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Die Firma BRAUN aus Frankfurt / Kronberg in Hessen.
Warum gerade die BRAUN AG und warum so ausführlich ?

Der Braun Weltempfänger
super progressiv - das Lochgitter
der Schneewittchensarg
die Audio Steuergeräte
unser CSV 16 mit Röhren
unsere Braun Boxen L60
der Braun CSV 500
der CSQ-1020 Quadro

Die Firma Max BRAUN, ehemals aus Frankfurt, später dann in Kronberg / Taunus angesiedelt, hat in Deutschland die hochpreisige Hifi- und Design-Ära eingeleitet.

Die Rezensionen, Fach-Artikel (und natürlich auch die ganzen Produkt-Anzeigen) in den diversen Fachzeitschriften, über die wir seit April 2010 verfügen, zeigen ganz deutlich, vor BRAUN gab es bei deutschem Edel-Hifi (fast) nichts.

Da hatte zwar Klein & Hummel ein paar sehr gute Verstärker, aber kein Programm für den Otto Normal- verbraucher. Auch Sennheiser bemühte sich mehrmals mit durchaus innovativen Produkten, in diesen neuen Markt einzusteigen, es mißlang. Thorens hatte neben dem TD 124 auch mal diverse Verstärkeranlagen, die aber heute keiner mehr kennt. Alleine Max Grundig hatte ab 1962/63 mit dem Grundig Studio 50 etwas Vernünftiges (natürlich nur für die oberen Gehaltsstufen) anzubieten.

Bei BRAUN waren es die beiden Söhne, die 1951 nach dem plötzlichen Tod des Vaters Max Braun mit neuen Ideen die geerbte Firma nicht nur weiter führen wollten, nein, sie wollten mehr.

Trotz der Frotzelei des Max Grundig
(auf einer frühen Funkausstellung oder Messe Mitte der 50er Jahre), mit diesem neuen weißen Kram würden sie jetzt das Erbe des Vaters verspielen, sie hatten (nach draußen hin) Erfolg und waren bald die deutsche Nummer 1 im Hifi-Design-Bereich.

Und von daher kommt auch der BRAUN Mythos bzw. das Image der ganzen BRAUN Produkte.

Inzwischen seltenes "Zeitzeugen-Wissen" über BRAUN-Audio und BRAUN-Hifi

In vielen Gesprächen ab etwa 2008 bis im Herbst 2010 mit Dipl. Phys. Wolfgang Hasselbach, dem Chefentwickler Bereich Audio bei BRAUN, der diese Hifi-Entwicklung von 1956 an begleitete, wurde mir erst klar, daß es jetzt leicht ist, die Nase zu rümpfen. Natürlich hätte man "Einiges" besser machen können, aber nicht in den frühen 1950ern und 1960ern. Da gab es in Deutschland nichts.

Alles an damals modernem audiophilem physikalischem Grundwissen kam fast nur aus Amerika oder England. Hier in Deutschland gab es ja 12 lange Jahre (und auch noch einige Jahre danach) "Pause" auf allen diesen Gebieten. Herr Professor Hausdörfer erzählte, wie er noch 1952 jeder kostbaren Röhre und jedem verfügbaren Kondensator sehnsüchtig nachgelaufen war.

Herr Hasselbach erzählte mir, wie er in England mit der Firma Leak Kontakt aufnahm und danach in den USA mit AR (Acustical Research) konferierte. Die AR Leute hatten drüben ein Patent auf einen speziellen Basslautsprecher in ringsrum völlig geschlossenen Boxen. So etwas gab es hier in Deutschland nicht. Hier wurden die Lautsprecherboxen immer noch - quasi wie die alten Vorkriegs-Röhren- Radios - als hinten offene Holzkisten - aber jetzt ohne Elektronik gebaut.

Die ziemlich ersten BRAUN Boxen, ein Paar L20, haben wir von den Hasselbachs geschenkt bekommen. Hinten ist die Box offen und mit Schlitzen versehen und die klingt auch so. Ein Paar bereits rundrum geschlossene Braun L60 aus 1961 haben wir im Juni 2010 aus Berlin geschenkt bekommen.

