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Sonderdrucke sind ein ganz eigenes Thema der Hifi-Welt.

Juli 2019 - von Gert Redlich - Mit der Erbschaft des Hifi- Studios Ludger Kuhl aus Dresden (vormals Darmstadt) ist es ganz extrem und eklatant aufgefallen, so viele "Sonderdrucke" aus den 34 Jahren 1978 bis 2012 habe ich noch nie auf einem Stapel oder auf "einem Haufen" gesehen. Sonderdrucke hatte ich früher immer gleich entsorgt.

Das Sonderdruck-Konzept war also einer der wichtigsten und einträglichsten Geschäftsbereiche der Verlage. Nach jedem einigermaßen wohlwollenden "Test" oder eines vermeintlich redaktionellen Artikels wurden die "betroffenen" Hifi-Hersteller, deren Vertriebsfirmen und deren Importeure (vom Vertriebs-Mitarbeiter des Verlages) direkt darauf angesprochen, sie könnten diesen oder diese Test(s) selbstverständlich auch als separaten 4-Farb Sonderdruck erhalten - gegen Bezahlung - versteht sich. -

Das war also gar keine kostenlose Dreingabe
für das so super toll "getestete" oder beschriebene Gerät, wie es uns Interessenten so geschickt vorgegaukelt wurde. Verborgen blieb dabei auch, daß das Produkt bzw. Gerät nach solchen Tests den Rückweg zum Absender viel zu oft "einfach nicht mehr gefunden" hatte.

Und dann wurden diese - natürlich völlig neutralen "Test-" Sonderdrucke von den "Gebiets- verkaufsleitern" - so nannte man die ganz normalen Hifi-Verkäufer oder Handels-Vertreter - an die Studios und Hifi-Läden "großzügig" verteilt oder sogar vom Verlags-Versand direkt verschickt. Also ein Schelm, der Böses dabei denkt.
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Die Verlage verkündeten immer, sie seien nicht beeinflußbar.

Doch die Zeit bringt es fast überall ans Licht der Öffentlichkeit. Es ist zwar nicht ganz so schlimm wie die wikileaks- oder Edward Snowdon- Dokumente und Protokolle, aber in den Zeitzeugengesprächen kommt es dann doch zur Sprache, wie es wirklich hinter den Kulissen ablief.

Wenn das nur ein einziger Anrufer angemerkt hätte, wäre ich natürlich skeptisch. Wenn aber mehrere Anrufer unabhängig voneinander und dann auch noch ex-Chefredakteur Karl Breh solche Deteils beschreiben, dann ist das ganze also schon deutlich mehr als nur hinreichend glaubwürdig.

Selbst wenn die Werbe- und Anzeigen- Abteilungen eines Verlages oder einer Publikation ein paar Straßen weiter oder sogar in einem anderen Vorort (z. B. von München) residierten, und man sei ja dadurch völlig unabhängig von der Redaktion und/oder umgekehrt, es stimmte alles gar nicht.

Die abendlichen Anrufe bei mir in der Museums-Redaktion (oft nach 21 Uhr) häufen sich, sodaß "ein Mosaiksteinchen zum anderen" kommt - hinzufügt von den seit Jahren pensionierten Verlags- oder Redaktions- Mitarbeitern bezüglich dieses Themas.

So wurde oft die Werbeabteilung konsultiert, wenn ein gerade getestetes Produkt mit "Pauken und Trompeten" durchgefallen war. Dürfen "wir" das in der nächsten Ausgabe so "bringen" ? oder gäbe das "Ärger". Im Zweifelsfalle wurde solch ein miserables Gerät oder ein extrem bescheidener Lautsprecher zum Absender zurück geschickt, man möge doch mal genauer nachschaun, ob ein anderes Gerät aus dieser Charge oder Serie die (im Prospekt) genannten Spezifikationen "vielleicht doch erfülle".

