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Ein Test bzw. Artikel aus stereoplay 03/1983

überarbeitet von Gert Redlich im Juni 2017 - In diesem Artikel treffen zwei "Geister" aufeinander, einmal die technisch qualifizierten Geister mit den 40 Jahre später noch nachvollziehbaren Gedanken und dann der frühpubertäre Sprachgebrauch des Schreiberlings. Aber dieser voll krasse Sprachgebrauch war in der damaligen "stereoplay" anscheinend üblich bzw. gewollt. Daß er uns bereits damals abschreckte, hatten die Redakteure erst ziemlich spät mitbekommen, als Karl Breh (von der Hifi-Stereophonie zur stereoplay "migriert") ins Boot geholt wurde.

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stereoplay 3/1983 - Vergleichstest CD-Plattenspieler

Glänzendes Bild: 8 CD-Player
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  1. Hitachi DA-1000,
  2. Sanyo DAD 8,
  3. Sony CDP-101,
  4. Philips CD 100,
  5. Kenwood L-03 DP,
  6. Marantz CD-73,
  7. Fisher AD 800 und
  8. Toshiba XR-Z 90.

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Als die Töne klingen lernten

Wenn einer nervös von einem Bein aufs andere trippelt, dann "muß" er. Tut er 's vor einem HiFi-Geschäft, muß er dringend "Compact Disc" hören. (Anmerkung : naja .... ein Spruch aus 1983)

Ein Rückblick (aber aus stereoplay Sicht)

Zuerst war es nur ein Gerücht, eine verrückte Idee von irgendwelchen Spinnern in den Entwicklungslabors. Versuchsaufbauten bewiesen aber, daß das Hirngespinst realisierbar war.
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  • Anmerkung : So war das nicht. Die Bildplatte auf der Basis des Lasers wurde bereits 1970 entwickelt und dort steckte schon das Potential sowie das Wissen der Philips Ingenieure drinnen. Doch die Digitaltechnik war noch nicht so weit. Das kam erst Mitte der 1970er Jahre und so entwickelte sich das Kind "digitale Schallplatte" langsam aber sicher zur ersten 11cm !! Disc.

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Die Philips Pressevorstellung 1979

Im Frühjahr 1979 ließ Philips-Manager Joop van Tilburg die Presse aus aller Welt anreisen, um die sensationelle Compact Disc vorzustellen. Er versprach nichts Geringeres als eine „radikale Verbesserung der Klangqualität".

„Bis zur Mitte der 80er Jahre ist das System im Laden", hieß es damals. Aber die Elektronikindustrie schaffte den gewaltigen Klimmzug von den ersten Prototypen, nur lebensfähig mit zwei Koffern voll Elektronik unterm Tisch, zum Großseriengerät schneller. Heute sind Geräte und Platten für Geld zu haben - für erstaunlich wenig Geld, wenn man das Gebotene näher betrachtet, stereoplay tat das bei acht Seriengeräten in einem Vergleichstest mit fast unglaublichem Ergebnis.

Fisher AD 800, fast schon ein Plattenwechsler

Was beim konventionellen Plattenspieler immer die Ausnahme und meist ein Problem war, klappt beim Fisher AD 800 ganz hervorragend: Die Scheibe steht beim Spielen senkrecht.

Fisher färbte die Frontplatte links hellsilbergrau, rechts schwarz oder zumindest sehr dunkelgrau. Jedes Feld der Folientastatur ist feinsäuberlich beschriftet, wohltuend gut lesbar und dank präzisem Druckpunkt und übersichtlicher Gruppierung auch kinderleicht zu bedienen. Vor allem die mittlere Region.

den Spieler programmieren

Wer es etwas komplizierter mag (zur Selbstbestätigung), soll sich am Folienfeld darunter versuchen. Es dient dazu, den AD 800 zu programmieren. Und darunter versteht Fisher eine ganze Menge: 16 Speicherplätzen wird per Zehnertastatur die gewünschte Titelnummer zugewiesen, die Reihenfolge kann beliebig von der Platte abweichen. Auf Wunsch spielt der Fisher bestimmte Titel auch mehrfach.