Der Chef von AR (Edgar Willchur) hielt sich gegenüber "den Deutschen" (auch gegenüber dem jungen Hasselbach und ein paar Monate später gegenüber dem Walter Hummel von K+H) sehr "bedeckt", das Kriegsende vom April 1945 war gerade mal 12 Jahre her und die ungefähr 170 Tausend (170.000 !!!) im Krieg gefallenen amerikanischen Soldaten waren noch lange nicht vergessen.

Auch der Chef von Quad, der Engländer Mr. Walker, hatte zwar das Geld für die 500 Lizenzen zur paarweisen Herstellung der Braun LE1 (bei BRAUN in Frankfurt) "eingenommen", aber der Support war die ganze Zeit lang mangelhaft. Am Ende war es gar ein richtiger Problemfall.

Und so mußten sich die Ingenieure bei BRAUN mühsam
mit der damals überhaupt verfügbaren Literatur durchbeißen und im Prinzip "von der Pike auf" neu anfangen. Dabei spielten die (wenigen) deutschen wie internationalen Fachzeitschriften eine große Rolle, denn die hatten Artikel und Abhandlungen von physikalisch wissenschaftlichen Audio-Erkenntnissen aus dem Ausland (ins Deutsche übersetzt) und hier publiziert.
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Auch Wolfgang Seikritt begann bei BRAUN seinen Aufstieg vom Lehrling zum geschätzten Lautsprecherentwickler.

Wolfgang Seikritt ist leider viel zu früh verstorben

In manchen Foren liest man überrascht von einem "Dr." Wolfgang Seikritt. Doch das ist nach Aussagen des damaligen Hifi-Chefs Wolfgang Hasselbach (sowie seines Abteilungsleiters "Lautsprecherentwicklung" Harald Hauppenberger und seines Kollegen Horst Dieterle) natürlich fürchterlicher Unsinn, wird aber in vielen verklärenden Kommentaren einfach immer so weiter getratscht.

Herr Seikritt war weder "Dr." noch "Dipl. Ing.", sondern hatte bei BRAUN zusammen mit Horst Dieterle eine ganz normale Lehre als Elektomechaniker angefangen und war danach ursprünglich im Prüffeld, wie so manche anderen Kollegen auch.

Laut Horst Dieterle hatte der Lehrling Seikritt schon ganz früh zuhause in seinem Zimmer einen richtig großen Riesen- lautsprecher gebaut und zeigte diesen ganz stolz den anderen Lehrlingen. Übrigens - Die Lehre bei BRAUN soll laut Herrn Dieterle absolute Referenzklasse gehabt haben (oder gewesen sein). Und nach dem Einsetzen der Hifi-Entwicklung bei BRAUN Anfang 1959/60 wurde ein Elektromechaniker aus dem eigenen Haus gebraucht, der sich um die Lautsprecherentwicklung kümmern sollte.

Laut einer Presseinfo in der FAZ vom 16.11.1999 ist Wolfgang Seikritt am 29. Oktober 1999 im Alter von 64 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.
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Die BRAUN LE1, ein toller Lautsprecher mit vielen Problemen

Dort in der Lautsprecherentwicklung bei BRAUN kamen - mit etwas Nachhilfe (zwei mal im Monat "mußte" der junge Seikritt auf Kosten der Firma in ein klassisches Konzert) - die Stärken Seikritts voll zur Geltung, um die sich auch wieder einige Legenden gebildet haben. Richtig ist, daß er bei der Entwicklung und Produktion der BRAUN LE1 bereits mit im Team war.

Weiterhin hat er die Verbesserung der anfänglich von Heco gelieferten Chassis durchgeführt. Aufgrund der in den frühen BRAUN Boxen verwendeten Heco Chassis hatte er einen guten Draht zum HECO Chef Hans G. Hennel jun. und hatte mit diesem zusammen unter anderem Jazz Magnetband-Aufnahmen gemacht. Er hatte später auch zusammen mit dem Chefredakteur der Hifi-Stereophonie (Karl Breh) und dem Tonmeister Jürg Jecklin aus der Schweiz hervorragende PCM Digital-Aufnahmen gemacht (die PCM-Band- Kassetten haben wir inzwischen fast alle "geerbt").
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Wolfgang Seikritt 1982

