Ein Blick zurück ins Jahr 1949/50
Der verheerende 2. Weltkrieg war etwa 5 Jahre vorbei und die deutsche Bevölkerung hat realisiert, daß die Sieger "die Deutschen" doch nicht verhungern lassen wollten. Und langsam konnte man wieder von alten Wünschen träumen und uralten spinnerten Visionen nachhängen.
Das Magnetbandgerät der AEG war während des Krieges Privatpersonen überhaupt nicht zugänglich und Schallplatten waren das einzige Vergnügen neben dem Radio und dem Kino. Und so war das Augenmerk auch noch voll auf die Platten fixiert. Nur hier und da geht der Autor auf die kommende Magnetbandtechnik ein. Es geht in dem 90 Pfennig Heftchen von 1949/50 also darum, wie ein Privatmann mit seinen damals dürftigen Mitteln Tonaufnahmen selber machen konnte.
Der Ingenieur Fritz Kühne beschreibt so gut wie alles "drum-herum" bezüglich der Aufnahme von Tönen auf Schallfolien, selbst die wenigen Lieferanten sind am Ende genannt.
Anmerkung : Der stolze Verfasser dieses Büchleins konnte nicht ahnen, daß es bereits 1951/1952 die ersten kaufbaren Magnetophone von Grundig gab, die diesen ganzen Aufwand überflüssig machten.
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Neuzeitliche Schallfolienaufnahme - ein Büchlein aus 1949
Vorwort
Das vorliegende Bändchen wendet sich an alle die Leser, die sich mit der Praxis der Schallfolienaufnahme befassen. Deshalb sind absichtlich die Fragen nicht erörtert worden, die ausschließlich die Physik der Tonaufzeichnung auf plattenförmigen Lautträgern behandeln. Diese Fragen sind zur Genüge an vielen Stellen behandelt worden und die Erfahrung hat gezeigt, daß sie doch vom Leser zumeist überschlagen werden. Die Physik der Tonfo1ie ist eng verwandt mit der der Schallplatte. Trotzdem wollen wir uns daran gewöhnen, eine reinliche Trennung der Begriffe durchzuführen.
Schallplatten sind die schwarzen Lautträger, die die Industrie in einem Vervielfältigungsverfahren von einem Original-Aufnahmewachs herstellt. Da diese gepreßten Vervielfältigungen in der Regel starr sind, hat sich der Ausdruck Schallplatten eingeführt.
Anders beim Folien verfahren. Hier wird der gleiche Tonträger abgespielt, der auch zur Aufnahme verwendet wurde. Wir haben es also immer mit Originalaufnahmen zu tun. Jede Schallfolie ist für sich in einem eigenen Arbeitsgang „geschnitten" worden. Diese Tatsache verlangt aber ein besonderes Tonträgermaterial. Beim Plattenverfahren hat man es bei der Aufnahme mit einem weichen und schneidwilligen Wachs zu tun und bei der Wiedergabe mit sehr harten Schellackplatten.
Beim Folienverfahren aber braucht man ein Material, das einerseits weich genug ist, um sich schneiden zu lassen, und doch wieder genügend fest, um eine vielfache Abtastung zu erlauben. In der Frühzeit der Schallfolientechnik verwendete man vorzugsweise Gelatine von etwa 0,5mm Stärke. Diese biegsamen Tonträger nannte man „Folien", und hiervon hat das Verfahren seinen Namen. Heute werden von der Industrie Folien mit starken Metallträgern und einer Lackschicht hergestellt. Obwohl diese Tonträger unter Umständen genau so starr sein können wie Schallplatten, werden sie doch Tonfo1ien oder Schallfo1ien genannt.
Aus dieser Gegenüberstellung geht auch hervor, daß der früher gebräuchliche Ausdruck „Schallplattenselbstaufnahme" recht unglücklich gewählt war. Der Ausdruck „Platte" war völlig falsch und das eingeschobene Wörtchen „selbst" deutete bewußt oder unbewußt darauf hin, daß es sich um eine amateurmäßige Arbeitsweise handelte. Inzwischen hat sich viel geändert. Die Schallfolientechnik ist eine eigene technische Disziplin geworden, der durchaus nichts Behelfsmäßiges oder rein Liebhabermäßiges mehr anhaftet. Wenn man einen Vergleich aus der Lichtbildnerei heranziehen darf, dann entsprach die „Schallplattenselbstaufnahme" dem „Knipsen" und die „Schallfolienaufnahme" entspricht dem „Photographieren".
So wenig wie der Erwerb einer Leica ihren Besitzer vom „Knipser" zum „Photographen" macht, so wenig wird selbst durch eine vollständige Studioeinrichtung aus dem „Selbstaufnahme"- Amateur ein Schallfolientechniker. Erst das tiefere Eindringen in die Praxis vermittelt die Erfahrungen und Kenntnisse, die zum ernsthaften Arbeiten auf dem Gebiet der Schallfolientechnik erforderlich sind. Diese Erfahrungen soll dieses Bändchen vermitteln.
Fritz Kühne 1949
Inhalt von "Neuzeitliche Schallfolienaufnahme" aus 1949/50
- 1. Das Anwendungsgebiet der Schallfolie
- 2. Qualitätsgrenzen der Schallfolie
- 3. Was ist zur Schallfolienaufnahme erforderlich?
- 4. Das Schneidgerät
a) Vorschubeinrichtungen
b) Drehpunktführung
c) Parallelführung
d) Aufnahmelaufwerke
e) Plattenteller
f) Selbstbau von Schneidgeräten
g) Schneidgeräte der Industrie
h) Der Schreiber - 5. Verstärker
- 6. Tonfrequenzquellen
a) Mikrofone
b) Tonabnehmer
c) Rundfunkvorsätze
d) Kabelanschluß - 7. Die Entzerrung
- 8. Zubehör zur Schallfolienaufnahme
a) Aufnahmefolien
b) Schneidstichel
c) Wiedergabenadeln - 9. Die Praxis der Schallfolienaufnahme
a) Ausschuß vermeiden!
b) Raumakustik, Aufstellung des Mikrofons
c) Drehzahl und Drehzahlkontrolle
d) Schneidrichtung
e) Spanbeseitigung
f) Aussteuerungskontrolle
g) Arbeit mit dem Doppelschneidgerät
h) Umspielen (Kopieren) von Schallfolien - Anhang
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1. Das Anwendungsgebiet der Schallfolie (1949)
Vielfach wird heute leichtfertig die Meinung geäußert, die Schallfolie sei durch die stürmische Entwicklung der Magnettonverfahren zum Aussterben verurteilt. Diese Ansicht ist falsch! Die Magnettonverfahren lösen zweifellos die Schallfolie dort ab, wo diese ohnehin nur als Behelf anzusehen war. Das ist dort der Fall, wo neben bestmöglicher Qualität die Aufnahme sehr langer Darbietungen, deren beliebige Zusammenstellung durch Schneiden und Kleben (Cuttern) und das Löschen nicht mehr benötigter Aufnahmen verlangt werden.
Und ferner — dies ist wohl der wichtigste Gesichtspunkt—, wo der erforderliche apparative Aufwand keine Rolle spielt. Das gilt zum Beispiel für den Rundfunk. Demgegenüber hat aber die Schallfolie Vorzüge, die die Interessenten des Magnettonverfahrens zwar nicht berühren, die aber für das breite Publikum ausschlaggebend sind. Das sind aber Vorzüge, die kein anderes Schallaufnahmeverfahren bisher aufzuweisen hatte: Aufzeichnung und Wiedergabeverfahren sind in der ganzen Welt weitgehend genormt, und zur Wiedergabe genügt das einfachste Koffergrammofon.
Ein Koffergrammofon benötigt keinen elektrischen Anschluß und man findet es noch im dunkelsten Urwald. Die Schallfolie kann also mit Fug und Recht als der populärste Tonträger neben der Schallplatte angesprochen werden. Sie ergänzt die Schallplatte überall dort, wo eine Vervielfältigung der Aufnahme nicht erforderlich ist.
Die Schallfolie hat aber noch einen weiteren Vorzug, über den man sich meist zu wenig Gedanken macht. Das Auflegen einer Folie auf den Plattenspieler ist ein einziger einfacher Handgriff, während zum Beispiel das Einziehen eines Magnetofonbandes eine weit schwierigere Prozedur ist. Dieser Tatsache kommt Bedeutung zu, wenn innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Zeitspanne mehrere kurze Schallaufnahmen abgespielt werden sollen. Das ist zum Beispiel der Fall beim Wiedergeben von Geräuschkulissen innerhalb eines Hörspiels oder einer Theatervorstellung. Die Schallfolie ist nach wie vor die ideale akustische Kulisse.
Diese Überlegungen legen aber sehr deutlich das Anwendungsgebiet der Schallfolie fest. Die Schallfolie bleibt der populäre Tonträger. Immer wenn Wert darauf gelegt wird, daß eine Schallaufnahme mit wenig Aufwand wiedergegeben werden kann und damit weitesten Kreisen zugänglich gemacht wird, ist die Schallfolie das Gegebene. Ganz besonders trifft dies aber dann zu, wenn es sich um Aufnahmen kürzerer Zeitdauer, etwa bis fünf Minuten, handelt, und wenn auf besonders schnelle Wiedergabebereitschaft Wert gelegt wird. Daher ist die Schallfolie der ideale Tonträger für Werbezwecke, musikalische Studien, Sprechbriefe, akustische Kulissen, Archiv- und Liebhaberzwecke. Jedes einzelne dieser Gebiete ist wieder so stark unterteilt, daß man wahrscheinlich mehrere Seiten füllen könnte, um überhaupt erschöpfend alle Anwendungsmöglichkeiten der Schallfolie anzuführen.
2. Qualitätsgrenzen der Schallfolie (1949)
Auf guten Folienaufnahmen läßt sich mühelos ein Frequenzband von etwa 40...4000 Hz unterbringen. Gibt man dann dieses Tonband auch wirklich wieder, so erzielt man einen Frequenzumfang, wie ihn etwa ein moderner Super normaler Güte beim Empfang des Ortssenders bringt. (Bei 4000 Hz wird ein Abfall auf 50% angenommen.)
Gleichzeitig kann man durch geeignete elektrische Siebmittel das unvermeidliche Nadelgeräusch praktisch unhörbar machen. Solch eine Tonqualität ist aber durchaus in der Lage, auch das verwöhnte musikalische Ohr völlig zu befriedigen.
Beweis hierfür ist die Tatsache, daß viele Rundfunkhörer die Tonblende ihres Gerätes grundsätzlich auf „dunkel" stellen, dadurch den Frequenzbereich nach den hohen Tönen zu noch mehr einengen und trotzdem einen musikalischen Genuß von einer solch verhältnismäßig stark beschnittenen Wiedergabe haben.
Ohne sich in weitausholende theoretische Erörterungen zu verlieren, kann man daher sagen: Bei Ausnutzung aller Möglichkeiten der neuzeitlichen Schallfolientechnik ist eine Wiedergabegüte sichergestellt, die der eines guten Rundfunkgerätes handelsüblicher Art entspricht. Je hochwertiger demgegenüber ein Aufnahmeverfahren ist, um so hochwertiger muß die Wiedergabeeinrichtung sein, um überhaupt die Vorzüge der besseren Aufnahmequalität zur Geltung zu bringen.
Solch hochwertige Verfahren können aber nicht mehr als „populär" im Sinne der Schallfolientechnik angesprochen werden. Vergleicht man Aufwand und erzielbare Qualität der Schallfolie mit den Eigenschaften anderer Aufnahmeverfahren, dann erkennt man, daß die Schallfolie besonders günstig liegt. Im Rahmen ihres Anwendungsgebietes reicht die Qualität der Folie vollständig aus.
3. Was ist zur Schallfolienaufnahme erforderlich ? (1949)
Um diese Frage zu beantworten, wäre es denkbar, daß jemand wahllos alle erreichbaren Leute aufsucht, die sich mit der Schallfolienaufnahme befassen, und dabei deren Aufnahmeeinrichtungen besichtigt. Wahrscheinlich würde unser angenommener Schallfolienfreund am Ende einer solchen „Besichtigungsfahrt" genau so schlau sein wie zuvor. Es ginge ihm ähnlich, wie einem angehenden Kurzwellenamateur, der sich auf die gleiche Weise zu informieren versucht, was zu einer Kurzwellenamateurstation gehört.
Hier wie dort findet man nämlich, von wenigen bescheidenen Geräten bis zur zimmerfüllenden Einrichtung, alle Zwischenstufen vertreten. Was den Anfänger aber stets so sehr verwirrt, ist die Tatsache, daß oft mit bescheidensten Mitteln Erfolge erzielt werden, die auch bei großzügigstem Aufwand nicht überboten werden können.
Ein Beispiel aus der Photographie
Am "einleuchtendsten" läßt sich dieser scheinbare Wider- spruch mit einem Beispiel aus der Photographie erklären :
Zwei Photofreunde ziehen mit ihrer Ausrüstung aus, um zu photographieren, der eine mit einer wertvollen Leica und einem ganzen Koffer mit Zubehör, und der andere mit einer einfachen Box. Zuerst machen beide bei hellem Sonnenlicht eine Gruppenaufnahme am Badestrand. Beide Aufnahmen werden vorzüglich ausfallen, sowohl die mit der Box, als auch die mit der Leica, immer vorausgesetzt natürlich, daß beide Photofreunde mit ihrer Kamera richtig umzugehen verstehen. Dann soll auf große Entfernung ein äsendes Reh auf den Film gebannt werden. Der Leica-Mann nimmt sein Teleobjektiv und liefert ein einwandfreies Bild, der Mann mit der Box muß sich entweder mit einem undeutlichen Bild aus der Ferne begnügen, oder versuchen, sich an das Wild heranzuschleichen, um noch eine brauchbare Aufnahme fertigzubringen.
Abends bei Kunstlicht ist es ähnlich. Die Leica erlaubt mühelos Innenaufnahmen im Zimmer. Mit der Box geht das auch, nur muß man viel länger belichten und einen Moment abzupassen versuchen, in dem die zu photographierenden Personen gerade in Ruhe sind. Das ist natürlich mühsam, aber es geht unter Umständen. Ja es sind sogar Fälle denkbar, daß der Leica-Mann in der Hitze des Gefechtes eine der zahlreichen Einstellmöglichkeiten seiner Kamera falsch gemacht hat; dann liefert vielleicht gerade der Mann mit der ganz einfachen Kamera ein besseres Bild, einfach weil er nicht viel falsch machen kann.
