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Zu diesem Vergleichs-Test Teil 2

Der meßtechnische Teil 1 steht hier und sollte vorab mal überflogen werden.
Bei vielen dieser "Tests" hatte ich zu bemängeln, daß die "Tester" populistische Eigenschaften in den Vordergrund gestellt hatten und zu offensichtlich eine reine Verkaufs-"Show" draus gemacht hatten.
Hier ist es ganz erfreulicherweise umgekehrt. Der oder die Redakteure haben die meßbare absolute Technik von der subjektiven Akustik getrennt.
Es lohnt sich, das hier Nachfolgende mal durchzulesen, auch wenn es bereits aus 1982 datiert.

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stereoplay 3/1980 - Großer Vergleichstest
"Wettkampf der Winzlinge" (Teil 2)

Wäre der Wettkampf der 15 Vorverstärker und Übertrager im Meßlabor zu Ende gefochten worden, er wäre sicher unentschieden geblieben. Denn die Klirrgrade lagen ohne Ausnahme unter 0,05 Prozent, und das Rauschen war so gering, daß jede Schallplatte mit Sicherheit schlechter abgeschnitten hätte.

Auch die Rechtecke wiesen hauptsächlich Schönheitsfehler auf. Denn ein dramatisch aussehender Überschwinger, der nur auf eine gut bedämpfte Resonanz in der Gegend von 50 Kilohertz hinweist, wird sich genausowenig auf den Klang auswirken wie die Dachschräge beim 25 Hertz-Rechteck (siehe stereoplay 2/1980), die ihre Ursache in der bewußt auf etwa 15 Hertz gelegten unteren Grenzfrequenz des Verstärkers hat.

Diese Maßnahme hilft dem Verstärker, sich und vor allem den Lautsprechern die lästigen subsonischen Frequenzen vom Leib zu halten, die bei ungünstigen Umständen, etwa bei verwellten Platten in Verbindung mit unbedämpften Tonarmen mit einer zu tiefen Baßresonanz, zu Übersteuerungen und Intermodulations-Verzerrungen führen, womöglich sogar die Tieftöner killen können.

Meßtechnisch feinste Sahne, mit Ausnahmen natürlich

Verzerrungen und Fremdspannungswerte blieben bei allen Kandidaten jenseits von Gut und Böse. Das Rechteckverhalten zeigte dagegen schon deutlichere Unterschiede auf. Doch erst der Hörtest trennte die Spreu vom Weizen.

Kritischer sah die Rechteck-Frage freilich beim Lentek und erst recht beim Supex SDT 1000 aus. Hier ließ der langsame Spannungsanstieg beim 20 kHz-Rechteck auf eine Beschneidung des Frequenzgangs noch im hörbaren Bereich schließen. Es würde nicht verwundern, wenn die beiden Geräte, gemessen an der Konkurrenz, etwas dumpfer klingen würden.

Diese 14 Produkte wurden untersucht

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  • 1 Fidelix LN-1
  • 2 Sony HA-55
  • 3 Technics SU-300 MC
  • 4 Accuphase C-7
  • 5 audio-technica AT-650
  • 6 Thorens PPA 990
  • 7 Supex SDT 1000
  • 8 Luxman AD 8000 mit 8020
  • 9 Lentek
  • 10 Ortofon MCA-10
  • 11 Ortofon T-30
  • 12 Dynavector DV6 A
  • 13 audio-technica Signet MK 10 T
  • 14 Coral T-100

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Doch wie klingen diese Vor-Vorverstärker wirklich ?

Taten Sie es wirklich? Im zweiten Teil des großen Vergleichstests wollte stereoplay herausfinden, wie die Vor-Vorverstärker und Übertrager klingen - was freilich nur mit Schwierigkeiten und einer besonderen Anordnung der Geräte zu ermitteln war.

Denn weil die verschiedenen Kandidaten mit unterschiedlichen Übertragungsfaktoren operieren, verlangen sie im praktischen Betrieb nach Tonabnehmer-Systemen, die unterschiedlich laut sind. Verschiedene Systeme klingen aber auch verschieden. Und selbst wenn sie gleich klängen, bliebe immer noch eine Frage offen: Verfärbt nun das System oder der Übertrager? Oder kompensiert etwa ein Fehler des Abtasters denjenigen des Übertragers?

  • Anmerkung : Endlich mal eine fundierte und auch technisch physiologisch korrekte Fragestellung.