Herr Seikritt war Zeit seines Lebens nicht nur sehr sympatisch und freundlich, sondern auch sehr kontaktfreudig und ziemlich uneingennützig, wie Zeitzeugen unisono berichten. Er wechselte wegen eines kleinen Disputes (mit seinem zweithöchsten Chef - Wolfgang Hasselbach) über die Höhe einer zugesagten Sonderprämie (seines höchsten BRAUN Chefs - Artur Braun) Ende 1964 (oder Anfang 1965 ?) zu Heco und führte dort die Arbeiten in der Boxen-Entwicklung fort.

Nachdem der Heco Chef H. G. Hennel (1970/71) verstarb und Heco (Anfang ?) 1972 an die Rank Arena Gruppe verkauft worden war, beschlossen W. Seikritt mit zwei Kollegen (O. Sandig - Heco und G. Seitz - BRAUN) zur Hannover Messe Mitte 1972 den Ausstieg und gründeten (unter indirekter finanzieller Beteiligung der Firma Wega) die Firma Canton zum Jan. 1973. Dort bei Canton wurde er später aber bei einigen für Ihn wichtigen Entscheidungen mehrfach überstimmt und so verließ er (seine Firma) Canton im Unfrieden.

Man sagte ihm damals nach, er wäre "zu kommunikativ" zu den Mitberwerbern wie zum Beispiel dem Walter Hummel von Klein + Hummel und auch zu den alten Heco- und BRAUN Kollegen. Im Klartext, er würde die ganzen "wertvollen" Entwicklungsergebnisse (von Canton) "ausplaudern". Deshalb stieg er aus und machte dann 1982 seine eigene (Einmann-) Firma Axiom auf, die er etwa 1985 wiederum (mit sich selbst) an die Firma Elac nach Kiel einbrachte oder verkaufte.

Von da an gab es auch bei Elac richtige Hifi-Lautsprecher, die Axiom Lautsprecher und sogar richtig gute Hifi- Lautsprecher. Herr Seikritt ist leider bereits 1999 verstorben. Seinem (Ex-) Kollegen aus den Anfängen bei Braun - Horst Dieterle (Kopf der Firma AEC mit den damals so berühmten bezahlbaren AEC Echtzeit-Analysatoren) ging es beim Interview im Herbst 2011 mit seinen 82 Jahren sehr sehr gut und er hatte ganz viel aus der Schule geplaudert.
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2012 - Klarstellung verbreiteter BRAUN Legenden

hier ist viel enthalten

In der Wikipedia und anderswo in den Foren im Internet steht des öfteren, Gillette hätte 1967 nach der Übernahme der BRAUN AG keinerlei Interesse an den anderen Sparten des Unternehmens gehabt - neben den Rasierern.

Das ist leider großer (teils bösartiger) Unsinn, denn es stimmt überhaupt nicht
. Nach den Erzählungen der diversen BRAUN-Zeitzeugen und meiner doch etwas mühsamen Recherche der Gillette- "Interna" hatte der damalige (fließend Deutsch sprechende) Vice President Vincent Ziegler (ab 1967) sehr wohl Interesse an sämtlichen ! Produkten der Braun AG.

Nur hatten die "neuen Eigentümer" ganz andere wirtschaft- liche Vorstellungen des jährlichen "Ertrages", der an die Eigentümer / Aktionäre ausgeschüttet werden sollte oder mußte. Und das waren in den USA irgendwo um die 10% des Jahres-Umsatzes (dort drüben heißt das "Return on Investment") und das Unternehmen "BRAUN AG" machte insgesamt (nur) etwa 3% des Umsatzes an Gewinn, aber ein "kumulierter" Gewinn mit allen vier Abteilungen zusammen.

Die Rasierer machten beim Gewinn das große Plus, also quasi alles und die drei anderen Sparten schrieben teils dicke Verluste. Und das hatte spätestens mit der Pensionierung des gealterten Präsidenten Ziegler ein Ende. Mehr darüber steht in der ausführlichen Braun Historie.