Ein treffender Vergleich (mit dem Sprachgebrauch von 1949)
Ganz genau so liegen aber die Verhältnisse in der Schallfolien-Aufnahmetechnik. Bei richtiger Beschränkung auf ihre Möglichkeiten kann auch eine ganz einfache Aufnahmeeinrichtung vorzügliche Folien liefern. Wendet man besonders viel Mühe und Geduld auf, dann lassen sich die vom Aufwand - und damit vom Geldbeutel - gesteckten Grenzen oft verblüffend weit überschreiten. Will man aber alle Möglichkeiten der Schallfolienaufnahme voll ausnutzen und noch dazu betriebssicher arbeiten, dann sind Zusatz- und Hilfseinrichtungen erforderlich, die oft mehr Mittel erfordern, als das eigentliche Aufnahmegerät. Gerade aber in der Beschränkung zeigt sich der Meister. Es läßt sich viel Aufwand durch besonders gewissenhafte Arbeit ersetzen.
Der Verfasser bewahrt noch heute eine Orgelaufnahme auf, die vielleicht 15 Jahre alt ist (Anmerkung: Das Büchlein ist von 1950!!). Diese Aufnahme wurde mit einem selbstgebautem Kohlemikrofon, einem ebenfalls selbstgebautem Schneidgerät und, an Stelle eines Verstärkers, mit einem ganz gewöhnlichem Volksempfänger gemacht. Trotzdem kann sich diese oft abgespielte Schallfolie auch heute noch mit Anstand hören lassen.
Ganz gleichgültig, ob man nun eine einfache Amateureinrichtung für die Aufnahme von Schallfolien vor sich hat, oder eine große Studioanlage, immer kann man drei Grundeinrichtungen (Anmerkung: Der Verfasser meint 3 "Komponenten") deutlich unterscheiden (Bild 1).
Grundeinheit 1 ist die Tonfrequenzquelle.
Darunter versteht man diejenige Einheit, die den in Tonfrequenz umgewandelten Schall liefert. Das kann z. B. ein Mikrofon, ein Rundfunkempfänger, eine Kabelleitung oder ein Plattenspieler sein.
Grundeinheit 2 ist der Verstärker.
Dieser hat die Aufgabe, die von der Tonfrequenzquelle gelieferte elektrische Energie soweit zu verstärken, daß damit die Schneiddose, auch „Schreiber" genannt, in unserem Schneidgerät betrieben werden kann.
Grundeinheit 3 ist das Schneidgerät
und gleichzeitig Grundstock jeder Tonfolien-Aufnahmeeinrichtung ist das Schneidgerät. Mit diesem werden wir uns später noch sehr ausführlich befassen müssen.
Bild 2 zeigt im Lichtbild eine solche einfache Schallfolien-Aufnahmeeinrichtung. Als Tonfrequenzquelle ist hier ein Mikrofon gezeigt. Bild 3 zeigt uns eine Erweiterung dieser Anlage durch zwei Überwachungseinrichtungen. Um die Aufnahme richtig beurteilen zu können, sind noch ein Kopfhörer und ein Aussteuerungs- Kontrollinstrument dazugekommen. Zur Wiedergabe der aufgenommenen Schallfolien läßt sich, wie schon eingangs erwähnt, im aller einfachsten Fall ein ganz gewöhnliches Koffergrammofon verwenden. Wer allerdings über eine Aufnahmeeinrichtung verfügt, wird seine Folien schon aus Qualitätsgründen elektrisch über den Lautsprecher wiedergeben.
Bild 4 zeigt das Prinzipschema. Die Grundeinheit II, der Verstärker, ist geblieben. Grundeinheit I, nämlich die Tonfrequenzquelle, ist jetzt der elektrische Plattenspieler. Grundeinheit III dagegen ist hier ein Lautsprecher.
Und nun gleich hier eine tröstliche Feststellung: Alle Schneidgeräte sind gleichzeitig auch als Plattenspieler zu verwenden. Zumindest kann nach Stillegung der „Vorschubeinrichtung", über die wir noch sprechen werden, die Schneiddose auch zum Wiedergeben verwendet werden. In den weitaus meisten Fällen sind aber gleich zwei elektrische Dosen eingebaut; die eine arbeitet dann als „Schreiber" und die andere als Tonabnehmer. Unter diesen Umständen läßt sich die Aufnahmeeinrichtung nach Bild 3 unter Hinzunahme eines Lautsprechers und zweier Umschalter in eine vollständige Aufnahme- und Wiedergabeeinrichtung für Schallfolien nach Bild 5 erweitern.
Am Ein- und Ausgang des Verstärkers sitzt je ein Umschalter, der die Umschaltung von Aufnahme auf Wiedergabe vornimmt. Bei Aufnahme ist am Verstärkereingang das Mikrofon und am Ausgang der Schreiber angeschlossen, bei Wiedergabe hingegen am Eingang der Tonabnehmer und am Ausgang der Lautsprecher.
Der geschlossene Aufbau
Diese Anordnung nach Bild 5 läßt sich aber "noch geschlossener" gestalten, wie Bild 6 zeigt. Verlegt man den Eingangsumschalter in den Verstärker und den Ausgangsumschalter sowie das Überwachungsinstrument in das Schneidgerät, dann kommt man zu einem sehr schön geschlossenen Aufbau. Sieht man vom Lautsprecher ab, so liegen wieder genau wie in Bild 1 drei Grundeinheiten vor. Der Lautsprecher, die neu hinzugekommene Einheit 4, läßt sich zum Beispiel in das Schneidgerät gleich miteinbauen. Ja, es gibt sogar Industriefirmen und Folienfreunde, die noch weiter gehen und auch den Verstärker selbst mit in das Schneidgerät einbauen. So kommt man dann zu der Einkofferanlage. Eine solche besprechen wir näher in einem späteren Abschnitt.
Die gegliederte Bauweise
Das Gegenstück zur zusammengefaßten Bauweise, der eben geschilderten Einkofferanlage, ist die gegliederte Bauweise. Geht man von der Bauweise nach Bild 5 als „Normalanordnung" aus, dann kann man eine Anordnung nach Art einer Einkofferanlage als „gedrängte Bauweise" und eine solche nach Bild 6 als „auseinandergezogene Bauweise" bezeichnen.
Mehr Bequemlichkeiten
Die Grundeinheiten bleiben, aber wir werden gleich erkennen, daß solch eine auseinandergezogene Bauweise unter Inkaufnahme des höheren Aufwandes gewisse Bequemlichkeiten in der Bedienung mit sich bringt.
Neben diesen Bequemlichkeiten bietet sie aber auch die Möglichkeit einer schnelleren Betriebsabwickelung und einer viel weitgehenderen Ausschöpfung aller Aufnahmemöglichkeiten.
Deshalb kommt auch solch einer Anordnung vor allem Bedeutung im kommerziellen Einsatz zu, zum Beispiel im Tonstudio. Bild 7 läßt das deutlich werden.
Von Vorteil ist ein Mischpult
Für den Anschluß der Tonfrequenzquelle, der Grundeinheit 1, sind mehrere Möglichkeiten vorgesehen. Es ist nicht nur ein Mikrofon vorgesehen, sondern mehrere, dazu noch Plattenspieler, Kabelanschluß und Rundfunkempfänger. Um diese Tonfrequenzquellen wahlweise an den Verstärker anschalten zu können, ist nun nicht mehr ein Umschalter vorgesehen, sondern ein Mischgerät, ein sogenanntes Mischpult.
Mehrere Verstärker
Die verschiedenen Darbietungen lassen sich wahlweise miteinander mischen und gestatten die Erzielung künstlerischer Effekte, wie sie etwa der Tonmeister bei Film oder Funk herbeiführt. Es wird auch nicht mehr ein Verstärker für alle Zwecke verwendet, vielmehr wird für jeden Zweck ein besonderer Verstärker benutzt und jeder einzelne dieser Verstärker ist eigens für diesen Sonderzweck eingerichtet. Der Schneidverstärker dient nur noch dazu, die Energie für den Schreiber zu liefern. Gleichzeitig ist dieser Verstärker auf die besonderen Eigenschaften des Schreibers abgestimmt. Aus Gründen, die wir noch kennen lernen werden, ist seine Verstärkung bei den Bässen geringer als im übrigem Tonbereich.
Zur Überwachung des Schneidvorganges wird außer dem Anzeigeinstrument kein Kopfhörer mehr verwendet, sondern ein Lautsprecher. Auch dieser Lautsprecher bekommt einen eigenen Verstärker zugeordnet, den sogenannten Abhörverstärker. Auch der Abhörverstärker ist wieder seinem Sonderzweck angepaßt. Er hat eine besonders hohe Baßverstärkung, um einmal die ungünstige Baßabstrahlung, die allen handelsüblichen Lautsprechern anhaftet, wieder auszugleichen. Ferner nimmt er zusätzlich noch Rücksicht auf die Höreigenschaften des menschlichen Ohres bei Zimmerlautstärken und endlich korrigiert er noch den im Schneidverstärker absichtlich eingeführten Verstärkungsabfall bei den Bässen. Das ist aber erforderlich, weil ja der Abhörverstärker seine Steuerspannung aus dem Schneidverstärkerausgang bezieht. Alles in allem hat also solch ein Abhörverstärker eine ganz besonders wirksame und in hochwertigen Anlagen auch sehr genau berechnete Baßanhebung.
Der dritte Verstärker ist der Rückspiel- oder Wiedergabeverstärker, über diesen werden die aufgenommenen Schallfolien wieder abgespielt. Er ist deshalb mit einem getrenntem Lautsprecher zusammengeschaltet. Der Rückspielverstärker ist elektrisch so eingerichtet, daß er die bei der Aufnahme absichtlich vernachlässigten Bässe wieder auf das richtige Maß anhebt. Außerdem nimmt er noch auf die schon beim Abhörverstärker erwähnten ungünstigen Eigenschaften handelsüblicher Lautsprecher Rücksicht und bringt deshalb eine ganz besonders gute Baßwiedergabe.
Durch das Vorhandensein mehrerer Verstärker, für jeden Sonderzweck einen eigenen, entfällt die Notwendigkeit, beim Übergang von Aufnahme auf Wiedergabe einen oder mehrere Umschalter zu bedienen. Der Abhörverstärker macht den Kopfhörer überflüssig, der manchmal als lästig empfunden wird. Man geht in großen Anlagen oft noch weiter und baut sogar noch einen eigenen Kommandoverstärker ein, der lediglich dazu dient, vom Regieraum aus Anweisungen nach dem Aufnahmeraum durchzusagen.
Wir erkennen also: Eine Anlage nach Bild 7 ist vor allen Dingen dort angebracht, bei denen auf schnelle Betriebsbereitschaft und einfache Bedienung Wert gelegt wird und bei denen sich vor allem die aufgewendeten hohen Geldmittel auch einmal wieder bezahlt machen, zum Beispiel in einem großen Tonstudio.
Ganz anders bei Liebhabern oder im Kleinstudio
Im Kleinbetrieb oder gar beim Liebhaber sind aber mit einfachen Mitteln, etwa nach Bild 6, genau so gute Ergebnisse zu erzielen. Freilich muß man beim Bedienen der Umschalter ein wenig mehr aufpassen, um keine Fehlschaltungen zu machen. Vielleicht dauert es ein wenig länger, um nach einer Aufnahme wiedergabebereit zu sein, aber dafür werden große Geldmittel eingespart. Der Anfänger soll also nicht etwa sagen: „Bei der Firma soundso habe ich eine Riesenanlage gesehen, das kann ich mir nie leisten und fange daher gar nicht erst an!" Gerade das Arbeiten mit einfachen Mitteln macht besonders viel Freude, wenn man durch gewissenhaftes Vorgehen so weit gekommen ist, daß man auch mit einer kleinen Anlage ausgezeichnete Aufnahmen fertig bekommt.
4. Das Schneidgerät (1949)
Das Schneidgerät hat auf den ersten Blick sehr viel Ähnlichkeit mit einem Plattenspieler. Genau wie dieser besteht es aus einem Laufwerk mit Plattenteller und einer elektrischen Schalldose, die an einem Arm so angebracht ist, daß sie über die Tonfolie in waagerechter Richtung bewegt werden kann. Während jedoch beim Abspielvorgang die Wiedergabedose von den Rillen der Schallfolie bewegt wird, ist beim Aufnahmevorgang hierzu eine besondere Vorrichtung erforderlich.
a) Vorschubeinrichtungen
Auf der unbespielten Schallfolie sind ja zunächst gar keine Tonrillen eingegraben. Ihre Oberfläche ist vor der „Betonung" spiegelblank. Erst der Schneidstift der Aufnahmedose schneidet diese Rillen in die Oberfläche der Schallfolie. Zu diesem Zweck muß aber die Aufnahmedose, der sogenannte „Schreiber", während des Aufnahmevorgangs ganz allmählich über die laufende Folie geführt werden. Diese Aufgabe erfüllt die Vorschubeinrichtung. Das ist eine Anordnung aus Schneckenrad, Stirnzahnrad und einer Gewindespindel, die von der Plattentellerachse aus angetrieben wird. Im Laufe der Zeit haben sich zwei Grundtypen herausgebildet, die in Bild 8 und 9 skizziert sind. Die Ausführungsform nach Bild 8 nennt man Drehpunktführung und die nach Bild 9 Parallelführung.
b) Drehpunktführung
Die Drehpunktführung ist besonders einfach herzustellen und wird daher vielfach in preiswerten Schneidgeräten angewendet. Trotzdem lassen sich damit genau so sauber geschnittene Folien herstellen, wie mit der Parallelführuhg, vorausgesetzt, daß alle beweglichen Teile in solider Präzisionsarbeit angefertigt sind. Hieran krankten aber früher viele Amateurschneidgeräte. Die Spindel und die Zahnräder müssen ganz genau ineinander passen und ohne jeden toten Gang laufen, sonst arbeitet ein Schneidgerät nie einwandfrei. Das gilt besonders für den Eingriff zwischen Leitspindel und Zahnsegment (bzw. Gewindeschloß bei der Parallelführung), und zwar grundsätzlich bei allen Schneidgeräten. Deshalb sei dies auch gleich hier Eingangs erwähnt. Im eingerückten Zustand des Vorschubs darf sich die Schneiddose selbst bei Aufwendung einiger Fingerkraft (keine Gewalt!) auch nicht um den Bruchteil eines Millimeters nach rechts oder links bewegen lassen. Diese Forderung läßt sich aber bei der Drehpunktführung leichter erfüllen, als bei der Parallelführung. Deshalb wollen wir auch zunächst die Drehpunktführung besprechen.
