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Es sind natürlich Abstimmanzeigeröhren oder - im Volksmund - auch "Magisches Auge" genannt . . . .

Ein magische Demonstration aus dem ehemaligen Radiomuseum BRUNN

Die allerersten "Rundfunk-Empfänger" wurden alleine nach Gehör "abgestimmt" bzw. der (Kurz- wellen-) Sender wurde zuerst überhaupt mal gesucht und dann möglichst laut eingestellt. Später bei den Mittelwelle-Sendern wurde ebenfalls am Abstimmknopf so lange gedreht bzw. gefummelt , bis der Sender "empfangs- würdig" - also so laut wie möglich war. Eine sehr angenehme Hilfe war dann die optische Anzeige der Empfangsstärke mit Hilfe des "Magischen Auges", das sich immer weiter zusammen zog, je besser die Abstimmung auf die optimale Frequenz gelungen war. Und von nun an sprudelten die Ideen, wie man das verbessern konnte. Aus der Funkschau aus dem Jahr 1952 haben wir die Liste der damals bekannten "Magische Augen" gefunden, leider nur schwarz weiß und darum sind ein paar Bilder aus den Jahren nach 2010 hinzugefügt.

Der Funkschau-Artikel richtete sich an die damaligen Techniker, die solche Röhren in defekten Geräten reparieren sollten.

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Die Abstimmanzeigeröhren in 3 Kapiteln (Stand 10/1952)

Der damalige Röhrenfachmann unterschied zwischen :
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  • 1. Magische Augen
  • 2. Magische Fächer
  • 3. Magischer Strich

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Abstimmanzeigeröhren - 1. Magische Augen

Aufbau und Wirkungsweise:
Moderne Abstimmanzeigeröhren enthalten stets ein oder zwei Triodensysteme, welche zur Steuerung des Anzeigesystems dienen. Man unterscheidet Einbereichanzeiger und Zweibereichanzeiger.

Einbereichanzeiger waren die jetzt nicht mehr hergestellten AM 2 und C/EM 2, die EFM 11/UFM 11 sowie das Abstimmkreuz EM I. Sie wurden abgelöst durch die Doppelbereich-Abstimmanzeigeröhren EM 4, EM 5, EM 11, EM 34, EM 35, UM 4, UM 11 und UM 35.

Diese Röhren besitzen zwei Triodensysteme, welche ein gemeinsames Steuergitter haben, das aber bei beiden Systemen eine verschiedene Steigung besitzt. Auch die beiden Anoden sind verschieden groß. Es sind somit zwei Triodensysteme mit verschiedenem Durchgriff und damit verschiedenem Aussteuerbereich vorhanden, welche zur Steuerung des Leuchtsystems dienen.

Bei der EM4, EM 3 4 und UM4 ist ein Haltesteg jeder Anode bis in das Leuchtsystem verlängert; beide Leuchtstege sind um 180° versetzt. Hierdurch entstehen zwei Schattenwinkel, deren Größe vom Anodenpotential abhängt.

Je größer die Differenz zwischen Anoden- bzw. Stegspannung und Leuchtschirmspannung, um so größer ist die Ablenkwirkung der Stege, um so größer werden die Schattenwinkel. Eine große Differenz entsteht bei einem großen Außenwiderstand, deshalb ist Ra1 ... 2MOhm groß. Sie verkleinert sich bei kleinerem Anodenstrom, d.h. bei stärkerer negativer Gittervorspannung. Ist der Unterschied zwischen beiden Spannungen < 20 %, so wirken die
Stege nicht mehr ablenkend, die Schattenwinkel verschwinden.

Dieser Zeitpunkt tritt bei dem Triodensystem mit kleinem Durchgriff bereits bei Gitterspannungen (Regelspannungen) von -3 ... -5 Volt ein, also bereits beim Empfang schwacher Sender. Der durch das zweite Triodensystem gesteuerte zweite Schattenwinkel zeigt die stärkeren Fern- und den Ortssender an.

Zu beachten ist, daß die EM 4 einen Außenkontaktsockel hat, die UM 4 und die EM 34 dagegen Oktalsockel: die Sockelanschlüsse bei der UM 4 und EM 34 sind aber nicht gleich !