Ganz leicht läßt sich notfalls im gespeicherten Programm etwas ändern: Ein fehlender Titel schiebt sich zwischen die andern, die automatisch zur Seite rücken - bis das Display „Full" meldet. Wenn versehentlich ein nicht so gelungener Titel mit hineinrutschte, wird er einfach gelöscht; die anderen schließen dann auf.

Hitachi DA-1000, den lieben langen Tag lang

Im Hitachi DA-1000 rotiert die silberne Scheibe ebenfalls hochkant stehend, was dem Spieler ein zwar hohes, aber auch schmales Gehäuse einbrachte. Übersichtlich sind rechts die Laufwerk- und Programmiertasten, links die Anzeigeelemente gruppiert. Links oben in der Ecke blieb noch Platz für den witzigen dreieckigen Netzschalter.

Nachdem der Hitachi das Inhaltsverzeichnis der Platte ausgelesen hat, verrät sein Display die Gesamtzahl der Stücke auf der Scheibe, die Nummer des gerade abgespielten Stücks und die Zeit, die sich die Musiker schon abmühen. Die Information für die Zeitanzeige liefert die Platte, exakt in Minuten und Sekunden.

Das funktioniert auch, wenn per „Scanaplay" eine bestimmte Stelle auf der Platte gesucht wird: einfach „Play" und Vorlauf (oder auch Rücklauf) drücken. Der Hitachi jagt dann mit 20-Sekunden-Sätzen durchs Programm, zwischen den Sprüngen gibt er jeweils 1,5 Sekunden Musik von sich.

den Spieler programmieren

Eine besonders gelungene Passage spielt der DA-1000 auf Wunsch gleich nochmal: „Memory Stop", Rücklauf, „Play", bitte. Es funktioniert wie beim Cassettenrecorder. Nur geht das „Umspulen" viel schneller: Nach rund drei Sekunden ist der Hitachi am Ziel.

Sollte die Reihenfolge der Titel auf der Platte nicht dem persönlichen Geschmack entsprechen, spielt der Hitachi sie auch gern in einer beliebigen anderen Kombination ab. Bis zu 15 Titel merkt er sich, und auch Wiederholungen sind kein Problem für ihn. Wählt man dazu längere Stücke aus, kann man aus einer Scheibe einen ganzen Tag Musikberieselung zaubern.

Kenwood L-03 DP, Sigma-Drive nach Art des Hauses

Damit von der kostbaren Klangqualität der Compact Disc nichts verlorengeht, statteten die Kenwood-Ingenieure den L-03 DP mit ihrem Sigma-Drive aus.

Der Kenwood "Sigma-Drive"

Dieser Schaltungskniff eliminiert die störenden Einflüsse von Spannungsabfällen auf der Verbindungsleitung zum Verstärker - auch dann, wenn einer mal eine lange Leitung hat.

Das besorgen zwei Sensor-Adern im mitgelieferten Anschlußkabel, die kontrollieren, ob hinten am Stecker auch tatsächlich wieder das herauskommt, das vorn ins Kabel hineingeschickt wird, also Musik in CD-Qualität. Technisch gesehen, wird die Ausgangsbuchse des CD-Players zum Kabelende hin verlegt; das Gegenkopplungssignal stammt nicht von der Cinchbuchse hinten am L-03 DP, sondern wird per Sensorleitung vom Kabelende gemeldet.

Um Spannungsabfälle auf der Masseverbindung zu entschärfen, postierte Kenwood den gemeinsamen Massepunkt von Netzteil und Elektronik ebenfalls am Kabelende - das besorgt die zweite Sensorleitung. Ein möglicher Spannungsabfall macht sich jetzt nur noch im Netzteil bemerkbar und nicht mehr wie üblich im Ausgangssignal.

  • Anmerkung : Das war natürlich alles nur populistischer Marketing Schwachsinn, denn die späteren großen, auch sehr teuren und sehr guten SONY CD Spieler brauchten diesen Trick nicht, auch die anderen 10.000 DM High-End Spieler von ACCUPHASE bauchten das nicht.

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Der Programmspeicher

Mit hellblauen Tasten auf schwarzer Front gelang Kenwood ein optisch ansprechendes und übersichtliches Design. Dank je nach Wichtigkeit unterschiedlich großer Tasten fällt auch die Bedienung leicht - mit nur acht Plätzen im Programmspeicher sogar zu leicht.