Die Erklärung zu Bild 8
Auf die Achse des Plattentellers ist ein Schneckenrad "Sr" (in Bild 8) aufgebracht, welches seinerseits ein Stirnzahnrad "Stz" antreibt, das auf der Gewindespindel "Gsp" sitzt. Diese Gewindespindel ist zumeist an beiden Enden in einem Lagerbock "Lb" gelagert. Sobald sich der Plattenteller dreht, wird diese Drehbewegung auf die Gewindespindel übertragen. Die Gewindespindel überträgt nun die Drehbewegung auf den Tonarm "Trm", an dem der Schreiber "Schr" befestigt ist. Der Tonarm ist nämlich, wie wir das auch vom Abspieltonarm kennen, im Punkt "Ts", dem Tonarmsockel, drehbar. Im gleichen Punkt drehbar ist aber auch der Transportarm "Tspa", der an seinem anderen Ende das Zahnsegment "Zsgt" trägt, das in die Gewindespindel eingreift. Da nun aber der Tonarm und der Transportarm im Drehpunkt Ts fest verbunden sind, macht der Tonarm die Bewegung des Transportarmes über die Folie hinweg mit.
Im Prinzip arbeitet jede Drehpunktführung so. Allerdings gibt es eine ganze Anzahl von Ausführungsformen. Zum Beispiel ist manchmal der gesamte Vorschub oberhalb und manchmal unterhalb des Plattentellers angebracht. Oberhalb des Plattentellers angeordnete Vorschubeinrichtungen müssen beim Folienwechsel jedesmal entfernt werden. Das ist nicht gerade bequem! Man wählte daher diese Ausführungsform zumeist für Einrichtungen, die nachträglich auf ein vorhandenes Laufwerk aufgebaut werden sollten. Beispiel hierfür waren die früher einmal hergestellten "Draloston"-Einrichtung und der "Grawor Record Tonschreiber", der in der Frühzeit der Schallfolientechnik geliefert wurde.
Vollständige Schneidgeräte, also solche, die als betriebsfertiges Gerät vom Hersteller geliefert werden, haben die Vorschubeinrichtung unter den Plattenteller verlegt. Das ist zum Beispiel beim Telefunken-Tonschreiber Ela 107/1 (Bild 10) der Fall. Durch einen Hebel läßt sich die Gewindespindel aus dem Zahnsegment ausrücken, so daß die Aufnahmedose an jeder beliebigen Stelle der Schallfolie aufgesetzt oder abgehoben werden kann.
c) Parallelführung
Leider haben aber alle Drehpunktführungen einen kleinen Nachteil, der sich allerdings nur im großen Studiobetrieb bemerkbar macht. Das Aufsetzen und Abheben des Schreibers erfordert nämlich beide Hände zur Bedienung. Die eine Hand hält den Schreiber über der laufenden Folie solange in der Schwebe, bis im richtigen Augenblick mit der andern Hand der Vorschub eingerückt wird und erst dann der Schreiber auf die Folie aufgesetzt wird. Beim Abheben ist der geschilderte Vorgang in der Reihenfolge gerade umgekehrt.
Im Augenblick des Starts und des Endes einer Tonaufnahme muß der Techniker aber gerade im Studio besonders aufpassen. Er muß vielleicht mit der andern Hand einen Lautstärkeregler, ein Lichtsignal oder sogar ein zweites Schneidgerät bedienen. Deshalb versuchte man eine Vorschubeinrichtung zu entwickeln, bei der durch einen Griff gleichzeitig der Schreiber aufgesetzt und der Vorschub eingeklinkt wurde und umgekehrt.
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Erläuterung von Bild 9
Dieser Wunsch führte zur Entwicklung der Parallelführung. Eine solche ist im Bild 9 skizziert. Oberhalb des Plattentellers befindet sich parallel zu dessen Radius ein Führungsrohr "Fr", das einseitig in einem massiven Sockel "Sk" gelagert ist. Auf diesem Rohr ist eine Führungsbuchse "Fb" verschiebbar aufgebracht, die mittels eines kurzen Zwischenstückes den Schreiber trägt. Im Innern des Führungsrohres läuft die Gewindespindel "Gsp". Diese wird wieder über ein Stirnzahnrad "Stz" und ein Schneckenrad "Sr" vom Plattenteller aus angetrieben. Hierzu ist im Sockel "Sk" eine senkrechte Achse angebracht, die entweder über einen Gummiriemen oder ein Zahnradgetriebe unterhalb des Werkbodens mit der Plattentellerachse in Verbindung steht. Bei der Parallelführung läuft also die Gewindespindel dauernd mit, sobald sich der Plattenteller dreht.
Der Transport der Führungsbuchse "Fb" durch die Gewindespindel geht nun folgendermaßen vor sich: Das Führungsrohr "Fr" ist in seiner ganzen Länge mit einem etwa 12 mm breiten Schlitz versehen, so daß man von außen die innen laufende Gewindespindel erkennen kann. An der Führungsbuchse ist ein Gewindeschloß "Gschl" angebracht, das unter Federdruck durch diesen Schlitz in die Gewindespindel eingreift. Dadurch wird die Mitnahme der Führungsbuchse von der Gewindespindel erzielt. Zum Ein- und Ausklinken und zum gleichzeitigen Aufsetzen und Abheben des Schreibers ist dann noch ein Exzenterhebel angebracht, der beim Hochheben des Schreibers gleichzeitig das Gewindeschloß "Gschl" ausklinkt. Dieser Exzenterhebel ist im Bild 9 nicht mit eingezeichnet, um die Übersicht nicht zu erschweren.
Das Neumann-Schneidgerät R 21
In Bild 11 bringen wir aber als Beispiel eines derartigen Schneidgerätes die Neumann - Aufnahme Maschine R21 -, die auch von Telefuhken unter der Bezeichnung Ela A101/1 vertrieben wurde.
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In diesem Lichtbild ist der Exzenterhebel gut zu erkennen.
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Wir haben also gesehen, daß die Vorschubeinrichtung des Schneidgerätes entweder als Drehpunktführung oder Parallelführung arbeitet.
Bei der Besprechung der Drehpunktführung erwähnten wir auch kurz als Beispiel die früher einmal her gestellte Grawor- Record- und die Dralowid- Führung (Bilder 12 und 13).
Das waren Führungseinrichtungen, die getrennt geliefert wurden, also ohne Laufwerk und Plattenteller. Eine solche Führungseinrichtung erlaubt den Selbstbau eines Schneidgerätes.
Es gab auf dem Markt verschiedene einzeln erhältliche Führungseinrichtungen, darunter solche, die sehr stabil waren.
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Bild 14 zeigt zum Beispiel ein selbstgebautes Schneidgerät des Verfassers, die Type SG12. Dieses Schneidgerät vereinigt in sich alles, was man überhaupt von einem Schneidgerät verlangen kann:
Getrennte Aufnahme- und Wiedergabedosen, 78 und 33 1/3 U/Min., umsteuerbare Schnittrichtung für den Schnitt von innen nach außen oder umgekehrt, eingebaute Wiedergabe- und Aufnahmeentzerrer, Lichtsignalanlage, Aussteuerungsmesser, Universal-Anpaßübertrager, Anschluß an alle Stromarten und Spannungen durch Einbau eines Allstromlaufwerkes, das gegen ein Wechselstromlaufwerk ohne weiteres austauschbar ist, und Anschluß von Lautsprecher und Kopfhörer nebst Umschalteinrichtung.
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Solch vielseitige Schneidgeräte lassen sich bauen, wenn man über eine einzeln erhältliche Vorschubeinrichtung verfügt. Allerdings ist die Industrie immer mehr davon abgegangen, solche Vorschubeinrichtungen einzeln zu liefern. Wie wir gleich noch sehen werden, sind nämlich zum Schneiden von Schallfolien besondere Laufwerke und Plattenteller erforderlich. Außerdem muß das Laufwerk so eingebaut werden, daß es keine Erschütterungen auf den Werkboden überträgt.
Deshalb zieht es die Industrie vor, gleich fertig zusammengebaute Schneidgeräte in den Handel zu bringen. Natürlich ist es möglich, in solch ein Schneidgerät noch zusätzlich einige der oben angeführten Hilfseinrichtungen nachträglich einzubauen.
d) Aufnahmelaufwerke (1949)
Genau wie bei der Wiedergabe von Schallfolien ist es auch bei der Aufnahme erforderlich, daß das Laufwerk vollständig gleichmäßig läuft. Würde es seine Geschwindigkeit nur ein ganz klein wenig ändern, dann äußert sich das in einem recht unangenehmen Jaulen der Darbietung. Bei der Aufnahme müssen aber vom Laufwerk nicht unerhebliche Bremskräfte überwunden werden. Der Stichel in der Aufnahmedose muß ja die Tonrillen erst in die Folienoberfläche eingraben. Deshalb sind zur Aufnahme besonders kräftige Spezialiaufwerke erforderlich.
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Lange Zeit bevorzugte man ausschließlich den Synchronmotor (Bild 15). Dieser hat den Vorzug, auch bei Belastungsschwankungen immer mit gleicher Umdrehungszahl zu laufen, vorausgesetzt, daß die Frequenz des Lichtnetzes nicht schwankt. In einem Großbetrieb, zum Beispiel beim Rundfunk oder im Studio, ist es sehr angenehm, daß man immer die Gewähr hat, daß sämtliche Aufnahme- und Wiedergabegeräte zuverlässig mit gleicher Drehzahl arbeiten, wenn sie mit Synchronmotoren ausgerüstet sind.
Im Kleinbetrieb hingegen oder beim Liebhaber ist dies nicht so sehr wichtig, denn dort ist es leicht möglich, vor jeder Aufnahme die richtige Drehzahl einzustellen. Außerdem haben Synchronmotoren die Eigenschaft, nur am Wechselstrom-Lichtnetz zu arbeiten.
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- Anmerkung: Um 1950 herum hatten viele deutsche Städte immer noch Gleichstrom-Netze. Siehe Nürnberg - Fürth. Quelle Grundig Bieografie.
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Sie benötigen ferner die Zwischenschaltung einer mechanischen Dämpfungseinrichtung zwischen Motorachse und Plattentellerachse, um einen stoßfreien Lauf zu gewährleisten. Für den Kleinbetrieb bedeutet dies aber eine Verteuerung. Deshalb hat die Industrie schon frühzeitig kleine, preiswerte und dabei sehr hochwertige Asynchron-Aufnahmelaufwerke für Wechselstrom herausgebracht. Teilweise sind diese Laufwerke sogar auf 78 und 33 1/3 U/Min. umschaltbar. Bild 16 zeigt ein solch umschaltbares Laufwerk (Gebr. Steidinger).
e) Plattenteller (1949)
Auch die Plattenteller sind beim Schneidgerät schwerer ausgeführt als beim Plattenspieler. Um einen äußerst gleichförmigen Lauf zu erzielen, macht man die Schneidteller besonders schwer, damit sie wie ein Schwungrad alle Unregelmäßigkeiten im Lauf auszugleichen bestrebt sind. Außerdem werden diese Teller völlig plan abgedreht und so ausgewuchtet, daß sie ganz schlagfrei laufen. Zumeist werden die Teller sogar Stück für Stück auf die Achse des Schneidlaufwerkes auf geschliffen. Schneidwerke sollten nach Möglichkeit mit einem schweren Schneidteller verwendet werden.
Wie schon einmal erwähnt, werden in der Regel in ein Schneidgerät zwei elektrische Schalldosen eingebaut, so daß eine allein zur Aufnahme und eine allein zur Wiedergabe dienen kann. Das erkennt man deutlich in den Bildern 10 und 11.
f) Selbstbau von Schneidgeräten
Der Selbstbau eines guten Schneidgerätes ist durchaus möglich, vorausgesetzt, daß man über die nötigen Erfahrungen und die erforderlichen Bauelemente verfügt. Dann spart man durch den Selbstbau unter Umständen eine Menge Geld, weil vorhandene Teile verwendet werden können. Plangedrehte Aufnahmeteller und Schneidmotoren sind bereits wieder einzeln erhältlich. Schwieriger ist die Beschaffung der Vorschubeinrichtung.
Vor dem Krieg wurden eigens für Selbstbauzwecke solche Vorschubeinrichtungen in den Handel gebracht. Heute hingegen verkaufen nur einzelne Firmen ihre serienmäßig für ihre eigenen fertigen Geräte hergestellten Vorschubeinrichtungen einzeln. Das ist aber durchaus begrüßenswert, denn dadurch bekommt man ein zuverlässiges, wohl erprobtes Bauelement in die Hand. Im Augenblick sind die Vorschubeinrichtungen der Firmen Brennemann & Berger und die von Franz v. Trümbach einzeln erhältlich.
Die Technik ist erklärungsbedürftig
Auf beide Erzeugnisse gehen wir im nächsten Abschnitt näher ein. Abgesehen von diesen heute erhältlichen Fabrikaten kommen zur Zeit viele Schneidführungen aus der Vorkriegsfabrikation auf den Tauschmarkt, so daß auch heute wieder der Selbstbau eines Schneidgerätes durchaus möglich ist.
Sehr wichtig ist bei der Auswahl eines Vorschubs die Tatsache, auf die schon einmal hingewiesen wurde, daß sich nämlich die Schneiddose im eingeklinktem Zustand ohne jeden toten Gang bewegt. Bei stehendem Motor darf sich die Schneiddose nicht nach rechts oder links, auch nicht um Bruchteile eines Millimeters, bewegen lassen. Ferner ist für einen massiven Zusammenbau Sorge zu tragen, damit nicht der Vorschub und die Motorplatine in Schwingungen geraten können. Als Material für den Werkboden eignet sich Dural (Anmerkung: eine damals gebräuchliche Aluminium-Legierung)von etwa 6 bis 8 mm Stärke.
g) Schneidgeräte der Industrie (1949)
Beschafft man sich ein vollständiges von der Industrie hergestelltes Schneidgerät, dann hat man die Gewißheit, daß alle Bedingungen erfüllt sind, die für ein einwandfreies Arbeiten bürgen.
Die markanteste Neuentwicklung ist die Tonfolienschneidmaschine JB 190 von Brennemann & Berger in Hamburg, die derzeit das Vollkommenste darstellt, das der deutsche Markt zu bieten hat. Diese Maschine knüpft an die Tradition der „klassischen" Neumann-Maschine R 21 (Bild 11) an.
Bei der JB 190 (Bild 17) ist eine Reihe markanter Verbesserungen vorgesehen: Die Schneidrichtung ist verstellbar. Man kann also wahlweise von innen nach außen oder umgekehrt schneiden. Der Motor ist umschaltbar für 33 1/3 und 78 U/Min. Das Handrad für die Kennrilleneinrichtung ist waagerecht angeordnet und unterhalb des Werkbodens mit einer Schnurrolle versehen.
