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Heft 04 aus 1982

Das mußte mal gesagt werden

von Günter Buhles - Jahrgang 1943. Studium der Literatur- und Musikwissenschaft. Zu Beginn der siebziger Jahre „semi-professionell" als Jazzmusiker (Saxophon und Flöte) tätig. Seit 1968 freie Mitarbeit als Musikkritiker bei mehreren Tageszeitungen, beim Saarländischen Rundfunk und beim Südwestfunk. Zeitungsvolontariat, seit 1976 Redakteur. Aufsätze über Jazz und Grenzbereiche zu anderen Musikarten, insbesondere zeitgenössischer Musik, und Rezensionen, vor allem für „Jazz Podium" (seit 1969), „HiFi-Stereophonie" (seit 1975), „Sounds", „Neue Musikzeitung", Jahrbuch „Jazzforschung" mit Schwerpunkt im Sachgebiet Komposition.

Das Referat eschein in der Hifi-Stereophonie Heft 04 aus 1982.

Die bessere Technik für die beste Musik!
Ein Kommentar zu den deutschen Direktschnitt-Platten

Eine damals sehr gelobte Direct to Disc Platte

Daß die Direktschnitt-Platten eine besonders hohe Klangqualität erreichen, wird vielfach bestätigt: Bandrauschen und eine Begrenzung der Dynamik gibt es da nicht mehr. Die Aufnahmen sind tontechnische Leckerbissen. Außerdem können die Platten zu Sammelobjekten werden, denn dieses Verfahren läßt nur eine zahlenmäßig begrenzte Pressung zu. Weniger als 20.000 Stück !!! etwa sind der Output.

Auch die deutschen Jazz-Labels, meist kleine Firmen, wenden in Einzelfällen die Direktschnitt-Technik an. Allerdings muß man sich angesichts ihrer Auswahl fragen, warum. Geht es den Produzenten lediglich um die Erfahrung? Will man eben auch - wie die großen Labels - eine Direktschnitt-Platte im Katalog haben?

Ein mageres Angebot

Dem Plattenkäufer indes ist, wie das Direktschnitt-Angebot im Jazz, aber auch in anderen Bereichen bislang aussieht, damit nicht sehr gedient. Platten mit wichtigen Künstlern und mit klanglich differenzierten Formationen, Jazz-Bigbands oder auch mit den Bajids der aktuellen Szene gibt es nicht. Noch nicht.

Beispiele :

Das Label Enja zum Beispiel hat eine Duoplatte mit dem Pianisten Dollar Brand und dem Bassisten Johnny Dyani herausgebracht. Das mag noch angehen. Doch das Soloalbum mit Attila Zoller auf der elektrischen Gitarre hätte nicht dieses aufwendigen Verfahrens bedurft.

Jeton bot eine Platte mit Papa Bue's Viking Jazz Band an, deren Erzeugnisse wirklich nicht mehr sind als Unterhaltungsmusik, eher geeignet für Sonderangebotskästen im Kaufhaus als für die Regale der Jazz-Abteilungen. Daneben hat die Firma eine Platte des Studiomusikers Charly Antolini im Programm, allenfalls eine „Drum Clinic" - so nennt man Instrumentvorführungen für Schlagzeuger -, aber keine kreative Musik.

Das Label L + R brachte die bisher wohl beste, von der Kritik jedenfalls hoch gelobte deutsche Direktschnitt-Platte heraus: Ellington-Interpretationen des Tenorsaxophonisten Heinz Sauer und des Pianisten Bob Degen. Aber auch hier war nur ein Duo am Werk, ein Duo zweier leicht verfügbarer Musiker.

Es geht wie immer nur ums Geld

Soviel ist klar: Die Produzenten von Direktschnitt-Platten hierzulande scheuen das Risiko. Wenn schon das Verfahren teuer ist, die Plattenzahlen begrenzt sind, dann will man an den Gagen sparen. Außerdem müssen die Musiker kooperationswillig sein: Bei dieser Aufnahmetechnik muß eine Seite in einem Zug bespielt werden, Korrekturen gibt es nicht. Das kann viel Geduld und Aufnahmezeit kosten. (Die Sauer-Degen-Session soll, wie man hört, erst beim zweiten Mal befriedigend gelaufen sein.) Da überlegen es sich die Planer gründlich, ehe sie einen „schwierigen" Star einladen.

Die Musikfreunde und Schallplattensammler warten indes darauf, daß wirklich interesssante Musik auf hochwertigen Direktschnitt-Platten zu haben ist.

von Günter Buhles im Frühjahr 1982
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