Marantz CD-73, der Spieler, der nach CD-Platten hungert

42 Zentimeter breit, 8 Zentimeter hoch und 32 Zentimeter tief - diese Maße kommen dem Marantz-Fan bekannt vor. Schließlich sind die restlichen Bausteine für den Turmbau genauso groß. Aber nicht nur die Abmessungen dokumentieren Zusammengehörigkeit.

Der Fernbedienungsanschluß hinten, in zweifacher Ausfertigung vorhanden, schlägt in dieselbe Kerbe. Zweifach deshalb, weil, vom Infrarotempfänger ausgehend, die Informationen per Kabel von einem Gerät zum anderen weitergereicht (durchgeschleift) werden und Tuner, Verstärker und CD-Player sich jeweils die für sie bestimmten Befehle herauspicken.

Oversampling und Digitalfilter

Damit es dem CD-73 im Turm nicht zu warm ums Herz wird, pflanzten die Marantz-Techniker ihm die energiesparende Philips-Technik mit Oversampling und Digitalfilter ein. Wie das funktioniert, steht in stereoplay 11/1982. Allerdings konnten die Marantz-Männer es nicht lassen, an verschiedenen Details noch kräftig zu feilen und das Ganze in Japan fertigen zu lassen.

  • Anmerkung : Ziemlich viel Unsinn, Marantz war eine 100% Philips-Tochter geworden.


Bei der geringen Bauhöhe muß der CD-73 zwangsläufig ein Frontlader sein, bei dem die Compact Disc zum Abspielen in der Schublade verschwindet. Ein netter Gag beim Marantz ist der deckelartige Scheibenhalter in der Schublade, der bei geöffnetem Fach hochklappt und die Platte freigibt. Das sieht so aus, als ob der Marantz auf Compact Discs so scharf wäre wie ein junger Vogel auf Würmer und anderes ekliges Getier.

Der Philips CD 100 sieht aus wie ein Plattenspieler

Der Philips CD 100 weckt Assoziationen an klassische Plattenspieler. Wie sie hat er eine Klarsichthaube, nur viel kleiner, und die Platte rotiert um eine senkrechte Achse. Damit er die Platte schlucken kann, muß er sich die Lade aushaken lassen.

Ein Leuchtband aus 15 LEDs verrät jetzt, wieviel Stücke auf der Platte sind; eine zweite LED-Kette informiert darüber, welcher Titel gerade läuft. Erneutes „Play"-Antippen bringt nach etwa einer Sekunde das nächste Stück ins Ohr. Zum Programmieren muß „Select" gedrückt werden. Auf dem unteren Leuchtband huscht ein Lichtpunkt. Steht er unter der gewünschten Titelnummer, ist „Store" an der Reihe. Wie der Hitachi speichert der CD 100 jeden Titel beliebig oft - bis die 15 Speicherplätze voll sind.

Was der so harmlos aussehende Philips dem Hitachi voraus hat, ist die „Cancel"-Taste. Auch während der CD 100 spielt, läßt sich damit ein bestimmtes Stück (oder mehrere) aus dem auf dem Cover abgedruckten Programm löschen.

Sogar ein ursprünglich zu dreimaligem Auftritt verdammter Titel, der dann doch nicht so gut gefällt, bleibt beeinflußbar. Nach Belieben spielt er zweimal oder gar nicht. Das restliche Programm rückt dann im Speicher automatisch auf.

Der Philips CD 100 dürfte wohl der kompakteste Compact Disc Player sein, den es gibt. Die Philips-Ingenieure erreichten das mit ihrem Oversampling-Trick und digitalen Filtern, die sich im Gegensatz zu den üblichen analogen Brüdern klitzeklein integrieren lassen und kaum Platz und Strom brauchen.

Sanyo DAD 8, schlauer Speicher, schnelle Klappe

Dem Fisher wie aus dem Gesicht geschnitten ist der Sanyo DAD 8. Das ist kein Wunder, schließlich purzeln beide vom selben Fließband der Sanyo-Fabrik in Osaka, nördlich Tokio. Der Fisher-Aufdruck (oder etwa auch ITT, alle drei sind baugleich) kommt erst zum Schluß drauf.

