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Die Krönung - "weißer als weiß" geht es nicht mehr - oder ?

Ein SONY Promotion-Foto (aus 1988)
unser CDP 557 mit DTC 55 (in 2008)

von Gert Redlich im Feb. 2017 - Soetwas mußte ja mal kommen. Die Schreiberlinge fast aller Hifi-Magazine hatten jetzt 5 Jahre "Digital" mitgemacht und kamen aus dem Schwärmen und Staunen nicht mehr raus. Die Wenigsten waren studierte Physiker oder Nachrichtentechniker und hatten auch mit den Computern nichts am Hut. Da gab es nämlich einen seltsamen vorausschauenden Amerikaner (mit Namen Gordon Moore), der behauptete, daß sich die Leistungsfähigkeit der Computertechnik, gemeint waren damals die ersten 8bit Mikroprozessoren (CPUs), angeblich jedes Jahr verdoppele (das Mooresche Gesetz von 1965).

Daß diese Innovationszyklen eventuell auch (ansatz- weise) für die digitale Audio-Welt gelten könnten, war den Hifi-Redakteuren irgendwie fremd, also immer noch fremd. Dabei hatten diese selbsternannten Experten doch mitbekommen, daß "Digital" eben doch nicht immer "Digital" ist, jedenfalls nicht im Audiobereich. In den letzten 5 Jahren (seit 1983) kristallisierte sich recht schnell heraus, fast alle CD-Spieler klingen zumindest unterschiedlich, wenn nicht sogar besser als das jeweils ältere Modell.

Und jetzt gab es edle CD-Spieler ab 3.500 DM aufwärts.

In jeder Redaktion einer jeden Hifi-Zeitschrift (manchmal auch nur einmal pro Verlag) gab es natürlich die beste Anlage, die angeblich absolute Referenz. Und alle Kollegen dieser Redaktion waren sehr stolz, daß "sie" natürlich diese beste Anlage der Welt im Hause hatten. Daß ein großer Teil dieser extrem teuren - wenn nicht künstlich überteuerten - Referenzgeräte sogenannte Dauerleihgaben der Importeure bzw. Hersteller waren, wurde geflissentlich unter dem Teppich gehalten. Auch, daß manche solcher edlen Anlagen sich in den Redaktionen fürchterlich "verirrt" hatten, also den Weg zurück zum Lieferanten "nie mehr gefunden hatten", war auch ein gut gehütetes (wahres) Gerücht.

Und dann passierte es, einfach so richtig schrecklich, es gab (schon wieder) ein besseres Gerät - zu einem erstaunlich "niedrigen" bzw. kleineren Preis. Und jetzt mußte schnellstens gehandelt werden, denn die "Anderen" (Redaktionen) bekamen ja auch diesen freundlichen Besuch - zum Beispiel vom SONY Repräsentanten. Der hatte den ganzen großen Kofferaum voll und mußte ebenfalls schnellstens agieren. Akio Morita - der SONY Chef - hatte es sehr deutlich ausgesprochen. Wenn SONY nach langer kostspieliger Forschung einen Hit landet, hätte SONY genau 1 Jahr Zeit, bevor die Geier (also die lieben fairen brüderlichen japanischen Wettbewerber) sich darüber her machen und am lukrativen Kuchen teilhaben (man nennt das auch "schmarotzen") wollten. Akio Morita hatte es in seiner galanten japanischen Art etwas vorsichtiger (blumiger) ausgedrückt, aber so stand es dem Sinne nach zwischen den Zeilen seines Buches.

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Die Sensationsaufmachung : ABSOLUTER HAMMER

Die neuesten Errungenschaften der Digitaltechnik bringen noch einmal einen deutlichen Qualitäts- sprung.
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Machen wir einen Test

Die eigentliche Idee des Tests war es, anhand von repräsentativen, erlesenen CD-Spielern den vorhandenen Klangunterschieden auf die Schliche zu kommen.

Aus der Flut von teuren Anwärtern wählte sich stereoplay den "preiswerteren" Accuphase DP 70. Das fast doppelt so schwere Zwillingspaar DP80/DC81 hält seit November 1986 obersten Referenzstatus und gab Anlaß zu vielerlei Spekulationen, angefangen von einer geheimen "Räumlichkeits-Trickschaltung" bis hin zu psychoakustischen Phänomenen.

