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Wie kann man die echte Ausgangs-Leistung eines richtig dicken Verstärkers messen ? (also nicht den Klang, nur die Leistung !)

Auch hier gibt es wahre Genies, die die Physik auf den Kopf stellen (wollen). Um einen echten High-End Kraftverstärker, also eine dicke Stereo-Endstufe mit mehr als 2 x 150 Watt Sinus, einigermaßen objektiv auszumessen, reicht ein Stück Draht nicht aus.
Die Leistungsmessung ist sowieso relativ, weil man sie allermeist an einem sogenannten ohmschen Widerstand misst. Später hängen aber an diesen Verstärkern die verschiedensten Lautsprecher-Boxen dran, die meisten mit induktiver Last - und ab und zu auch ganz spezielle Lautsprecher "Systeme", also Lautsprecher mit kapazitiver Last. Ganz selten hängen dort Boxen ohne Frequenzweichen dran wie die BOSE 901 oder die OHM F.

Das sind Welten von elektrisch physikalischen Unterschieden. - Rechts im Bild mein allererster Bolide, ein Crown DC300A mit echten 2 x 190 Watt an 8 Ohm und angeblich 2 x 340 Watt an 4 Ohm. Später kam eine ganz rare Orpheus 107 Endstufe (ein Prototyp mit 2 x 150 Watt) von Boothroyd & Stuart aus England mit ähnlichen Daten dazu, alles edel bis zum "Geht-nicht-mehr".

Messen sollte man so gut wie möglich, also näherungsweise.

echte 2 x 400 Watt an 8 Ohm

Als mir der erste Bose 1801 Verstärker mit 2 x 400 Watt an 8 Ohm und 2 x 1000 Watt an 4 Ohm vor den Füßen stand, kamen Zweifel an den damaligen herkömmlichen Meßmethoden auf.

Wird nämlich der Lastwiderstand warm oder gar heiß
oder glüht er bereits, stimmen die in der rechnerischen Ermittlung der abgegebenen Leistung herausgefundenen Werte überhaupt nicht mehr. Die ganze Messung ist dann Murks.

Und speziell diese Bose Endstufen hatten damals zum ersten Male
richtig Power und brachten manche Experten zum Schwitzen. Es gab damals bei Bose Deutschland den Service-Leiter Heinz Schmitt, der sich damit hervorragend auskannte.

Also ein eigenes Last-Meßgerät

Aus diesem Grund hatten wir uns bereits vor über 30 Jahren mit erschwinglichen Mitteln einen 19" Meß-Einschub mit der geforderten Technik selbst gebaut. Von vorne sieht er (heute noch) so aus. Die Beschriftung (Gravur) ist nie fertig geworden, weil es immer etwas "Wichtigeres" gab.

2 Meßwiderstände mit 8 Ohm und 1% Genauigkeit und bis 250 Watt Nenn- (Dauer-) last (aber nur "belüftet" !!)

Diese Meßwiderstände waren damals noch bezahlbar. Heute sind es fast astronomische Summen für solche Teile. Wichtig war, die hineingepumpte Leistung musste ja irgendwie wieder weg.

Und 500 Watt Leistung über 15 Minuten in Wärme umzuwandeln und auch abzuführen, das ist gar nicht so einfach. Oft sind es mehr als 2 x 250 Watt Dauerleistung, dann aber nur für ganz ganz kurze Zeit.

Diese Hochlast- Widerstände sind eigentlich für Gleichstrom gebaut,
können aber laut Datenblatt auch Wechselströme in Wärme umwandeln. Durch die innere "Verlegung" der Widerstandsdrähte im vergossenen Keramic-Innenteil sollen die Induktivitäten sehr gering sein.

Wir wollen aber 20 bis 20.000 Hz da rein "schieben". Und jetzt kommen sogar die wenigen kurzen Zuleitungen zu Wort.
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Die Feinheiten

Die beiden Hochlast-Widerstände können von vorne (von der Frontplatte unseres Einschubs) über die Hochlast-Buchsen mit jeweils ganz kurzen dicken 1,5mm² Kabeln über sogenannte Büschelstecker direkt an den Verstärker-Ausgang angeschlossen werden.

Damals waren 2,5qmm Meßgeräte-Anschlußkabel schon selten. Die Übergangswiderstände müssen nämlich erheblich kleiner sein als die Last, sonst stimmt das Meßergebnis wieder nicht.

An den beiden historischen (damals 1976 hypermodernen) Leuchtdiodenzeilen konnte man rudimentär erkennen, wieviel Leistung gerade verbraucht wurde. (Es war eine rein mathematische Berechnung der NF-Spannung an 8 Ohm.)

An den darüberliegenden BNC-Buchsen wurde ein (damals war es Hameg-) Oszilloscope angeschlossen, um die sichtbare Signalverformung der Sinuskurve bei Vollast schon mal in Augenschein nehmen zu können.
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Als letztes Bild sehen Sie das Innenleben eines (kleineren) Hochlastwiderstandes, dessen eigentlicher runder Keramik-Körper mit der Kohleschicht in Zement "eingepackt" (gegossen) ist (war) und somit die erzeugte Abwärme über das ganze Gehäuse nach Draußen abführt.
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Zusätzlich konnten wir damit auch kleinere Endstufen an bis zu 8 Lautsprecher-Paaren akustisch testen.

Dieser Meß-Einschub diente auch als Umschaltanlage auf dem Wissen und Niveau der Mitt-Siebziger Jahre. Aus heutiger Sicht war es Bastelei, doch wir sind dran, das auf ein vernünftiges Niveau zu heben. Hier steht mehr über das Umschaltgerät.
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Auch hier ein Beispiel für "unwahre" Daten

Die (obigen) großen beiden goldenen "DALE" Widerstände (links) sind mit 8 Ohm bei 1% Genauigkeit und jeweils etwa 250 Watt Nennbelastbarkeit bei entsprechender Kühlung spezifiziert. Das war vor 30 Jahren.

Diese vier kleinen "WIDAP" Hochlast-Widerstände (rechts) sind mit 3,9 Ohm und angeblich auch 1% Genauigkeit bei angeblichen 100 Watt Nennlast (mit Kühlung) und 40 Watt Nennlast ohne Kühlung angepriesen. Ich brauchte öfter mal eine 4 Ohm Last zum Messen und hatte die darum bestellt. Es war mit 8 Euro pro Stück vielleicht doch zu billig.
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Hier mißt der Ingenieur nur "Mist".

die reproduzierbaren glaubwürdigen Messungen gelten nur für wirklich saubere unverzerrte Sinuswellen. Ist der Verstärker übersteuert, stimmen diese Messungen nicht mehr.

Also ein Scope ist unabdingbar erforderlich oder eine intelligentere (mathematische) Berechnung der Leistung (mit einem Integrator-Baustein) muß her.

Und die finden Sie im RIM SWM (Stereo-Watt-Meter) 6000,
aber nicht !!! im passiven Modell SWM 3000.
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