Trotzdem gibt es Unterschiede. Sanyo achtete nicht so sehr auf ein edles Erscheinungsbild, sondern legte mehr Wert auf Übersichtlichkeit, unterteilte die - beim Fisher vornehm dunkle - rechte Fronthälfte nochmals senkrecht und färbte sie rechts heller ein.

den Spieler programmieren

Wie beim Fisher-Bruder muß der Programm-Kontrolleur nicht grundsätzlich alle 16 Speicherplätze hintereinander abrufen. Sind nur drei Titel gespeichert, beweist der Sanyo Intelligenz und springt nach Speicherplatz drei wieder zurück auf eins. Gescheit zeigt sich auch der Deckel vom CD-Fach. Kaum steckt eine Scheibe drin, schon geht die Klappe automatisch zu. Und sofort wieder auf, wenn man dem Sanyo in letzter Sekunde die Platte listig wieder entzieht.

Eine zusätzliche Index-Anzeige im Display erlaubt - vorläufig leider nur bei japanischen CDs - Hinweise auf den Begleittext. Da steht dann etwa „Ouvertüre", „Reprise" oder „Durchführung", und man weiß, was gespielt wird.

Sony CDP-101 hilft sogar beim Musikunterricht

Recht kompakt hat Sony den CDP-101 hingekriegt - nicht ganz so kompakt wie Philips seinen, aber die vielen Tasten brauchen schließlich genauso viel Platz wie die Schublade für die Platte, die auf Knopfdruck nach vorn herausfährt und so auch den Einbau im Turm erlaubt. Aber Vorsicht, die Lüftungsschlitze müssen unbedingt frei bleiben.

Wie sehr die Sony-Konstrukteure mit dem Platz an der Frontplatte knausern, zeigt ein Studium des Tastenfelds der Infrarot-Fernsteuerung. Da sitzen 12 Tasten, die man am Player selber vergeblich sucht. Sie sind für die entsprechenden Stücke zuständig. Programmiertes Abspielen der Titel in beliebiger Reihenfolge gibt es bei Sony nicht, es gilt die Devise „Alles oder Nichts". Hat der Sony die infrarote Botschaft verstanden, quittiert er mit grünem LED-Blitzen auf der Frontplatte, auf Wunsch quetscht er auch noch hinten ein „Piep" durch einen Lüftungsschlitz.

Auch wer die Suchlauftasten drückt, bekommt beim Sony was zu hören. Ähnlich wie beim Bandgeräte-Cueing kann mitgehört werden, mit dem Unterschied, daß beim Sony die Musik keinen Stimmbruch bekommt. Damit die Lautsprecher nicht durchdrehen, nimmt er den Pegel ein paar Dezibel zurück.

Der Sony kann noch einen weiteren Trumpf ausspielen. Auf Tastendruck hin merkt er sich taktgenau zwei beliebige Augenblicke im musikalischen Geschehen und wiederholt die Passage dazwischen so oft unverdrossen, bis man sie auswendig kann und mit der Fernbedienung nach ihm wirft.

Toshiba Aurex XR-Z90, was gefällt, wiederholt er

Obwohl beim Toshiba die Scheibe senkrecht um die Achse turnt - etwa wie beim Hitachi und Sanyo - erscheinen die Proportionen des Geräts ausgewogener. Das liegt daran, daß die Toshiba-Entwickler den XR-Z 90 nicht unbedingt so klein wie möglich haben wollten.

So findet sich im geräumigen Gehäuse eine ganze Menge Luft, aber auch eine Unzahl normal kleiner integrierter Schaltungen anstelle der gewohnten Handvoll eindrucksvoller Tausendfüßler.