Unter Verwendung eines Riemens lassen sich so zwei Schneidgeräte miteinander kuppeln, so daß beim Schneiden von Aufnahmen, die sich über mehrere Plattenseiten erstrecken, nur das Handrad an einer Maschine bedient werden muß. Die Aufsetzvorrichtung in Bild 17 für den neuartigen Tonabnehmer kann auch elektromagnetisch gesteuert werden.
Wichtig ist der "Vorschub".
Von edelster feinmechanischer Präzisionsarbeit ist bei dieser Maschine der Vorschub (Bild 18). Wie im vorigen Abschnitt erwähnt, ist dieser auch einzeln lieferbar.
Zum Beispiel ist durch Auswahl des geeigneten Materials und durch ganz besonders sorgfältige Verarbeitung dafür gesorgt, daß trotz geringster Reibung keinerlei toter Gang eintreten kann.
Genau so sorgfältig ist ferner die Lagerung des Plattentellers ausgeführt (Bild 19). Hier ist eine Öldämpfung eingebaut, die die Aufgabe hat, die Radialschwingungen des verwendeten Synchronmotors abzufangen.
Sogar das Material der Motorachse ist besonders ausgewählt worden. Man verwendet hier einen Torsionsfederstab, der gleichfalls zur Aussiebung und Dämpfung von Radialschwingungen dient.
Ein weiteres sehr interessantes Schneidgerät zeigt Bild 20. Es wurde vor dem Krieg von der Firma Siemens vertrieben und in ganz ähnlicher Ausführung auch von Franz v. Trümbach hergestellt. Bei diesem Gerät sind in einem einzigen Koffer Schneid- und Wiedergabegerät, Verstärker, Lautsprecher, Umschalteinrichtungen und ein magisches Auge zur Aussteuerungskontrolle untergebracht.
Dieses Gerät stellt also die ideale, leicht transportierbare „Einkofferanlage" dar.
Saphir-Tonabnehmer von Telefunken
Ein sehr stabiles, aber erschwingliches Schneidgerät in Kofferform liefert Franz v. Trümbach. Der Vorschub arbeitet als Parallelführung. Diese Geräte werden in verschiedenen Ausführungen angeboten. Es gibt solche mit Synchronmotoren und solche mit sehr flach gebauten Asynchronlaufwerken.
Als Tonabnehmer findet der Saphir-Tonabnehmer von Telefunken Verwendung. Die Geräte sind für den Schnitt von außen nach innen eingerichtet und sind mit einer Kennrillenvorrichtung ausgerüstet. Die Trümbachschen Geräte kommen unter der Markenbezeichnung „Tonograph" in den Handel.
Interessant ist zum Beispiel die Ausführung Tonograph-„Repo". Das ist eine transportable Einkofferapparatur. Im äußeren Aufbau ähnelt diese sehr der in Bild 20 gezeigten. In einem stabilen Koffer sind an einer Ganzmetallplatte Spezialverstärker, Schreiber, Kontroilautsprecher, Meß- und Regeleinrichtungen sowie alle sonstigen Schaltelemente montiert. Der Spezialverstärker hat eine unverzerrte Endleistung von 4 Watt und ist eingangsseitig für den direkten Anschluß von Kristall- oder Kondensatormikrofonen bestimmt.
Getrennt zuschaltbare Höhen- und Tiefenentzerrer sowie ein Magisches Auge zur Lautstärkekontrolle sind ebenfalls eingebaut. Ein Rundfunkanschlußglied ermöglicht Aufnahmen aus dem Rundfunkprogramm durch Vorschalten eines geeigneten Rundfunkempfängers als Tonfrequenzquelle.
Ein schon vor dem Krieg sehr bekannt gewordenes Kofferschneidgerät ist der Wuton-Recorder der Wuton-Werke. Es ist sehr handlich und wie eine Reiseschreibmaschine leicht zu transportieren. Der Vorschub geschieht hier nach Art der Drehpunktführung. Zur Beseitigung des Spanes ist eine Aufwickelvorrichtung angebracht.
Doppelschneidgeräte werden von der Industrie heute kaum mehr angeboten, vielmehr werden zweckmäßig zwei Einzelgeräte nebeneinander gestellt.
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Um auch den Selbstbau von Schneidgeräten wieder in Fluß zu bringen, hat der Verfasser einen Vorschub nach der Art der Parallelführung entwickelt, der in den Bildern 21, 22 skizziert ist. Der Antrieb erfolgt mittels biegsamer Welle vom Plattentellerstumpf her. Der Vorschub ist umsteuerbar. Eine Kurbel für Kennrillen und eine Aufsetzvorrichtung sind gleichfalls vorgesehen.
h) Der Schreiber
Die von der Tonfrequenzquelle erzeugten und vom Verstärker verstärkten elektrischen Spannungen werden im Schreiber wieder in mechanische Bewegung umgesetzt. Der Stichel schneidet diese Bewegung in Form von Schlangenlinien in die Oberfläche der laufenden Folie ein. Der Schreiber, auch Schneiddose genannt, gilt mit Recht als Qualitätsengpaß der ganzen Anlage. An sich läßt sich zum Schneiden jede kräftige magnetische Abspieldose verwenden. Tatsächlich haben verschiedene dieser Dosen im Laufe der Zeit eine gewisse Beliebt- und Berühmtheit als Schreiber erlangt, obwohl sie ursprünglich gar nicht für diesen Zweck entwickelt worden sind.
Das gilt zum Beispiel für die Körtingdose DT7, die Grawor-Record-Dose oder den alten magnetischen Tonabnehmer von Braun. Trotzdem ist eine Spezialschneiddose allen anderen überlegen. Leider sind solche Spezialschreiber aber sehr teuer, so daß sie meist nur im kommerziellen Betrieb verwendet werden. Wir wollen wenigstens aber erklären, warum solche Spezialschreiber teurer, aber auch besser als normale Abspieldosen sind.
Jedes schwingende Gebilde hat eine bestimmte Eigenresonanz, die von seiner Masse bestimmt wird. Je schwerer das Gebilde ist, um so tiefer liegt die Eigenresonanz. Bekanntlich schwingt ein solches Gebilde in der Eigenresonanz stärker als bei anderen Frequenzen. (Beispiel: Brücken sollen von großen Menschenmengen nicht im Gleichschritt überquert werden, da durch zufällige Erreguag der Brücke in der Eigenresonanz ein so starkes Schwingen eintreten kann, daß die Brücke einstürzt.)
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Über die Eigenresonanz
Das „Gebilde", um das es sich hier handelt, ist der Anker, die Nadelschraube und der Schneidstichel. Die Masse dieser drei Dinge hat eine Eigenresonanz, die je nach Fabrikat zwischen 2.000 und 3.500 Hz liegt, also am oberen Ende des Tonbereiches. Kommen nun in der Aufnahme Töne in dieser Gegend vor, dann würden diese lauter als gewünscht aufgezeichnet, was einen unnatürlichen und schrillen Klang verursacht.
Durch geeignete Maßnahmen kann nun dieser Übelstand beseitigt oder gemildert werden. Der Anker nebst Nadelschraube und Stichel kann zunächst möglichst klein gehalten werden.
Dadurch rutscht die Eigenresonanz weiter nach oben, nämlich in ein Gebiet, in dem sie nicht mehr so sehr stört. Dieser Verkleinerung der schwingenden Masse sind aber aus anderen Gründen sehr bald Grenzen gesetzt. Als weitere Maßnahme ist es möglich, den Anker durch Gummi oder Fett zu dämpfen und dadurch die Eigenresonanz sehr stark wegzudämpfen.
Leider wird aber durch solch eine Dämpfung auch die Empfindlichkeit des Schreibers im übrigen Frequenzbereich stark gedämpft. Es ist ferner nicht ohne weiteres möglich, zum Ausgleich einen kräftigeren Verstärker einzusetzen, weil dann wieder der Anker größer gemacht werden müßte, um seine magnetische Kennlinie nicht zu übersteuern.
Eine Kompromißlösung
Deshalb sucht man eine Kompromißlösung. Man dämpft, soweit das erforderlich ist, sucht aber die Empfindlichkeit des Schreibers möglichst groß zu machen. Deshalb verwendet man einen erstklassigen Magneten, macht den Luftspalt besonders klein und schleift die Polschuhe ganz genau auf den Anker ein. Auch die Justiereinrichtung muß beste Präzisionsarbeit sein.
Selbst die Halterung für die Nadelschraube erinnert bei einem Präzisionsschreiber an Uhrmacherarbeit. Tatsächlich ist ein solcher hochwertiger Schreiber auch ebenso sorgsam zu behandeln, wie eine gute Taschenuhr. Dafür ist er aber auch empfindlicher als ein guter handelsüblicher Schreiber, erlaubt Aufnahmen mit besserer Klanggüte, aber kostet auch etwa das Vierfache. Bild 23 zeigt links einen Präzisionschreiber R12b der Firma Georg Neumann (Berlin) und rechts einen preiswerten Schreiber der Grawor-Werke.
5. Verstärker (1949)
Die Fragen der Verstärkertechnik für die Schallfolien- aufnahme sind so umfangreich, daß sie ein eigenes Bändchen der „Radio-Praktiker-Bücherei" füllen. (Siehe Band 8 der RADIO-PRAKTIKER-BÜCHEREI „Vielseitige Verstärkergeräte für Tonaufhahme und Wiedergabe")
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Trotzdem zeigen wir schon hier in Bild 24 und Bild 25 den Aufbau und die Schaltung eines sehr zweckmäßigen Universalverstärkers, den der Verfasser eigens für diesen Zweck entwickelt hat.
Dieser Verstärker ist so empfindlich, daß er auch den Anschluß hochwertiger Mikrofone ohne weitere Zusätze erlaubt. Seine Ausgangsleistung von 25 Watt gestattet auch die Wiedergabe vor einem sehr großen Zuhörerkreis. Der Eingang ist mit einer dreiteiligen Überblend- und Mischeinrichtung versehen, so daß ohne Betätigung eines Umschalters auch künstlerische Effekte erzielt werden können.
Die Eingänge I und II sind für den Anschluß von Kristall-, Kondensator- oder anderen hochwertigen Mikrofonen bestimmt. Wahlweise können auch Tonabnehmer angeschlossen werden.
Am Eingang III läßt sich ein Rundfunkgerät vorschalten, um auch Rundfunkübertragungen schneiden zu können. Der beschriebene Verstärker ZV 26d verfügt außer über einen Eingangsregler noch über einen Klang- und einen Summenregler. Die schwer erhältlichen Transformatoren sind auf zwei Stück beschränkt worden (Engel, Wiesbaden).
Das der Aussteuerungskontrolle dienende Tonfrequenzvoltmeter wurde selbst geeicht. Das Anzeigeinstrument liegt am 10 Ohm-Ausgang und ist ein Milliamperemeter zu 0,1mA Vollausschlag. Der vor dem Sirutor liegende Vorwiderstand wurde so abgeglichen, daß bei Vollausschlag 15 V angezeigt werden.
6. Tonfrequenzquellen (1949)
a) Mikrofone
Es gibt auf dem Markt eine so große Fülle von Mikrofonen, daß allein ein Katalog schon einen ansehnlichen Umfang aufweisen würde. Auch die Preisunterschiede sind beträchtlich.
Bei der Auswahl geeigneter Mikrofone für Schallfolienaufnahmen wird jedoch die Wahl durch die Tatsache erleichtert, daß die oberste Frequenzgrenze für gute Schallfolien bei ungefähr 4.000 Hz liegt. Es ist also nicht unbedingt erforderlich, Mikrofone anzuschaffen, die eine Aufnahme bis 12.000 Hz erlauben. Tatsächlich lassen sich mit hochwertigen Amateur-Kohlemikrofonen schon recht anständige Aufnahmen herstellen. Aber noch ein anderer Punkt ist wichtig: Es muß vor der Anschaffung entschieden werden, ob zwischen Mikrofon und Verstärker große Leitungslängen erforderlich sein werden. Hochohmige Mikrofone, dazu zählen in erster Linie Kristallmikrofone, erlauben nämlich keine großen Leitungslängen bis zum Verstärkereingang. Bei Verwendung guter Spezialkabel sind aber Längen bis zu 30m ohne weiteres zulässig. Bei niederohmigen Mikrofonen, das sind Kohle-, dynamische- und Kondensatormikrofone (d. h. hinter der 1. Verstärkerstufe), sind aber Leitungslängen bis zu 200m angängig.
Da solche Längen sehr selten erforderlich sind, bedient man sich heute für die Schallfolienaufnahme meist des Kristallmikrofones. Dieses benötigt keine eigene Stromversorgung, ist klein und handlich und ohne weitere Zusätze anschaltbar. Außerdem ist es bei guten Fabrikaten so hochwertig, daß sein Frequenzumfang den des Schallfolienverfahrens weit überragt. Bild 27 zeigt eine Reihe von Mikrofonen, die für die Schallfolienaufnahme geeignet sind. Näheres über Mikrofone bringt Bändchen 11 der „Radio-Praktiker-Bücherei".
b) Tonabnehmer
Grundsätzlich lassen sich zur Abtastung von Schallfolien alle Tonabnehmer verwenden, die auch zur Schallplattenabtastung Verwendung finden, vorausgesetzt, daß an Stelle einer geraden Nadel zur Folienschonung eine sogenannte „Winkelnadel" verwendet wird. Bevorzugt werden dabei diejenigen Tonabnehmer, die einen sehr geringen Auflagedruck haben, damit die empfindliche Folie besonders geschont wird. Moderne Tonabnehmer, auch solche für Handelsschallplatten, sind heute sehr leicht.
In Deutschland sind drei Arten von Tonabnehmern üblich, nämlich magnetische, dynamische und Kristalltonabnehmer. In der Frühzeit der elektrischen Schallplatten- und Schallfolienwiedergabe verwendete man zumeist die damals üblichen und weit verbreiteten hochohmigen magnetischen Tonabnehmer.
Im Bestreben, die Tonabnehmer weiter zu verbessern, wurden weitere Tonabnehmerarten entwickelt, nämlich die dynamischen und die Kristalltonabnehmer. Das Bestreben, allenthalben an Größe und damit an Gewicht zu sparen, führte dazu, daß dynamische und moderne magnetische Tonabnehmer mit niederohmigen Spulen ausgerüstet wurden. So sind zum Beispiel der dynamische Tonabnehmer R5 von Neumann und der Saphirtonabnehmer TO1002 von Telefunken mit einer 200 Ohm Spule ausgerüstet. Dadurch sind diese Tonabnehmer weniger empfindlich, als normale hochohmige Ausführungen. Das erlaubt dafür aber wieder größere Leitungslängen bis zum Verstärkereingang, was im Studio mitunter von Wichtigkeit ist.
