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Ein Blick auf die Sonnenseite der Entwicklung und der Geschichte von BRAUN - Bereich Audio und Hifi

Chefentwickler Wolfgang Hasselbach in 2008

von Gert Redlich in 2009 - Für die BRAUN Ausstellung im April 2008 wurde die BRAUN Zeitschift "live" mit einer umfas- senden werbewirksamen Chronologie von BRAUN-Hifi gefüllt. Und alle BRAUN-Mitarbeiter und -Fans (und natürlich auch die Besucher) haben sich darin wiedergefunden. Zu diesem Zeitpunkt waren die ehrlichen und realen Interna von BRAUN- Hifi nur noch wenigen bekannt und zu diesem Zeitpunkt wurde ich mit dem ehemaligen Chefentwickler Dipl.-Phys. Wolfgang Hasselbach gerade erst bekannt gemacht. Als der merkte, daß ich mich für mehr als nur die Dieter Rams Lobeshymnen und weiße oder silberne Frontplatten interessierte, hat er lange aus der Schule geplaudert, wie es damals in den 1950ern und 1960ern bei BRAUN wirklich war.

Nachtrag aus 2013 : Herr Hasselbach und ich hatten uns ganz langsam angefreundet und ich versprach ihm vor seinem Tod, seinen Nachlass so objektiv und ehrlich wie möglich zu verarbeiten. Und in seinem Nachlass hatte ich dann alle die Informationen gefunden, die er über Jahrzehnte gesammelt hatte, auch nachdem er aus der Firma Braun ausscheiden "mußte". Er ging nämlich nicht freiwillig !! Es war - nach der Übergabe der Hifi-Sparte an den "Doktor aus Amerika" - ein gezieltes Ausdünnen der Entwicklermannschaft - später mit ganz fatalen Folgen. Die geträumten Glorien und Mythen in diversen BRAUN-Liebhaber- Foren sind absolut weltfremd.

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1959-1965:
Die ersten Gehversuche der High Fidelity in Deutschland

ein K&H Telewatt Verstärker
Braun Hifi Kombination
Leak Hifi aus England

(nach einer Vorlage von Joachim Bung - aus April 2008)

Die frühesten HiFi-Aktivitäten in Deutschland lassen sich in die späten 1950er Jahre zurück verfolgen. Damals wächst langsam das Interesse an hochwertiger Musikwiedergabe durch das Aufkommen der Stereo Langspielplatten. Die Stereo-LP bietet eine enorme Qualitätssteigerung und stellt damit wesentlich höhere Ansprüche an die Abspieltechnik.Der erste HiFi-Verstärker erscheint bereits 1957 auf dem deutschen Markt. Das Modell "Telewatt Ultra" der Stuttgarter Firma Klein + Hummel, noch in Mono-Ausführung mit Röhren und mit variabler Phono- Entzerrung für ältere, nicht genormte Schallplatten, bleibt aber nur ein Geheimtipp. Als zwei Jahre später Braun sein "studio 2" der Fachwelt vorstellt, melden sich bereits die ersten Importeure ausländischer HiFi-Geräte zu Wort.


1959 gründet der englische Hersteller Garrard in Deutschland eine Niederlassung. Zum Vertriebsprogramm zählen die eigenen Plattenspieler sowie HiFi-Produkte der englischen Firmen Leak (Röhrenverstärker und -tuner) sowie Goodmans (Lautsprecher). Auffälligstes Produkt ist das elfenbeinfarbige Plattenlaufwerk Garrard 301 mit seinem wuchtigen Stroboskopteller. In England zählt der 301 bei der BBC und Liebhabern hochwertiger Schallplattenwiedergabe schon seit 1953 zur Standardausrüstung.

Garrad Laufwerk 401

Garrard schaltet erste Anzeigen und sucht Stützpunkthändler auf diesem Weg. Als Einzelhandelspartner in Frankfurt wird "Radio Wächtershäuser" gewonnen. Der typische Haushaltsplattenspieler im Wohnzimmer besteht damals aus einem leichten Chassis mit viel Kunststoff, einem Tonarm mit Kristall-Tonabnehmer und einem kleinen Teller, der unter einer Langspielplatte verschwindet. Dazu ist er meist an einem Radio angeschlossen.