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Definierte Referenz-Musik anstelle Abtaster einspeisen

Um diesem Dilemma zu entgehen, testete stereoplay die Prüflinge nicht mit angeschlossenen Tonabnehmern, sondern versorgte sie über jene nieder-ohmige Spannungsquelle, die sich bereits bei den Messungen bewährt hatte, mit Musik.

Um faire Bedingungen zu schaffen, wurde allen Kandidaten das Programm mit praxisgerechten Pegeln serviert: In allen Fällen waren 10 Millivolt Ausgangsspannung zur Stelle. Auf diese Spannung wurden bei den Messungen auch die Fremdspannungsabstände bezogen.

Und die Prüflinge mit dem Feinsten an Vorverstärkern verbinden

Die Testexemplare wurden nun zwischen zwei hochwertige Vorverstärker geschaltet, die mit einer Endstufe verbunden waren. Durch simples Umschalten konnte nun - wahlweise über Kopfhörer oder Lautsprecher - festgestellt werden, inwieweit der Prüfling der Musik etwas hinzufügte, musikalische Informationen unterschlug oder das Programm in irgendeiner Form verfälschte.

Daß alle Kandidaten elektrisch korrekt angepaßt werden mußten, versteht sich von selbst.

Manche Schwächen sind sofort sichtbar (hörbar natürlich)

Es stellte sich rasch heraus, daß der VorVorverstärker von Lentek sich in den Höhen tatsächlich etwas schwer tat. Das führte zu einem etwas sonoren und warmen Klangbild, dem es freilich auch an Detailreichtum und Konturenschärfe mangelte. Dabei klang der kleine Engländer zwar nicht unangenehm, aber immerhin verfälschte er doch stark.

Die ersten 5 Geräte :

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(1) Der Sony HA-55

Auch der Sony HA-55 enttäuschte trotz seiner aufwendigen Konstruktion und seiner vorzüglichen Meßwerte: Der Schwergewichtler klang undurchsichtig und reproduzierte Hammerklavieranschläge ohne Glanz; die präzise Härte des Anschlags fehlte ebenso wie die räumliche Tiefe. Große Orchester klangen zu verhalten, und Dynamikspitzen wurden nur zaghaft wiedergegeben, als hätte der dicke Japaner keinen Mut, den Mund richtig aufzumachen.

(2) Der Technics SU-MC 300

Diesen Mut brachte schon eher der VorVorverstärker von Technics auf, leider ohne den gewünschten Erfolg. Wenn es auf der Platte laut wurde, klang der SU-MC 300 aufdringlich, gelegentlich sogar quäkig. Doch auch an weniger vehement musizierten Stellen konnte er nicht überzeugen. Leichte Verfärbungen und ein gepreßtes Klangbild trübten den Genuß.

(3) Der Coral T-100

Nach dem Motto: „Ohne Preis kein Fleiß" gab sich auch der 150 Mark teure Übertrager Coral T-100 bei der Wiedergabe von Musik zu wenig Mühe. Kleine, bei komplexer Musik auch größere Details behielt er für sich, und was von der Kunst übrig blieb, klang stumpf, undurchsichtig und glanzlos. Dabei konnte der T-100 allerdings auch einen dicken Pluspunkt für sich verbuchen: Trotz fehlender Masseklemme traten praktisch keine Brummprobleme auf.

(4) Der Ortofon MCA-10

Kaum besser erledigte der Vor-Vorverstärker Ortofon MCA-10 seine Arbeit. Lebhafte und dynamische Klaviermusik klang zu müde, große Orchester reproduzierte er undurchsichtig mit zu flauen Bässen.

(5) Der Thorens PPA-990

Deutlich besser schnitt da der PPA-990 von Thorens ab. Zwar versah er Klavieranschläge mit etwas Härte und ließ einige Details untergehen, doch näherte sich dieser Kandidat schon eher dem Original an. Trotzdem: Diese sechs Geräte schnitten im Test nicht gut genug ab.

Die nächsten 7 Geräte :

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(6) Der Supex SDT 1000

Gute Mittelklasse war der Übertrager SDT 1000 von Supex. Er klang recht frisch und lebendig, wies den verschiedenen Instrumenten die richtigen Plätze zu und gab eine ganze Menge Details preis. Allerdings konnte er sich leichte Verfärbungen nicht verkneifen, die sich bei harten Klavieranschlägen gelegentlich zu einem fast blechernen Beiklang auswuchsen.