Die geringere Empfindlichkeit läßt sich jedoch entweder durch eine zusätzliche Verstärkerröhre ausgleichen, oder durch Zwischenschaltung eines Übertragers etwa 1:20. Besonders zweckmäßig für die Schallfolienwiedergabe ist der TO 1002. Er ist außerordentlich leicht und schont daher die Folien ganz besonders. Außerdem ist er mit einer Saphirdauernadel versehen, die eine besonders gute Wiedergabe gewährleistet, die der mit der Winkelnadel überlegen ist.
Im Bild 28 sind nebeneinander verschiedene Tonabnehmer gezeigt. Der heute weit verbreitete Kristalltonabnehmer gibt besonders hohe Spannungen ab und benötigt vor der Endstufe nur eine Vorröhre. Allerdings muß der Verstärkereingang mindestens 0,5 MegOhm betragen, und die dorthin führende Leitung darf nicht länger sein als höchstens 2m abgeschirmten Kabels.
Eine neuartige Tonfrequenzquelle, die auch in die Gruppe der „Tonabnehmer" gehört, beginnt sich jetzt einzuführen. Das ist der „Elektrische Gong" nach Bild 29. Zur Aufnahme von Werbefolien wird dieses Gerät mit Vorliebe im Studiobetrieb verwendet, um die einzelnen Werbetexte mit einem Gongschlag anzukündigen oder zu beenden.
Durch elektrisch gesteuerte Hämmerchen werden Metallstäbe angeschlagen, deren mechanische Schwingungen von einem Elektromagneten dadurch in elektrische Schwingungen umgesetzt werden, daß sich die Metallstäbchen im magnetischen Feld dieses Magneten bewegen. Der Anschluß des elektrischen Gongs wird genau so vorgenommen, wie der eines hochohmigen magnetischen Tonabnehmers.
c) Rundfunkvorsätze
Zur Aufnahme von Rundfunkdarbietungen verwendete man früher zumeist irgendein gerade vorhandenes Rundfunkgerät. Die Modulation griff man an der Schwingspule des eingebauten Lautsprechers ab, oder man verwendete ein eigenes Anschlußglied nach Bild 30, das an den Anschluß für den 2. Lautsprecher angeschaltet wird.
Diese Art der Aufnahme ist aber heute mit Vorsicht zu genießen. Neuzeitliche Rundfunkgeräte haben eine starke Baßanhebung, um die unbefriedigende Baßwiedergabe handelsüblicher Lautsprecher auszugleichen und auch, um die akustischen Gegebenheiten in Wohnräumen zu berücksichtigen. So aufgenommene Folien klingen dann dumpf und wenig brillant.
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Je nach der Schaltung des Rundfunkgerätes muß, will man dasselbe überhaupt zum Schneiden verwenden, der Tonregler auf „hell" gestellt werden und die eingebaute Gegenkopplung muß abgeschaltet werden.
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Allgemein gültige Regeln lassen sich da leider nicht aufstellen, weil eben jedes Gerät im Nf-Teil anders bemessen ist. Viele Folienfreunde ziehen es daher vor, sich für Aufnahmezwecke, wenigstens des Ortssenders, einen eigenen Rundfunkvorsatz zu bauen.
Besonders dann, wenn" die Rückkopplung nicht angezogen wird, lassen sich damit ausgezeichnete Aufnahmen machen. Bei Verwendung des ZV26d als Schneidverstärker, erfolgt der Anschluß an den Eingang III. Schaltbild und Aufbau solch eines Vorsatzgerätes zeigen die Bilder 31 und 32.
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d) Kabelanschluß
In seltenen Fällen wird die Tonfrequenzspannung über eine Kabelleitung zugeführt. Es wäre zum Beispiel denkbar, daß Aufnahmen aus einem Theater gemacht werden sollen und dort die Aufstellung der Schneidanlage nicht möglich wäre. Dann könnte die vom Mikrofon kommende Modulation nach Verstärkung durch einen Leitungsverstärker über eine gemietete Kabelleitung der Post zum Aufstellungsort der Schneideinrichtung übertragen werden. Solche Fälle sind selten, denn die Miete für Kabel ist nicht niedrig, aber der Vollständigkeit halber sei in Bild 33 die Schaltung eines Kabelanschlußgliedes wiedergegeben. Dieses läßt sich ebenfalls an den Eingang III des ZV 26d anschalten.
e) Die Entzerrung
Eine sehr wichtige Rolle für Qualitäts-Schallfolienaufnahme und Wiedergabe spielt die sogenannte „Entzerrung". Entzerrung ist das Gegenteil von Verzerrung. Schon aus dem Wort geht hervor, daß die Entzerrung eine eventuelle Verzerrung ausgleichen soll. Leider werden diese beiden Begriffe im technischen Sprachgebrauch nicht immer streng voneinander geschieden. Vielfach spricht man nämlich auch noch dann von Entzenung, wenn man aus irgendwelchen notwendigen Gründen eine gewollte Verzerrung herbeiführt.
Das gilt zum Beispiel für die Schneidentzerrung, die man eigentlich Schneidverzerrung nennen sollte. Weil man aber den gewünschten Effekt gewollt herbeiführt, gebraucht man doch in der Regel den Ausdruck Entzerrung. Wir wollen also mit dem Gebrauch dieser beiden Wörter nicht engherzig sein und diese so anwenden, wie es allgemein üblich ist.
Über die linearen und nichtlinearen und Verzerrungen
Bekanntlich bringt jedes elektroakustische Glied in einer Übertragungskette, jeder Übertrager, jedes Mikrofon, jeder Tonabnehmer oder Verstärker und so weiter in die Übertragung ein gewisses Maß von Verzerrungen hinein. Man unterscheidet zwischen linearen und nichtlinearen und Dynamikverzerrungen.
Lineare Verzerrung bedeutet die Bevorzugung oder Benachteiligung bestimmter Töne oder Tongebiete gegenüber dem übrigen Tonbereich. Eine zu schwache Wiedergabe der Bässe ist zum Beispiel eine lineare Verzerrung.
Die nichtlineare Verzerrung (später sprach man von Klirrfaktor)
Viel unangenehmer ist die nichtlineare Verzerrung. Hierbei werden, zum Beispiel durch Übersteuerung der Endstufe, neue ungewollte Töne der Übertragung beigemischt.
Die Dynamikverzerrung
Die Dynamikverzerrung ist die Erträglichste. Daran hat sich unser Ohr (leider?) schon so gewöhnt, daß sie gar nicht mehr empfunden wird. Dynamikverzerrung liegt dann vor, wenn bei einer Übertragungseinrichtung das richtige Verhältnis von „laut" zu „leise" verändert wird. Das ist aber heute bei allen Übertragungen der Fall. Man darf nämlich zum Beispiel bei einer Rundfunksendung ein Orchester nicht einfach auf das Mikrofon „loslassen", ohne den Tonmeister an den Lautstärkeregler zu setzen. Ganz zarte Pianissimostellen würden dann bei einer Übertragung im unvermeidlichen Störgeräusch untergehen, und zu laute Fortissimostellen würden die Verstärker, den Sender oder den Empfänger übersteuern und dann nur unangenehme nichtlineare Verzerrungen verursachen.
Der Tonmeister übernimmt also schon bei einer Aufnahme die Rolle des „amtlichen Dynamik-Verzerrers". Er macht eine Darbietung erst Übertragungs- bzw. aufnahmereif. Diese durch die Technik bedingte und gewollte Dynamikverzerrung kann man durch Dynamikentzerrungsschaltungen wieder ausgleichen, aber der Aufwand ist recht hoch und kommt für unsere Zwecke nicht in Frage.
Die linearen Verzerrungen
Die nichtlinearen Verzerrungen, die unangenehmsten von allen, kann man durch richtige Wahl der Einzelteile klein halten. Richtig angewendet bringen neuzeitliche Geräte so geringe nichtlineare Verzerrungen, daß sich der Praktiker mit diesem Fragenkomplex nicht zu belasten braucht.
Anders aber bei den linearen Verzerrungen. Hierauf muß der Praktiker sein besonderes Augenmerk legen, wenn er beste Erfolge erzielen will. Es sei gleich bemerkt: Um ganz genaue Ergebnisse zu erzielen, muß man sehr genau und umfangreiche Messungen anstellen.
Die Meßtechnik ist aber ein Fragenkomplex für sich. Immerhin ist es aber besser, überhaupt zu entzerren als gar nichts zu tun. Daher bringen wir auch nachstehend wenigstens einige bewährte Entzerrungsvorschläge und müssen es dem Praktiker überlassen, durch eigene Versuche noch bessere Ergebnisse zu erzielen.
Die Lautsprecher-Schalldruckkurve entzerren
Wiedergabeseitig ist die wichtigste Entzerrungsmaßnahme die Entzerrung der Lautsprecher-Schalldruckkurve. Handelsübliche Lautsprecher geben nämlich je nach Qualität besonders den Baßtonbereich schlechter wieder als die Mittellage. Genau genommen müßte dieser Bereich kräftiger verstärkt werden als die Mittellagen, damit der gleiche Lautstärkeeindruck wie bei diesen entsteht.
Tatsächlich geht man auch bei hochwertigen Wiedergabeanlagen so vor (Näheres hierüber ist aus Bändchen 8 der Radio-Praktiker-Bücherei zu entnehmen). Für weniger hochgeschraubte Ansprüche wählt man aber folgenden Weg: Man hebt nicht die Bässe an, sondern beschneidet die Höhenwiedergabe durch eine Tonblende. Es entsteht dann der Eindruck einer stärkeren Baßwiedergabe, jedoch leidet dann das allgemeine Klangbild durch Verzicht auf gute Höhenwiedergabe.
Dieser Weg ist nicht ideal, aber billig. Zudem kann er bei Schallplatten- und Schallfolienwiedergabe ohne allzu große Bedenken beschritten werden, da dadurch gleichzeitig eine Verringerung des Nadelgeräusches bewirkt wird.
Die Schneid- und Rückspielentzerrung
Unerläßlich für die Schallfolienpraxis ist aber richtige Schneid- und Rückspielentzerrung. Mit dieser hat es folgende Bewandtnis: Je lautstärker man eine Schallfolie aufnimmt, um so stärker wird während der Aufnahme der Schneidstichel ausgelenkt und um so stärker werden auch die Schlangenlinien auf der Folie nach rechts und links von der gedachten Mittellinie abweichen. Man wird natürlich eine Folienaufnahme gern möglichst laut machen, damit die aufgenommene Darbietung gegenüber dem Nadelgeräusch so stark überwiegt, daß dieses nicht mehr stört.
Leider sind aber diesem Wunsch Grenzen gesetzt, nämlich durch den vorgesehenen Rillenabstand. Je lauter man die Folie aufnimmt, um so größer wird die Gefahr, daß man in die Nachbarrille hineinschneidet.
Die Physik der Schallfolie
Befaßt man sich näher mit der Physik der Schallfolie, gewinnt man folgende Erkenntnis:
Die größten seitlichen Ausschläge macht der Schneidstichel bei den tiefsten Tönen. Je höher die aufzuzeichnenden Töne werden, um so weniger weit wird der Stichel trotz gleicher Lautstärke ausgelenkt.
Deshalb verfiel man auf einen sehr eleganten Ausweg: Die tiefen Töne unterhalb etwa 200Hz werden absichtlich bei der Aufnahme schwächer aufgezeichnet. Dadurch kann man den Verstärker während der Aufnahme weiter „aufdrehen", ohne ein Überschneiden der Tonrillen bei den Bässen befürchten zu müssen. Diese Maßnahme ist völlig unbedenklich.
Über die Wiedergabe
Bei der Wiedergabe von Folien oder Platten mit einem gewöhnlichem Grammofon ist der Verlust an Bässen nicht zu bemerken, weil solch ein einfaches mechanisches Wiedergabegerät diese tiefen Bässe sowieso nicht mehr wiedergibt. Bei der neuzeitlichen elektrischen Wiedergabe ist der bei der Aufnahme gewollt herbeigeführte Verlust an Bässen aber durch sogenannte Rückspiel- oder Wiedergabeentzerrer leicht wieder auszugleichen.
Die Schneidentzerrung kann wahlweise durch drei verschiedene Maßnahmen herbeigeführt werden, im allereinfachsten Fall durch Unteranpassung des Schreibers an den Verstärkerausgang. Es wird also ein Schreiber verwendet, dessen Scheinwiderstand kleiner ist, als der Scheinwiderstand des Verstärkerausgangs. Umgekehrt ausgedrückt, schließt man den vorhandenen Schreiber an einen Verstärkerausgang an, der hochohmiger ist, als der Schreiber. Als Beispiel: Ein Schreiber mit 2kOhm Scheinwiderstand wird an den 4kOhm-Ausgang des Verstärkers angeschlossen. Allerdings ist diese Angabe mit Vorsicht zu genießen, sofern man nicht in der Lage ist, eigene Messungen anzustellen.
Die firmeneingene Anpassung
Manche Firmen berücksichtigen nämlich in ihren Angaben diese Tatsache schon und bezeichnen, — um bei diesem Beispiel zu bleiben —, einen 2kOhm Schreiber als 4kOhm Schreiber, um zu erreichen, daß dieser so angepaßt wird, daß er richtig entzerrt ist. Aber selbst die Berücksichtigung dieser Tatsache ist keine Garantie für Erfolg.
Angenommen, der vorhandene Aufnahmeverstärker hat eine schlechte Baß wiedergabe, dann wird eine zusätzliche Bedämpfung diese mangelhafte Baßwiedergabe noch mehr verschlechtern. In diesem Falle wäre es richtig, auf eine Schneidentzerrung völlig zu verzichten, da der gleiche Erfolg ungewollt bereits im Aufnahmeverstärker erzielt wird.
Man muß es durch Versuche ermittlen
Wenn man keine orientierenden Messungen anstellen kann, dann ist es besser, durch Versuch zu ermitteln, welche Maßnahmen die günstigsten Ergebnisse bringen. Auf alle Fälle aber soll man sich mit den Zusammenhängen vertraut machen, wie sie hier beschrieben sind.
Man kann die Schreiberentzerrung auch so vornehmen, daß man im Verstärker selbst oder an dessen Ausgang Dämpfungsglieder für die Bässe einfügt. Diese sind natürlich nur bei der Aufnahme einzuschalten. Wenn der Verstärker für Wiedergabe benutzt wird, müssen sie abgeschaltet werden. Das gilt besonders für einen Entzerrer nach Bild 34. Dieser wird nach Art eines Sprache-Musikschalters zwischen zwei Verstärkerstufen eingefügt und bei Nichtgebrauch kurzgeschlossen. Der Wert für C schwankt je nach Schreiber und Verstärker zwischen 500 und 3000 pF und muß ausprobiert werden.