Ähnlich wie der Sony bietet der Toshiba sehr bequemen Zugriff zu bestimmten Musiktiteln auf der Platte: „8", „Play", tamtamtamtaa... Die Vor- und Rück„spul"tasten schalten nach wenigen Sekunden in einen schnelleren Gang, so daß jede gesuchte Passage schnell gefunden ist. Mithören wie beim Sony oder Hitachi ist aber nicht möglich.

den Spieler programmieren

Wie vom Sanyo gewohnt, praktiziert auch der Toshiba Indexziffern ins Display. Als einziger im Testfeld erlaubt er, nicht nur Titel, sondern auch Indexnummern vorzuprogrammieren. Wer will, kann sich also die Reprise gleich zweimal hintereinander vorspielen lassen, wenn sie ihm besonders gut gefällt. Leider funktioniert das vorerst nur mit japanischen Platten.

Die Daten in den einzelnen Speicherplätzen lassen sich nachträglich noch korrigieren, aber Titel einschieben oder rauswerfen wie Philips, Marantz und speziell Sanyo kann der Toshiba nicht. Auch die geringe Zahl von acht Speicherplätzen macht in der Testrunde keine so gute Figur.

Der Ausflug ins Meßlabor kommt jetzt:

Ob Toshiba und Kollegen innere Werte bieten, die nicht schon der erste Blick offenbart, sollte sich bei der praktischen Erprobung zeigen. Dazu unternahm die Testabordnung zunächst den obligaten Ausflug ins Meßlabor. Rasch stellte sich mit Hilfe der Meßplatte (siehe Seite 17) heraus, daß die Unterschiede zwischen den Spielern denkbar gering waren. Erstmals sah sich stereoplay gezwungen, in Millibel statt in Dezibel zu denken und die Diagramme in kleinerem Maßstab zu zeichnen.

Das Thema Verzerrungen hakte stereoplay als "akademisch" ab

Den geringsten Frequenzgangfehler wies der Philips auf. Bei ihm klaffte bei 7 Kilohertz und bei 20 Kilohertz je ein Loch von sage und schreibe 0,22 Dezibel. Am ehesten zeigten noch Kenwood und Hitachi eine Verwandtschaft mit herkömmlichen Plattenspielern. Sie genehmigten sich bei 20 Kilohertz rund ein Dezibel Abfall.

Doch sagen diese - nach herkömmlichem Maßstab unglaublich glatten - Frequenzgänge weniger etwas über die Klangqualität aus als darüber, wie die nötigen steilflankigen Filter nach dem Digital-Analog-Wandler im Werk justiert wurden. Das gleiche gilt für die Rechtecksignale, die allerdings auch zeigen, daß die Philips-Digitalfilter (sie stecken auch im Marantz) etwas anders arbeiten als die üblicheren Analogfilter.

Fremd- und Geräuschspannungsmessungen

Deutlichere Unterschiede offenbarte die Fremdspannungsmessung. Das Spektrum reichte von 84 Dezibel im linken Kanal des Toshiba bis 98,5 Dezibel, mit denen Marantz und Philips glänzten.

Die Geräuschspannungsmessung mit zusätzlichem A-Filter erbrachte geringfügig bessere Werte ab 87 Dezibel. Philips und Marantz schwangen sich zu absoluten Traumwerten von 100,5 und 101 Dezibel empor. Eine enorme Steigerung gegenüber den 60 Dezibel einer LP.

Klirr- und Intermodulationsverzerrungen

Klirr- und Intermodulationsverzerrungen entzogen sich recht hartnäckig den Versuchen der Tester, sie dingfest zu machen. Erst mit List und Tücke gelang es unter Aufbietung raffiniert zusammengeschalteter Klirrbrücken, Filter und Analyser, die Oberwellen ins Schirmbild zu rücken. Sie lagen mindestens 100 Dezibel unter dem Signalpegel, teilweise sogar mehr als 120 Dezibel. Das entspricht lächerlichen 0,0001 Prozent. Allein der Hitachi enttäuschte mit 0,24 Prozent. Ein zweites Testexemplar brachte 0,19 Prozent. Bei den übrigen "Diplomaten" (sollte es etwa "Diplomanden" heißen ?) hakte stereoplay die Verzerrungsfrage als rein akademisch ab.

