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Als die JBL Ti250 neu raus kam .......

wurde sie natürlich von dem JBL Vertrieb in Heilbronn "aktiv" vermarktet. Und tatsächlich merkten auch manche Tester, daß bei JBL im Hifi-Bereich ein Paradigmen- Wechsel stattgefunden hatte. JBL hatte jetzt eine neue ganz besondere Box, die richtig klingt.

Doch was ist "richtig" ? Also mußte ein Vergleichsaufgebot her, alles, das damals Rang und Namen hatte, wurde angeschleppt. Denn alle anderen Boxen waren mindestens genauso schwer und genauso groß oder größer.

Vorwort zum dem Super High-End Boxen-Test bei "stereoplay" in 1985 : selbstverständlich nur die "weltbesten Lautsprecher"

Wenn Sie diesen Test samt meiner Kommentare lesen, sollten wir uns in Erinnerung rufen, es war Herbst/Winter 1985. Die Hifi-Branche hatte den schweren Niedrgang und die vielen Pleiten ab 1979 noch nicht ganz verkraftet. Im Herbst 1982 wurde die CD lanciert und zur Berliner Funkausstellung 1983 wurde die CD dann überall richtig "gepuscht". So nannten wir das (anfänglich) kritiklose "in den Markt Pressen" eines neuen Produktes.

Jetzt war diese neue CD wirklich etwas Besonderes auf dem Markt der Musikquellen und das hatte Nebenwirkungen. Auf einmal ging es gnadenlos laut, weil nichts mehr rückkoppelte oder im Bass resonierte. Und es gab vereinzelt bereits phantastisch gute Klassikaufnahmen zu kaufen. Auch bei den Pop-Platten gab es damals schon (positive) Ausreißer in obere Qualitätssphären. Nicht alles darf man über einen ideologischen Analog-Kamm scheren.

Das schwächste Glied in der Hifi-Kette waren ja (immer noch) die Boxen. Bei der zweiten Generation der CD-Player fiel das ganz krass auf, neue Boxen mussten her.

Und damit sind wir bei der Liste der damals verglichenen Super-Boxen, die heute in 2015 fast keiner mehr kennt. Vielfach wurde nie publiziert, daß von manchen so überaus hoch gelobten Boxen keine 10 Paare gebaut wurden.
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Der Lautsprechertest in stereoplay im Januar 1986

8 Lautsprecher füllen den Raum (es waren aber dennoch 10 Boxen). Folgende Boxen standen zum Test an :
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  1. Hans Deutsch dell'arte 240,
  2. Elac 4pi,
  3. Backes & Müller BM 20,
  4. dbx Soundfield I,
  5. Dynaudio Compound 4,
  6. Pilot Concorde 2000 Mk II,
  7. JBL 250 Ti,
  8. T +A OEC 2000,
  9. B&W 808,
  10. Apogee Acoustics Apogee.

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Der Tester (oder die Tester) beschreibt das so:

Unter Lautsprecherherstellern tobt(e) ein unerbittlicher Glaubenskrieg: Liefern Aktiv- oder Passivboxen die besten Ergebnisse, oder versprechen Gegenkopplungen das Nonplusultra ?
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  • Anmerkung : Das sind ja nur die vorderen Gruppen-Krieger im Glaubenskampf über Prinzipien und Marktanteile. Es gibt ja noch viel mehr davon. Und je mehr Hifi-Magazine im Markt erschienen, desto mehr wurden diese "Kriege" gesponsert. Der inzwischen wichtigste Krieg wütet retorisch zwischen den Analog-Fans und den Digital-Perfektionisten. Den Einen wird vorgeworfen, sie seien die ewig Gestrigen, den anderen wird vorgeworfen, digtal klingt überhaupt nicht.

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stereoplay hatte (in 1985) mit der teuren Apogee, einem Allbändchensystem, den gegenwärtig exponiertesten Dipolstrahler des Weltmarkts im Test. Aber auch dbx und Elac gehen mit der rundumstrahlenden Soundfield I und der 4pi eigene Wege. Mit der neuen Version der Backes und Müller BM 20 hatte stereoplay außerdem den markantesten Vertreter einer gegengekoppelten Aktivbox auf dem Prüfstand.

"Testgegner" (Anmerkung : wieso Gegner ?) :
eine verbesserte T + A OEC 2000. Eindrucksvoll auch die passiven Testteilnehmer: B&W 808, Hans Deutsch dell' arte 240, Dynaudio Compound 4, JBL 250 TI und Pilot Concorde 2000 MK II.

Wie würden wohl die bisherigen Referenzen abschneiden?

Der alles entscheidende Hörtest geriet zu einer tagelang andauernden Materialschlacht. Von der Musikredaktion empfohlene Klassik- und Pop-CDs, aber auch die wohlbekannten Stereo-Highlights-Ohrwürmer fütterten den Philips-CD-Spieler CD 150, das "klangneutralste" (kann man "neutral" wirklich steigern) Gerät seiner Gattung.
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Und jetzt kommt der Tester nach vielem Tralala zur JBL

Während die Pilot das Klanggeschehen mehr in ätherische Gefilde entrückte, blieben die Musiker bei der JBL 250 Ti mit beiden Beinen auf dem Boden. Auch bei dieser Box konnten sich die Zuhörer einen Kommentar zum Aussehen nicht verkneifen: "Der Lautsprecher wird nach unten hin immer breiter, und so klingt er auch." So bedurfte es bei der JBL einer speziellen Behandlung und Aufstellung, bis sie optimal tönte. (Anmerkung : Das habe ich in meiner Beschreibung ausführlich dargelegt, wie ich herumexperimentiert hatte.)