Im Auslande gibt es noch eine HM 34 und eine UM 34, welche sich nur durch die Heizwerte von der EM 34 unterscheiden.

Die Doppelbereich-Abstimmanzeigeröhren EM 5, EM 11, EM 35, UM 11 und UM 35 sind ähnlich aufgebaut. Bei ihnen ragen aber von jeder Triodenanode zwei Stege in das Leuchtsystem hinein, so daß vier Schattenwinkel entstehen, von denen die gegenüberliegenden zusammenarbeiten. Zwei Schattenwinkel zeigen schwache Sender, zwei Schattenwinkel zeigen starke Fernsender und den Ortssender an.

Abstimmanzeigeröhren - Schaltungshinweise:

Als Steuerspannung für das Triodengitter nehme man nicht die Spannung von der Regeldiode, da dann durch Einfluß der Verzögerungsspannung schwache Sender überhaupt nicht angezeigt werden. Man nehme vielmehr die Spannung von der Detektordiode ab.

Um die Modulation auszusieben, muß in den Gitterkreis des Triodenteils eine RC-Siebkombination gelegt werden. Durch den Spannungsabfall des Gitterstromes an R = 1 ... 3MOhm entsteht eine Grundgittervorspannung (Anlaufspannung} von etwa -1 Volt.

Damit werden die Anfangsschattenwinkel ca. 10 ... 30 Grad kleiner, und die Anzeigeempfindlichkeiir wird gerade bei schwachen Sendern schlechter. Man kann den Einfluß der Anlaufspannung durch die Verzögerungsspannung kompensieren, indem man die Katode der Anzeigeröhre nicht mit der Katode der Diodenstrecke verbindet, sondern an den Spannungs-Nullpunkt (Chassis) legt.

Auch Einbereichanzeige ist möglich durch direkte Verbindung von aI und aII und Anschluß an die Betriebsspannung über einen gemeinsamen Außenwiderstand von 1 ... 3MOhm. Hierdurch wird, gerade bei niedrigen Betriebsspannungen, die Anzeige schwacher Sender verbessert.

Die Anzeige im Bereich I (empfindliche Anzeige) kann empfindlicher gemacht werden dadurch, daß man einen Vorwiderstand in die Leuchtschirmleitung einfügt. Hierdurch schließen sich die Winkel früher, die Kurven werden steiler.

Schließt man aII nicht an U, sondern an die gleitende Schirmgitterspannung einer geregelten Röhre an, so tritt im Bereich II eine etwas stärkere Verzögerung ein, so daß Bereich II bei schwachen Sendern noch nicht in Funktion tritt, sondern erst dann, wenn Bereich I nahezu ausgesteuert ist.

Abstimmanzeigeröhren werden nicht nur in Rundfunkempfängern zur Senderanzeige, sondern auch in Brückenschaltungen als Nullanzeiger verwendet.

Abstimmanzeigeröhren - 2. Magische Fächer

Der von der C. Lorenz AG gebaute „Magische Fächer" ist ein moderner Einbereichanzeiger mit einem Triodensystem und einem Schattenwinkel. Er zeichnet sich durch hohe Anzeigeempfindlichkeit, lange Leuchtkanten und einen großen Anfangsleuchtwinkel aus.

Außer dem normalen Magischen Fächer EM 71 gibt es noch eine Sonderausführung EM 72, die als Aussteuerungsanzeiger für Tonaufnahmegeräte dient. Bei ihr sind in der Leuchtschirmfläche beiderseits eines Mittelsektors von 20 Grad zwei Sektoren von je 25 Grad ausgespart. Richtige Aussteuerung wird dadurch angezeigt, daß die beiden seitlichen Leuchtsektoren gleichmäßig hell, der leuchtfähige Mittelkeil dagegen dunkel erscheint.

Bei all den bisher behandelten Röhren ist der Leuchtschirm von der Stirnseite der Röhre her sichtbar. Das bedeutet eine, umständliche horizontale Befestigung der Röhre. Außerdem kann der Kolbendurchmesser von 29 mm kaum unterschritten werden, wenn der Leuchtschirm nicht zu klein werden soll. Beim "Magischen Fächer" EM 85 wurde das Triodensystem waagerecht gestellt; der Leuchtschirm steht senkrecht in Längsrichtung des Kolbens. Er ist muschelförmig langgestreckt.