Der Hörtest und Klangtest

Ob das auch für klangliche Unterschiede gilt, sollte der besonders pingelige Hörtest klären. Aber vor lauter Staunen über die neue Dimension von Klangqualität (siehe Kasten Seite 18) fiel es schwer, auch noch Unterschiede wahrzunehmen. Und wer von den Testern von einem Unterschied sprach, beeilte sich hinzuzufügen, daß er nur glaube, ihn zu hören, und die Sache auch anders sein könne. Von deutlich reproduzierbaren Klangunterschieden also keine Spur. Allein der Hitachi wurde immer wieder als Schlußlicht identifiziert.

Allerdings tauchte der Verdacht, einen besonders guten Klang zu produzieren, bei einzelnen der restlichen Geräte häufiger auf als bei den Mitbewerbern. Ein Statistiker könnte hieraus für Sony, Toshiba und Kenwood hauchfeine Klangvorteile berechnen.

Die Bedienung

Für die Praxis weit wichtiger sind freilich zwei andere Fragen:
Wie einfach sind die Superplayer zu bedienen, und welchen Ausstattungskomfort bieten sie? Einfachste, ja narrensichere Bedienung findet man bei Philips und Marantz, ohne daß das Maß des Schalten-und-walten-Könnens allzusehr eingeschränkt wäre.

Ein Manko sind die noch sehr hohen Zugriffszeiten, etwa wenn sich die Player vom ersten zum letzten Titel auf der Platte vortasten.

im Einzelnen

Deutlich widerborstiger gibt sich der Hitachi: Ohne Studium der Betriebsanleitung bleiben einige Möglichkeiten völlig im dunkeln. Dazu zählt das Cueing vorwärts und rückwärts, was gleichzeitigen Druck auf die Tasten für „Play" und Schnellvor- oder Rücklauf erfordert.

Interessante und teils einmalige Ausstattungsdetails bietet der Sony, doch fehlt ein Programmspeicher (noch?) völlig. Wunschprogrammfreunde müssen sich also ausgiebig an der Fernbedienung betätigen.

Einfache Bedienung, kombiniert mit praxisgerechter Ausstattung, findet sich bei Kenwood und Toshiba, die wie der Sony über extrem kurze Zugriffszeiten in der Gegend von einer Sekunde verfügen. Das macht Spaß.

Etwas umständlicher, dafür unerreicht in den Programmiermöglichkeiten, arbeiten Sanyo, Fisher und ITT, gerade richtig für Leute, die demonstrieren müssen, wie gekonnt sie kompliziertes technisches Gerät beherrschen. Aber keine Sorge, Übung macht den Meister.

Abschließend ein Tip

So erscheinen, will man die zum Teil verschwindend kleinen Unterschiede und nicht etwa die Lieferfristen als Entscheidungsgrundlage ansehen, für Klangfetischisten Sony, Kenwood und Toshiba richtig, während bei Sanyo und Fisher der Spieltrieb voll zur Geltung kommen kann. Wer zum Spielen schon eine elektrische Eisenbahn hat, wird bestimmt auch am Philips oder Marantz Gefallen finden, die zudem beim Meßtest die Nase vorn hatten. Vom Hitachi dagegen sollte man, zumindest zunächst noch, die Finger lassen.

In allen anderen Fällen gilt: sofort bestellen. Denn wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, daß die Töne klingen lernten, drohen gar schreckliche Wartezeiten. Heinrich Sauer

stereoplay 3/1983 - Das fiel auf

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  • Den idealen Plattenspieler gibt es jetzt, die perfekte Platte dazu noch nicht. Denn die Technik ist beileibe noch nicht so weit, daß sie digital auf Band gespeicherte Informationen direkt auf Digitalplatte umsetzen kann; die Kodierungsarten von Band und Platte beißen sich derzeit. Also muß sich das arme Tonsignal, nachdem es im Mischpult schon genug gelitten hat, durch Wandler quälen: vom Pult zu Band-Digital, von dort wieder zurück zu Analog, schließlich zu Platten-Digital. Jedesmal entstehen zwangsläufig Verzerrungen - weit mehr, als sich ein CD-Spieler je leistet. Trotzdem sind nicht wenige CD-Platten schon jetzt weit besser als ihre riefigen Brüder. Klaus Kamfenkel