Üner den Entzerrer - Verstärker
Dagegen zeigt Bild 35 einen Schneidentzerrer, der am Ausgang des Verstärkers angeordnet ist. Solch einen Entzerrer baut man am besten gleich in das Schneidgerät ein und erreicht dadurch, daß er zwangläufig mit dem Schreiber mit abgeschaltet wird. Das erspart beim Umschalten von Schneiden auf Wiedergabe einen Handgriff, der gern vergessen wird. Allerdings lassen sich solche Schneidentzerrer mit Vorteil nur für niederohmige Schreiber verwenden. Der in Bild 35 gezeigte Entzerrer ist für einen 150Ohm Schreiber berechnet. Der Entzerrer nach Bild 34 hingegen ist vom Wert des Scheinwiderstandes des Schreibers unabhängig.
Um nun bei der Wiedergabe den Baßverlust wieder auszugleichen, ist ein Rückspiel- oder Wiedergabeentzerrer erforderlich. Seine Werte richten sich nach dem verwendeten Tonabnehmer.
Ein Kristalltonabnehmer braucht keinen Entzerrer
Es sei gleich bemerkt, für Kristalltonabnehmer ist solch ein Wiedergabeentzerrer nicht erforderlich, da diese Tonabnehmer ohnehin die Bässe bevorzugen. Allerdings tun sie das nur, wenn sie richtig angepaßt sind.
Ein Kristalltonabnehmer verlangt einen Verstärkereingang, der mindestens 0,5 MOhm beträgt. Der Eingangs-Lautstärkeregler des Verstärkers oder der Gitterableitwiderstand der ersten Stufe darf also nicht kleiner als 0,5 MOhm sein. Dann ist man beim Kristalltonabnehmer aller Sorgen bezüglich Rückspielentzerrung enthoben.
Magnetische oder dynamische Tonabnehmer müssen entzerrt werden
Beim magnetischen oder dynamischen Tonabnehmer muß aber solch ein Entzerrer verwendet werden. Seine Bemessung richtet sich sehr stark nach dem Scheinwiderstand des verwendeten Tonabnehmers. Bild 36 zeigt einen Rückspielentzerrer für einen Tonabnehmer mit etwa 150...200 Ohm Scheinwiderstand, also zum Beispiel für den TO1002 oder die Neumann-Dose R5. Einfacher herzustellen ist ein Entzerrer für handelsübliche magnetische Tonabnehmer mit einem Scheinwiderstand um 2kOhm herum, weil dabei die Kondensatoren kleiner und billiger sind (Bild 37).
Die an verschiedenen Stellen veröffentlichten Werte für derartige Entzerrer weichen stark voneinander ab. Streng genommen müßte solch ein Rückspielentzerrer nämlich für jeden Tonabnehmer gesondert berechnet werden, und es müßte zusätzlich auf die Kurve des bei der Aufnahme verwendeten Schreiberentzerrers Rücksicht genommen werden.
Für die einfache Praxis ist das aber nicht erforderlich. Auch werden vielfach solche Entzerrer unter Verwendung von Drosseln empfohlen. Dadurch ist es möglich, die gewünschte Entzerrerkurve mit besonders guter Annäherung zu erzielen.
Noch mangelt es an der Beschaffung der Bauteile
Leider ist aber die Beschaffung oder Selbstherstellung von Drosseln mit genau vorgeschriebenem Selbstinduktionswert nur möglich, wenn man über genaue Meßeinrichtungen verfügt. Daher beschränken wir uns hier nur auf die Angabe einfacher RC-Entzerrer.
Ähnliches gilt für Nadelgeräuschfilter. Es lassen sich zwar die hierfür erforderlichen Drosseln meist noch auf Hf-Eisen wickeln, aber der Abgleich auf die Resonanzfrequenz erfordert dann doch wieder Meßeinrichtungen. Viel einfacher ist es, wenn man einen passenden Kondensator nach Art einer Tonblende abschaltbar direkt an den Tonabnehmer nach Bild 38 anschaltet. Legt man mit diesem Kondensator noch einen Regelwiderstand nach Bild 39 in Reihe, dann kann man je nach Bedarf die Höhenbeschneidung einstellen, ohne
die Tonklende am Verstärker Betätigen zu müssen. Das ist nämlich vorteilhaft, weil man die Stellung der Tonblende nicht zu ändern braucht, wenn man von Schallfolienwiedergabe auf eine andere Tonfrequenzquelle umschaltet.
Die Stellung des Reglers vom Nadelgeräuschfilter hängt auch von der Qualität der abzuspielenden Folienaufnahme ab. Ist diese Folie schon stark abgespielt, wird man das Filter stark „zudrehen". Bei einer neuen Folie mit wenig Nadelgeräusch soll es am besten überhaupt nicht eingeschaltet werden. Der Regler steht dann in der Endstellung. Der Wert für C beträgt bei niederohmigen Tonabnehmern gegen 0,5uF und bei hochohmigen Ausführungen gegen 50.000pF. Der zugehörige Regler soll bei niederohmigen Tonabnehmern etwa 2000Ohm und bei hochohmigen ca. 20.000 Ohm haben.
8. Zubehör zur Schallfolienaufnahme
So wie die Beschäftigung mit der Photographie die genaue Kenntnis der auf dem Markt befindlichen Aufnahmematerialien wie Platten, Filme, Entwickler und Papiere voraussetzt, um beste Ergebnisse zu erzielen, so verlangt die Tonfolientechnik die gleichen Kenntnisse hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Aufnahmefolien und Schneid- und Wiedergabenadeln. Nur wer es versteht, für den jeweiligen Zweck das bestgeeignetste Material zu verwenden, wird auf die Dauer den besten Erfolg haben.
a) Aufnahmefolien
Für Aufnahmezwecke stehen uns drei Gruppen von Folien zur Verfügung, nämlich
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- die Gelatinefolien,
- die Kunststofffolien und
- die Lackfolien.
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Charakteristische Eigenschaften
Jede dieser Folienarten hat gewisse charakteristische Eigenschaften, die sich teils als Vor- und teils als Nachteile auswirken. Vergleicht man die gestellten Anforderungen mit den genannten Eigenschaften, dann findet man leicht die für den gewünschten Zweck bestgeeignete Folie.
Gelatinefolien
Reine Gelatinefolien zeichnen sich durch niedrigen Preis und geringsten Raumbedarf aus. Ein Stoß von hundert Folien ist nur wenige Zentimeter hoch. Bei richtiger Verarbeitung - und schonender Behandlung eignen sich, diese Folien ausgezeichnet für den Eigenbedarf des Fachmannes. Allerdings sind diese Folien wasserempfindlich, was dem Vorteil der Unzerbrechlichkeit gegenübersteht. Haben sie einmal Feuchtigkeit angezogen, dann ist es mit der Planlage vorbei.
Gelatinefolien mit einer Unterlage aus Pappe
Günstiger sind in dieser Beziehung bereits Gelatinefolien mit einer Unterlage aus Pappe. Allerdings ist deren Preis schon wieder so hoch, daß man fast für das gleiche Geld die Kunststoffolien aus Dezelith oder Trolifon bekommen kann. Diese haben erfreulicherweise nur gute Eigenschaften an sich. Sie sind unzerbrechlich, unbrennbar, wasser- und tropenfest. Es sind die Idealfolien in der Hand des Laien. Sie werden daher mit Vorzug für hochwertige Archiv-und Studioaufnahmen und für wissenschaftliche Expeditionen verwendet. Das ansprechende Äußere läßt diese Folien, was für den Studiobetrieb wichtig ist, besonders wertvoll erscheinen. Eine weitere sehr angenehme Eigenschaft ist die, daß Folien, welche durch Gewalt und falsche Lagerung verbogen sind, von selbst das Bestreben zeigen, wieder in die Planlage zurückzukehren.
Die Lackfolie
Eine weitere hochwertige Schallfolie ist die sogenannte Lackfolie. Auf einem Träger aus Blech, Pappe oder Kunststoff ist eine Lackschicht aufgebracht, die als eigentlicher Tonträger dient. Diese Folien sind wasser- und tropenfest. Allerdings sind zumindest die Lackschichten oder die Schneidspäne brennbar. Dafür liegen diese Folien aber sehr schön plan. Für den Versand in einfacher Verpackung als Sprechbrief sind die Blechlackfolien aber weniger geeignet. Ist der Blechträger einmal verbogen, dann ist es kaum mehr möglich, die Folien wieder in Planlage zu bringen.
Die Tabelle Seite 64 bringt eine Aufstellung der derzeit erhältlichen Folien und erleichtert deren richtige Auswahl und Anwendung.
b) Schneidstichel
Die Schneidstichel zerfallen in zwei Hauptgruppen, nämlich in Stahlstichel und Edelsteinstichel. Während die Stahlstichel verhältnismäßig preiswert sind und nur zum Schnitt von einer bis höchstens zwei Plattenseiten verwendet werden können, sind die Edelsteinstichel weit teurer und halten dafür aber auch bis zu 2.000 Plattenseiten aus.
Der Edelsteinstichel
Der Edelsteinstichel ergibt zweifellos einen ganz idealen und geräuschfreien Schnitt, er ist aber dafür sehr empfindlich gegen Stoß. Die mit Brillantgenauigkeit geschliffene Spitze bricht sehr leicht aus und der teure Stichel wird dadurch wertlos. Deshalb wird er heute kaum mehr verwendet.
Der Stahlstichel
Bei den Stahlsticheln gibt es mehrere Gruppen, nämlich die geraden und die gebogenen Stichel. Die letzteren sind mit verschieden starker Biegung zu haben. Sie werden besonders gern dort verwendet, wo der Schneidwinkel der Dose nicht oder nur wenig verändert werden kann, und sie gestatten es dann, einen steileren Schnittwinkel zu erzielen. Ferner rühmt man dem gebogenen Stichel einen ruhigeren Lauf nach.
Der gebogene Stichel
Bei Verwendung gebogener Stichel ist beim Einstellen des Schnittwinkels darauf zu achten, daß man nicht den Winkel zwischen Folienoberfläche und Dosenkante anvisiert, sondern den zwischen Folie und Stichelspitze. Die Stahlnadeln sind ferner mit oder ohne angequetschte Flügel zu haben. Die besseren Schneiddosen sind nämlich mit einer geschlitzten Nadelkammer versehen. Das heißt, das Nadelloch im Anker weist einen Schlitz auf. In diesen passen die Flügel genau hinein. Dadurch braucht man beim Stichelwechsel nicht so genau aufzupassen, denn der Stichel sitzt automatisch immer richtig in der Dose. Bei Verwendung derartiger Stichel, die natürlich eine entsprechende Dose voraussetzen, geht der Stichelwechsel besonders schnell vor sich.
Während man bei Schneiddosen mit geschlitztem Anker Stichel mit und ohne Flügel verwenden kann, passen in Dosen ohne geschlitzten Anker nur Stichel ohne Flügel hinein. Für Schneidstichel wird gleichfalls auf Seite 64 eine tabellarische Übersicht gegeben.
c) Wiedergabenadeln
Schallfolien dürfen wegen ihres verhältnismäßig weichen Materials nicht mit gewöhnlichen Stahlstiften abgetastet werden, da diese die Rillen sehr schnell zerstören würden. Man verwendet daher sogenannte Winkelnadeln. Das sind stark abgewinkelte Nadeln, die ganz flach in der Rille gleiten. Diese Nadeln haben einige Nachteile von Natur aus, da sie, sobald sie schief sitzen, die Folie genau so angreifen und zerstören, wie die einfachen Stahlnadeln. Zum anderen aber tritt eine ziemlich starke Benachteiligung der hohen Frequenzen ein.
Diese Winkelnadeln werden in verschiedenen Lautstärken geliefert. Das ist wichtig, denn einfache Sprechbriefe werden oft nur auf gewöhnlichen Koffersprechapparaten abgespielt, und da ist die Verwendung einer „lauten" Nadel sehr erwünscht, während bei der elektrischen Wiedergabe zumeist mit leisen oder mittellauten Stiften abgetastet wird.
Der neue Saphirtonabnehmer TO 1002
Eine allseitig begrüßte Neuerung ist die neue gerade Wiedergabenadel für Tonfolien. Diese ist mit einer rund geschliffenen „Spitze" versehen, die die Folie außerordentlich schont und sich auch hinsichtlich des Frequenzganges weit günstiger verhält, als die alte Winkelnadel. Zudem aber wird sie genau so eingesetzt, wie jede gewöhnliche Grammofonnadel, so daß sie besonders in der Hand des Laien ihre Vorzüge in Erscheinung treten läßt. Sie wird daher gern von Tonstudios der Kundschaft mitgegeben.
Das Ideal zur Wiedergabe von Schallfolien aber ist der Saphirtonabnehmer TO 1002, der eine unerreicht schonende Abtastung der Folien gestattet. Mit diesem Tonabnehmer können Folien einige hundert Mal abgespielt werden, bevor man überhaupt eine Verschlechterung der Wiedergabe mit dem Ohr feststellen kann. Die Zusammenstellung Seite 63 nennt die zur Zeit auf dem Markt befindlichen Wiedergabenadeln.
9. Die Praxis der Schallfolienaufnahme
Bei der Beschäftigung mit der Folienaufnahmetechnik drängen sich unwillkürlich immer wieder Vergleiche mit der Photographie und der Kurzwellentechnik auf. Alle drei Wissensgebiete verlangen eine sehr liebevolle Einfühlung und intensive und zielbewußte Arbeit, wenn der Erfolg nicht versagt bleiben soll, und alle drei Wissensgebiete haben über den kommerziellen Einsatz hinaus einen großen und begeisterten Liebhaberkreis mit beinahe magischer Gewalt an sich gezogen. Wer einmal angefangen hat, sich mit der Folienaufnahmetechnik zu befassen, den läßt sie auch nie mehr los.
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Auf keinen Fall wild drauflos experimentieren
Für den Fachmann, der über umfangreiche Geräte und Hilfseinrichtungen verfügt, ist es oft erstaunlich zu sehen, wie selbst Liebhaber mitunter mit den einfachsten Geräten die schönsten Aufnahmen zustande bringen. Auch hier gibt es wieder den Vergleich mit der Photographie. Auch mit einer billigen „Box" lassen sich die schönsten Motive festhalten, wenn es der Besitzer nur versteht, die Kamera richtig zu handhaben. Ganz gleich ob mit einer teuren oder billigen Anlage gearbeitet wird, eins ist wichtig, nämlich der feste Vorsatz, unter keinen Umständen „wild" darauflos zu experimentieren, sondern gleich vom Anfang an planvoll zu arbeiten und sich die Ergebnisse aller Versuche gewissenhaft zu notieren.
