Die JBL Ti250 produziert einen gewaltigen Bass
Und wir reden hier nicht von einem Schwabbelbass wie viele andere Riesenboxen, sondern abgrundtief, knallhart und trocken und das in einen 120m² Raum mit bis zu 6m Decken- / First- Höhe. Die klangliche Wiedergabe hat auch keine Verfärbung in Richtung Holzkiste oder Blechbüchse wie die vielen Regalboxen, selbst die Studiomonitoren, die hier bei mir stehen. Das muß mit der Konzeption / Konstruktion des asymmetrischen Gehäuses zusammenhängen.
Warum ich das so betone ? In meiner Sturm und Drang Zeit ab etwa 1972 wusste ich alles besser als die Anderen und kaufte für 420.- Mark die 38cm Basschassis von Isophon in Mengen und auch ein Paar von den 560.- Mark teuren 35cm Basschassis von JBL und baute meine Gehäuse nach diversen (vermeintlich genialen !!) Anleitungen, Zeitschriften und Büchern selbst.
Viele dieser Gehäuse sind in Diskotheken und Tanzschulen gelandet und die Betreiber waren zumindest "zufrieden". Meine Bass-Boxen waren zumindest irre laut. Einige dieser Gehäuse hatten diverse Umzüge meiner kleinen Firma bis zum jetzigen Domizil überlebt und wurden in den späten 1980ern reaktiviert.
Im Nachhinein war es fast schon Dilettantismus (es wird wirklich mit nur einem L geschrieben - Danke Markus), denn alle diese großen extrem schweren Kisten klangen im Vergleich zu ziemlich normalen fertigen Boxen katastrophal. Und so kam ich 1988 auch zu den JBL Ti250.
Der Bass bei einem Freund in einer großen hölzernen Wald-Villa mit einem 100qm Wohnzimmer - tief im Taunus - war für mich völlig neu und urgesund und der gesamte Rest des Klangspektrums absolut begeisterungsfähig.
Ich hatte es zwar bemerkt, daß da zwei riesige Accuphase P1000 Monoblöcke mit einem fast ebenso teuren Accuphase C280L Vorverstärker "powerten" und daß der Raum an die 100m² groß und 3,5m hoch war, dachte mir aber vorerst nichts Näheres dabei. Zu der Zeit hatte ich bei mir gerade die Tannoy Arden als "die" Überbox am Laufen. Doch diese "schräge symmetrische Pyramide" hatte (fast) keinen Eigenklang, und ging (= also "klang") bei der Vorführung im Haus des Freundes extrem gut und vor allem - extrem laut.
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Wieder etwas gelernt - ein Zufallsbesuch bei Canton in 2011
Wie auch schon an anderer Stelle positiv angemerkt, hatten wir (Michael Bechtold und ich) bei einem Zufallsbesuch bei Canton im Taunus von dem dortigen Lautsprecherentwickler die allerneueste Konstruktions-Software zur realitätsnahen Gehäusesimulation von Lautsprechern ganz kurz vorgeführt bekommen. Als langjährigem EDV-ler war mir sofort die Tragweite dieser modernen Simulationstechnologie bewußt. Alle kennen vom den per Computer optimierten Luftwiderstand - das seitliche Profil eines neuen Autos per Simulation.
Bei den Boxengehäusen aller Größen sind Eigenresonanz und Eigenbewegung des Gehäuses die größten Übel, mit denen die Entwickler kämpf(t)en. Und die kann man über eine asymmetrische oder halbrunde bzw. richtig schiefe (oder eine "krumme") Bauform in den Griff bekommen. Heute in 2010 kann man das bereits ganz früh am PC per Software simulieren. Früher mußte man das empirisch durch Ausprobieren ermitteln.
Die Schräge des Ti250 Basskastens scheint also ein Baustein für diesen nahezu verfärbungsfreien Bass zu sein. Das Gehäuse resoniert (fast nicht) und die Wände "pumpen" nicht und erzeugen allein dadurch keine merkwürdigen Zusatzfrequenzen. Sicher ist die große Bassreflexöffnung hinten auch noch ein Grund, warum das Gehäuse nicht pumpt.
Auch sind die anderen beiden Gehäuse-Kammern für Tief-Mittelton- und Mittelton-Chassis sind vom der Basskammer akustisch getrennt und damit luftdicht abgekoppelt.
