik über (Nachteil: elektrostatische Aufladung wird vergrößert).

Die Nagaoka Plattentasche Nr. 102

Nagaoka bietet die Plattentasche Nr. 102 an, deren Material immun gegen elektrostatische Aufladung sein soll. Diese Behauptung konnte nicht vollständig bewiesen werden, jedoch ergab sich ein deutlicher positiver Unterschied zu den Plastikhüllen herkömmlicher Art. Da die Innenhüllen mit der Zeit zu einem Staubreservoir werden, sollte man sie öfter wechseln. Die Packung von Nagaoka enthält mit fünfzig Hüllen (Ladenpreis: etwa 24 DM entspricht 0,50 DM pro Hülle!) reichlich Reserve. Allerdings ist ein Preisvergleich mit den im Fachhandel erhältlichen „normalen" Plastikhüllen ratsam.

Der Doppelsamtwischer 400L von 1st Class

Ein sinnvolles und ansprechendes Design und eine Vielfalt an Reinigungsartikeln bei optimiertem Platzbedarf findet man beim Masterset und seinem kleinen Bruder, dem Doppelsamtwischer 400L der Marke 1st class (Hanse Trading, früher Polydor; Deutsche Grammophon). Das wichtigste Element der Serie ist der Doppelsamtwischer. Aufbewahrt wird er in einem wannenförmigen Abteil des Sets, auf dessen Boden ein Vlies liegt, worauf die „Wischer"-Flüssigkeit getropft wird. Die Verdunstungsdämpfe sollen den Samt anfeuchten. Die so präparierte Wischfläche (sie könnte etwas länger sein) nimmt den Staub größtenteils auf, feinen Staub läßt sie jedoch an der Abhebestelle zurück. Auch fiel eine starke elektrostatische Aufladung der Platte während des Reinigens auf, die sich in lautem Knistern beim Wegnehmen der Platte bemerkbar machte. Den aufgenommenen Staub streicht man wirkungsvoll mit einem im Rückteil des Wischers befindlichen Fusselbürstchen ab, an dessen Ende ein weiteres Bürstchen zur Trockenreinigung der Nadel eingepaßt ist. (Nach mehrmaligem Gebrauch fielen die Nadelbürste und ein Teil der Verkleidung herunter, da sie nur durch Klemmen miteinander verbunden sind.)

Für stark verschmutzte Platten ist eine Naßreinigung vorgesehen, die mit einem faserfreien Tuch, destilliertem Wasser und mit genau drei Tropfen (dabei spielt die Wassermenge wohl keine Rolle?) „Bad"-Flüssigkeit durchgeführt wird. Die versprochene Sauberkeit konnte festgestellt werden. Das faserfreie Tuch gehört leider nicht zur Ausstattung des Sets, dafür fünf Unterlegscheiben, die bei der horizontalen Ausrichtung des Plattenspielers mit einer Miniwasserwaage eingesetzt werden können, zusätzlich eine Tonarmwaage (sehr einfach) und ein - unnötiger - Plattenheber. Eine Naßreinigung der Nadel erfolgt mit dem Reinigungspinsel, der in der Flasche „Nadel" steckt. (Das Tonabnehmersystem müßte ausgebaut werden, wenn gemäß Anleitung der Pinsel senkrecht zum Tonarm geführt werden soll.) Eine kurze Bedienungsanleitung in Wort und Bild vermittelt schnell die Einsatzmöglichkeiten des Sets. (Ungefährer Preis: Masterset 50 DM; Doppelsamtwischer 400L 8 DM.)

Der Plattenstaubsauger AD-093 von Hitachi

Nicht mehr der Plattenteller allein dreht sich unter der Bürste oder dem Samtwischer, nein, Borsten und Bürste selbst rotieren jetzt über die ruhende Platte hinweg. Der Plattenstaubsauger
wurde geboren: der AD-093 von Hitachi. Ein Gleichstrommotor mit 3V Batteriespannung läßt die weiche, schraubenförmige Bürste mit etwa hundert Umdrehungen pro Minute (Leerlauf) um ihre eigene Achse rotieren und treibt gleichzeitig eine Antriebsrolle an, die den AD-093 in etwa 2,5 Sekunden über die Klangrillen einer LP oder Single bewegt. Arretiert wird der AD-093 durch Aufsetzen auf die Plattenspielerachse oder auf die Achse des auch als Depot dienenden Untersatzes. (Hierbei entstehen zwei Stellen, an denen der Staub liegenbleibt. Die beigelegte Anleitung erklärt die erforderliche Drehung der Platte um 45° und das erneute Aufsetzen des Gerätes!)

An der Unterseite des AD-093 sind zwei mitlaufende Stützrädchen eingebaut, die den waagerechten Lauf des 200 g wiegenden Saugers unterstützen. Durch die erzeugten Luftwirbel der Bürste wird der Staub ins Gehäuseinnere gesaugt, lagert sich dort ab oder bleibt an dem Luftfilter haften.

Gereinigt wird der AD-093 mit einem mitgelieferten Bürstchen und einem faserfreien Tuch. Der Wirkungsgrad der Reinigung entspricht dem eines angefeuchteten Samtwischers, oder einer guten Carbonfiber-Handbürste, nur daß diese während des Reinigungsvorgangs Rundfunksendungen nicht beeinträchtigen und keine Batterien benötigen. Allerdings gelingt es dem AD-093 hervorragend, auch Plattentellermatten zu reinigen. Ein weitgehend gleiches Gerät wird von Maxell angeboten. (Der Preis beträgt etwa 50 DM, zuzüglich zwei Mignonzellen.)

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