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Der Braun CSV 510 Vollverstärker (und ein wenig vom CSV 500)

Der BRAUN CSV 500 (1967) und der CSV 510 (1969) lösten den CSV 1000 (1965) ab. Laut Chefentwickler Wolfgang Hasselbach war der CSV 1000 der erste Prototyp eines neuen großen BRAUN Edelverstärkers, der mit Gewalt (weil zeitnah) auf den Markt gebracht werden mußte, obwohl er nicht fertig durchkonstruiert war.

BRAUN hatte die neue und außergewöhnlich beeindruckende "Studio 1000" Serie (es waren anfänglich nur ein oder zwei Muster-Anlagen) auf den Funk-Messen vorgestellt und "sackte" trotz des ziemlich hohen Preises Aufträge ohne Ende ein.

Nämlich damals auf einer solchen Messe 400 oder 500 solcher Anlagen auf Anhieb zu verkaufen, das war schon eine beachtliche und stolze Leistung. Dann kam eben von ganz oben der "Befehl", daß die Teile produziert werden mußten (!). Allen Warnungen (der Entwickler um W. Hasselbach herum) zum Trotz wurden an die 2000 Anlagen samt Tuner CE1000 und Boxen L1000 und Plattenspieler PS1000 hergestellt - und auch ziemlich schnell verkauft !!!

Doch laut Herrn Hasselbach schlummerten in dieser Verstärker- Schaltungs- Konzeption ein paar damals noch ungelöste Probleme mit den TIM's, den Übernahmeverzerrungen, insbesondere bei kleinen Lautstärken. Das hatte man damals (1965) einfach noch nicht im Griff.

Erst bei dem CSV 500 und dem 510 war dieses Manko endlich gelöst. Der sei jetzt (akustisch) um Klassen besser als der deutlich teurere CSV1000, woraufhin dieser aus dem Vertrieb genommen wurde.

Abschließend sei zu der 1000er Anlage noch vermerkt, daß die BRAUN Leute wußten, daß die meisten der 1000er Anlagen überhaupt nicht richtig benutzt wurden. Sie waren Prestige (oder Prozzo-) Objekte wie manche Porsche Wagen, die blitz blank geputzt in der Garage vor sich hin gammeln. Es gab damals absolut nichts Gleichwertiges von der Optik und vom Image - für Banker, Architekten, Ärzte und Steuerberater zum Beispiel.
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Aber auch der CSV 510 hat noch Schwächen

Beim CSV 500 gab es Probleme mit dem Ruhestrom der Endstufe, der für die Reduzierung der Übernahme- Verzerrungen maßgeblich ist. Dieser Wert konnte thermisch bedingt "weglaufen" - und "die Kiste" wurde glühend heiß. Beim CSV 510 wurde das verbessert mit einer Art Temperaturkompensation. Auch gab es just in dem Zeitraum verbesserte (spannungsfeste) Endstufentransitoren, die deutlich mehr Spannung vertrugen, die berühmten 2N3055.

Und weiter : Viel zu viele Drähtchen mussten von Hand von Platine zu Platine geführt und verlötet werden. Was aber die Qualität deutlich ausbremste, war die Koppelung der Lautsprecher über einen Koppelkondensator. Das war damals technologisch nicht mehr zeitgemäß. Das konnte sogar Grundig mit seinem SV140 besser. Der wurde zwar von 2000µF auf 3000µF vergrößert, aber er war nun mal da.
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Über das "Warum" hatten wir nie gesprochen, es war halt so. Karl Breh tat sich mit den Tests der BRAUN Verstärker sehr schwer, denn er wußte um die Probleme seines geschätzten Freundes und Chefentwicklers Hasselbach mit dem Chefdesigner Rahms.
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Bleiben wir beim CSV 510 auf dem Labortisch

Das Chassis ist eine punktgeschweißte Stahlblech Konstruktion, die ziemlich verwindungssteif ist. Bezüglich der Aufteilung und Plazierung der Platinen habe ich zwar schon Besseres - auch aus diesen Zeiten um 1967 - gesehen, aber BRAUN hatte nun mal eine große Blechverarbeitung. Vom Chefdesigner Rahms war vorgegeben, daß die Anschlüsse unter dem Gerät zu sein haben und das mußte irgendwie verwirklicht werden. Nach der bitteren Erfahrung mit dem 1000er und dem 500er Verstärker war das Wissen um die Problematik der Wärmeabfuhr und der vielen damit verbunden teuren Garantieleistungen gewachsen und so konnten die Kühlkörper und auch die Öffnungsschlitze in Deckel und Bodenplatte recht groß dimensioniert werden. Fazit : Der CSV 510 lebte länger.
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Die Frontplatte aus Stahl

Die Frontplatte aus Stahlblech und sie ist silbern lackiert und bedruckt und wird vor die eigentliche Chassisfront geschraubt. Damit ist sie deutlich robuster als ähnliche Aluminium Frontplatten. Die Haube ist auch aus Stahlblech und die Bodenplatte auch. Damit ist der Verstärker doch recht schwer. Auf der Rückseite sieht man nur in die Kühlrippen rein, alles andere ist zu. Über die Schalter und Hebelchen kann man geteilter Meinung sein, aber das war das BRAUN Design.