Gängige Produkte bei Wächtershäuser sind Rundfunkempfänger im Nussbaumgehäuse und Musiktruhen im Chippendale-Stil, in denen simple Industriechassis ihre Arbeit verrichten. Nur eine kleine Abteilung ist dem Thema HiFi gewidmet. Dort kann das Vertriebsprogramm von Garrard besichtigt und gehört werden.

1959 - der Thorens TD 124 wird hier angeboten

Thorens Lgende TD124 Chassis
Thorens TD125 mit SME 3012 Arm
Braun CSV 60 Röhrenvertsärker

Auch ein deutscher Handelsvertreter mit einem Gespür für kommende Trends erkennt die Zukunft der High Fidelity. Im Sommer 1959 nimmt Herbert Anger den semiprofessionellen Plattenspieler Thorens TD 124 aus der Schweiz in sein Programm auf. Mit Präzisionsmechanik, auskuppelbarem großem Plattenteller und einem Brett zur Montage hochwertiger Einzeltonarme gilt der TD 124 in damaligen Fachkreisen als das Nonplusultra der Schallplattenwiedergabe. In der Zeitschrift "fonoforum" erscheint über dieses Modell der erste deutsche HiFi-Testbericht.

Anfang der 1960er Jahre bauen die Importeure ihre Programme Zug um Zug aus
. Anger vertreibt neben den Plattenspielern von Thorens die Tonarme und Tonabnehmer von Ortofon aus Dänemark sowie HiFi-Elektronik und Lautsprecher von Quad aus England und Cabasse aus Frankreich. Der Verkaufskatalog von Garrard wird um Tonarme und Tonabnehmer, Verstärker und Tuner der US-Firmen Shure (ab 1963 von Braun vertreten) und Sherwood sowie um Lautsprecher von Wharfedale ergänzt. Um die Kosten zu senken, kooperiert Garrard mit der Firma Audioson, die im HiFi-Geschäft mit Angehörigen der US-Army bereits Erfahrung gesammelt hat.

Mühsam versuchen die Firmen, den Fachhandel über die Grundlagen der neuen (Hifi-) Technik aufzuklären. Der Außendienst freut sich über jedes Gerät, das nicht nur in Kommission genommen, sondern auch verkauft wird. Doch die konservativen alten deutschen Rundfunkhändler bleiben skeptisch. Zu dieser Zeit wird weniger über Musik gesprochen - es herrscht das Fernsehfieber.

 

Die ersten Interessenten für HiFi sind Freiberufler wie Ärzte, Apotheker und Architekten. Aufgeschlossenheit für neue Produkttrends und finanzielle Potenz treffen bei ihnen in idealer Weise zusammen. Nur vermögende Leute können sich das Hifi Hobby damals leisten, denn die ausländischen Geräte sind wegen der Zollabgaben und der starken Außenwährungen extrem teuer. Der Dollar kostete damals noch 4,25 DM.

Ein frühes Hifi-Schaufenster in Frankfurt mit Braun und Elac und Amerikanern (Fisher und Sherwood)

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eine Legende - Fisher Vollverstärker
erster Pioneer Röhren Receiver
Braun CSV 13 Röhrenverstärker
Telewatt V70 - ein Traum

1962 - es geht los mit echtem Hifi

Mit Herbert Anger und Garrard Audioson ist Frankfurt für HiFi-Geräte ausländischer Marken das Vertriebszentrum in Deutschland.

Doch auch in anderen Städten beginnt sich die Szene langsam zu regen: In Hannover hat das Klavierhaus Döll eine HiFi-Abteilung für Produkte aus England eingerichtet.

 

In Hamburg gilt die Firma "Tondienst" für die HiFi-Geräte des Weltmarkts als erste Adresse. Weiter westlich in Bremen hat Melchers & Co. sein Importprogramm um die von Audioson übernommenen Marken Pioneer und Garrard ergänzt.

Verstärker und Tuner der renommierten US-Firma Fisher importiert in München die Firma Echolette.

 

Jetzt kommen auch die ersten ernst zu nehmenden HiFi-Geräte aus deutscher Produktion auf den Markt - so der Plattenspieler PCS 5 und der Röhrenverstärker CSV 13 von Max Braun, der Plattenwechsler Miracord 10 H der Kieler Firma Elac sowie der Verstärker VS-70 von Klein + Hummel.