Auch las ich in der wikipedia über BRAUN-Hifi
, der BRAUN PS 1000 von 1965/1967 sei ein ganz edles Studiolaufwerk vom Allerfeinsten gewesen. Auch das stimmt so nicht. Er sah nur (für damalige Zeiten) so imposant protzig und ziemlich groß aus und wurde ein paar Jahre später von dem optisch kleineren PS 500 in allen technischen Daten deutlich übertroffen und dann schnell vom Markt genommen.

Auch der BRAUN CSV 1000 Verstärker hatte dicke Probleme mit der Endstufe, die überhaupt nicht ausgereift war. Der Klirrfaktor bei kleinsten Lautstärken war exorbitant hoch. Das hatte man damals mit der verfügbaren Transistortechnologie noch nicht im Griff. Verbesserungen kamen erst später mit dem CSV 500 und dem CSV 510, denn der war beim Sound um Klassen besser.

Alleine mit den Lautsprechern L710 / L715 hat BRAUN auch Stückzahlgeschichte geschrieben (deutlich über 100.000 Stück) und vermutlich auch schwarze Zahlen geschrieben, die aber von den anderen BRAUN Hifi-Produkten wieder aufgefressen wurden.

Und so wurden und werden Legenden und Mythen gepflegt, auch wenn so vieles nicht stimmt.
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Das Ende von BRAUN Hifi März 1991


Es gibt auch weniger berauschende Wahrheiten
, die jetzt ans Licht kommen, denn die alten Kämpfer sind müde und alt geworden. Zum Beispiel war auch der Ausstieg aus der Hifi- Branche 1991 eine letzte für die BRAUN AG sehr kostspielige Marketing-Aktion, die als letztmalige das BRAUN-Image rettende Maßnahme auch wieder viel Geld verschlungen hatte. Angeblich waren es damals mehrere Millionen D-Mark. So hatte BRAUN-Hifi zwar ein supertolles Hifi-Image aufgebaut, nur Geld haben sie bei BRAUN mit Hifi nie verdient. "Irgend etwas" hatte nicht gestimmt und bei BRAUN bekamen sie das auch nicht mehr in den Griff.

Und so gehörte die BRAUN Hifi-Division ab 1981 schon gar nicht mehr zu BRAUN, durfte aber den Namen BRAUN noch eine Zeit lang nutzen. Dazu ließ die Produkt-Qualität der ab 1979 inzwischen (teilweise) fremdgefertigen BRAUN bzw. a/d/s/- Produkte merklich nach. Es "roch" überall nach fernöstlichem Plastik.

Und die Amerikaner von Gillette und auch später von P&G orientierten sich natürlich am eigenen amerikanischen Markt und sahen dort McIntosh mit tollen güldenen Zahlen (aber auch das war in den Kriesenjahren 1982 nur Schein), bei auch nur kleinen Stückzahlen. Es ist also nicht alles Gold, das glänzt. Schaun Sie mal bei den Zeitzeugen rein.

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Herbst 2019 - "BRAUN stellt neue Lautsprecher vor"

Hier werden die neugierigen Interessenten, die Werbeblättchen-Leser und Fernsehwerbungs-Zuschauer genauso veräppelt wie bei der Kaffeemaschine von GRUNDIG und dem Haar-Fön von Telefunken und der Zahnbürste von SABA oder dem digitalen Retro-Radio von DUAL.

Diese Firmen - oder wie bei BRAUN diese Sparte - gibt es seit langem nicht mehr und die Nachlass- oder Konkursverwalter (inzwischen auch fachfremde Markenrechtsinhaber) verkloppen und verhökern die Markenrechte des jeweiligen Namens an Jeden, der "Bares" auf den Tisch legt.

Die Ankündigung zur Funkausstellung 2019, daß "BRAUN" wieder Lautsprecher baue und vor allem, daß die LE1 wieder aufgelegt werde, ist leider völliger Humbug. Diese Boxen kommen irgendwo aus England und werden von einer deutschen Importfirma unter dem BRAUN Logo "gelabelt" und angepriesen.

Mal sehen, wann der Rest der jüngsten BRAUN-Geschichte publiziert wird. Die Hintergrund- geschichten über die wirtschaftlichen Zusammenhänge stehen meist im Spiegel oder im Handelsblatt.

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