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Im gleichen Heft der Hifi-Stereophonie berichtet Ivan Berger

aus New York - In den USA hieß es schon lange : Hast Du auch schon "ein Stereo" ?

Damit war aber eine (nach unseren heutigen Maßstäben) mehr oder weniger primitive Stereoanlage mit einem simplen Stereo-Plattenspieler und 2 Boxen gemeint. Der Autor berichtet jetzt über UKW Stereo in den USA.
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  • Das Paradoxe oder fast schon Komische daran ist ja, daß uns Deutschen das UKW Verfahren etwa 1951 quasi aufgezwungen wurde, weil Deutschland als Kriegsverlierer in der Kopenhagener Wellenkonferenz fast alle Mittelwellenfrequenzen abgenommen bekam. Und auf einmal hatte Deutschland (West) das modernste und qualitativ beste Radiosystem der Welt.

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FM-Stereo / Multiplex in den USA
von Ivan Berger, New York / 1963

Ein Bericht zur Funkausstellung

Der großartige Erfolg des frequenzmodulierten Stereo-Rundfunks in den USA hat das Interesse der Rundfunkhörer und HiFi-Freunde in der ganzen Welt erregt.

Inoffizielle Berichte von der Konferenz der Studiengruppe X der CCIR in Bad Kreuznach besagen, daß das in den Vereinigten Staaten benutzte System als internationale Norm für den Stereo-Rundfunk angenommen werden wird, und sowohl amerikanische wie europäische Hersteller beliefern den europäischen Markt mit Multiplex-Geräten nach dem amerikanischen System. Das Multiplex-Verfahren wurde von Major Edwin Armstrong ausgearbeitet, der auch die Frequenzmodulation entwickelt hatte, um zwei oder mehr Signale auf derselben Rundfunkwelle zu übertragen, wobei nur ein Sender und ein Empfänger benötigt werden.

Bereits seit mehreren Jahren ist das Verfahren in den USA für SCA (Subsidiary Communications Authorization) in Anwendung, ein Dienst, der eine ununterbrochene Hintergrundmusik für Restaurants, Büros und andere Teilnehmer verbreitet. Indem er den FM-Stationen Extraeinnahmen verschaffte, hat dieser Dienst geholfen, viele Stationen jahrelang über Wasser zu halten, bevor der HiFi-Boom und jetzt die Stereophonie deren Hörerzahl vergrößerte und ihnen höhere Werbeeinnahmen ermöglichte.

USA-Rundfunkstationen fast alle privat

Die große Mehrzahl der USA-Rundfunkstationen ist in privatem Besitz und hängt mit ihren Einnahmen von Werbesendungen ab. Auch anderen Benutzern wurde SCA zur Verfügung gestellt: WNYC-FM, eine von der New Yorker Stadtverwaltung getragene Station, will den SCA-Kanal zur Ausstrahlung des Tones ihres täglichen Fernsehprogramms verwenden, das nur zur Information der städtischen Polizeistationen verwendet wird.

Bereits 2 Jahre UKW Stereo

Louis J. Kleinklaus, Chefingenieur von WQXR, vor dem neuen Stereo-Sender seiner Station, die im September 1961 mit der Verbreitung von Stereo-Programmen begonnen hatte.

Nach etwa zwei Jahren des Multiplex-Rundfunks muß man bestätigen, daß er ausgezeichnet gearbeitet hat. Von etwas mehr als tausend FM-Stationen in den USA verbreiten jetzt mehr als 250 einen Teil ihres Programms in Stereo, und jeden Monat kommen acht bis zehn neue hinzu. Einige der US-Hersteller haben praktisch die Produktion von Mono-Tunern aufgegeben, um sich auf Stereo-Ausrüstungen zu konzentrieren.

Dynaco berichtet, daß 59% der verkauften Tuner für Stereo gebaut sind. Bob Tucker von Dynaco erklärt: „Ich möchte behaupten, daß Multiplex-Geräte nur gekauft werden, wenn ein besonderes Interesse für sie besteht, ohne das der Verbraucher aus Bequemlichkeit oder aus Preisgründen seine Wahl trifft. Da aber 10 von 17 Käufern Multiplex nehmen, darf man auf eine entsprechende Popularität der Stereophonie schließen".

Die Electronic Industries Association sagt voraus, daß die Fabrikation von FM-Empfängern jene der ausschließlich für AM-Empfang bestimmten 1967 erreichen und 1968 übertreffen wird. Die Einführung des Stereo-Rundfunks ist unzweifelhaft ein bestimmender Faktor für dieses Anwachsen.

Nicht nur Sonnenschein - auch Schattenseiten

Ein typischer Multiplex FM Tuner ist der Eric Modell 3457 MX. Der Knopf an der linken Frontseite dient zur Regelung der Kanaltrennung. Der darunter befindliche Schiebeschalter stellt von Mono auf Stereo um.