Dadurch konnte bei gleichem Flächeninhalt der Leuchtschirm schmaler gehalten sein (siehe Bild) und das komplette System im Kolben einer Miniaturröhre untergebracht werden. Die EM 85 kann unmittelbar hinter der Frontplatfe senkrecht befestigt werden; durch einen Ausschnitt in der Skala ist der Leuchtschirm zu sehen. Die Röhrenfassung braucht nicht umständlich befestigt zu werden; die Röhre selbst ist leicht auswechselbar.

Das Anzeigesystem besteht aus einem an Katode liegenden Anzeigegitter, einem Steuersteg und zwei winkelförmigen Gegenelektroden zur Steuerung der beiden Leuchtwinkel. Zwischen Trioden- und Anzeigesystem befindet sich eine durchgehende Abschirmung, welche mit der Katode verbunden ist und vor störenden Streuelektronen schützt.

Der Steuersteg ist an einen besonderen Sockelstift geführt. Man kann ihn mit der Anode des Triodensystems verbinden und das Triodensystem zur Steuerung benutzen, man kann ihn aber auch mit einer anderen von der Aussteuerung abhängigen Spannung verbinden (z. B. der gleitenden Schirmgitterspannung) und das Triodensystem getrennt als Nf-Verstärker verwenden. Ersteres ist aber empfehlenswerter.
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Abstimmanzeigeröhren - 3. Magischer Strich

Vergleich der Leuchtschirme der EM 71/72 (links) und EM 85 (rechts)
Ein neues Grundig "Auge" nach 1960

Die DM 70 ist die erste direkt geheizte deutsche Abstimmanzeigeröhre für Batteriebetrieb. Sie ist eine Subminiaturröhre mit senkrecht stehendem System, welche direkt in die Schaltung hinter einem Ausschnitt der Frontplatte eingelötet wird.

Im Auslande gab es früher bereits die DM 21, eine direkt geheizte Röhre nach Art der AM 2. Sie war für Spannungen von 90 ... 135 Volt bestimmt. Bei 90 Volt war die Leuchtkraft aber bereits so schwach, daß die Röhre für Batteriespannungen von 90 Volt nicht mehr empfohlen werden konnte, so daß die DM 21 keine große Verwendung fand.

Die DM 70 dagegen kann man noch sehr gut mit 90 Volt betreiben; für Batteriespannungen von 67,5 Volt und von 45 Volt ist sie allerdings auch nicht mehr zu gebrauchen. Andererseits kann man aber mit der Spannung bis auf 250 Volt hinaufgehen. Die DM 70 ist damit die gegebene Röhre für den ABC-Empfänger.

Die DM 70 enthält kein besonderes Anzeigesystem. Die Anode des Triodensystems selbst ist mit Leuchtmasse bestrichen. Zwischen Heizfaden und Anodenblech befindet sich eine in Form eines Aus-ru ungszeichens ausgeschnittene Gitterblende. Die Größe des Leuchtkeiles hängt von der Größe des Anodenstromes, d. h. von der Aussteuerung, ab. Im Gegensatz zu den übrigen Abstimmanzeigeröhren wird bei Empfang eines Senders die Leuchtfläche nicht größer, sondern kleiner! Der Punkt des Ausrufungszeichens verdunkelt sich nicht und zeigt an, daß der Empfänger in Betrieb ist.
Abst./Ia 10. 1952

Eine Liste der Typen

Typ DM 70 EM 4 EM 34 UM 4 EM 5 EM 11 EM 35 UM 11 UM 35 EM 71 EM 72 EM 85

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Es gab um 1952 diese Typen :

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  1. Längsstrich von vorn
  2. Doppelbereichanzeige (zweiflüglig) von oben
  3. Doppelbereichanzeige (vierflüglig) von oben
  4. Einbereichanzeige (ein Schattenwinkel von oben)
  5. Einbereichanzeige (ein Schattenwinkel von vorn)

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Das im Bild oben gezeigte waagrechte "Leuchtband" kam etwa 6 Jahre später und war in hunderttausenden von Grundig Radiogeräten und Bandgeräten eingebaut.
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