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  • Nicht jede Analogplatte muß sich hinter den Compact Discs verstecken. Den fünf stereoplay-„Highlights" etwa können viele im Hauruck-Verfahren von liederlichen Bändern gezogene CDs nicht das Wasser reichen. Trotzdem werde ich keine Sekunde zögern, mir Oscar Petersons „We Get Requests" als CD zu kaufen. Meine 15 Jahre alte LP kann ich mittlerweile nämlich kaum mehr anhören, dieselbe Aufnahme auf CD sicher in 20 Jahren noch. Schließlich bin ich nicht so blöd, absichtlich Kratzer drauf zu machen, schon gar nicht auf der Etikettseite, wo die CD am empfindlichsten ist. Heinrich Sauer

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stereoplay 3/1983 - LP oder CD, was ist besser?

Um herauszufinden, was der Musikliebhaber von der Compact-Disc wirklich hat, machte stereoplay einen praxisnahen Versuch und verglich Compact-Discs und Langspielplatten, jeweils Töchter derselben Digitalaufnahme, direkt miteinander. Um faire Bedingungen zu schaffen, lief die LP auf einem klassischen Plattenspieler der Spitzenklasse für satte 2.500 Mark - die meisten CD-Spieler sind da heute schon billiger.

Was sofort und so deutlich wie nie ins Ohr stach, war das vergleichsweise brutale Knacken, Knistern und Rauschen der schwarzen Scheibe. Weniger dramatisch, aber immer noch mit unüberhörbarem Nachdruck, machte sich bei leiseren Passagen tieffrequentes Grollen und Poltern bemerkbar: Das war das Rumpeln, das man bei guten Platten für ausgestorben hielt. Aber der Vergleich mit der CD deckt Schwächen gnadenlos auf.

Wie das Ohr bei der LP genarrt wird

Dabei stört dieser akustische Dreck nicht nur leise Passungen, er narrt obendrein noch das Ohr: Nachdem die Störungen nach Betrag und Phase - von kapitalen Knackern einmal abgesehen - statistisch verteilt sind, scheinen sie aus allen Ecken und Enden des Raums zu kommen. So ruft das Hintergrundgeräusch ein Raumgefühl beim Zuhörer hervor, das ursprünglich gar nicht vorhanden war.

Bei der CD fehlt es natürlich auch, und schon ist das Gerücht fertig, die CD könne keinen Raum abbilden. Dem ist aber nicht so, alles steht wie festgenagelt und scharf umrissen, da gibt es kein Schwanken und Wanken.

In ähnlicher Weise kann Rumpeln das Ohr übertölpeln. Das kaum wahrnehmbare Rumoren schiebt eine Art Vorhang vor die Musik, und prompt ordnet das Ohr die Musiker weiter im Hintergrund ein, bei der CD-Wiedergabe hingegen vorn, fast zwischen den Lautsprechern. Das Gerücht bekommt neue Nahrung, CD-Aufnahmen hätten keine Tiefe.

Die gestochen scharfe Detailauflösung

Keinerlei Diskussion dürfte es eigentlich über die gestochen scharfe Detailauflösung und die aprilfrische Sauberkeit extrem leiser Passagen und gleichzeitig auch explosiver musikalischer Temperamentausbrüche geben. Selbst die leise Triangel - bei LPs gern vom großen Orchester überrannt - steht da wie aus dem Ei gepellt, man muß die Luft anhalten, weil der eigene Atem stört.

Wie abscheulich und garstig da viele herkömmliche Schallplatten klingen: Violinensaiten scheinen in Watte gepackt, und beim Becken tippt man auf ersten Rostansatz unter dicker Staubschicht. Scharf geblasenes Blech peinigt den Abtaster hörbar - er reagiert mit Verzerrungen.

Bei der CD hingegen ist der Strich frisch, das Becken auf Hochglanz poliert, und Trompeten freuen sich wie Schneekönige, endlich so nach Herzenslust losschmettern zu dürfen. Und die Kanonen von „1812" haben auf der Compact Disc ohne jeden Zweifel das brisantere Pulver im Rohr. H. S.

  • Anmerkung : Das alles war im Jahr 1983 absolutes Neuland und wirklich (absolut) phänomenal beeindruckend. Das dürfen wir beim nachträglichen Bewerten nie vergessen.