Es sind auch gewisse Schwierigkeiten vorhanden. Das gegenwärtige Multiplex-System bringt eine Abschwächung des empfangenen Signals mit sich, die unter Umständen bis zu 20dB und mehr gegenüber dem UKW-Empfang in Mono erreichen wird. Der Verlust ist allerdings nicht vorhanden, wenn man die Multiplex-Sendung in Mono aufnimmt. Auch machen Verzerrungen Schwierigkeiten, die dadurch entstehen, daß die Wellen vom Sender auf verschiedenen Wegen zum Empfänger gelangen. Der Empfang von reflektierten Signalen, die gegenüber dem direkten Signal Phasenunterschiede aufweisen, kann ähnlich wie die Geisterbilder im Fernsehen zugleich hörbare Verzerrungen und verminderte Kanaltrennung beim FM-Stereo-Empfang verursachen. Wir kennen solche Störungen bereits im UKW-Rundfunk, bei dem der größte Teil allerdings außerhalb des Hörbereiches fällt. Für das Stereo-Signal sind sie aber von größerem Einfluß, da dieses mehr als das UKW-Mono-Signal von Amplituden- und Phasenbeziehungen abhängt.

Eine Richtantenne mit hohem Wirkungsgrad, die die unerwünschten Signale, die seitlich oder rückwärts einstrahlen, abweist, ist zur Lösung des Problems erforderlich. Sollen je nach Wunsch Stationen aus verschiedener Richtung empfangen werden, wird ein Antennen-Rotor unentbehrlich werden. Da solche Richtantennen einen hohen Antennengewinn mit sich bringen, sind sie imstande, beide Schwierigkeiten, jene des Signalverlustes und die der Phasenverzerrungen, zu bewältigen.

Die Antenne machts

Der Generalmanager der Station WDHA-FM, D. Ridgely, einer der ersten amerikanischen FM-Rundfunkspezialisten, berichtet, daß eine Untersuchung den Zusammenhang zwischen Unzufriedenheit mit dem Stereo-Rundfunk und dem Fehlen einer geeigneten Antenne erwiesen hat. Auch nach der Erfahrung von David H. Polinger, Direktor der Station WTFM, können Empfangs-Schwierigkeiten rasch beseitigt werden, wenn der Hörer in der richtigen Bedienung seines Multiplex-Empfängers unterrichtet wurde und die entscheidende Bedeutung einer FM-Antenne mit Richtwirkung begriffen hat.

Etwas mehr Schwierigkeiten gibt es auf der Senderseite. Zunächst entsteht die Notwendigkeit neuer Geräteausrüstung oder des Umbaues der alten für die Stereophonie. Während die Station WDHA-FM, als sie vor zwei Jahren mit Stereo-Sendungen begann, ihre Multiplex-Ausrüstung selbst bauen mußte, sind heute Gerätefragen nicht mehr von Belang, da eine große Zahl guter Stereo-Sender auf dem Markt ist.

In den USA fehlen Rundfunk-Ingenieure

Vom technischen Standpunkt aus stellt der Generalmanager von WDHA fest, daß zur Zeit vor allem Ingenieure zur Überwachung des Stereo-Signals fehlen. Es gibt nur wenige Techniker, die wissen, was sie zur Überwachung brauchen, und es gibt auch keine käuflichen Geräte, die für diese Zwecke konstruiert sind. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß es notwendig ist, den Sender sowohl in Mono wie in Stereo zu kontrollieren. Die Zahl der Ingenieure und Techniker, die die Methode der kompatiblen Stereo-Sendungen beherrschen, ist außerordentlich gering. Die Kosten der Einrichtungen erscheinen als weniger wichtiges Problem. Nach der Auffassung von R. von Recklinghausen, Chefingenieur von H. H. Scott, ist für eine neue Station der Unterschied in den Kosten nicht zu groß. Nicht anders verhält es sich mit dem Umbau eines bereits arbeitenden Senders. Hohe Kosten entstehen erst beim Ersatz der Aufnahmen im Archiv einer bereits bestehenden Station.

Riesige Radio-Archive mit MONO Platten

WTFM, eine für die Stereophonie neu erbaute Station, besitzt ein musikalisches Archiv von mehr als 90.000 Titeln auf etwa 9.000 Schallplatten, alle in Stereo, während WQXR, eine Station, die unter der Bezeichnung W2XR bereits 1934 ihren Betrieb aufgenommen hatte, eine Sammlung von 65.000 Platten hat, 550 Aufzeichnungen und 1.000 Tonbänder, das meiste ist in Mono und in Stereo nicht zu beschaffen.

Während keine der für diesen Beitrag befragten Stationen von Schwierigkeiten bei der Beschaffung neuer Stereo-Aufnahmen zur Programmgestaltung berichtete, ist es kaum möglich, das Archivmaterial einer bestehenden Station auf Stereo umzustellen.