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a) Ausschuß vermeiden!
Eine weitere wichtige Forderung der Praxis ist die, daß man so weit kommt, daß sicher jeder Ausschuß vermieden wird. Man muß sich auf seine Anlage verlassen können, daß sie sicher arbeitet wie eine „Kaffemühle", wenn man diesen etwas respektlosen Ausdruck einmal anwenden darf.
Das Ziel
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen mindestens drei Voraussetzungen erfüllt sein:
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- 1. Zweckmäßiger Aufbau der einzelnen Geräte und der Gesamtanlage.
- 2. Vertrautsein mit den Verarbeitungsbedingungen der verschiedenen Aufnahmematerialien und
- 3. Überlegene Beherrschung und völliges Verstehen der Funktionen der Einzelgeräte und damit der ganzen Anlage.
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Viel Arbeit wartet
Während Punkt 1 eine Geschicklichkeits- und Geldfrage ist, setzen die beiden anderen Punkte intensive Arbeit voraus, um die Erfahrungen der Praxis zu sammeln, die nicht von heute auf morgen gewonnen werden können.
Aufbau einer Anlage
Unter zweckmäßigem Aufbau der Anlage wollen wir verstehen, daß diese so beschaffen ist, daß Fehlschaltungen, Fehlbedienungen und Betriebsstörungen von vornherein nicht eintreten können. Die Gesamtanlage soll so zuverlässig aufgebaut sein, wie wir es beispielsweise vom Fernsprecher oder einem, modernen Rundfunkgerät gewohnt sind. Jeder „bastelmäßige" Zusammenbau muß unbedingt vermieden werden, und die ganze Anlage muß einen kommerziellen Eindruck machen.
Das einzelne Gerät (später waren das komponenten)
Jedes einzelne Gerät soll so stabil aufgebaut sein, daß eine Beschädigung der Verdrahtung und der Einzelteile unmöglich ist. Als Beispiel diene der Aufbau des ZV 26d. Die Verbindung der Einzelgeräte untereinander soll so vorgenommen werden, daß eine Fehlschaltung ausgeschlossen ist. Beim Verfasser werden daher die Geräteeinheiten durch Mehrfachkabel mit Mehrfachsteckern untereinander verbunden. Auch die Umschaltung von Schneiden auf Wiedergeben muß einfach und zweckmäßig seiü, damit nicht durch falsches Bedienen z. B. eine Folie ohne Ton geschnitten werden kann.
Das Schneidgerät SG/12
Am zweckmäßigsten ist die Art, die bei dem Schneidgerät SG/12 vorgesehen wird. Das heißt, die Modulation kann durch einen Umschalter wahlweise auf den Schreiber oder den Lautsprecher gelegt werden. Der ins Schneidgerät eingebaute Tonabnehmer liegt an einem Mischregler des ZV 26 und gestattet eine Wiedergabe der geschnittenen Folie unmittelbar nach der Aufnahme, ohne daß irgendwelche Verbindungen umgesteckt werden müssen.
Nicht vergleichbar mit Studiogeräten
In kommerziellen Anlagen, im Studiobetrieb, kann aber der Tonabnehmer an einem völlig getrennten Verstärker liegen, so daß sogar während des Schnittes bereits die soeben aufgenommene Rille abgetastet werden kann. So lassen sich Fehler unmittelbar erkennen und es ist nicht nötig, daß eine schlechte Aufnahme erst nach ihrer Beendigung als solche erkannt wird. Eine im Studiobetrieb immerhin wichtige Zeitersparnis ist die Folge.
Die Kopfhörer waren damals noch recht primitiv
Die Verwendung eines Kopfhörers bei der Abhörkontrolle ist wohl einfach und billig, aber sie läßt dem Lautsprecher gewohntem Ohr doch nicht die Kontrollmöglichkeit zu, wie sie wünschenswert wäre, ganz abgesehen davon, daß bei stundenlangen Aufnahmen das Tragen des Kopfhörers sehr ermüdend wirkt. Es ist dann ratsam, einen getrennten Abhörverstärker mit Abhörlautsprecher einzusetzen. Eine Umschaltung von Aufnahme auf Wiedergabe fällt dann völlig weg, da der Abhörverstärker dauernd mitläuft. Einen Lautsprecher parallel zur Schneiddose zu legen, ist nämlich nicht empfehlenswert, da dieser zuviel Energie entzogen würde.
Erfahrung ist gefordert
Das Vertrautsein mit den Verarbeitungsbedingungen der einzelnen Materialien ist eine Erfahrungssache. Es zeigt sich nämlich, daß Folienmaterial A mit Schneidstichel B auf dem Schneidgerät C einen ganz bestimmten günstigsten Schneidwinkel und eine ganz bestimmte Dosenbelastung oder Entlastung verlangt. Man muß diese in eigenen Versuchsreihen ermittelten Werte ein für allemal festlegen, damit bei Verwendung eines anderen Materials nicht erst wieder lange Versuche nötig sind.
Ein Schneidwinkel von fast 90°
Man geht heute überhaupt dazu über, den Schneidwinkel sehr steil anzustellen. Meist sind es knapp 90°. Wird weicheres oder härteres Material verwendet, dann ist lediglich das Dosengewicht zu ändern. Das steile Einstellen des Schneidwinkels bringt einen besonders glatten Schnitt, verlangt aber, daß das Schneidgerät absolut stabil und erschütterungsfrei arbeitet.
Um nur ein Beispiel zu geben, seien Daten aus der Praxis des Verfassers gegeben: Die Schneiddose ist auf 89° eingestellt. Verwendet wird bei allen Folien nur der Stichel RF 940. An der Stange im Schneidgerät, auf der das Laufgewicht läuft, sind Marken angebracht, wie die Entlastung bei Decelith-, Gelatine- und Lackfolien eingestellt werden muß. Es ist dann nur bei Materialwechsel das Laufgewicht entsprechend zu verstellen. Was den vorher erwähnten Punkt 3 anlangt, nämlich völliges Verstehen der Vorgänge beim Schneiden und Beherrschen der Anlage, so lassen sich hierzu nur wenige Worte sagen, nämlich: „Das muß man sich selbst erarbeiten!" Es gibt keine Anlage, die „idiotensicher" arbeitet. Man muß schon etwas davon verstehen.
b) Raumakustik, Aufstellung des Mikrofons
Sobald man anfängt, die ersten Musikaufnahmen zu machen, erfährt man die mehr oder minder angenehme erste Bekanntschaft mit der Raumakustik. Sehr rasch kommt man darauf, daß das Mikrofon ganz anders „hört", als das menschliche Ohr. Sitzt man beispielsweise in der hinteren Reihe eines Theatersaales, dann kann man immer noch recht deutlich jedes Wort von der Bühne verstehen. Stellen wir aber ein Mikrofon auf diesen Sitzplatz und hören uns die Darbietung im Lautsprecher an, dann ist beinahe nichts mehr zu verstehen und die Übertragung klingt hohl und dumpf. Es treten so starke Echowirkungen auf, daß das Klangbild völlig verwischt wird. Wie kommt das nun zustande?
Der Mensch hört meist alles von vorne
Das menschliche Ohr hat eine sehr ausgeprägte Richtwirkung und hört vornehmlich alles das, das von vorn kommt. Das normale Mikrofon hört hingegen (mit Ausnahme der höchsten Töne) nach allen Seiten. Es hat eine sogenannte kugelförmige Hörkennlinie. Diese Tatsache bringt es mit sich, daß das Mikrofon auch alle Echowirkungen des Raumes, die von hinten, oben oder unten kommen, gleich laut mit aufnimmt. Diese Echos verschleiern natürlich dann das Klangbild.
Die Aufstellung des Mikrofones
Abhilfe schafft man daher so, daß man mit dem Mikrofon so dicht an die Schallquelle herangeht, daß der direkte Schall überwiegt und die Echoerscheinungen nicht mehr in den Vordergrund treten können. Leider ist diese Abhilfe aber nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Bei einem größeren Klangkörper, selbst bei einem Trio oder Quartett, muß man natürlich bestrebt sein, alle Instrumente oder Mitwirkende in gleicher Lautstärke aufzunehmen. Das verlangt aber einen gewissen Abstand des Mikrofons von dem Gesamtklangkörper. Es muß nun hier ein Kompromiß gefunden werden zwischen der Mikrofonentfernung, die alle Mitwirkenden gleich gut aufzunehmen gestattet, und derjenigen, in der das Raumecho noch nicht zu stark in Erscheinung tritt.
Warum es Studios gibt
Diese Betrachtungen beziehen sich in der Hauptsache auf normale Räume, die für Aufnahmen nicht besonders hergerichtet sind. Günstiger liegen die Verhältnisse in regelrechten Aufnahmeräumen, bei denen durch Stoffverspannungen an den Decken und Wänden und durch starke Teppiche der Nachhall auf ein Mindestmaß herabgesetzt ist. Hier ist ein reichlicher Abstand des Mikrofons vom Klangkörper unbedenklich.
Der Vorteil von Kondensatormikrofonen
Es gibt auch Kondensatormikrofone mit besonderer Hörkennlinie. Das sind die Nieren- und Achtermikrofone. Diese Mikrofone erfassen eine Hörfläche, die nicht kugel- bzw. kreisförmig ist, sondern die sich nieren- oder achtförmig ausbreitet. Besonders wertvolle Dienste leistet das Nierenmikrofon, da es wie das Ohr in der Hauptsache nach vorn „hört" und dabei eine nierenförmige Fläche erfaßt. Echowirkungen, die von hinten kommen, werden nicht aufgenommen. Ebenso stören Publikumsgeräusche fast nicht, wenn die Übertragungen beispielsweise aus einem Kaffeehaus oder von einer Theaterbühne vorgenommen werden.
Im Allgemeinen stehen diese Mikrofone allerdings für den Privatgebrauch nicht zur Verfügung (viel zu teuer) und wir wollen uns daher nachfolgend einmal damit befassen, wie eine Mikrofonaufnahme mit den normalerweise vorhandenen Mitteln vor sich geht.
Beispiel mit 5 Sprechern
Nehmen wir an, es soll eine fünf Herren starke Unterhaltungskapelle aufgenommen werden. Zunächst einmal ist es ratsam, diese Aufnahme nicht während des normalen Dienstes der Kapelle, sondern an einem Vormittag vorzunehmen. Wir stellen das Mikrofon in etwa 3m Entfernung vor dem Stehgeiger auf und hören die Musikdarbietung im Lautsprecher in einem Nebenraum ab. Wir werden, sofern unser Ohr für diese Dinge einige Übung bekommen hat, bald merken, ob sich dieser Raum überhaupt für eine Aufnahme eignet und ob nicht der Nachhall so stark ist, daß eine Aufnahme unmöglich ist.
Durch Verändern des Aufstellungsortes des Mikrofones suchen wir zu erreichen, daß alle Instrumente annähernd gleich stark aufgenommen werden. Das Schlagzeug muß möglichst dezent bedient werden. Sollte die Geige in den hohen Lagen schrill klingen, dann muß durch zusätzliche sparsame Bedienung der Tonblende die Höhe gedämpft werden. Wer Notenkenntnisse hat, steuert nach Partitur aus und vermerkt sich bei der Abhörprobe die Stellen, an denen die Geige zu stark und zu schrill hervortritt und bedämpft nur dort die Höhen mit Hilfe der Tonblende.
Der ausgesuchte Raum ist für die Aufnahme wichtig
Helfen alle diese Kunstgriffe nichts und ist der Klang immer noch zu schrill und zu hallend, dann bleibt nur noch übrig, einen anderen Raum auszusuchen. Am günstigsten ist meist ein kleiner Raum mit vielen Vorhängen, Teppichen, Polsterstühlen und dergleichen, zum Beispiel eine kleine Bar. Sehr gut eignet sich manchmal auch eine kleine Bühne, auf der reichlich viel Kulissen stehen und deren Vorhang nach dem Zuschauerraum verschlossen ist.
Oft hilft auch folgender Kunstgriff, das Echo zu dämpfen: Das Mikrofon wird dicht an eine Wand gestellt und die Wand noch hinter dem Mikrofon durch eine dicke Wolldecke oder im Notfall durch einige Mäntel oder andere Kleidungsstücke abgedämpft. Im Freien sind alle diese Schwierigkeiten bei weitem geringer. So läßt sich eine Blaskapelle auf einem freien Platz schon mit einem einfachen, aber guten Kohlemikrofon in recht befriedigender Weise aufnehmen, weil eben Echowirkungen nicht in dem Maß auftreten können, wie in geschlossenen Räumen. Bei einiger Übung läßt sich jedenfalls in fast allen Fällen eine befriedigende Lösung finden.
c) Drehzahl und Drehzahlkontrolle
Theoretisch könnte man eine Schallfolie mit jeder beliebigen Drehzahl aufnehmen, wenn nur bei der Wiedergabe genau die gleiche Drehzahl eingehalten wird. Es ist ferner bekannt, daß der Frequenzumfang nach den hohen Tönen zu mit steigender Drehzahl zunimmt.
Über die Spieldauer einer Folie
Leider ist der Steigerung der Drehzahl durch wirtschaftliche Überlegungen eine Grenze gesetzt, denn mit steigender Drehzahl nimmt die Spieldauer einer Folie ab. Man hat sich deshalb international auf zwei Drehzahlen geeinigt, bei denen je nach Verwendungszweck Spieldauer und Qualität in einem günstigen Verhältnis stehen. Diese beiden Drehzahlen sind 78 U/min. für hochwertige Aufnahmen und 33 1/3 U/min. für einfache Sprachaufnahmen, Diktat- oder Archivzwecke.
Auch solche „Langspielaufnahmen" mit 33 1/3 U/min. können noch eine befriedigende Qualität haben, wenn man sie auf Folien großen Durchmessers aufnimmt, zum Beispiel auf 40cm Folien. Dann ist die Durchlaufgeschwindigkeit der Rille (wegen des großen Rillendurchmessers) unter der Nadel noch so groß, daß die höchsten Töne nicht zu sehr beschnitten werden. Allerdings hat die Drehzahl 33 1/3 U/min. für uns wenig Bedeutung, es sei denn für Sonderzwecke.
Die Kontrolle der Drehzahl
Um nun bei Aufnahme und Wiedergabe immer die richtige Drehzahl einzuhalten, gibt es vier Kontrollmöglichkeiten.