Dieses eine Gerät hier "sei" doch bestimmt defekt und müsse vielleicht mal repariert werden. Das war also der Wink mit dem Zaunpfahl, diese beschämend miserable "Kiste" erfüllt nicht mal die eigenen Spezifikationen des Herstellers.
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Es war also verkaufte - und vor allem - einträgliche Werbung

Was vor den Käufern und Lesern der Magazine - also nicht nur der Hifi Magazine - ganz bewußt versteckt wird, ist, die Publikationen finanzieren sich überwiegend über die Anzeigen (siehe die vollgepfropfte ADAC Zeitschrift) und über diese Sonderdrucke. Also nach mehreren guten "Tests" in der Woche schwärm(t)en die Verkäufer aus - oft nur am Telefon - und aquirieren möglichst viele Aufträge für ihre Sonderdrucke.

Dabei wird auf "bunteste" (kann man bunt wirklich steigern ?) Lock-Farben Wert gelegt und natürlich immer ein wenig Patz für die Vertriebs- oder Firmenanschrift frei gelassen und natürlich die Kontaktdaten sowie eventuelle Händler-Adressen - so ganz nebenbei - mit aufgedruckt.

Das Problem der unterschiedlichen Produkte für Hifi-Studios und Elektromärkte hatte ich auf anderen Zeitschriften-Seiten bereits erläutert. Auch darum mußten sich diese Sonderdrucke "herumwinden". Es war also wichtig, wo man das hochgelobte Produkt denn überhaupt kaufen konnte.
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Das alles ist (war) ja noch hinreichend plausibel - aber ......

Nach 02 / 1996 kam nichts mehr

..... ich habe hier mehrere extrem bunte "Sonderdrucke" mit überschwenglichen "Tests", - die von völlig unbekannten Audio-, Video-, Fernseh- und Multimedia-Publikationen (also Zeitschriften und Magazinen) erstellt wurden.

Wenn Sie in unserer Redaktion die vielen Regale mit bald über 60 Regalmetern dieser Zeitschriften sehen und dazu die vielen Kartons mit Prospekten und weiteren Zeitschriften, die noch auf dem Fußboden warten, dann müsste doch von jedem jemals in unserer Branche erschienenen Fach-"Blättchen" zumindest ein einziges Exemplar dabei sein. Es fehlen dennoch welche.

Doch weit gefehlt. Es gab da anscheinend Eintagsfliegen
oder sogar ganz gezielt lancierte "Probenummern", die für solche "Sonderdrucke" prädestiniert waren. Man (also der Leser oder der Laie) konnte ja sowieso nichts verifizieren und auf den Sonderdrucken stand natürlich kein Impressum des Verlags drauf, sondern - wenn überhaupt - nur die Hersteller - oder Vertriebs- Adresse (und oftmals nicht mal diese Adresse).
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Noch etwas zu den Sonderdrucken ... sie sollen Seriosität vorgaukeln

Selbstverständlich waren die allermeisten dieser Sonderdrucke grafisch und textlich so geschickt und ansehnlich aufgemacht, daß der Leser das Gefühl inhalieren sollte, dieses hier "beschriebene" Produkt sei so aussergewöhnlich gut, daß der Verlag sich entschieden hatte, es als Sonderdruck herauszugeben und an die große "Schar" der interessierten Hifi-Händler gratis zu verteilen.

Daß diese Sonderdrucke genauso bezahlt werden mußten wie zum Beispiel die Firmen- Selbstdarstellung samt der Auflistung der Produkte in diesen ach so tollen und "völlig neutralen" und vor allem alle Produkte umfassenden Produkt- Jahresübersichten in den Hifi-Jahrbüchern, das bekamen die Leser gar nicht so deutlich mit.

Wer nicht bezahlte, kam da eben nicht rein und war bei der absolut vollständigen und wertneutralen Marktübersicht nicht dabei. Es war schon fast eine Erpressung. Also von einer (angekündigten) neutralen allumfassenden Marktübersicht war da überhaupt nichts wahr.

Karl Breh hatte da im Interview 2012 ganz offene Worte gesprochen. Seine aus Amerika übernommene Idee mit den legendären Hifi-Jahrbüchern war finanziell so erfolgreich, daß die anderen Verlage sofort hinterher gehechelt kamen und auf einmal gab es Test-Jahrbücher und Hifi-Reports ohne Ende. Und auch davon gab es wieder firmenspezifische Zusammenfassungen - gegen Bezahlung natürlich.
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