Unsere Anmerkung - Bemerkenswert :

Der bearbeitende Redakteuer Hans-Ulrich Fessler hat sich - zum Glück - mit den kindischen coolen und voll krassen Sprüchen seines damals jugendlichen Kollegen Wolfram Eifert nicht zu profilieren versucht. Die Beschreibungen und Bewertungen bleiben hier auf dem Boden, wenn auch die Lobeshymnen aufgrund der immer kleiner werdenden Klang-Unterschiede etwas weit hergeholt scheinen.

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Und das sind die Probanden :

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  • Accuphase DP 70   
  • California Audio Labs Aria   
  • Philips CD 880   
  • Sony CDP 557 ESP

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4 High-End CD-Spieler im Vergleich

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Die 4 Probanden - ca. Preise 1988 aus der Zusammenfassung - 9.000 DM - 4.800 DM - 1.500 DM - 3.500 DM


Ganz wichtig : Der ausschlaggebende Kernsatz steht ganz am Ende - unten auf dieser Seite - also ganz zuletzt hier in diesem Artikel >>>>>>

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Der "Aria" von "California Audio Labs" mit 2 Röhren

Linst man dem "Aria" von "California Audio Labs" unter das Gewand (Bilder sind weiter unten), liegt der Vergleich mit guter alter Analogtechnik nahe. Im Bereich der Ausgangsbuchsen sorgt das warme Glimmen von zwei Röhren für heimelige Gefühle. Erst wenn der orangene Schein der Heizfäden dezente Wärme über die übrige Elektronik verbreitet, soll sich das Klangspektakel in voller Pracht entfalten. Und bei der Standortwahl will der Aria ähnliche Verhältnisse vorfinden wie ein schottisches Laufwerk: sicher vor nicht zur Musik gehörenden Vibrationen. Denn die Glaskolben in der Ausgangsstufe zählen zu den empfindlichsten Bauteilen für Mikrofonie.

Der Meridian 207G

Was den guten Ton betrifft, vertreten die Engländer eine andere Philosophie als der Rest der Welt. Meridian überläßt im 207G lediglich die Digitalsignalverarbeitung und den Lesevorgang Philips-Bausteinen. Bereits bei der Optimierung der Servo-Steuerung zur Spur- und Fokusregelung legt Meridian selbst Hand an. Ohne den zugehörigen Vorverstärker ist der 207G nicht spielfähig, andererseits erweckt er erst die Vorstufe zum Leben.

Der Sony CDP 557 ESD

Voll im Trend der Digitalzeit vereint der Sony CDP 557 ESD alles unter einem Dach. Der High-Tech-Spieler wandelt den Datenstrom mit echten 18 Bit und gleich achtfacher Geschwindigkeit gegenüber der CD-Aufzeichnung. - Die Steigerung der Bitrate verspricht noch mehr Wandlergenauigkeit, das Oversampling verschiebt nicht zum Signal gehörende Störenfriede in hochfrequente Regionen. Und wer ausschließlich CDs genießen will, verbindet den CDP 557 über den regelbaren Ausgang direkt mit der Endstufe. Mehr über den SONY CDP 557 finden Sie hier.

Der Philips CD 880

Als aus technischer Sicht zwar weniger spektakulärer, doch exzellent verarbeiteter europäischer Vertreter durfte sich der Philips CD 880 dazugesellen. Die Holländer wechseln zwar in relativ kurzer Abfolge ihr äußeres Gewand, doch im Arbeitsstil herrscht Konstanz. So nimmt auch der 880er nach wie vor 16 Bit und wandelt nicht, ohne vorher durch Vierfachoversampling und Digitalfilterung dem unumgänglichen Ausgangsfilter die Arbeit zu erleichtern.

Grundlagen-Betrachtung - die Funktion des Netzteils

Wie kommt man dem guten Klang auf die Spur? High-Ender würden bei der Modifikation eines Durchschnitts-Spielers beim Netzteil anfangen, denn gleich drei voneinander unabhängige Signalverarbeitungsstufen führen ein autonomes Dasein. Den tieffrequenten Bereich beanspruchen die Spur-, Fokus-und Drehzahl-Regelkreise.