- Die einfachste ist die, für Aufnahme und Wiedergabe Synchronlaufwerke zu verwenden. Diese laufen ohne Überwachung nur mit der Drehzahl, für die sie gebaut sind, vorausgesetzt, daß die Frequenz des Lichtnetzes stimmt, aus dem sie betrieben werden. Das ist aber heute nicht immer in allen Fällen sicher. Außerdem lassen sich Synchronlaufwerke eben nur aus dem Wechselstromnetz betreiben.
- Die zweite Kontrollmöglichkeit ist einfach und billig, aber zeitraubend. Man zählt die Tellerdrehzahl ab und vergleicht sie mit einer Stopuhr. Am Geschwindigkeitsregler des Laufwerkes wird dann auf die gewünschte Drehzahl nachgeregelt.
- Die dritte Kontrollmöglichkeit ist die mittels Frequenzschallplatte und Stimmpfeife. Es wird eine Frequenzschallplatte abgetastet und mit einer passenden Stimmpfeife die Drehzahl auf die richtige Tonhöhe eingeregelt.
- Die vierte Kontrollmöglichkeit ist optisch und besonders elegant, setzt aber das Yorhandensein eines Wechselstromlichtnetzes voraus. Am Rande des Plattentellers sind für 78 U/min. 77 schwarze Striche in gleichem Abstand angebracht. Beleuchtet man diese beim Lauf des Plattentellers mit periodigem 50Hz Wechselstrom mit einer Glimmlampe, dann scheinen diese Striche dann stillzustehen, wenn die vorgeschriebene Drehzahl erreicht ist.
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d) Schneidrichtung
Man kann eine Folie so betonen, daß man innen oder außen mit dem Schnitt beginnt. In der Schallplattenindustrie hat sich allgemein der Schnitt von außen nach innen durchgesetzt. Die umgekehrte Schnittrichtung ist für die Folienaufnahme aus einer Reihe von Gründen, etwas vorteilhafter, deshalb sind viele Schneidgeräte so eingerichtet, daß man wahlweise mit Innen- oder Außenstart schneiden kann.
e) Spanbeseitigung
Während des Schneidvorganges ist es wichtig, daß der soeben aus der Folie herausgeschnittene Span nicht wieder unter die Schneidnadel (Anmerkung: geminet ist der Stichel) gerät. Diese Gefahr besteht besonders beim Schnitt von außen nach innen.
Beim Innenstart ist das nicht der Fall, weshalb man diese Art der Aufnahme gern dort anwendet, wo auch das Abspielen von innen nach außen keine Schwierigkeiten macht. Bei Verwendung handelsüblicher Plattenspieler mit automatischer Abschaltung ist das aber leider der Fall.
Bei Außenstart muß man daher während des Schnittes dafür sorgen, daß der Span laufend beseitigt wird. Die eleganteste Art ist, den Span mit einem Staubsauger abzusaugen. Eine einfachere Lösung ist die, daß man während des ganzen Schneidvorganges mit einem weichen Pinsel den soeben herausgeschnittenen Span nach der Plattentellermitte führt. Dort wickelt er sich dann um die Klemmvorrichtung, die die Folie auf dem Teller festhält. Zu diesem Zweck ist diese Halterung, Folienmutter genannt, vielfach mit einer Radialbürste versehen, die das Bestreben des Spanes, sich dort aufzuwickeln, unterstützt.
f) Aussteuerungskontrolle
Was bei der Photographie die richtige Belichtung bei der Aufnahme ist, das ist bei uns die richtige Aussteuerung. So wie man in der Photographie vom einfachen Schätzen der Belichtungszeit über die verschiedenen Belichtungstabellen bis zum elektrischen Belichtungsmesser eine Reihe mehr oder minder zuverlässige Hilfsmittel kennt, so gibt es auch in der Tonfolientechnik die verschiedensten Arten der Aussteuerungskontrolle.
Lauter als das Grundgeräusch aussteuern
Die Tonfolie hat beim Abspielen ein gewisses Eigengeräusch, das durch das Gleiten der Abtastnadel in der Rille hervorgerufen wird. Es muß daher die leiseste Stelle der Aufnahme immer noch so laut sein, daß das Grundgeräusch noch nicht störend in Erscheinung tritt.
Leiser als eine Rillenbreite
Anderseits darf bei der Aufnahme aber wiederum nicht mit so viel Energie geschnitten werden, daß die Rillen ineinanderlaufen, oder daß der Aufnahmeverstärker übersteuert wird.
Anmerkung: Das Rheinsche Füllschriftverfahren gab es noch nicht.
Man muß es hören, jedenfalls damals
Die einfachste Art der Aussteuerungskontrolle ist die nach dem Gehör. Man schaltet parallel zum Schreiber einen Kopfhörer, der über Vorwiderstände angeschlossen ist. An Hand von Vergleichsversuchen bemüht man sich, die richtige Höchst- und Mindestlautstärke zu merken und diese nicht zu über- bzw. zu unterschreiten.
Der Kontrollkopfhörer kann auch an die 4- oder 6Ohm Klemmen des Ausgangsübertragers angeschlossen werden, wobei die Vorwiderstände wegfallen. So einfach diese Art der Aussteuerungskontrolle ist, genügt sie doch nur für bescheidene Ansprüche. Zweckmäßiger ist die Verwendung eines „Tonfrequenzvoltmeters", das parallel zum Schreiber geschaltet wird. Bei 150Ohm Schreibern braucht man einen Meßbereich von etwa 20V und bei hochohmigen Schreibern einen solchen von etwa 100V.
Durch Versuche ermittelt man den günstigsten Höchst- und Mindestausschlag des Zeigers, markiert auf der Skala diese beiden Stellen und bemüht sich, während einer Aufnahme durch Nachregeln am Lautstärkeregler die Lautstärke zwischen diesen beiden Werten zu halten.
g) Arbeit mit dem Doppelschneidgerät
Sofern längere Darbietungen aufgenommen werden sollen und die Darbietenden sich nicht nach der „Technik" richten können, also wenn die Darbietungen nicht während des Folienwechsels unterbrochen werden dürfen, dann muß mit einem Doppelschneidgerät oder zwei einzelnen Schneidgeräten gearbeitet werden.
Zwei Schreiber parallel aussteuern
Beide Schneidgeräte werden parallel an den Ausgang des Verstärkers angeschaltet. Mit zwei Röhren AD1 im Gegentakt lassen sich bequem zwei parallel geschaltete Schreiber aussteuern. Es ist natürlich unbedingt von Vorteil, wenn beide Schneidgeräte absolut gleich sind, da dann auch die Gewähr besteht, daß die fortlaufend geschnittenen Folien gleicher Qualität sind. Da beide Schreiber dauernd angeschlossen sind, fällt eine elektrische Umschaltung der beiden Geräte fort.
Etwas über diese Technik
Man beginnt zunächst mit dem Schnitt auf Folie 1. Die Folie 2 wird inzwischen aufgelegt und der Schnitt vorbereitet. Etwa 10mm vor Schluß der ersten Folie setzt man den Schreiber auf die zweite Folie auf, so daß einige Rillen doppelt geschnitten werden und sich die Darbietungen auf den beiden Folienseiten überlappen. Wenn die Schneidgeräte mit Kennrilleneinrichtung versehen sind, wird hierbei noch eine Kennrille geschnitten, so daß man später bei der Wiedergabe der Folien den Tonabnehmer gerade in dem Moment auf die Kennrille der zweiten Folie aufsetzt, wenn der Tonabnehmer der ersten Folie - natürlich bei Verwendung eines Doppelplattenspielers — gerade die Kennrille passiert. Durch geschicktes Überblenden von einer Folie auf die andere läßt sich dann der Eindruck erwecken, als ob überhaupt kein Plattenwechsel stattfinden würde. Fehlt am Schneidgerät eine Kennrillenvorrichtung, dann ist dieser Effekt natürlich schwerer zu erreichen.
Doch wer hat schon einen Doppelschreiber ?
Für den Hausgebrauch aber ist das gar nicht so wichtig, da ja kaum ein Doppelplattenspieler vorhanden ist. Es ist daher für diesen Zweck ratsamer, wenn die Folien bei der Aufnahme nicht überlappend geschnitten werden, sondern an passender Stelle durch einen Umschalter die Schneidmodulation von einem Schreiber auf den anderen geschaltet wird. Es laufen natürlich dann auch hier einige Sekunden beide Schneidgeräte gemeinsam, aber die Darbietungen überlappen sich nicht. Lediglich werden auf der neuen Folienseite einige stumme Anlaufrillen geschnitten und nach der Umschaltung auf der alten Folie einige Auslaufrillen. Man soll sich also vor der Aufnahme erst genau darüber klar werden, wie die Folien später abgespielt werden sollen und welche Schneidart angebracht ist.
h) Umspielen (Kopieren) von Schallfolien
Oft besteht der Wunsch, eine besonders gut gelungene Folie in mehreren Exemplaren zu besitzen. Da eine Preßvervielfältigung bei Tonfolien nicht ohne weiteres möglich ist, muß man die zu vervielfältigende Folie „umspielen". Das heißt, die Originalfolie wird über den Schneidverstärker abgespielt und gleichzeitig eine neue Folie geschnitten. Da schon auf der Originalfolie die Dynamik bei der Aufnahme entsprechend eingegrenzt worden ist, muß nur vor dem Umspielen einmal der Verstärker eingepegelt werden.
Man spielt daher einen Teil der Folie ab und läßt die Modulation auf den Schreiber gehen. Hierbei pegelt man den Verstärker entsprechend ein. Dann läßt man den Motor des Plattenspielers und des Schneidgerätes anlaufen und setzt den Schreiber auf. Erst dann wird der Tonabnehmer auf die erste Rille der Originalfolie aufgesetzt. Um das Aufsetzgeräusch nicht mit in die Kopie hineinzubringen, ist es ratsam, wenn man sich an dem Wiedergabegerät einen einfachen Kurzschlußkontakt anbringt (Klingeldrücker), der im Moment des Aufsetzens betätigt wird.
Vorbereitende Tricks und Kniffe
Bei allen Folien, die wahrscheinlich später kopiert werden sollen, ist es ratsam, wenn man bei der Aufnahme erst einige Leerrillen schneidet, damit man beim Umspielen einige Sekunden Zeit zum Aufsetzen hat, und man nicht gar so ängstlich nach der ersten Rille „zielen" muß.
Das zur Verwendung kommende Wiedergabegerät muß einen erstklassigen Tonabnehmer und einen kräftigen Motor haben, denn alle Wiedergabefehler, die der Plattenspieler verschuldet, werden natürlich dann mit auf die neue Folie geschnitten. Auch muß der Wiedergabemotor erschütterungsfrei laufen und der Plattenteller absolut plan sein, damit keine Vibrationsgeräusche auftreten können.
Selbstverständlich muß ein Wiedergabeentzerrer (Baßanhebung) für das Abspielgerät verwendet werden. Die Schneidentzerrung sorgt schon dafür, daß die Bässe nicht zu stark werden.
Nur teilweise umspielen
Gelegentlich werden aber auch Folien oder Schellackplatten nur teilweise umgespielt, oder es werden in eine laufende Aufnahme Effektgeräusche oder Musik eingeblendet. Im letzteren Falle ist es unbedingt erforderlich, daß man im Moment des Einblendens auch die richtige Stelle der Originalplatte erwischt. Hochwertige Wiedergabegeräte haben hierzu eine sogenannte Aufsetzvorrichtung. Das ist eine Exzenterwelle, die den Tonabnehmer an jeder Stelle der Folie bei laufendem Motor abzuheben und wieder aufzusetzen gestattet.
Das ist für die (bereits verstorbenen) Experten
Man arbeitet mit dieser Vorrichtung wie folgt:
Vor dem eigentlichen Umspielen läßt man die Originalplatte bis kurz vor die Stelle laufen, "wo" später die Umspielung beginnen soll, und hebt dort den Tonabnehmer ab. Der Plattenteller läuft dabei weiter. Ist nun bei der Aufnahme der Moment der Einblendung gekommen, dann werden gleichzeitig die Aufsetzvorrichtung und die Überblendung bedient.
Solch eine Auf Setzvorrichtung läßt sich leicht selbst bauen, aber man kann sich auch anders helfen. Wenn nämlich zum Umspielen ein starker Schneidmotor verwendet wird, der sofort beim Einschalten auf volle Drehzahl kommt, dann setzt man die Nadel des Tonabnehmers an der richtigen Stelle der Platte bei stehendem Motor auf. Kurz vor dem Einblendmoment läßt man dann den Wiedergabeapparat erst anlaufen und bekommt auch so die richtige Stelle.
Hat man eine Hilfskraft zur Verfügung, so ist alles viel einfacher, als es sich hier schildern läßt. Man bezeichnet dann nämlich die gewünschte Startstelle auf der Originalplatte mit farbigem Fettstift, der sich später leicht wieder abwischen läßt, und läßt die Hilfskraft im gegebenen Augenblick an dieser Stelle den Tonabnehmer aufsetzen. Wie schon im Eingang erwähnt, läßt sich oft auch mit einfachen Mitteln der gleiche Erfolg erzielen, wenn man sich nur zu helfen weiß.
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Literatur-Hinweise
Braunmühl-Weber, Einführung in die angewandte Akustik. S. Hirzel, Leipzig. Heyda, Elektroakustisches Taschenbuch. J. Schneider Verlag, Berlin-Tempelhof. Limann, Prüffeldmeßtechnik. FRANZIS-VERLAG, München 2, Luisenstraße 17.
Anhang Fabrikanten-Anschriften.
Schneidgeräte und Zubehör
Brennemann & Berger, Hamburg h, Steinstraße 23
Georg Neumann, Berlin-Schöneberg, Geneststraße 5
Telefunken, Ela-Abteilung, Dachau bei München
Franz v. Trümbach, Berlin SO 36, Schlesische Straße 30
Wuton-Werke, München-Aubing
Mikrofone und Tonabnehmer
Dr. Steeg & Reuter, Bad Homburg
Paul Beerwald, Bad Homburg, Höhestraße 10
Georg Neumann, Berlin-Schöneberg, Geneststraße 5
Telefunken, Ela-Abteilung, Dachau bei München
Wuton-Werke, München-Aubing Elektrogongs
Wandel & Goltermann, Reutlingen Schneid- und Wiedergabenadeln
H. J. Wenglein, Schwabach/Bayern Aufnahme- und Wiedergabelaufwerke
Gebr. Steidinger, St. Georgen/Schwarzwald Transformatoren und Übertrager
Erich und Fred Engel, Wiesbaden, Dotzheimer Straße 147 Tonfolien
Deutsche Celluloid-AG., Eilenburg/Sa.
Dynamit AG., Abteilung Trolifon, Troisdorf
Rust, Bierwirth & Co., Harfnover-Linden, Am Lämpchen
Stern, Kahles & Co., Michelstadt/Hessen