Auch Sennheiser zählt zu den wenigen inländischen Firmen, die am HiFi-Thema damals Interesse zeigen.

1962 - die "HiFi-Stereophonie" wird geboren

Im Januar 1962 erscheint die erste Ausgabe der Zeitschrift "HiFi- Stereo Praxis", die bald den Namen "HiFi-Stereophonie" erhält. Ebenfalls 1962 wird das Deutsche High Fidelity Institut (dhfi) gegründet, das sich die Aufklärung der Bevölkerung über die neue Technik und die Schulung des Fachhandels auf die Fahnen schreibt.

"Es ist daher nicht verkehrt, den offiziellen Beginn der High Fidelity in Deutschland auf dieses Jahr zu datieren", schreibt Karl Breh, Chefredakteur der HiFi-Stereophonie und langjähriger Vorsitzender des dhfi, in einem Rückblick.

Auch er muss anfangs Lehrgeld zahlen: Von Fachwissen unbeleckt, lässt er sich bei einem Händler zum Kauf einer Musiktruhe, Stilrichtung Barock, überreden. Nach der Erkenntnis, dass echte HiFi-Geräte angeboten werden, beginnt bei ihm der Ärger über das Gerät und lässt den Gedanken zur Gründung einer Zeitschrift reifen.

Auf der Deutschen Funkausstellung in Berlin 1963 sind hochwertige Musikwiedergabe und die Einführung des Stereo-Rundfunks die Hauptattraktionen. Eine überraschend große Zahl von Interessenten stellt fest, dass nunmehr auch auf dem deutschen Markt ein breites Angebot wirklicher HiFi-Geräte existiert. Ein Jahr später zieht eine Ausstellung amerikanischer HiFi-Geräte im Frankfurter US-Trade-Center zahlreiche Besucher an.

Als Braun schließlich 1965 auf der Funkausstellung am Stuttgarter Killesberg mit der großen Musikanlage "Studio 1000" für Aufsehen sorgt, ist HiFi in Deutschland endgültig angekommen.

Ein Blick auf die Braun Geräte ab 1963

Shure Abtaster und Mikrofone waren im Vertrieb von Braun
Braun Design
Das Braun TG 60

Ab 1963 vertreibt Braun neben den eigenen Produkten erstmals Tonabnehmer, Tonarme und Mikrofone des renommierten US-Herstellers Shure, der seinerseits aus England die berühmten SME-Tonarme in sein Programm aufgenommen hat. Um das Plattenlaufwerk PCS 5 aufzuwerten, wird es mit dem Shure-Dynetic-Tonarm als Modell PCS 51 und mit dem SME-Tonarm 3009 als Modell PCS 52 kombiniert.

Neben den Einzelgeräten bietet Braun Kompaktanlagen an. Die formale Gestaltung nach dem Konzept des berühmten "Schneewittchensarges" SK 4 ist ihrer Zeit weit voraus. audio1 arbeitet im Empfänger- und Verstärkerteil erstmals aus schließlich mit Transistoren - Voraussetzung für die Flachbauweise.

1964 folgt audio 2 mit größerem Plattenspieler und verbesserter HiFi-Qualität. Als Plattenspieler PS 400 und Steuergerät TS 45 sind die Module des audio 2 auch einzeln erhältlich. Ergänzt werden die Komponenten um das TG 60 - Brauns erste Tonbandmaschine.

Maßlich koordiniert, lassen sich TS 45, TG 60 und die neuen Flachlautsprecher L 45 horizontal, vertikal oder in Wandmontage anordnen und betreiben. Kompakt-und Steuergerät sowie die Tonbandmaschine stellen außergewöhnliche Designleistungen dar. Bei ihnen hat Dieter Rams eine sorgfältige Abwägung der Teile im Verhältnis zum Ganzen und damit formale Ausgewogenheit erzielt. Das Design wird international ausgezeichnet.

Braun arbeitet inzwischen an noch aufwändigeren HiFi-Geräten, die nach dem Willen von Erwin und Artur Braun alles nur technisch Machbare verwirklichen sollen.