Einen Teil der Spielzeit verharren sie in völliger Ruhe, doch wenn es was zu tun gibt, beanspruchen sie kurzzeitig hohe Ströme. Der Ausgangsverstärkungspart will sich ungestört dem reinen Klang widmen, während die Digitalelektronik mit hochfrequentem Pulsschlag die Umgebung zu infizieren trachtet.

Die Signalverarbeitung

Die eigentliche Signalverarbeitung, also das Sortieren der anfallenden Daten nach Subcode-, Synchronisations- und Audiobits, wirkt sich als reine Digitaloperation nicht direkt auf den Klang aus. Indirekt schon. Denn der Spieler muß sich im Einklang mit dem von der Platte gelieferten Datenstrom befinden. Klappt es aus irgendwelchen Gründen (zum Beispiel Toleranzen beim Pressen) nicht mit der Synchronisation, reißt der Verständigungsfaden. Es herrscht Pause, obwohl die Platte auch bei genauem Hinsehen ihren Fehler nicht preisgibt. Da jeder Hersteller auf sein eigenes Rezept schwört, bocken bei ein und derselben Platte nicht alle Spieler.

Die Fehlerkorrektur

Abgesehen vom totalen Dropout bleibt auch der teilweise Datenausfall nicht ohne Auswirkungen auf den Klang. Hier ist die Fehlerkorrektur gefordert. Im einfachsten Fall erkennt und korrigiert sie auch, ohne daß der gute Ton darunter leidet. Bei längerem Datenausfall gelingt die Korrektur nicht mehr. Hier wartet der elektronische Gehilfe ungeduldig auf das nächste richtige "Wort" und stopft die Lücke mit nachträglich errechneten Zwischenwerten zu (Interpolation).

Die Folge: Bei der Rückwandlung gibt es gelegentlich geringe Signalveränderungen, die das sensible Ohr als Verzerrungen im Hochtonbereich wahrnimmt. Kommen über zu lange Strecken Bits abhanden, erfolgt kurzzeitiges Stummschalten (mute), hörbar als leises Klicken, bis hin zu nur noch punktweiser Musikwiedergabe.

Elektronik und Mechanik Hand in Hand

Als Ausputzer soll die Fehlerkorrektur malträtierte Platten wie neu klingen lassen, Unpäßlichkeiten beim Pressen von CDs unhörbar machen und Auslesefehler aufgrund wackeliger Spielermechanik beheben. So belanglos sich der letzte Punkt anhört, gediegene Laufwerksmechanik und sorgfältige Entkopplung zwischen Abspielvorgang und der Umgebung sind fast ebenso wichtig wie beim herkömmlichen Plattenspieler.

Qualitätssteigerung durch Oversampling

Dem Protzen mit Hubraum entspricht beim CD-Spieler die Angabe mit Oversampling. Dabei entstand das Verfahren aus der Not, durch Erhöhung der Datenrate 14Bit-Wandlern 16Bit-Qualität abzuringen. Mittlerweile gehört auch bei 16Bit die vierfache Überabtastung fast schon zum Gütesiegel. Dabei reproduziert ein sorgfältig dimensionierter "normaler" CD-Spieler nicht zwangsläufig schlechter als einer mit 16-fachem Overdrive, wie eine der langjährigen Referenzen, der Denon DCD 1800, beweist. Die Vorteile liegen eher auf Seiten der Gerätehersteller. Je mehr Oversampling, desto einfacher fällt das Ausgangsfilter im Analogsignalweg aus.

Oft muß der Wandler als Sündenbock herhalten, wenn es um die Reproduktion des reinen Klangs nicht zum Besten steht. Er steckt mit seinen Beinen sowohl in der Digital- wie in der Analogsektion des Spielers und setzt entsprechend den angelieferten Bits das Analogsignal in Form von Treppenstufen wieder zusammen.

