Die dreizehnte Bilanz für 1974 stammt vom März 1975
Bericht des Vorstands zur Gesamtentwicklung

Geschäftsbericht
Die Geschäftsentwicklung von Braun folgte im Berichtsjahr dem allgemeinen Trend der deutschen Elektroindustrie für Gebrauchsgüter. So konnte der Umsatz im Ausland erhöht werden, der Ertrag war jedoch insgesamt unbefriedigend.

  • Anmerkung: Das ist die verschleierte Umschreibung für: Das Jahr war insgesamt total miserabel (andere Hersteller sagten für den selben Zeitraum "beschissen" dazu.)


Maßgebend hierfür war das Zusammentreffen überwiegend negativer externer und interner Faktoren. Für Braun ergaben sich allerdings besonders unterschiedliche Entwicklungen im Inlands- und im Auslandsgeschäft.

In Deutschland führten die Stabilitätsmaßnahmen zur Inflationsbekämpfung zu einer merklichen Kaufzurückhaltung und zu einem starken Lagerabbau bei unseren deutschen Handelspartnern. Dazu kamen die Auswirkungen der weltweiten Energiekrise seit Herbst 1973.

Sie führten bei den Rohstoffen zu einer unerwarteten Erhöhung der Materialkosten, die mit der ungewöhnlichen Steigerung der Tariflöhne ab Januar 1974 zusammentraf. Eine Weitergabe durch Preiserhöhungen war jedoch nur eingeschränkt möglich.

Die Nachfrage der Verbraucher nach Geräten aus den traditionellen Braun Produktgebieten war nach wie vor zufriedenstellend. Dagegen entsprachen die Umsätze einiger Produkte für neue Anwendungsbereiche bei den veränderten Marktverhältnissen nicht den Erwartungen.

Erfreulicherweise verlief das für Braun besonders wichtige Auslandsgeschäft günstiger. Hier hat unsere ausgebaute Marketing-Organisation die Möglichkeiten der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung voll genutzt.

Anmerkung : Das bedeutet, der Auslandsumsatz hat Braun vor dem weithin sichtbaren Absturz bewahrt.

Da die Planungen für das Berichtsjahr notwendigerweise noch auf den Annahmen normaler wirtschaftlicher Gegebenheiten der Vorjahre beruhten und die Auswirkungen der negativen Faktoren erst im Laufe des Jahres voll erkennbar wurden, konnten die konsequent eingeleiteten Korrekturmaßnahmen im Geschäftsjahr 1973/74 nur teilweise wirksam werden.

Umsatz
Der Umsatz der Braun-Gruppe (BAG mit in-und ausländischen Tochtergesellschaften) stieg von 613 Mio. um 6,5 % auf 653 Mio. DM.
Gegenüber einer sehr positiven Umsatzentwicklung im Ausland stagnierte der Umsatz im Inland, wo der Handel seine zum Jahresbeginn besonders hohen Lagerbestände wegen der Kreditverknappung und -Verteuerung drastisch abbaute. Aus dem gleichen Grund waren unserer Bereitschaft und Möglichkeit, den Handel verstärkt vorzufinanzieren, Grenzen gesetzt.

Der Braun-Konzern (Braun AG mit inländischen Tochtergesellschaften) steigerte den Umsatz um 2,2 % von 489 Mio. DM auf 499 Mio. DM, und bei der Braun AG wuchs er von 461 Mio. DM um 4,9 % auf 484 Mio. DM.

Bei einer Gesamt-Umsatzsteigerung der Braun Gruppe um 6,5 % stieg der Auslandsumsatz gegenüber dem Vorjahr (309 Mio. DM) um 14 % (22 %) auf 351 Mio. DM. Er machte damit im Geschäftsjahr 54 % des Gesamtumsatzes aus (Vorjahr 50 %). Dabei kommt der wirkliche Mengenzuwachs im Ausland wegen der variablen Währungsverhältnisse nicht voll zum Ausdruck.

Das Auslandsgeschäft konnte besonders positiv entwickelt werden, obwohl Kostensteigerungen die Produktion in Deutschland verteuerten und der Export durch die Währungsveränderungen zusätzlich belastet wurde. Von Vorteil waren allerdings die bessere Konjunkturentwicklung, unterschiedliches Käuferverhalten und höhere Inflationsraten in den wichtigsten Ländern.