Auch machten dem Supex magnetische Streufelder ziemlich zu schaffen. Es kam gelegentlich vor, daß er mit seinem Gebrumm erst aufhörte, nachdem er durch eine einseitig untergelegte Streichholzschachtel eine unorthodoxe Schräglage einnehmen konnte.

(7 und 8) Der audio-technica AT-650 und der Signet MK 10T

Die beiden Übertrager von audio-technica zeigten nur noch ganz geringe Verfärbungen. Orchester klangen frei und offen, einzelne Instrumente hoben sich klar ab. Allerdings zeigte sich der teurere AT-650 seinem kleinen Bruder etwas überlegen. Auch war der AT-650 heftigen Baß-Impulsen eher gewachsen als der Signet MK 10T, dem es bei Dynamikspitzen oft nur zu einem etwas verwaschenen Baß reichte.

(9 und 10) Der Ortofon-Übertrager T-30 und der MCA-10

Mit einem präzisen Baß hingegen wußte der Ortofon-Übertrager T-30 zu gefallen. Auch sonst fiel es ihm leicht, seinen mit Transistoren bestückten Stallgefährten, den MCA-10, um Klassen hinter sich zu lassen. Sein Klangbild war außerordentlich klar und detailliert. Beim Umschalten zum Original waren nur bei konzentriertem Hinhören minimale Unterschiede auszumachen - er klang eine Nuance weicher.

(11) Der Luxman-Übertrager 8020

Minimale Unterschiede zum Original produzierte auch der Luxman-Übertrager 8020. Sie waren freilich ganz anderer Art: Mit dem Luxman klangen vor allem Streicher sehr schön - schöner noch als im Original. Der 8020 zauberte jenen berühmten seidigen Glanz in die Musik, der manchen alten Röhrenverstärker auszeichnet und der die Fans in Verzückung versetzt.

Ohne den durch das stereoplay-Arrangement möglichen Vergleich mit jenen „Geigen", die gewissermaßen an den Eingangsbuchsen des Übertragers aufspielten, wäre sicher verborgen geblieben, daß sie in der Realität eine Spur kratziger und harziger klingen - und der Luxman hätte mit seinem betörenden Klang sicher Platz eins eingeheimst.

Von diesem winzigen Schönheitsfehler abgesehen, den mancher eher als Vorteil ansehen wird, klang der Luxman musikalisch, transparent und lifelike. Auch bei großen Dynamikspitzen blieb er sehr sauber und durchleuchtete große Orchester bis in den letzten Winkel.

(12) Der Dynavector-Übertrager

In dieser Disziplin stand ihm der Dynavector-Übertrager in nichts nach; dabei war sein Baß noch eine Spur fundierter, die räumliche Tiefe eine Spur großzügiger. Freilich neigte auch der Dynavector dazu, Streichern Glanzlichter aufzusetzen, wenn auch nicht ganz in dem Maße wie der Luxman. Der Dynavector erwies sich als brummempfindlich; er muß also sorgfältig neben den anderen Geräten plaziert werden.

Die letzten drei im Spitzensextett - absolut minimalste Unterschiede

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Die Vor-Vor-Verstärker von Accuphase, Fidelix und Kenwood sind die letzten drei im Spitzensextett, das praktisch keine hörbaren Unterschiede zum Original mehr kennt.

Nur bei äußerst konzentrierten Hörsitzungen und anspruchsvoller Musik offenbarten sich diese feinen Nuancen. Sie blieben aber so winzig, daß sie nicht der Rede wert sind. Trotzdem sollen sie beschrieben werden.


(13) Der Accuphase

So zeigte sich beim Accuphase ein Hauch von Kälte - mehr nicht, während sich das Klangbild sonst in makelloser Schönheit präsentierte.

(14) Der Fidelix

Beim Fidelix, dessen Eingangswiderstand 100 Ohm beträgt - in der Vergleichstabelle fehlte der Wert - , schienen im Hintergrund agierende Streicherlagen eine Spur präziser und durchsichtiger. Der Fidelix schien am ehrlichsten und "neutralsten" ?? zu sein.

(15) Der Kenwood

Der Kenwood schien die Musik zeitweise mit einem zarten Schleier zu umgeben, freilich von der feinsten und durchsichtigsten Art.

Hier sind die Tester realitätsnah ehrlich und redlich

Diese Unterschiede sind derart klein, daß sie von den Streuungen innerhalb einer Geräteserie übertroffen werden. Die Klangunterschiede zwischen Spitzen-Tonabnehmern sind um Klassen größer.

