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Interaudio, ein kleiner Hifi-Importeur aus Frankfurt Bonames

Etwa 1968 taten sich 2 (oder waren es 3) Hifi-Freaks zusammen, der eine war Herrmann Hoffmann. Und sie stellten recht schnell fest, mit dem Import von Shure Abtastsystemen läßt sich erstaunlich schnell und sogar viel Geld verdienen. Doch Herrmann Hoffmanns Traum hing an den großen Klipsch (Eck-) Hörnern, die er irgendwo in Süddeutschland gehört hatte. Das war für ihn der geniale Lautsprecher schlechthin. Das Konzept mit kleinen Stückzahlen, gesundem Ertrag und super gutem Service war schlüssig. Sein damaliger Partner lernte in USA die neuen BOSE 901 kennen und schwärmte davon, auch er könne davon 100.000 Paare hier in Europa verkaufen. Die Amerikaner hatten in den USA mehr als 10.000 Paare innerhalb kürzester Zeit in den Markt "gestellt" (bzw. verkauft).
Herrmann Hoffmann wollte aber kein Massen- oder Boxenschieber- Geschäft und stieg 1970 bei Interaudio wieder aus und der Partner Thomas Blank machte es - das Geschäft mit den BOSE 901 - alleine bzw. mit einem anderen neuen Partner.

Marketing war auch damals alles.

Und wenn man es dann geschafft hatte, konnte man Tage und Wochen und Monate lang nur noch Rechnungen schreiben - und natürlich Flyer, Prospekte, Broschüren und Sonderdrucke von Tests und redaktionellen Berichten versenden.

Und Interaudio bzw. der Chef dort hatte es geschafft :
1971 - "Eine ganze Seite im Spiegel" mit Adresse - genial.

Da war natürlich der Beginn des Highflyers. Besser konnte es gar nicht laufen, das war damals der richtige Startschuß.

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Der "SPIEGEL" schreibt im Bereich HI-FI-TECHNIK
"Loch überbrückt"

„Cadillac-Qualität im Format eines Volkswagens" bescheinigten Kritiker einem Hi-Fi-Lautsprecher aus Amerika. Die zwei Millionen Dollar Entwicklungskosten zahlte die Air Force.

Für etliche tausend Mark dreht sich - Traum eines jeden Hi-Fi-Fans - der Plattenteller extrem gleichläufig, empfängt ein Tuner mit höchster Empfindsamkeit, liefert der Verstärker linealglatten Frequenzgang, Klirrfaktor nahe Null. Und wenn es dann immer noch nicht richtig klingt, schrieb der Hamburger HiFi-Kritiker Stratos Tsobanoglou, „kann die Misere nur am letzten Glied der Kette liegen", beim Lautsprecher.
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  • Anmerkung : Diese Weisheit hatte aber nicht nur Stratos Tsobanoglou herausgefunden, das schrieb Karl Breh schon seit 6 Jahren in "seiner" Zeitschrift. Die ganze Anlage als Kette ist nur so gut wie das schwächste Glied.

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Amar G. Bose war ein richtiger Dr. und richtiger Professor

Physiker Bose, Bose-Lautsprecher

Viele hielten es ja nur als Marketing Trick, das mit dem Dr. und Prof. ehrenhalber, aber das stimmte nicht. Er arbeitet am MIT und das war weltweit renomiert.

Aber weiter im Text:

So widerfuhr es, vor Jahren, auch dem amerikanischen Physiker und (Freizeit-) Violinisten Amar G. Böse, Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge bei Boston. „Bei meiner ersten Anlage", erzählt er, „die ich nach Prospekten zusammengestellt hatte, klangen die Geigen derart scheußlich, daß ich am liebsten alles wieder verkauft hätte."

Doch der Professor fand sich nicht damit ab. Als Leiter eines Wissenschaftler- Teams beim MIT erforschte er zwölf Jahre lang die Grundgesetze elektronischer Schallumwandlung und menschlichen Hörens.
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Diese Boxen waren damals etwas ganz abnormal "Besonderes"

Dann kam er mit einem Paar Lautsprecher- Boxen auf den Markt, bei deren Klang HiFi-Experten in Ekstase gerieten.