14 oder 16 oder 18 Bit Quantisierung

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  • Anmerkung : Was ist die "Quantisierung" - Sie erinnern sich an ein "Quäntchen" mehr von diesem oder jenem ...... - daher kommt das Wort Quantum - ein kleinstes Teilchen, etwas als kleinstes Teilchen betrachten.

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Tatsächlich zeigen die Konverter bei der Reproduktion allerkleinster Signalpegel recht schnell ihre Untugenden. Sie sollen im Idealfall bei 16Bit-Quantisierung einen Konstantstrom (oder eine Referenzspannung) in 65.536 exakt gleichgroße Stufen unterteilen, bei 18Bit ergeben sich rein rechnerisch sogar 262.144 Amplitudenwerte. Doch damit nicht genug, bei 8-fachem Oversampling müssen sich die Wandler mehr als 350.000mal in der Sekunde auf neue Abtastwerte einstellen. Bei einer systematischen Untersuchung der korrekten Fördermenge des Wandlerherzens preiswerter CD-Spieler im stereoplay-Labor ließ die Genauigkeit bei der Reproduktion fast durchweg zu wünschen übrig.
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Große Klappe und nicht allzuviel dahinter: Einen Kopfhörerausgang oder Programmspeicher sucht man am Accuphase DP 70 vergeblich.
16Bit-Wandler-ICs aus der Großserienfertigung waren nicht gut genug: Ein eigens entwickelter Konverter soll beim Accuphase die Fehler bei der D/A-Wandlung besonders gering halten.

Wie es der Accuphase DP70 macht

Die Probanden - die CD-Spieler des Tests - setzen recht unterschiedliche Akzente im Streben nach Vollkommenheit. Das Mißtrauen von Accuphase in die fertigen vielbeinigen Wandler-ICs ist so groß, daß im DP70 die zuständige Sektion aus einer ganzen Armada diskreter Bauteile besteht. Hochpräzise Widerstände mit 0,0015% Toleranz unterteilen eine Konstantstromquelle in 16 gewichtete Strömchen. An jeweils drei Spindelpotentiometern pro Kanal läßt sich abhängig vom Pegel die korrekte Signalamplitude einjustieren.

Schnelle Meßwandler von Intersil leiten die den ankommenden Bits entsprechenden Ströme zu einem Summierer. Der Wandler im DP70 verarbeitet doppelt so viele Daten wie der im großen Bruder DP80/DC81, durch vierfaches Oversampling vereinfacht sich der Filteraufbau. Ein fünfpoliges, steilflankiges Butterworth-Tiefpaßfilter reinigt das Tonsignal von unerwünschten Hochfrequenzanteilen.

Die Liebe zum guten Ton steckt beim California Audio Labs Aria im Detail: vergoldete Cinch-Buchsen auf einer Kupferplatte.
Nach dem D/A-Wandler endet der Bund mit Philips: Mit Röhren will California Audio Labs den CD-Klang entschärfen.

Wie es der "Aria" macht

"Ich kann überhaupt nur einen einzigen CD-Spieler hören", schwärmte kürzlich ein renommierter HiFi-Händler aus Wiesbaden und meinte damit den Aria von California Audio Labs.

Wohl kaum ein anderer Player bewirkt bereits beim bloßen Hinsehen einen größeren Gefühlsumschwung.

Von vorn, nur dürftig maskiert durch eine gediegene Frontplatte, ein echter Philips, öffnet er sein wahres Wesen dem Blick von oben durch ein Gitter.

Zwei glimmende Glaskolben, besonders rauscharme Spanngitterdoppeltrioden vom Typ ECC88, früher in UKW-Eingangsstufen verwendet, besetzen die letzte Signalverarbeitungsstufe vor den Ausgangsbuchsen.

So widersprüchlich sich die fast schon durch die Halbleiter ausgerotteten Relikte aus grauer Vorzeit im CD-Spieler ausmachen, werden ihre Vorteile schnell offenkundig: Sie lassen sich höher aussteuern.

Doch der wahre Grund liegt tiefer: Falls Röhren durch ihre anders gearteten Verzerrungen ihren Klangcharakter dem Signal aufprägen, muß es sich im Aria bemerkbar machen.

