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Karl Brehs "letztes Editorial" im Dezember 1983

Es war kein glücklicher Monat - dieser Dezember 83

von Gert Redlich Mitte 2013 - Das war im Dezember 1983 ein ganz betrübliches Editorial des begeistertern und engagierten langjährigen Machers und Chefredakteurs, das Ende bzw. die Einstellung der "Hifi- Stereophonie" - seiner Zeitschrift - zum Dezember 1983.

Auch hier standen alle Zeichen auf Sturm
, die gesamte Audio-, Hifi- und Fernseh- Video Branche ging seit etwa 1980 total auf dem Zahnfleisch, ELAC ging bereits 1978 pleite, bei BRAUN wurde 1981 die Hifi-Sparte aus dem Konzern "ausgegliedert" - unerfolgreich wie wir heute wissen, DUAL ging auch bereits 1982 pleite (das Inventar und die Maschinen des Werkes wurde im Frühjahr 1983 zwangsversteigert), die Firma Tandberg "verabschiedete" sich und viele andere folgten noch - teils mit einem Paukenschlag oder sie verschwanden lautlos von der Bildfläche. Selbst die in aller Welt berühmte Firma Schneider Optik Bad Kreunach meldete 1982 Konkurs an. In den USA verabschiedete sich zum Beispiel die Kopfhörerfirma KOSS und selbst die "Edelschmiede" McIntosh kam heftig schlingernd in unruhige Gewässer.

Die Konkurrenz bei den Hifi-Publikationen - die Zeitschrift "KlangBild" mußte bereits im August 1981 ganz abrupt aufgeben. Auch das fonoforum wurde später von seinem Verlag "abgegeben", - so nennt man das.

"Lautloses Sterben" bedeutete vor allem das Ausbleiben der prallen Anzeigenseiten von Firmen, die danach nie wieder auftauchten. Etwas über die Gespräche mit Karl Breh in 2012 und 2013 steht auf dieser Seite. Das eigentliche Interview enthielt aber viel zu viele brisante Interna, die - ein Wunsch von Herrn Breh - sollten dann lieber doch nicht veröffentlicht werden.

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(Das letzte) EDITORIAL (im Dezember 1983)

"FINE" (zuende)

Dez. 1983 -die letzte Ausgabe
Das letzte Editorial

Die Nachricht, daß die "HiFi-Stereophonie" nach Abschluß des zweiundzwanzigsten Jahrgangs ihr Erscheinen als selbständige Zeitschrift einstellt, hat bei unseren Lesern und natürlich auch in der gesamten Branche zahlreiche Reaktionen ausgelöst.

Deren Bandbreite reicht von ungläubiger Verwunderung über Enttäuschung und Bedauern bis zu unverhohlener Entrüstung. Verwunderung, daß die älteste deutsche HiFi-Zeitschrift den Styx zum Hades überqueren muß, Enttäuschung darüber, daß es im deutschsprachigen Raum das zum Erhalt einer solchen Zeitschrift erforderliche Leserpotential offenbar nicht gibt oder nicht mehr gibt.

Bedauern, daß die für HiFi-Stereophonie zum Teil von Anbeginn an tätigen Schallplattenkritiker, die sich bei aller Individualität in ihrem Verständnis über Wesen und Funktion von Schallplattenkritik einig waren, hinfort kein so liberales, die Eigenverantwortlichkeit des Kritikers respektierendes Publikationsorgan finden werden.

Entrüstung schließlich der Annahme wegen, daß sauberer, geradliniger, dem Leser verpflichteter, fundierte Informationen vermittelnder Fachjournalismus sich nicht mehr auszahlen könnte.

Allen Lesern, die uns zum Teil seitenlange Briefe geschrieben haben, die ich im einzelnen nicht beantworten kann, und auch all denen, die nicht geschrieben haben, aber ähnlich empfinden, möchte ich an dieser Stelle herzlich danken. Ein paar Tausend mehr ihres Geistes - und die Zeitschrift hätte (vielleicht) weiter bestehen können. Man sieht, es war auch ein Vertriebsproblem.