1965 - der Weg nach ganz oben

1965 stellt das Unternehmen die Bausteine des "studio 1000" vor. Kennzeichnend für den hohen Bedienungskomfort ist die Steuerung der Funktionen über leichtgängige Tipptasten. So werden beispielsweise beim Plattenspieler der Tonarmlift, beim Tuner die Wellenbereiche und beim Verstärker die Programmquellen über Relais geschaltet.

 

Mit 2 x 55 Watt Dauerton ist der CSV 1000 der leistungsfähigste deutsche Verstärker. Der Plattenspieler PS 1000 verfügt über einen verbesserten Tonarm, Leuchtstroboskop und fotoelektrische Endabschaltung.

Aber nicht nur technisch beeindruckt diese High-End-Anlage der 1960er Jahre. Mit "studio 1000" läutet Braun auch die Linie des "Grand Design" ein. Alle Geräteseiten außer der Front sind jetzt in anthrazitfarbenem Strukturlack gehalten. Statt Frontplatten mit sichtbaren Schrauben wie bei den ersten HiFi-Bausteinen haben Tuner und Verstärker nach dem Vorbild des Weltempfängers T 1000 Fronten aus tiefgezogenem Aluminium mit gerundeten Kanten. Die Kippschalter sind eleganter, und erstmals setzt Braun für besonders wichtige Tasten farbigen Kunststoff ein.

 

Nur betuchte HiFi-Liebhaber können sich diese Traumanlage leisten. Der Preis von 15.000.- DM entspricht damals dem einer Limousine der Oberklasse. In Verbindung mit dem Großlautsprecher L 1000 wird "studio 1000" auch bei öffentlichen Schallplattenkonzerten eingesetzt.

Der PS 500 - ein deutscher Spitzenplattenspieler

Kaum geringere Leistung, aber niedrigere Preise haben die ab 1967 vorgestellten Bausteine des "studio 500". Der Platten- spieler PS 500 verfügt mit Ausnahme der Relaissteuerung über die qualitätsbestimmenden Merkmale des PS 1000.

Eine ölhydraulische Dämpfung schützt Laufwerk und Tonarm wirksam gegen Vibrationen, Bodenschwingungen und sogar feste Stöße. Der PS 500 ist eines der am längsten gebauten Geräte im Braun-Programm: Bis Mitte der siebziger Jahre zählt der Spieler zum festen Bestandteil der jeweiligen Spitzenanlage.

Als Tonbandmaschinen stehen nach dem TG 60 die weiter entwickelten Modelle TG 502 und TG 504 zur Verfügung. Der Verstärker CSV 500 ist in seiner äußeren Gestalt, den Bedienungsmöglichkeiten und mit der Dauertonleistung von 2 x 45 Watt von seinem großen Bruder kaum zu unterscheiden.

Halb so breit sind der Empfänger CE 500 mit drei Wellenbereichen und die kleinste Bausteinanlage, bestehend aus Tuner CE 250 und Verstärker CSV 250. Für manchen Liebhaber von "Braun HiFi" ist dieses Pärchen das einzig Erschwingliche.

Nach der Wandanlage TS 45 stellt Braun auf der HiFi-Messe 1968 in Düsseldorf seinen ersten klassischen Receiver vor. Das regie 500 ist die Kombination eines empfangsstarken Allbereich-Tuners und eines Verstärkers großer Leistung. Form und Ausstattung ähneln den Einzelgeräten der Braun Studio-Anlagen.

Als neuer Plattenspieler steht der PS 600
mit Mechanik von Elac zur Verfügung, den Braun technisch und stilistisch seinen Bausteinen anpasst. Das Gerät ist allerdings im Unternehmen umstritten und erweist sich auch als weniger gut verkäuflich. Plattenwechsler in HiFi-Qualität sind damals die Domäne des Mitbewerbers Dual.

Nach den legendären Großlautsprechern L 80 und L 900
setzen jetzt die Lautsprechereinheiten L 710 und L 810 neue Maßstäbe. Mit ihren Hoch- und Mitteltonlautsprechern in Kalotten bauweise haben sie eine hervorragende Abstrahlcharakteristik. Wegen des neutralen Klanges und bestechender Formgebung werden sie auch gern mit Geräten anderer Hersteller kombiniert.