Beim Philips CD 880 genügt ein sanfter Druck auf die Zehnertastatur zum Spielbeginn: Die Lautstärke läßt sich in 1-dB-Stufen von der Fernbedienung aus senken.

Wie es der Philips macht

Sowohl der mechanische als auch der elektrische Aufbau des Philips CD80 zeugen von einem völlig überarbeiteten Konzept. Die erste Dosis an Stärkungsmitteln ließ Philips der Schublade zukommen; die recht stabile Konstruktion hält auch überkritischem Befingern stand.

Der doppelte Boden als tragendes Element besteht aus verwindungssteifem Druckguß. Auch ein "üppiger Transformator" darf darauf Fuß fassen, gleich vier voneinander unabhängige Stromversorgungen sollen der gegenseitigen Beeinflussung "verfeindeter" Baugruppen einen Riegel vorschieben.
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  • Anmerkung : Das ist natürlich Unsinn, es gibt dort keine verfeindeten Baugruppen. Alle arbeiten Hand in Hand - eben nur mit unterschiedlicher Stromaufnahme.


Überarbeitete Wandler sollen die Reproduktion leiser Signalstellen "exakter" ?? gestalten, der Vorgängertyp TDA 1541 war sich in amplitudenmäßig richtiger Bewertung leiser Pegel recht unsicher. Und mit verbessertem mathematischem Rüstzeug kümmert sich das Digitalfilter in noch "mustergültigerer" ?? Weise um Durchlaß- und Sperrbereich.
(Hier wurde die Deutsche Sprache aber ganz schön vergewaltigt.)
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Wie es der Sony CDP 557 ESD macht

Getrennte Transformatoren für Digital- und Audiopart, verkupfertes Chassis und eine Schublade, auf die auch Accuphase im DP70 zurückgreift. Nur der Sony CDP 557 ESD arbeitet derzeit mit echten 18Bit.

Erst das intensive Studium der Bedienungs- anleitung macht vertraut mit den zahlreichen Sonderfunktionen des Sony CDP 557 ESD. Sein nicht-flüchtiger Speicher merkt sich auf Wunsch Lieblingstitel, wieder anwählbare Indexmarkierungen oder gar Kommentare aus bis zu zehn Zeichen von 226 Platten für alle Zeiten.

Bei der exakten Reproduktion des Musiksignals spielt der Sony sogar eine Vorreiterrolle. Zwar kündigen auch andere Hersteller, darunter Yamaha und Technics, Signalverarbeitung mit 18Bit und 8-fach-Oversampling an, doch der Sony hat's als erster. Dabei ist der Übergang auf mehr Bit naheliegend. Alle Spieler mit "Überabtastung" (Oversampling) errechnen sich intern mit höherer Genauigkeit Zwischenwerte. Bereits die ersten Philips-Spieler werkelten heimlich mit 28Bit und rundeten die Datenworte kurz vor dem Wandler auf 14, später auf 16Bit. Ein neuer Baustein von Burr-Brown, der PCM 64P, soll dem Sony zum Durchbruch verhelfen: Er wandelt die Daten mit echten 18 Bit.

Obwohl das CD-Format nur 16 Bit beinhaltet, ergeben sich durch die künstliche Steigerung unschätzbare Vorteile. Je genauer der Wandler arbeitet, desto weniger Fehler wird er sich erlauben. Die weitere Steigerung des Oversamplings bringt rein rechnerisch eine Verbesserung im Störabstand von 6dB. Meßtechnisch zeigt der Sony wohl die Grenzen des Machbaren, gleichzeitig fast den Endwert der computergesteuerten Meßgeräte: 116 Dezibel Fremdspannungsabstand signalisierte die Anzeige des Spektrumanalyzers als Unterschied zwischen Vollaussteuerung und digital Null.

Wandlerfehler suchten die elektronischen Spürhunde vergeblich, getreu den Meßplatten reproduzierte der CDP 557 ESD auch gemeinste Pegelsprünge mit bisher nicht erreichter Genauigkeit.