Ertrag
Der Ertrag hat sich gegenüber dem Vorjahr erheblich verschlechtert. Im Konzern (Braun AG mit inländischen Tochtergesellschaften) betrug der Jahresüberschuß 2,6 Mio. DM (Vorjahr 14,3), bei der Braun AG 2,2 Mio. DM (Vorjahr 12,8). Bei den ausländischen Tochtergesellschaften war die Gewinnentwicklung insgesamt günstiger.

Entscheidend für die unbefriedigende Ertragslage waren insbesondere die unerwarteten Rohstoffverteuerungen im Zusammenhang mit der Energiekrise, die starken Erhöhungen der Personalkosten durch die Tarifabschlüsse 1974, zusätzliche Kreditkosten für erhöhte Lagerbestände und sehr hohe Zinssätze im In- und Ausland. Dazu kamen notwendige Abschreibungen für einige Bestände.

Eine noch weitergehende Gewinnminderung konnte durch gezielte Maßnahmen zur Kostensenkung abgefangen werden. Dazu gehörten Personalabbau und Kurzarbeit, Sortimentsstraffungen und Einsparungen von Vertriebs- und Verwaltungskosten sowie die Abschwächung des Aufbaus von Beständen und Forderungen.

Investitionen
Im Inland betrugen die Investitionen 16,8 Mio. DM gegenüber 23,5 Mio. DM im Vorjahr. Sie dienten im wesentlichen der Rationalisierung. Weitergehende Planungen wurden zurückgenommen.

  • Anmerkung: Es wurde alles gestrichen, das nur irgendwie vertagt werden konnte.


In Spanien machte die Erweiterung unseres Werkes in Barcelona gute Fortschritte. Die erste Baustufe ist abgeschlossen.

Beteiligungen
Im Geschäftsjahr 1973/74 wurde die Braun Ireland Ltd. und in Brasilien die Braun do Brasil Produtos Eletrönicos Limitada gegründet. Eine weitere Tochtergesellschaft, die Braun Shaver Service U. S., Inc., Cambridge, Mass., wurde im September 1974 mit einem eingezahlten Kapital von 1000 US$ gegründet. Diese Gesellschaft übernimmt im Zusammenhang mit der Beendigung der Ronson-Verträge den bisher von Ronson für Braun Geräte betriebenen Service in USA.

  • Anmerkung: Ronson hatte vor 20 Jahren die Exklusivität langfristig abgegolten und daran darbte der verpaßte USA und Amerika-Umsatz mit den erfolgreichen Rasierern.

Kapital
Das Grundkapital beträgt unverändert 30 Mio. DM, die sich in 18 Mio. DM Stammaktien und 12 Mio DM stimmrechtslose Vorzugsaktien aufteilen. The Gillette Company, Boston/USA, besitzt über ihre Tochtergesellschaft Gillette International Capital Corp. sämtliche Stammaktien und den größten Teil der Vorzugsaktien. Gillette hält insgesamt einen Anteil von etwas über 94%.

Die Produktlinien werden bereinigt

Das Geschäftsjahr stand in erster Linie im Zeichen der Marktdurchsetzung von Produkten, die 1973 eingeführt worden waren. Während das bei Geräten des bewährten Braun-Produktprogramms gut gelang, war die Einführung von einigen Produkten auf völlig neuen Gebieten bei der veränderten Marktlage erschwert. Insgesamt konnten wir unsere Marktstellung in wichtigen Segmenten weiter ausbauen. Soweit die Marktpreise nicht mehr kostendeckend waren, wurden Sortimentsbereinigungen eingeleitet.

  • Anmerkung: Das betraf insbesondere den Bereich Hifi mit den hochpreisigen Produkten wie dem Bandgerät TG 1020


Im Artikelbereich Haustechnik war auch im Geschäftsjahr 1973/74 das Elektro-Rasierer-programm das tragende Element. Das im August 1973 eingeführte neue Spitzenmodell «Sixtant» 8008 war in der Reihe der Braun Rasierer ein besonderer Erfolg. Auch das aufladbare Modell «Braun Intercontinental» setzte sich weiter gut durch. Der gegen Ende des Berichtsjahres eingeführte Netzrasierer «marcant» wurde ausgezeichnet aufgenommen.