1970 - das Braun TG 1000 setzt Maßstäbe

Ein großer Wurf gelingt Braun 1970 mit dem Tonbandgerät TG 1000, das sich in die kleine Gruppe der semiprofessionellen Bandmaschinen einreiht. Alle die Tonqualität bestimmenden Eigenschaften erreichen das physikalisch Machbare. Die fotoelektrische Bandzugregelung setzt in dieser Klasse neue Maßstäbe. Der Spulendurchmesser von 22 cm ergibt sich aus der Forderung des Designs, die Spulen seitlich nicht über das Gehäuse herausragen zu lassen. Faszinierend die hohe Umspulgeschwindigkeit: Man kann bedenkenlos von schnellem Vorlauf auf Wiedergabe schalten, ohne dass "Bandsalat" entsteht.

1972 kommt das Gerät auf den Markt
, das für viele Liebhaber wie kein anderes Braun HiFi verkörpert: das regie 510 mit typischen Designmerkmalen wie den kombinierten Anzeigen für Feldstärke und Ratiomitte, der Millimeterraster-Skala und den Senderzeigern als Rechenschieber-Lupe. Und noch ein Besonderheit zeichnet den Receiver mit der Dauertonleistung von 2 x 50 Watt aus. Es ist das erste deutsche HiFi-Gerät, das ganz in Schwarz lieferbar ist. Nach einer ersten Serie in Silber wird er nur in dieser Ausführung gebaut. Zusammen mit dem TG 1000, ebenfalls nur noch in Schwarz erhältlich, gilt das regie 510 als Wegbereiter für die künftige Farbgebung der meisten HiFi-Komponenten. Braun greift damit der Zeit weit voraus - ist doch Anfang der siebziger Jahre eher Poppig-Buntes gefragt.

Gleiches Niveau wie das Design hat das "Innenleben"
. Bis an die Grenzen des physikalisch Machbaren werden die Empfangseigenschaften des UKW-Teils mit Drehkondensator perfektioniert. Mit großer Reichweite empfängt es UKW-Stereo-Sendungen trennscharf und ohne die geringsten Verzerrungen oder Störgeräusche.

Die Zeitschrift "Stereo" findet am regie 510 keinen einzigen schwachen Punkt und bescheinigt dem Gerät ausgezeichnete Qualität. "Weitere technische Verbesserungen wären nur noch um einen Preis machbar, der für den privaten Konsumenten nicht mehr sinnvoll wäre."

(Anmerkung: Die Magazine und Zeitschriften im Hifi Bereich machten sich in der Hochphase der 70er Jahre untereinander gnadenlose Konkurrenz und kämpften mit allen halbwegs legalen Mitteln um jeden Anzeigenkunden. Und Braun war ein guter Kunde mit Image. So wurden manche Tests ganz offensichtlich geschönt und mit warmen Worten verziert. Die Firmen ließen hunderttausende von Sonderdrucken beim jeweiligen Verlag "gegen Entgelt" nachdrucken und "unters Volk" streuen.)

1973 - ganz dicht an der Studiotechnik

Die Entwickler von Lautsprechern bei Braun orientieren sich inzwischen an Maßstäben, die in der Studiotechnik gelten. Im Blickfeld stehen die klanglichen Nachteile üblicher Frequenz- weichen, wie Phasenfehler und negative Einwirkungen auf das Ein- und Ausschwingverhalten. Endverstärker für Tief-, Mittel- und Hochtöner werden in die Lautsprechergehäuse integriert. Jedem dieser Verstärker ist ein aktiver Entzerrer vorgeschaltet. Die Braun Aktivboxen LV 720 und LV 1020 gewährleisten eine bisher nicht gekannte Verfärbungsfreiheit. Passend zu diesen bahnbrechenden Entwicklungen ist das regie 510 als Tuner-Vorverstärker CES 1020 erhältlich.

Braun will (Anmerkung: muß !!) aber auch Käuferschichten erschließen, die für eine HiFi-Anlage nicht mehrere tausend Mark ausgeben können - und nutzt dabei neue Materialien und Verarbeitungstechniken. Den Anfang macht das Kompaktgerät "cockpit". Kleine Abmessungen und ein robustes Kunststoffgehäuse ermöglichen Mobilität, wie sie die angesprochene junge Konsumentengruppe favorisiert.