Hier kommt der 2. Teil des Artikel - der Hörtest

Das war die Beschreibung der vorgefundenen Technik, soweit der Redakteur das verstanden hatte bzw. der Repräsentant oder Verkaufsleiter des Herstellers die Innovationen vermittelt hatte. Für manche Feinheiten brauchte auch ein Redakteur fundamentales physikalisches Grund- wissen, nicht nur die Gabe, blumig oder cool zu formulieren. Jetzt geht es an die Beschreibung der Höreindrücke ran. Das ist quasi der wichtigere Teil des Artikels, denn das hört der Käufer später - oder auch nicht.

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Hörtests an der anlaogen Referenzanlage

Nachdem alle Spieler ihre durchwegs sehr guten inneren Werte im Labor zu Protokoll gegeben hatten, durften sie ihre Talente angesichts der Apogee Diva, Dipolstrahler-Lautsprecherreferenz seit Januar 1988, zu Gehör bringen.

Ein schwergewichtiger Turm, bestehend aus drei messingglänzenden Accuphase-Komponenten, spielte die Ouvertüre des Hörmarathons. Der "kleine" DP70 durfte mit seinem großen doppelstöckigen Bruder DP80/DC81 um die Hörergunst buhlen.

Recht schnell gab sich die ehrwürdige Referenz an den Attributen vergangener Hörtests zu erkennen: frappierende Plastizität des musikalischen Geschehens, in puncto Raumabbildung nicht sehr breit, doch schier authentische Wiedergabe der Konzertsaaltiefe, bei der Reproduktion von Soloinstrumenten eher in Richtung weich und mollig.

Die Beurteilung des DP70

Der DP70 reproduzierte filigrane Klangstrukturen "minimal dynamisch dichter" und "räumlich etwas flacher", dafür aber breiter. Stimmen verrieten einen Hauch weniger über den Körper. Auffällig waren auch die Unterschiede im Hochtonbereich. Ließ das Referenztandem Triangelschläge (Edition E, Highlights CD 26) ohne Aggressivität verhallen, klangen sie über den DP70 schneidender. Obwohl Popmusik bestimmte Frequenzbereiche, überwiegend den Baß, im Vergleich zur Klassik überbetont und damit anders geartete Spielertugenden zur Geltung bringt, schwanden hier die Unterschiede zwischen den Accuphasen. Doch die Wärme im Grundtonbereich, verbunden mit seiner plastischen Wiedergabe, ließ die Waage zugunsten der Referenz ausschlagen. Trotzdem: Der schneidige Neue gehört zu den bestklingendsten Spielern.

Die Beurteilung des Aria

Der California Audio Labs war der wohl meistgehörte Spieler der letzten Zeit. Was daran lag, daß den Verlockungen durch das charmante Glimmen in der Ausgangsstufe kaum jemand widerstehen konnte. Bereits das Probehören machte auf einige Punkte aufmerksam: Seine Stärke schien in minimal anders tönenden Mitten zu liegen. Tatsächlich war sich die versammelte Mannschaft bei den entscheidenden Hördurchgängen einig: Solostimmen erfüllten fast schwerelos den Raum, ließen die Lautsprecher als Mittel zum Zweck vergessen. Der Accuphase tönte erdiger, stellte die Sänger wieder auf beide Beine, holte die Jury in die Realität zurück.

Etwas anderes erlebten die Tester bei der Wiedergabe von Streichern. Hier war es das Accuphase-Tandem, das für vollen Schmelz und Seidigkeit sorgte. Der Aria zeichnete minimal matter, aber auch enger. Popmusik entlarvte noch eine weitere kleine Untugend des Röhrenspielers. Wuchtige Bässe schienen in ihrer Kontur etwas zu zerfließen, knackige Impulse etwas zu verrunden. Das Erlebnis, einen Aria zu hören, prägt.

Eingefleischte Analoganhänger vermag er zur Digitaltechnik zu bekehren. Doch wer schon Jahre mit der CD hinter sich hat, wird möglicherweise etwas Spritzigkeit und Höhenglanz vermissen.