Den Haarpflegesektor konnten wir in erfreulichem Maße ausbauen. Neben den «schwebenden» Trockenhauben trug das Hairstyling Set, eine Geräte-Kombination mit starker Trockenleistung und vielseitigem Zubehör, entscheidend dazu bei. Auch bei den Küchengeräten - besonders den Kaffeemaschinen - erzielten wir anhaltend guten Absatz.

In den Segmenten Tisch- und Taschenfeuerzeuge hielten Braun und Consul ihre Marktstellung. Hierzu trugen die Neuentwicklungen «centric» und «weekend» von Braun und der «Quadro Set» von Consul bei, die alle mit kristall-elektrischer Zündung arbeiten.

Auf dem Gebiet der Unterhaltungselektronik war der HiFi-Markt stark umkämpft. Unter den Braun Anlagen waren die HiFi Kompaktgeräte «audio 308» und «audio 400», die neu eingeführt wurden, besonders erfolgreich. Der HiFi Receiver «regie 510» und die Weiterentwicklung «regie 520» fanden im Berichtsjahr einen guten Absatz. Auf dem Lautsprechermarkt gewannen die Dreiweg-Boxen verstärkt an Bedeutung.

Im Artikelbereich Foto bewährten sich die Reihe der «Nizo» Kameras und der «VarioComputer» Elektronenblitzgeräte. Zum Ende des Geschäftsjahres war die photokina 1974 ein weiterer Erfolg für Braun. Die hier vorgestellten neuen Geräte brachten wesentliche Verbesserungen. Besonders hervorzuheben sind die neue «Nizo professional» Kamera, der Elektronenblitz «F900 professional» und das «Tandem professional», ein vollkommen neuartiges Projektionssystem vor allem für den professionellen Bereich.

Ausland
Das Auslandsgeschäft war im Berichtsjahr für Braun eine entscheidende Stütze. Bei der bereits erwähnten unterschiedlichen Lage auf den ausländischen Märkten konnte unsere in den letzten Jahren verstärkte Marketing-Organisation ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis erzielen.
Diese wachsende Bedeutung des Auslandsgeschäfts ist besonders hervorzuheben, weil zwei Aufwertungen aus dem Vorjahr, Kostensteigerungen, Importrestriktionen und Preisstops gerade im Ausland das Geschäft zum Teil erheblich beeinträchtigten. Dennoch war die Umsatz- und Ertragsentwicklung - allerdings regional unterschiedlich - auf den Auslandsmärkten wesentlich zufriedenstellender als im Inland. Der Schwerpunkt unseres Auslandsgeschäftes lag nach wie vor in Europa.

Unter den erfolgreichsten Braun Geräten waren im Ausland das Rasierer Spitzenmodell «Braun synchron plus» (im Inland «Sixtant» 8008), der Hairstyling Set, die Elektronenblitzgeräte und die «Nizo» Kameras. Bei den wichtigsten Produkten konnten wir eine Erhöhung der Marktanteile verzeichnen.

Das in Spanien begonnene Konzept, spezifische Produkte für regionale Märkte aufzunehmen, hat sich bewährt und wird auf andere Märkte übertragen.
Der Zuwachs im Auslandsgeschäft kam in zunehmendem Maße aus Produktionsstätten in den dortigen Märkten. In Spanien werden mittlerweile 20 Braun Produkte aus den Bereichen Haushalt, Küche, Haarpflege, Rasierer und Feuerzeuge gefertigt.

Die Zahl der in unserer erweiterten argentinischen Produktionsstätte hergestellten Geräte erhöhte sich auf zehn, mit denen der an Bedeutung wachsende südamerikanische Markt versorgt wird. Neu aufgenommen wurde hier die Produktion von Haarpflegegeräten, Elektronenblitzgeräten und Feuerzeugen. Unsere Betriebsgesellschaft in Irland nahm ihre Tätigkeit in dem neu erstellten Werk zum Beginn des laufenden Geschäftsjahres auf.

Gegen Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres bereitete Braun die schrittweise Erschließung der Märkte vor, die seit dem 1. Januar 1975 für Braun offen stehen, nachdem das Lizenzabkommen mit der Ronson Corporation vorzeitig beendet wurde. Es ist jedoch nicht zu erwarten, daß diese Entwicklung von wesentlichem Einfluß auf den Umsatz oder den Ertrag von Braun im jetzt laufenden Geschäftsjahr sein wird.

Mitarbeiter
Zur Anpassung an die Geschäftsentwicklung war eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl notwendig. Daneben wurde in verschiedenen Werken Kurzarbeit eingeführt, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Trotzdem wurde zum 1.10.1974 eine Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung vorgenommen.