Diese Leserzuschriften haben uns das sichere Gefühl vermittelt, uns zweiundzwanzig Jahre nicht vergeblich angestrengt und für die Idee der High-Fidelity und die Verbreitung der Liebe zur Musik gewirkt zu haben. Sie haben uns in den bitteren Tagen und Wochen der Krise, in denen man immer zuerst an sich selbst zweifelt, in unserem Selbstwertgefühl bestärkt, uns ihrer Sympathie, ja ihrer Freundschaft versichert.

Danken möchte ich auch der Mehrzahl unserer Partner aus der Geräte- und Schallplatten- industrie. Auch sie, die sich oft genug über die Zeitschrift ärgerten, wenn Kritik sie betraf, nahmen die Nachricht mit Bedauern zur Kenntnis.

Mein besonderer Dank gilt allen Mitarbeitern
, den wenigen Angestellten ebenso wie den vielen freien Mitarbeitern, aber exklusiv für uns tätigen, die zum Renommee der Zeitschrift beigetragen haben.

Und mein Dank gilt auch der Geschäftsleitung des Verlages G. Braun. Sie hat die HiFi-Stereophonie länger gehalten, als es aus rein kaufmännischen Erwägungen heraus vertretbar erschienen wäre, in der Hoffnung auf eine günstigere konjunkturelle Entwicklung und im Bewußtsein der Bedeutung dieses Titels.
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Lückenlos vorhanden - die gesamten Redaktions-Exemplare als gebundene Bücher

Nicht ohne Stolz stellen wir in die Regale der Bibliotheken zweiundzwanzig Jahrgänge, die ebensoviele Jahre HiFi- und Schallplattengeschichte dokumentieren, so objektiv wie möglich, so hart wie nötig und Bewunderung zollend technischen und künstlerischen Leistungen, wo immer Bewunderung allein am Platze war.

Fine, bedauerlich zwar und traurig — und dennoch: Die Zeitschrift hat einiges bewirkt und bewegt, und die Arbeit hat Freude bereitet. Insofern bekenne ich mit Edith Piaf: „Je ne regrette rien ..."

Fine, aber das Leben geht weiter. Selbst HiFi-Stereophonie wird durch die Fusion mit stereoplay in Teilen weiterleben. Einige der wichtigsten Schallplattenkritiker von HiFi-Stereophonie werden künftig in stereoplay publizieren, wo es ab Januar 1984 zusätzlich vier Seiten Klassikrezensionen geben wird. Der Preis der deutschen Schallplattenkritik wird von Ingo Harden und mir weiterbetreut und von stereoplay publizistisch gestützt werden, ebenso liberal und der Sache verpflichtet wie bislang von HiFi-Stereophonie.

Das Testlabor mit seinen bewährten Mitarbeitern Günther Mania, Joachim Kuli, Robert Winiarski und den nicht minder qualifizierten freien wie Arndt Klingelnberg und Johannes Maier wird als Dienstleistungsunternehmen tätig sein, aber auch Sonderaufgaben für stereoplay übernehmen.

Die Mitarbeiter des Testlabors werden in stereoplay auch als Autoren technischer Beiträge, z.B. über HiFi-Basiswissen, in Erscheinung treten. Schließlich werden das HiFi-Jahrbuch, die DHFI-Schallplatten und die Bielefelder Kataloge, ebenso wie das Testlabor unter meiner Leitung, von den Vereinigten Motor-Verlagen weitergeführt.
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Also Fine zwar, aber mit der Perspektive auf ein „da capo con variazione".

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Nachtrag :

So weit also der Abschied von den Lesern und Anbietern und die Planungen im Dezember 1983 für die Zukunft der Mitarbeiter und die Rettung des Wissens hinüber zur Konkurrenz-Zeitschrift "Stereoplay". Karl Breh war dann noch weitere 13 Jahre für den Verlag (Auto Motor Sport Presse) tätig, wurde dort aber nur als Aushängeschild im DHFI und bei den Lesern "aufgehängt", bis er sich vollends aus der ganzen Hifi-Presse zurück zog.

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Diese letze Editorial habe ich absichtlich genau im Wortlaut abgedruckt und ganz bewußt auf einer eigenen Seite kommentiert.
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