Die Beurteilung des Philips CD 880

Beim Philips CD 880 herrschte über lange Zeit Schweigen im Hörraum, weil sich niemand für Player 1 oder 2 entscheiden konnte. Erst bei fulminanten Orchestereinsätzen wurden erste Stimmen laut:

„Nummer 1 trennt die Orchestergruppen nicht ganz so messerscharf, er klingt dichter, aber auch etwas heller." „Stimmt, auch mir kommt der Einser nicht ganz so fein auflösend vor, doch das mit dem ,etwas heller klingend' ändert sich pegelabhängig. In leisen Passagen wirkt die eins eher dunkler, Nummer 2 bewahrt bei Tutti etwas besser die Übersicht."

Nummer 1 war der Philips, doch die Unterschiede fielen weitaus weniger drastisch als die Äußerungen aus. Unterm Strich blieb der Unterschied zur zehnmal teureren Referenz sogar so gering, daß feststeht: Der CD 880 ist wohl der klanglich beste (und an Ausstattung komfortabelste) Philips, der je gebaut worden ist.

Die Beurteilung des SONY CDP 557

Die ohnehin im Vergleich zu früheren Tests diesmal sehr zaghaft geäußerte Kritik verstummte beim Sony völlig. Berge von Platten türmten sich im Hörraum, doch noch immer gab es keinen eindeutigen Gewinner des letzten Matchs. Der 15.000 Mark Accuphase zog seine Trümpfe durch völlige Ruhe und Übersicht im musikalischen Geschehen auch bei kompliziertesten Klangfiguren.

Doch dem stand der Sony in nichts nach. Ob von allen Seiten Chormusik den Hörraum durchflutete, gleichzeitig das Orchester zum Finale ansetzte (Mahler, Symphonie Nr. 8, Inbal), die beiden Kontrahenten ließen sich nur in allerwinzigsten, schwerlich reproduzierbaren Nuancen unterscheiden. Der DP80/DC81 bestach durch Plastizität, Wärme und frappierende Räumlichkeit, verlieh Holzinstrumenten den warmen Ton, tendierte aber bei wuchtigen Paukenschlägen zu minimal weniger Straffheit.

Der Sony zauberte - fast sichtbar - die Orchester auf die Bühne, ließ Platz zwischen den Instrumentengruppen und schien eher noch eine Prise mehr Lebendigkeit zu vermitteln.

Am Ende war die Zuhörerschaft gespalten: Die einen gaben aufgrund von mehr Straffheit im Baß dem Sony den Vorzug, anderen wiederum vermittelte der Accuphase noch deutlicher die Konzertsaalatmosphäre. Doch bei der endgültigen Aufsummierung sämtlicher Eigenschaften stand fest: Der Sony gehört mit zu den besten CD-Spielern, die man derzeit (Frühjahr 1988) kaufen kann.

Das fast schon normale Resume . . . .

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  • Anmerkung : Irgendwann kommt immer einer, der "es" billiger oder schneller oder einfach nur "ein Quäntchen" besser macht . . . .


Vielleicht war der Accuphase zum damaligen Zeitpunkt (um 1986) tatsächlich seiner Zeit voraus. Den Vorteil seiner diskret aufgebauten Wandler macht inzwischen ein echtes 18Bit-System durch mindestens gleichwertige Genauigkeit wett. Durch die Steigerung des Oversamplings verschwinden mehr klangrelevante Bauteile aus dem Analogsignalweg. Mit der Technik des Sony CDP 557 ESD scheint die sinnvolle Grenze der Musikwiedergabe von der 16Bit-Konserve erreicht.
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So gesehen, wird die zukünftige Technik im CD-Spieler dem Hörtester das Leben schwer machen. Denn bereits jetzt zeigte sich, daß die vorhandenen Klangunterschiede wesentlich geringer waren als bei ähnlichen Hörsitzungen mit anderen Kandidaten noch vor einigen Monaten.

Hans-Ulrich Fessler im Frühjahr 1988
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Noch ein Blick auf die D/A Wandler von 2017

Bei den Digital-Analog-Wandlern war es sehr ähnlich. Die Entwicklung schreitet immer weiter voran und so mancher CD-Player-Kauf für irrsinnig viel Geld relativiert sich sehr zum Frust des Käufers. Hier ein Blick auf eine Platine mit dem aktuellen Burr Brown D/A Wandler für knappe 18 Euro.
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