Das amerikanische Fachblatt „High Fidelity": „Eines der besten Systeme, die wir je gehört haben." Die „Stereo & HiFi Times": „Was für ein hinreißender Klang!" Und Irving Kolodin, Musikkritiker der „Saturday Review", fand die Lobesformel: „Cadillac-Qualität im Format eines Volkswagens."

Daß die „Bose 901 "-Lautsprecher „in ihrer Art konkurrenzlos" seien (so das Karlsruher Fachblatt „HiFi Stereophonie"), bestätigen mittlerweile auch westdeutsche HiFi-Kenner. Ohne Beispiel jedenfalls ist die eigenwillige Kombination technischer Mittel, wie Bose sie in seinem Boxen-System vereinigt hat - allesamt im Widerspruch zur herkömmlichen Lautsprecher-Technologie.

Es sind zwei völlig andere Lautsprecher, mit nichts vergleichbar

Die Bose-Boxen, seit einigen Monaten auch auf dem deutschen Markt, . . . .
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  • - sind nicht als geschlossene, an der Wand stehende Kästen konstruiert, sondern strahlen 89 Prozent des erzeugten Schalls nach rückwärts gegen die Zimmerwände ab,
  • - sind nicht mit getrennten Lautsprechersystemen für den Tief-, Mittel-und Hochtonbereich bestückt, sondern mit insgesamt neun akustisch gekoppelten Klein-Lautsprechern (acht rückwärtig, einer vorn), von denen jeder das gesamte Frequenzspektrum verarbeitet,
  • - werden gesteuert von einem sogenannten „Equalizer", einem elektronischen Klangregelgerät, mit dessen Hilfe die Schalldruekkurven der Boxen den akustischen Erfordernissen des jeweiligen Hörraums und Musikprogramms angeglichen werden.

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Der „Equalizer", Ergebnis langwieriger Berechnungen und mit mehr als 100 elektronischen Bauteilen bestückt, ist ein Zusatzgerät im Lexikonformat und wird jeweils mit den zwei Bose-Lautsprechern zusammen geliefert - Gesamtpreis der Anlage: 2590 Mark.
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  • Anmerkung : 100 Bauteile sagen nichts über die technische Qualität aus. Innen ist der BOSE 901/I Equalizer ziemlich primitiv zusammengehustet. Da treffen die obigen Lorbeeren nicht zu.

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Fast alle (Möchtegern-) "Experten" waren verblüfft.

Es schien, als habe "jemand" die Physik gründlich überlistet.
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Aber weiter im Text:
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Besonders verblüffend erschien den Experten die - gemessen an ihrer Leistung - geringe Größe der Bose-Boxen: Klangfülle und saubere Tiefenwiedergabe bis zum Orgel-Kontra-C (32 Hertz), wie sie sonst nur schrankgroßen Super-Lautsprechern zu entlocken sind, entströmen einem knapp 33 Zentimeter hohen, 52 Zentimeter breiten Kasten. Die Boxen haben einen fünfeckigen Grundriß, wobei die Rückfronten einen genau berechneten Winkel (120 Grad) zueinander bilden.

Hauptnachteil der Bose-Boxen ist, daß sie nicht ins Bücherregal passen, sondern im Abstand von etwa 30 Zentimetern vor einer reflektierenden harten Wand aufgestellt werden müssen. Nur dann kann sich die Räumlichkeit und Durchsichtigkeit des Klangbildes entfalten.

Bei richtiger Aufstellung freilich ist der Stereo-Effekt, anders als bei den meisten herkömmlichen Boxen, buchstäblich an jedem Punkt des Raumes wirksam; und das von vielen HiFi-Fans gefürchtete „Loch" zwischen den beiden Schallquellen entfällt.

Mindestens zwei Millionen Dollar, schätzt Professor Böse, sind für die Forschungen, die zu diesem Lautsprechersystem führten, aufgewendet worden - bezahlt hat sie letzten Endes die U.S. Air Force, die das Wissenschaftler-Team am MIT mit ihren Projekten zusammenhielt und finanzierte.

Der Großrechner am MIT hatte Nachts nichts zu tun

Etwa 500.000 Dollar hätte allein die Benutzung des MIT-Computers gekostet, dessen sich die Bose-Mannschaft ausgiebig bediente: nachts, wenn das Elektronengehirn von anderen Forschergruppen nicht gebraucht wurde.

