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Das "CBS Columbia Test Set" ist lange ausgesondert

Seriennummer 443

Wie lange das Röhrenprüfgerät (die Amerikaner nennen es "Tubechecker") bei der amerikanischen Armee (oder auch bei der US-Luftwaffe ?) seinen Dienst getan hatte, ist nicht mehr "überliefert".

Jedenfalls hatte es seit 1980 mindestens 30 Jahre in einem Keller gewartet, bis es wieder ans Tageslicht durfte. Das letzte "technical bulletin" zur Reparatur dieses Test-Sets stammt aus 1972. Danach war auch bei der US-Army die Röhrenzeit weitgehend zuende.
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Unser Gerät scheint aus dem Jahr 1953/54 zu stammen, weil es auf den Kondensatoren und Bauteilen als Datums-Code so aufgedruckt ist.

Inzwischen ist es wieder aufgearbeitet und scheint zu laufen. Es ist ein sehr rares Teil, weil es bei den US-Militärs ein paar Besonderheiten gibt, die uns Deutschen heutzutage etwas fremd erscheinen.
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Ein Befehl ist ein Befehl

Als damals vor vielen Jahren der zuständige amerikanische General die Auflösung des Senders "AFN-Frankfurt" befohlen hatte, durfte nichts von den Geräten an interessierte Mitmenschen in der Army oder außerhalb der Army abgegeben werden. Verschrottung war dienstlich befohlen und hätte mit einem folgenschweren Disziplinarverfahren (für den damit betrauten Soldaten bzw. Offizier) geendet. So sind sicher die allermeisten dieser Prüfgeräte in oder auf den (US-) Müll gekommen, - nicht weil sie sehr alt waren, sondern weil es so befohlen war.
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In unserem Wiesbadener US-Militär-Kino war es ebenso

Als bei uns in Wiesbaden eines der sehr seltenen Military-Kinos von der Filmtechnik auf einen modernen Beamer umgerüstet wurde, hatte ich Interesse an einem Teil der alten Projektoren-technik bekundet. Das ginge trotz sehr guter Kontakte leider nicht, es käme (und kam auch) alles im hohem Bogen in einen Metall-Container und wurde verschrottet - ebenfalls auf Befehl des Standort-Kommandanten. Zum Glück durfte ich ein paar Jahre vorher (in 2012) ganz seltene Technik-Fotos im Vorführraum des Kinos machen.
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Ein Blick auf die Stromversorgung

Das CBS-Testset-Tube-TV-2/U kam zu einer Zeit aus den USA, als es absolut undenkbar war, für die Europäer insbesondere die Nazi-Deutschen, die besiegten Kriegsverlierer, eine 220 Volt Version zusätzlich vorzusehen.

Der Netztrafo ist nur für 100 Volt (nicht mal für 110 oder 120 Volt) - dafür aber von 50 bis 1000 Hz - gewickelt. Die Anschlüsse und Kabel sind nach unseren heutigen Maßstäben sehr "gewöhnungsbedürftig" bis zum Teil hahnebüchen und hochgefährlich zu bewerten, - doch damals gingen die Uhren anders.
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Hier gibt es einen Blick auf die 220-zu-110 Volt Vorschalttrafos, die sogar in unsere damals neue Bundeswehr Einzug gehalten hatten. Denn dort gab es anfänglich eine große Zahl von US amerikanischem Kriegsgerät - mit auch nur 110 Volt Eingängen.


Zur Sicherheit sind aber mehrere Sicherungen eingebaut bzw. vorgesehen.
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Das Innenleben ist auf dem damaligen US-Military Niveau etwa von 1944

Dieses Meßgerät ist von CBS-Columbia, eigentlich einer Schallplattenfirma, ganz gezielt für die Profis gebaut worden. Für den amerikanischen Hobby-Röhrenbastler war es mit Sicherheit viel zu teuer. Für diese Klientel gab es bei uns in Deutschland vor dem 2. Weltkrieg die Geräte von Funke mit nur einem Meßinstrument für den Anodenstrom.

Beim US-Militär in Übersee hing aber das Leben der Soldaten von den funktionierenden Funkgeräten ab und das war einer der Haupteinsatzbereiche solcher Reparaturkolonnen.

Daher mußte das Gerät leicht, aber dennoch stabil und wartungs- freundlich sein. Von solchen leichten Konstruktionen haben die Tonbandgerätebauer in den USA gelernt, weil die Lieferanten des Militärs nach 1945/46 ganz ganz schnell auf neue Produkte umsatteln mußten.

Auch die in diesem Meßgerät verwendeten Röhren mußten aus den Großserien stammen, damit eine Reparatur draußen "im Feld" unter allen Umständen machbar war.
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Soetwas kannten wir hier nicht - selbst nicht in der Funkschau und der Funktechnik

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Das war ja kein Labormuster oder Entwicklungsprototyp oder ein Geistesblitz eines Amateurs, das war ein Seriengerät aus einer seriösen Firma. Unseres hat die Seriennummer 443.
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Die Meßmöglichkeiten - nicht nur für damalige Zeiten - waren enorm

Irgendwo in den Handbüchern steht auch, was es mit dem dicken schwarzen 30 Watt Hochlast- Drehpotentiometer auf sich hat.

Man kann damit eine "Last" an die zu messende Röhre dran hängen und mit dem Frequenzgenerator eine Frequenz und dazu auch noch einen Pegel einstellen und damit die maximale Verstärkung bzw. Leistung - unter Last - messen.

Das konnten viele der handelsüblichen Produkte nicht.
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und zum Schluß summiert : die Qualität

Alle 12 !!!! damals gebräuchlichen Sockel waren vorhanden

Das Allerwichtigste war jedoch der eingebaute Röhren-Katalog


Bei unseren Fluke Meßgeräten (und anderen) waren das Karteikarten zum Ablesen oder sogar ganz moderne Lochkarten zum Stecken wie das spätere Hollerith EDV System aus den Anfängen der IBM.
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Die Anleitung und die Meßvorgaben habe ich gefunden

Insgesamt habe ich 6 PDFs in amerikanischen Archiven gefunden, in denen die Komplexität der möglichen Messungen ausführlich und auf einem ganz einfachen Niveau eines einfachen Soldaten beschrieben steht. Es geht also, daß ein normaler Mensch mitten im Krieg ein Funkgerät reparieren können sollte.

Bei der Deutschen Wehrmacht war das den Ingenieuren vorbehalten, bis eben keine mehr da waren ..........
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