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Messungen und Pseudomessungen

Bei CD läuft ohne exakte Meßplatten nichts. Versuche mit aufgeklebten Kreppapierkeilen, schwarz wie die Nacht, sollen angeblich die Fähigkeit der Spieler, die Spur zu halten, ans Licht bringen. Keiner der Keilekleber (stereoplay hat das auch mal ausprobiert) weiß aber mit Sicherheit, ob die Platte unmittelbar vor und hinter dem Keil o.k. ist, oder ob sich Fehlstellen addieren und die Spieler unterschiedlich darauf reagieren.

Ob man vom Keil etwas hört, hängt zudem vom Fehlerkorrektursystem ab und vom Aufbau des optischen Systems, also von dessen Brennweite und Tiefenschärfe. Es ist ein erheblicher Unterschied, ob ein Fehler in der Ebene der Pits vorliegt oder auf der Oberfläche der Platte, was in praxi kaum vorkommt.

Mechanische Toleranzen zwischen Compact Disc und Zentrierdorn im Spieler betragen ein Mehrfaches des Spurabstandes. Also bleibt es zum Teil dem Zufall überlassen, ob der Spieler den Laser am Keil gerade korrigieren muß oder ob dieser im Blindflug drüben ankommt.

Pseudomessungen mit irgendwelchen präparierten Scheiben - die Profis sprechen von „Horrordiscs" - bedeuten nichts anderes als mit einer Stange im Nebel stochern. Und wer dabei glaubt, das Ei des Kolumbus getroffen zu haben, wird bald merken, daß die Sache stinkt; das Ei war faul.

Um diesen Problemen aus dem Wege zu gehen, beschaffte sich steroplaydirekt aus Japan - verläßliche Poly-gram-Scheiben waren noch nicht erhältlich - eine Meßplatte, genauer gesagt die „CBS/Sony Test C. D. Type 1" mit nach eingehender Prüfung aufgestempelter Seriennummer 342.

Die CBS/Sony-Testplatte Typ 1, Nr. 342

Die Signale auf dieser Testplatte entstammen nicht irgendwelchen Signalgeneratoren, weil sonst beim Digitalisieren der nötige Wandler vielleicht Fehler verursacht hätte. Ein Computer berechnete vielmehr für die verschiedenen Sinus-, Rechteck- und IM-Signale die zugehörigen Digitalcodes und steuerte direkt den Laser beim „Schnitt" der Meßplatte. Der Maximalfehler des Computers betrug dabei 0,0000001 Prozent. Das ist über 10.000mal präziser, als es selbst die Compact Disc überhaupt speichern kann.

So kann die Meßplatte als absolut gelten, in ihrer Präzision nur begrenzt durch die genormte 16-bit-Auflösung und die 44,1-Kilohertz-Abtastrate. Auch die besten Sinusgeneratoren haben einen höheren Klirrgrad.

Dadurch entsteht allerdings die Gefahr, daß Meßergebnisse realitätsfern werden: Falls Klirr- und Spektrumanalysatoren überhaupt mithalten, können Verzerrungen gemessen und den Spielern angekreidet werden, die Größenordnungen kleiner sind als jene, die bei Musikaufnahmen unvermeidlich entstehen. H. S.


  • Anmerkung : Auch hier gilt, das war das KnowHow von 1983. Das hat sich in den 40 Jahren natürlich stark verbesert.

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stereoplay 3/1983 - CD-Spieler Preise und Vertriebe :

Fisher AD 800 Fisher Europa - München Preis: um 2000 Mark
Hitachi DA-1000 Hitachi Sales Europa GmbH - Hamburg Preis: um 2200 Mark
Kenwood L-03 DP Trio Kenwood GmbH - Heusenstamm Preis: um 2600 Mark
Marantz CD-73 Marantz GmbH - Dreieich Preis: um 2000 Mark
Philips CD 100 Philips GmbH - Hamburg Preis: um 2000 Mark
Sanyo DAD 8 Spitzer-Mileger CH-Basel Preis: um 2000 Mark
Sony CDP-101 Sony GmbH - Köln Preis: um 2200 Mark
Toshiba XR-Z 90 Toshiba Europa GmbH - Neuss Preis: um 2200 Mark
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