Neu bei den 1973 vorgestellten Modellen der "8-Grad-Linie" - Steuergerät "regie 308" und Kompaktanlage "audio 308" - ist die pultartige Neigung der Bedienungselemente mit benutzerfreundlichem "Entgegenkommen". Dazu passt die Lautsprechereinheit L 308, ebenfalls mit zweifarbigem Gehäuse aus Polystyrol sowie dem gewölbten und gelochten Gitter. Mit der Design-Entwicklung des übrigen Braun HiFi-Programms ist die klassische Kompaktanlage audio mit ihrem silbernen Erscheinungsbild in eine Außenseiterrolle geraten.

Das ändert sich mit dem völlig neu gestalteten "audio 400" ganz in Schwarz. Hoch ist der Bedienungskomfort: Auch wenn der Kunststoffdeckel geschlossen ist, lassen sich die meisten Schalter und Regler leicht bedienen. Die wichtigsten Funktionstasten unterscheiden sich durch die Farbe.
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die 1980er Jahre bei Braun . . .

In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre führt die technische Entwicklung bei Braun zu leistungsfähigen und gleichwohl platzsparenden Alternativen. Die Bauhöhe der Geräte wird abermals reduziert. Ein Beispiel ist 1977 die "Dreierkombination" PC 4000 aus Plattenspieler, Kassettendeck und Receiver.

Dem Trend zum HiFi-Turm wird Braun mit den Bausteinen der superflachen slimline-Serie gerecht. Das Kassettendeck C 301 besitzt ein Frontladesystem mit 2-Motoren-Laufwerk und elektromagnetischer Laufwerksteuerung. Der Empfänger TS 501 arbeitet mit Synthesizer-Abstimmung für quarzgenaue Einstellpräzision.

Hohen Bedienungskomfort bietet der Plattenspieler PS 550 mit elektronischer Tonarmsteuerung. Eine Berührungsautomatik lässt den Tonarm über die Einlaufrille der Schallplatte schwenken. Mit einer Steuerscheibe wird der Tonarm horizontal bis zum gewünschten Aufsetzpunkt bewegt. Kompakter ist das "studio system" mit Integral-Bausteinen, bei denen Verstärker und Tuner (RS 1) sowie Plattenspieler und Kassettendeck (PC 1) jeweils eine Einheit bilden.

Die letzten HiFi-Geräte von Braun sind die teilweise in Fernost gefertigten Bausteine der "atelier" Reihe, die rund zehn Jahre im Programm bleiben. Mit Elementen, die über mehrere Generationen ausbaufähig sind, wird ein zeitloses Grundkonzept geschaffen. Prägend für die Entwürfe sind die von Dieter Rams verwendeten Begriffe "form follows function" und "weniger, aber besser". Die atelier Reihe besteht aus einem System horizontal und vertikal frei kombinierbarer Bausteine. Alle Geräte mit Ausnahme von Plattenspieler und Videorecorder haben gleiche Abmessungen. Ein Baustein der ersten Serie von 1980 lässt sich optisch und technisch mit den Modulen der "Letzten Edition" problemlos kombinieren.

Beim Zusammenstellen der Geräte entsteht eine übergreifende Struktur. Die um 45 Grad abgeschrägten Ecken geben der atelier-Serie einen typischen ersten Eindruck und lassen diese schlanker erscheinen. Klappbare Panele verbergen selten benutzte Funktionen. Fernsteuerbare Geräte haben eine gemeinsame Fernbedienung. Mit mehreren Funktionsebenen ist sie für alle bestehenden und zukünftigen atelier Bausteine zuständig. So lassen sich die einzelnen Geräte ein- und ausschalten, der Tonarm des Plattenspielers bewegen, eine CD starten oder ein Sender programmieren.

Blenden auf den Rückseiten verdecken die Kabel, so dass sich die atelier Anlage mit einem Gerätefuß auch frei im Raum aufstellen lässt. Passend zum System werden mit einer Rolljalousie zu schließende Geräteschränke angeboten, in denen sich beispielsweise Schallplatten, Musikkassetten und CDs unterbringen lassen. Übrigens: Alle Module der atelier Reihe werden nicht nur in Schwarz, sondern auch in einem - für Unterhaltungselektronik ungewöhnlichen - Kristallgrau angeboten.
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