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Eine weitere Schwäche ist die Elastizität der Sicke

Das Tannoy HPD 385 Chassis mit Längsrissen in der Sicke (linke Seite)
Seit Jahren ok - Inifinty Bass Sicke
Inifinty Bassgehäuse
unverwüstlich - die Altec-Lansing Sicke

Im Tiefton- oder Bassbereich ist die Größe der Membrane sehr wichtig. Hier muss Luft bewegt werden, je mehr desto besser. Damit die Membrane bei richtigen großen Kräften nicht knickt oder reißt, muß sie aus stabilem Material sein, jedoch wiederum so leicht wie möglich. Alleine diese beiden Anforderungen schließen sich eigentlich gegenseitig aus.

Da gab es viele unterschiedliche Konzepte. Am Ende blieb die konische Pappmembrane mit Verstärkungen übrig. An dem (Mindest-) Gewicht konnten selbst Zauberer nichts drehen. Auch der konische oder ovale Styrophor-Block in der Mitte der Membrane hatte sein Gewicht und seine Macken.

Jede vernünftige Tiefton-Membrane hat daher 2 Zentrier-Sicken, die kleine (Leinensicke) innen um die Schwingspule herum und die große (oft eine Gummisicke) außen am Korb. Und diese Sicken kann man aus den unterschiedlichsten Materialien fertigen. Da gibt es Gummis aller Art, Schaumstoffe und Stoffe, allen voran getränktes oder gummiertes Leinen.

Die Gummisicken sind besonders schwer und anfänglich sehr unbeweglich und bekommen manchmal Risse und lassen sich dazu noch schlecht kleben. Die Schaumstoffsicken einer bestimmten Generation waren nicht alterungsbeständig. Und die gummierten Stoffsicken hatten nur eine sehr geringe Rückstellkraft. (Nachtrag : Sorry, das war falsch, die gummierten Leinensicken hatten eine recht hohe Rückstellkraft.)
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Die Rückstellkraft der Sicke

Mit der Energie des Verstärkers wird die Membrane des Lautsprechers in zwei Richtungen bewegt, nämlich raus und rein aus dem Korb, einer Sinusschwingung entsprechend. Liefert der Verstärker aber abrupt keinen Strom mehr, müsste die Membrane eigentlich an der zuletzt innegehabten Position abrupt innehalten.

Das darf die Membrane aber nicht, sondern sie muß in die Ausgangslage zurückkehren. Und das bewerkstelligen auch die beiden Sicken. Daher muß die Sicke neben ihrer Elastizität auch eine gewisse Rückstellkraft in die Ausgangslage haben, so ziemlich genau in der neutralen Mitte der maximal möglichen Bewegung (Auslenkung) muß sie "landen".

Fester Stoff (z.B. Leinen) wäre ideal, der ist robust, dauerelastisch und leicht
und hemmt aber die Bewegung / Auslenkung. Und er hat ein recht großes "Rückstellmoment". Gummi dagegen ist schwer und bremst die Bewegung nur leicht. Schaumstoff ist theoretisch ideal, ist aber ins Gerede gekommen, da er sich durch Alterung auflöst, bröckelt oder einfach zerbröselt.

Spezialisten haben herausgefunden, daß man massiven Leinenstoff mit einem gummiartigen Teerkleber einpinseln kann (dieser Kleber kommt indirekt vom Bremsscheibenhersteller Tewes) und dann einen Kompromiss auf allen Feldern gefunden hat. Es bleibt aber ein Kompromiss - manche sprechen von einem faulen oder schwachen Kompromiss.
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Der "senkrechte" Kompromiss beim Tannoy Chassis

Der weltberühmte und vor allem gewaltig große Tannoy HPD-385 Koaxial Lautsprecher funktioniert auf dieser Basis, ist hocheffizient und schiebt einen gewaltigen Bass mit kleinsten Verstärkern einigermaßen verzerrungsfrei vor sich her. Sowohl die innere Sicke an der Schwingspule des Basslautsprechers wie auch die äußere Sicke sind sehr "flexibel". Man könnte es auch schwabbelig nennen.

Nur, man darf den HPD-385 Koaxial Lautsprecher nur senkrecht betreiben. Irgendwo steht es als Empfehlung, man sollte . . . . Macht man das nicht, zum Beispiel in einer Saalbeschallung vom oben oder einer Tanzschule auch von oben oder gar einer Disko, wird das Chassis also waagrecht (von oben nach unten schauend eingebaut und pustet oben hängend von der Decke runter, leiert sich die große Bassmembrane schnell aus und hängt am Ende so weit nach unten durch (also aus dem Chassis heraus), daß sie bereits bei leisesten Pegeln hörbar am Anschlag oder an der straffen Sicke anschlägt. Das ist natürlich fatal, der Bass ist weg bzw. der Lautsprecher zerrt bei kleinsten Pegeln.
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Hingegen hat der gewaltige 48cm Tiefbass der Servostatik 1 von Infinity eine recht hart aufgehängte Membrane auch mit einer gummierten Leinensicke. Er ist (nicht nur) bei uns seit 30 Jahren waagrecht (nach unten strahlend) eingebaut gewesen und hängt immer noch nicht durch. Auch andere uns bekannte Chassis haben straffe gummierte Leinensicken und sind nicht so anfällig. Man muß also aufpassen, was da verbaut wird. Hohe Effizienz hat auch ihren Preis.

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Und damit ist es immer noch nicht genug - hier geht es weiter mit den Schwächen.
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