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(16) Der Übertrager von KS war Vergleichstyp Nr. 16

Der Prototyp des Übertragers von KS, der 16. Teilnehmer dieses Tests, konnte nur am Rande mitbewertet werden. Er hatte mit sehr guten Meßwerten abgeschnitten; da er freilich nur in einer Mono-Version vorlag, wäre ein Hörvergleich mit seinen zweikanaligen Konkurrenten unfair gewesen, da einige Kriterien im Monobetrieb nicht endgültig beurteilt werden können.

Es sind Preisunterschiede bis zu 800 Mark (im Jahr 1982 !)

Kostet nur 200 Mark und bietet trotzdem HiFi-Spitzenqualität: Kenwood Vor-Vorverstärker KHA-50 mit separatem Netzteil

Bei der Kaufentscheidung müssen außer dem Klang auch andere Gesichtspunkte berücksichtigt werden, etwa der Preis. Mit 200.- Mark kostet der Kenwood KHA-50 gerade ein Fünftel des teuren Accuphase - eine kleine Sensation. Wer ihn kauft und das gesparte Geld in ein besseres System steckt, ist sicher bestens bedient.

Nur ein Klangpurist, dessen Geldbeutel keine Spuren einer Strapaze erkennen läßt, sollte zum Accuphase greifen, während der Fidelix für jene richtig ist, die gern mit verschiedenen Systemen experimentieren.

Im Finale - fast nur der individuelle Geschmack entscheidet

Ebenso kommen die Übertrager von Luxman, Dynavector und Ortofon in Frage. Die Eigenschaft der ersten, Violinen winzige Glanzlichter aufzusetzen, kann vor allem dann zum Vorteil geraten, wenn die Lautsprecher eine Spur zu hart klingen. Der Ortofon schafft das auf andere Art.

An diesen sechs Gattungsvertretern werden sich bei künftigen stereoplay-Tests alle Konkurrenten messen lassen müssen.

Heinrich Sauer im März 1982
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Der Zusatz-Kommentar von Heinrich Sauer in 1982

Wer für sein Moving Coil-System einen passenden Vor-Vorverstärker oder Übertrager sucht, steht ganz schön im Regen. Natürlich benötigen laute Systeme (etwa das Dynavector 20A2) eine geringere Verstärkung als beispielsweise ein Ortofon MC20, dem recht kräftig unter die Arme gegriffen werden muß.

Aber: Reicht ein einfacher Verstärker, oder muß ein umschaltbarer Übertrager her? Welche Rolle spielt der Eingangswiderstand? Und die Eingangskapazität? Die Bedienungsanleitungen schweigen sich dazu beharrlich aus.
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  • Anmerkung : Der DENON HA-500 hat zwei schaltbare Verstärkungen.

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Keine Unterstützung von den Herstellern - nur Gerüchte

Statt dessen kursieren wilde Gerüchte. Während die einen behaupten, dynamische Systeme könnten direkt am Phonoeingang angeschlossen werden, bangen andere um den Frequenzgang, der sich angeblich erst bei einem Abschluß mit 100 Ohm geradereckt.

Macht es einen Unterschied, ob ein Moving Coil-System mit einer Kapazität von 100 Picofarad oder 20.000 Picofarad abgeschlossen ist, oder haben jene recht, die lachend meinen, selbst mehr als 100.000 Picofarad blieben ohne klangliche Konsequenz?

Blamable Auskünfte der Hersteller in 1982

stereoplay fragte zehn Hersteller. Nur drei wußten wirklich Bescheid. Bei den anderen waren Antworten wie „Da müssen wir erst in Japan nachfragen", oder in einem Fall „... würden wir auch gerne wissen" an der Tagesordnung. Es gibt sogar Abtaster, die - zumindest laut Prospektdaten - nicht einmal mit dem hauseigenen "Prepre" zusammen harmonieren.

Es ist blamabel, wie große Hersteller ihre Kunden darüber im unklaren lassen. Es scheint sie wenig zu interessieren, wie der Käufer aus den oft teuren Geräten das Beste herausholen kann. Und wer über sein eigenes Produkt zu wenig Bescheid weiß, muß eben noch ein paar Laborstunden investieren.

Gerhart Metzler, 37, Entwicklungschef beim Gerätewerk Lahr, als ihn stereoplay auf die vielen Widersprüche ansprach: „Da muß noch viel geforscht werden."

Recht hat er.
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