Die Zahl der in der Braun-Gruppe beschäftigten Mitarbeiter wurde - im wesentlichen unter Ausnutzung der natürlichen Fluktuation - um 7,6% von 9.194 auf 8.491 gesenkt. Im Inland betrug die Reduzierung 11,3% (von 7.374 auf 6.537). In der Auslandsorganisation erforderte dagegen die bessere Entwicklung eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl um 7,4% auf 1.954 (30. 9.). Dabei spielt die Produktionsausweitung in Spanien und Argentinien eine Rolle.

Löhne, Gehälter und Sozialaufwendungen, einschließlich Altersversorgung, nahmen im vergangenen Geschäftsjahr im Konzern trotz Verringerung der Kopfzahl um 14,4% zu. Die Steigerung der Sozialabgaben um 22% ist darin enthalten.
Der Anteil der Lohnempfänger im In- und Ausland sank von 62,8% auf nunmehr 59,9%. Der Prozentsatz der ausländischen Mitarbeiter im Inland verringerte sich von 25,8% auf 24,6%.

Das Ausbildungswesen wurde bei Braun unabhängig von der öffentlichen Diskussion weiterentwickelt. Eine neue Ausbildungsstätte in Kronberg enthält Werkstätten und Labors für die technische Ausbildung.

Auszeichnungen
Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr legten in- und ausländische Anerkennungen Zeugnis davon ab, wie hoch die technische und Design-Qualität von Braun Produkten nicht nur auf den internationalen Verbrauchermärkten, sondern auch von Fachgremien beurteilt werden.

Umgekehrt vergab Braun - in Zusammenarbeit mit dem Gestaltkreis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie - im Herbst 1974 zum vierten Mal den Braun Preis für technisches Design, zu dem 118 Arbeiten aus 15 Ländern eingingen. Der von Braun mit 25.000 DM ausgestattete Preis wurde unter zwei deutschen, zwei englischen und einem chinesischen Designer aufgeteilt. Für weitere sechs Arbeiten sprach die Jury Anerkennungen aus.

Ausblick
Für das laufende Geschäftsjahr bleibt die ungewisse weltwirtschaftliche Lage bestimmend. Das gilt sowohl für die Kaufbereitschaft als auch für die Entwicklung der Kosten. Die Kaufkraft in den nationalen Märkten wird von der dortigen Einkommensentwicklung bestimmt. Darüber hinaus ist für das internationale Geschäft die Bewertung der jeweiligen Währungen maßgebend. Hier zeichnet sich ein unterschiedliches Bild auf den einzelnen Märkten ab, in einigen Fällen mit negativer Tendenz.

  • Anmerkung : Soetwas nennt man inzwischen ganz modern eine alternativlose "Gewinnwarnung" - also es wird wohl keinen dicken Gewinn geben - und das wird den Amerikanern überhaupt nicht gefallen.


Eine gewisse Beruhigung der Rohstoffpreise hat dagegen einen günstigen Einfluß auf die Kostensituation. Dazu kommen sinkende Zinssätze und eine Abschwächung der Lohnsteigerungen insbesondere in Deutschland.
Bei Braun hat sich der Umsatz in den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres insgesamt mit angemessenem Zuwachs entwickelt. Hier wirkt sich die anhaltend gute Nachfrage der Verbraucher nach Braun Produkten aus. In einigen wichtigen Auslandsmärkten verlief das Geschäft allerdings schwächer.

Die laufende Ertragsentwicklung wird außerdem durch die im letzten Jahr eingeleiteten Korrekturmaßnahmen und weitere Rationalisierungen im Rahmen einer straffen Planung positiv beeinflußt. Hier sind vor allem der organisatorische und der personelle Bereich, weitere Sortimentsüberprüfungen, mögliche Preisanhebungen und Lagerreduzierungen zu nennen.

Bei dieser Ausgangslage sehen wir zusammenfassend dem Geschäftsjahr 1974/75 wieder zuversichtlicher entgegen.

  • Anmerkung : Auch hier versteckt sich eine ganz reale negative Sicht auf das Jahr 1973, das für Braun ein Rückschritt war. Historiker sprechen von einem Phirrus-Sieg, bei dem der Umsatz zwar marginal gesteigert wurde, aber der Gewinn total einbrach.

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