Der Umschwung auf Stereo bei den Sendern ist langsam

Deshalb dehnen bestehende Stationen ihr Stereo-Programm nur langsam in dem Ausmaß der Beschaffung des Programm-Materials aus. Dies ist kaum zu bedauern, da viele große Aufführungen erstklassiger Musiker wie Toscanini, Furtwängler oder Flagstad nicht in Stereo erhältlich sind.

Die Beschränkung eines Programms auf Stereo allein würde bedeuten, auf den besten Teil des aufgezeichneten musikalischen Erbes zu verzichten. Dennoch hat sich die FM-Stereophonie bewährt.

„Dieses neue Medium des Rundfunks hat seine berechtigte Rolle in der Rangordnung der High Fidelity übernommen", schreibt das Audio Magazine, und Bob Tucker von Dynaco erklärt: „Multiplex rechtfertigt die Kosten eines Stereo-Wiedergabesystems in noch höherem Ausmaß als die Schallplatte oder das Tonband, das nicht volkstümlich genug ist, um mitzuzählen". Und nach der Ansicht von Recklinghausens wird das Multiplex-Verfahren zu einer wachsenden Begeisterung für die Qualität führen: „Die Rundfunkleute werden auf Draht sein müssen".

Das Hobby-Tonband bietet Alternativen

Eine Folge des sich ausbreitenden Stereo-Rundfunks wird das zunehmende Interesse für Tonbandaufnahmen sein, da die Besitzer von Stereo-Tonbandgeräten entdecken werden, daß sie für geringe Kosten eine Menge guter Stereo-Musik holen können, im Gegensatz zu den Stereo-Schallplatten, die in den USA gewöhnlich mehr kosten.

(Dazu gehören allerdings sehr niedrige Bandpreise und für die Bundesrepublik als Voraussetzung die gebührenfreie Tonbandaufnahme für private Zwecke. — Die Red.)

Es kommen spezielle UKW/FM Stereo Adapter

Der Eric Multiplex Adapter MX 99

Zur Ergänzung bereits vorhandener Stereo-Verstärker mit zwei Lautsprecherboxen liefert die amerikanische Industrie Stereo-Tuner oder Adapter für Mono-Tuner.

Letztere aber schon nicht mehr als zusätzliche Geräte, sondern in Form von Multiplex-Schaltungen, die in das Tuner-Chassis eingesetzt werden können. Harman-Kardon baut einen ingeniösen Adapter MX 600, der an der Rückseite eines vorbereiteten Tuners befestigt wird. Er fällt kaum auf und nimmt nur zusätzliche 38mm in der Tiefe in Anspruch. Der Netzteil des Tuners übernimmt auch die Stromversorgung des Multiplex-Teiles über einen Röhrenzwischensockel.
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Nur wenig Platz beansprucht der Adapter MX 600 von Harman-Kardon. Er erhält seine Stromversorgung über den Röhrenzwischensockel. Der Preis beträgt in den USA 49,25 Dollar

Andere Adapter passen in einen ausgesparten Platz auf dem Chassis des Tuners. Sie werden dort eingesteckt oder entsprechend verdrahtet. Weitere Adapter wie der Harman-Kardon MX 700 passen nur zu Geräten derselben Marke oder wie der Eico MX-99 in beliebige fremde Tuner ausreichender Qualität. Eico- und Dynakit-Adapter sind auch als Bausatz erhältlich. Sie zeigen Einrichtungen, die rasch beliebt wurden, wie beispielsweise eine Anzeigelampe, die meldet, daß eine Stereo-Sendung empfangen wird. Sie schalten auch automatisch um, wenn statt der Stereo-Sendung eine solche in Mono empfangen wird.

Dem Aussehen nach unterscheiden sich Stereo-Tuner fast nicht von der entsprechenden Mono-Ausführung. Es ist nur ein weiterer Schalter für Multiplex vorhanden, dazu ein Regler für die Einstellung der Kanal-Trennung, eine Stereo-Anzeigelampe und selbstverständlich die auffällig angebrachte Bezeichnung „Stereo" an der Frontseite.
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Bereits 250 Stationen senden in Stereo

Die Rundfunk-Stereophonie fand rasche Verbreitung über die ganzen USA. Etwa 250 Stationen verbreiten heute ihr Programm ganz oder teilweise in Stereo, und alle neuen UKW-Stationen werden für die Stereophonie ausgerüstet. Der Umwandlung der Programme steht am meisten noch die große Zahl von wertvollen Mono-Schallplatten in den Studios älterer Sender im Wege. Das wachsende Interesse an der Rundfunk-Stereophonie hat zu einer Zunahme der Zahl der UKW-Sender geführt, so daß die Hörer ein bedeutend erweitertes Programm zur Auswahl vorfinden. Die zweijährigen amerikanischen Erfahrungen mit der neuen Technik sind so gut, daß deren baldige Einführung in Europa zu erwarten sein sollte.

Ein Artikel aus 1963 aus den USA
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