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Zwei asymmetrische Dimensionen
Die Wände des Boxenkastens sind vorn und hinten nicht parallel und ebenso von links nach rechts nicht. Somit ist auch die Grundfläche von unten mit der Deckelfläche oben ebenfalls ungleich bzw. asymmetrisch. Also nichts ist irgendwie planparallel bzw. gerade. Das scheint also der Vorläufer des modernen nahezu eigenresonanzfreien Gehäuses zu sein.
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Ein Frequenzweiche zum Staunen
Eigentlich wollte ich schon immer mal in den "Bauch" reinschaun, seit über 20 Jahren. Jetzt kam zwangsläufig die Notwendigkeit, die beiden Bass-Chassis auszubauen und da offenbart sich das Innenleben.
Beim Ausbau des Basschassis fällt auf, es sind dicke 1 oder 1,5qmm Kabel, die die mehreren 100 Watt Leistung zum Chassis leiten. Dann sieht man hinten an der Rückwand eine gigantische Frequenzweiche mit 7 unterschiedlich großen Drosseln bzw. Spulen. Dazu kommen jede Menge an Hochlast- widerständen und Kondensatoren, alles fein säuberlich typisch amerikanisch mit Heißkleber festgeklebt.
Vergleiche ich das mit den dünnen 0,5er Drähtchen sowohl bei der aktiven Braun LV720, der aktiven Heco P7302 oder aktiven Canton Ergo Aktiv, so ist bei diesen drei recht teuren Boxen noch Einiges zu verbessern, auch nach 40 Jahren.
Noch ein Blick auf das Bass-Chassis
JBL war schon immer auf die Qualität seiner Chassis bedacht. Denn Musiker sind anspruchsvoll und kritisch und (wenn es nicht funktioniert) fast bösartig nachtragend und dann selbst bei Kollegen geschwätzig, wenn es um negative Ratschläge geht - was man(n) nicht mehr kaufen sollte.
Wenn also bei einem großen Konzert die Basschassis oder die Hörner reihenweise ausfallen, ist der Hersteller eigentlich schon tot, bevor das Konzert zu Ende ist. Es spricht sich erstaunlich schnell in allen jenen Musiker-Kreisen rum. In Diskotheken gilt übrigens Ähnliches und dort war ich mit meinem Service fast 10 Jahre (als Mr. Music) zuhause.
Darum waren die JBL- "Speaker" berühmt für Ausdauer und "Unkaputtbarkeit" (ist Neudeutsch und steht für "geht immer"). Wobei sich dieser damals von mir eingesetzte 38cm Isophon Bass auch immer super geschlagen hatte.
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Die JBL Ti 250 ist (nicht nur) im Bass eine einsame Referenz
Die allermeisten meiner Gäste bewundern diesen gewaltigen Bass in meinen 120qm Bodenfläche und 6m Raumhöhe. Einige wenige Gäste bemängeln dagegen diesen Bass, es sei - für sie - zu viel Bass oder überbetont oder einfach nur zu laut.
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Für mich zählt jedoch der Vergleich zu beeindruckenden Live-Konzerten wie Frafarello, bei denen dieser Bass über mehrere hundert Meter Entfernung noch zu fühlen war. Und meine große Anlage hat keine Klangsteller, weder im digitalen Teil im PC noch im Vorverstärker. Die Quellen werden einfach nur abgespielt.
Darum ein vergleichender Blick auf das so ziemlich größte Bass-Chassis bei Grundig und das (im JBL Programm mittlere) Bass-Chassis der JBL Ti 250.
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Selbst der Laie sieht an den unterschiedlichen Dimensionen, - also ohne die beiden Chassis bereits angehoben zu haben, daß das 36cm JBL Chassis in einer ganz anderen Liga spielt. Selbst die großen Grundig Boxen, in den 2 dieser Bass-Chassis werkeln, produzieren nicht diese gewaltige Klangfülle von einem LE14H-1 Chassis.
Auch der Unterschied beim Gewicht ist beeindruckend. Da man den Alu-Guss-Korb nicht richtig anfassen kann, fühlen sich die echten 11,5 Kilo (der Magnet soll angeblich bereits 8,5 Kilo wiegen) wie 30 Kilo an. Dagegen ist das Grundig Bass-Chassis ein Leichtgewicht.
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