Bose nutzte den Computer, um erstmals das exakte mathematische Modell eines Ideal-Lautsprechers zu entwickeln. Sodann fütterte er den Rechner mit Sprach- und Musikmustern in Form elektrischer Signale - und fand so, welchen Schallanteil der Lautsprecher und welchen die jeweilige Raumcharakteristik liefert.
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  • Anmerkung : Es war 1965 bis 1968, als IBM den Markt mit Rechnern überhaupt dominierte. Und solche Rechner wie die IBM 360 "Maschine" kosteten an die oder bis zu 100 Millionen Dollar. Unser "IBM 1130" Rechner an der Fachhochschule Rüsselsheim war das wirklich kleinste angebotene Modell, das sich Vater Staat überhaupt leisten konnte - für etwa 2 Millionen DM. Die Rechenleistung entsprach damals einem ganz frühen 16 Bit PC.

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Bis dahin waren die Meßdaten von Lautsprechern immer in sogenannten schalltoten Räumen ermittelt worden, also unter wirklichkeitsfremden Bedingungen. Bose hingegen ließ Dutzende von Versuchspersonen in einer wohnzimmerähnlichen Umwelt den verschiedensten akustischen Signal-Kombinationen lauschen. Jedesmal wenn sie einen Unterschied wahrnahmen, mußten sie eine Taste drücken.

Aus den Computerberechnungen und solchen Vergleichstests entwickelten die MIT-Physiker schließlich die Konstruktionsprinzipien für das Bose-System: eine Vielzahl von kleinen „full range"-Lautsprechern und die richtige, den Verhältnissen im Konzertsaal entsprechende Mischung zwischen direktem und indirektem Schall, vor allem aber die gleichmäßige Verteilung der Schallenergie über den ganzen Raum („flat power radiation").
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Der Duchbruch kam bereits innerhalb des ersten Jahres

Das Ergebnis der Forscher-Mühen geriet so überzeugend, daß die (von den MIT-Eggheads gegründete) Bose Corporation innerhalb eines Jahres rund 10.000 Paar ihrer fünfeckigen Boxen absetzte - so beispielsweise auch für die Beschallung ehemaliger Kirchen, die in den USA neuerdings zu Diskotheken umfunktioniert werden. (das war in den 1970er Jahren, inzwischen nicht mehr)

Für Europa nehmen zwei junge "Wissenschaftler" (??? waren es nicht zwei Studenten mit abgebrochenem Studium) in Frankfurt die Bose-Belange wahr. Zu der sich auch hier schon formierenden Gemeinde von Bose-Gläubigen zählen „Anatevka"-Star Ivan Rebroff ebenso wie der Münchner Musikprofessor und Pianist Erik ThenBergh („Ich kenne nichts Besseres").

Das einzige, das die Bose-Leute noch ändern wollen (oder sollten), ist das äußere Erscheinungsbild der Boxen; sie entsprechen nicht ganz dem - durch Braun-Design verwöhnten - europäischen Geschmack. Der Professor aus Massachusetts freilich mag das nicht so wichtig nehmen. „Sie sehen so häßlich aus", sagt er, „daß jeder gleich sehen kann, die sind nicht billig."

  • Anmerkung :
    Laut der amerikanischen Insider aus den Redaktionen
    der amerikanischen Hif-Magazine sollen an die 250.000 BOSE 901 Paare verkauft worden sein. Auch diese Aussage ist bereits 20 Jahre oder mehr alt. Es könnten durchaus noch 100.000 mehr geworden sein. Zum Vergleich, eine der erfolgreichsten deutschen Oberklasse Hifi-Boxen war die BRAUN L710 mit etwa 140.000 Stück, also nicht Paare.
  • Auch wichtig zum Verständnis des Erfolges : Professor Bose hat immer nur gesagt, wir bringen "das Konzerterlebnis ins Heim". Nie stand da etwas von High-End oder Super-Hifi in den Prospekten. Das bedeutet, er war von Anfang an ehrlich zu den Kunden, völlig konträr zu den vollmunigen Sprüchem so gut wie aller Lautsprecherhersteller.
  • Und Prof. Bose weigerte sich standhaft, irgendwelche technischen Daten dieser Boxen zu publizieren. Das versuchten dann die Hifi- und Hochglanz-Magazine im Nachhinein mit ihren teilweise dubiosen Vergleichstests oder "Beschreibungen".

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