Die Elektronik des CSV 510

interne Steckverbinder
Die Netzschnur ist hellgrau

Von ICs hatte man vielleicht schon geträumt, aber die gabs noch nicht. Alles ist diskret aufgebaut und auf eine Menge großer und kleiner Platinen verteilt. Manche Verbindungen sind mit röhrensockel-ähnlichen Steckverbindern realisiert, die meisten sind jedoch gelötet.

Es gibt da ein paar Schwachstellen, die den Entwicklern mit Sicherheit Kopfschmerzen gemacht hatten. Die Netzzuleitung ist quer durch das ganze Gerät geführt bis zum Netzschalter vorne links und dann wieder zurück zum Spannungswähler und dann erst zum Trafo. Das hatte mit Sicherheit einen Brummeinfluß auf die Vorverstärker. Zumal der Trafo eine M-Kern Standard Type ist, kein Schnittbandkerntrafo. Der Netzschalter liegt direkt neben dem Tonbandumschalter. Weiterhin haben alle 5 Schalterchen eigene kleine Platinchen mit wieder jeder Menge Lötstellen. Alleine die Klangreglerplatine ist umfassend groß und auch die gesamte Verstärkerplatine im Endstufenblock.

Die Potentiometer sind die ganz Normalen von Preh mit Löchern an der Seite, also staubempfindlich. Aber das war damals überall Standard. Die Firma ALPS mit den voll gekapselten Potis kam erst viel viel später auf den Markt, als die Deutschen Poti-Hersteller von Preh bis Ruwido diesen lukrativen Markt vollkommen verpennt hatten.
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Mikrofon- und Phono-Vorverstärker

Eine Besonderheit sind die beiden gekapselten Steckmodule für den Mikrofon-Eingang und den Phonovorverstärker mit je zwei Pegelstellern. Zu jener Zeit konnte man noch nichts von den neuen MC-Abtastern wissen. Es hätte jedoch vorkommen können, daß ein CSV 510 Besitzer gegen jede Vernunft einen Plattenspieler mit Kristallsystem hätte anschließen wollen. Das hätte auch irgendwie geklappt.
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Wenn die Zipperleins kommen

In 2016 ist dieser Verstärker fast 50 Jahre alt und man sieht es ihm an. Je nachdem, wo der Verstärker gestanden hatte, fängt er an zu rosten und das nicht zu knapp.

Trotz der Verzinkung des Chassis rosten die Ecken und Schrauben weg. Auch der Netzschalter verträgt zu häufiges Einschalten nicht mehr. Er spratzelt eine Weile bis er dann gar nicht mehr geht. Da dieser Schalter in eine Platine eingelötet ist, ist das nicht mehr mit einem akzeptablem Aufwand zu reparieren. Denn die Schalter gibts nicht mehr. Angedacht war ein (Knitter-) Hilfsnetzschalter an der Rückwand (wie bei dem DUAL verstärker), doch der Aufwand ist zu groß - kein Platz.

Die BRAUN Knöpfe auf den Poti-Achsen haben sogenannte Madenschrauben mit Schlitz. Im Gegensatz zu denen mit Innensechskant (Inbus) brechen die beiden Seiten des Schlitzes gerne ab und dann geht diese Schraube nicht mehr auf.

Die Netzzuleitung ist mit einer gewinkelten Kunststoff-Zugentlastung in das Gehäuse eingeführt. Dort treten erhebliche Zug- und Biegegkräfte auf, sodaß man nicht weiß, wie es mit den Adern da drinnen bereits aussieht.
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Die Perspektive

Nach 50 Jahren sind die Kondensatoren alle (be-)frag(ungs)würdig. Es war fast alles Consumerware der preiswerten Art, auch bei BRAUN ! Die 5 großen Kondensatoren für Netzteil und LS-Koppelung würden mit über 20 Euro zuschlagen, die kleinen auf den anderen Platinen (Klangregler) mit etwa 10 Euro. Doch die Zeit zur Beschaffung bei Reichelt oder Conrad dauert ganz schön lange. Mit Eingangskontrolle und Bezahlung sind da schnell eine Stunde rum. Dann sind sie ja noch nicht aus-und wieder eingelötet. Das Löten auf den alten Platinen kann ganz schnell zur Ablösung der Leiterbahnen führen und dann fängt das extrem zeitaufwendige Flicken dieser Bahnen an.

Also mit Zerlegen, Reinigen !!!! und Bestandsaufnahme, dann Teilebestellung nach Schaltplan und Aus- und Einlöten fast aller Kondensatoren - sowie Probelauf und Testmessungen am Meßwiderstand und Zusammenbau ist der Tag rum.

Ein Reparatur-Profi, der damit seinen Lebensunterhalt verdienen muß, müsste Ihnen dafür fast 650.- Euro (8 x 60 Euro + Beschaffung) berechnen.

Und das ist er beim besten Willen nicht mehr Wert.
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Und wir haben immer noch die kratzenden Potis, die es nicht mehr gibt. Die Potis sind eingelötete und man braucht die gleichen wie früher. Also Freude macht das insbesondere beim Lautstärkeregler nicht !!
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