Über die Technik der Box ist folgendes zu lesen:

Im Test von 1985 hat die JBL erstaunlich gute technische Daten abgeliefert. Ob da nachgeholfen wurde oder ob das wirklich alles real war, ist nach 35 Jahren nicht mehr zu belegen.
Also ob die anderen Boxen auch mit diesen Endstufen betrieben wurden, was ja offensichtlich doch einiges ausmacht, das steht nirgenwo. Ich habe bei mir im großen Studio festgestellt, es gibt nur wenige teure Endstufen, die diese JBL Box zu höchsten Klängen zwingen kann.

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Die JBL 250 Ti und besondere Hardware

stereoplay wählte mit dem A..., das den Vorverstärker B.... mit der Endstufe C.... verband und auch die Boxen mit ihr verknüpfte, eine klanglich perfekt abgestimmte Kombination. Auch stellte stereoplay die JBL auf je drei Spikes, um die Boxen vom Fußboden zu entkoppeln. Stand die 250 TI auf dem Boden, dann dröhnte der Baß vernehmlich.

Die CDs, mit der die Boxen gespielt wurden :
Die JBL 250 Ti und Pop

„TriCycle" sorgte für die erste Sensation. Diese CD fängt ganz unschuldig mit einer leisen Pianostelle an, bis dann urplötzlich ein wuchtiger Baßschlag auf die Zuhörer losbricht, oder, im Fall der JBL, brutal, wuchtig und knallhart eindrischt. Es war eine herrliche Kinderei, Unbeteiligte in den Hörraum zu locken und dann bei jedem „TriCycle"-Schlag nach hinten fahren zu sehen.

Was diese auf den ersten Blick doch recht zierliche Box an Baß in den Raum donnert, ist nicht nur in dieser Preisklasse absolut konkurrenzlos. Titan, Concorde 2000, Deutsch dell'arte, Elac 4n, Soundfield I, Compound 4, Albatros und BM 20 müssen da schlicht und einfach passen. Und B&W 808, T + A OEC 2000 und MB Reference "schmeißen" zwar eine ähnliche Baßfülle aus ihren Boxen, aber nicht mit dieser wahnwitzigen Schnelligkeit und absoluten Kontrolle, wie es ihnen die JBL vormacht.

Einen Baß in dieser Qualität hatten die steroplay-Ohren bisher nur vom großen JBL Monitor 4435 (Test 9/84) und vom JBL Sub-woofer B 460 (9/83) gehört.
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Die JBL 250 Ti und Klassik

Die JBL war aber nicht nur bei Pop in ihrem Element. Mahlers Zweite begeisterte mit atemberaubend samtener Stimmung. Kontrabässe und Pauken kamen satt und differenziert. Das Cello in Mozarts Streichquartett gefiel durch Wärme und Ruhe. Die Baßläufe waren besser zu verfolgen als beispielsweise bei der Pilot. Prey oder Schreier besaßen mit der 250 TI eine natürliche, kernige Klangfarbe, ohne daß die Höhen zischelten oder spuckten. Vielleicht klang Schreier eine Idee zu sonor und füllig. Auf jeden Fall bestach die JBL durch differenzierte Höhenwiedergabe, die eine Idee zurückhaltend wirkte und sich nie in den Vordergrund drängte oder gar lästig wirkte.

Und natürlich eine "Absolute Spitzenklasse I"

Stand die JBL optimal im Raum, dann füllte sie ihn wie keine andere Passivbox (Anmerkung : also doch eine Einschränkung) in seiner gesamten Breite mit Klang. Nur in die Tiefe reichte sie nicht so weit wie die Concorde, Trotzdem hieß die Note für die JBL ohne Frage: "sehr gut", stereoplay hat jetzt mit der JBL 250 TI eine zweite Passivreferenz in der Absoluten Spitzenklasse.
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Und hier wurde es ganz deutlich : Die Aufstellung der Boxen ....

Und dann standen der Redaktion mit der Apogee die aufregendsten und schweißtreibendsten Hörsitzungen der letzten Jahre bevor. Das Gewicht einer Apogee beträgt kolossale 136 Kilogramm pro Stück.

Außerdem reagierte die Amerikanerin wie eine Primadonna empfindlich auf Raum, Aufstellung, Elektronik und Kabel. Um auf der Elektronikseite sicher zu gehen, setzte stereoplay nach mehreren Fehlversuchen mit anderer Elektronik schließlich zwei vorsorglich mitgelieferte Endstufen KSA...., eine für den Direktanschluß des Baßsystems, der verstärkerkillende 1,7 Ohm Impedanz hat, und eine für den passiv getrennten Mittelhochtonteil ein. Die Auftrennung zwischen Baßteil und dem Rest erfolgte mit einer Aktivweiche, als Vorstufe wurde die P... verwendet. Zusätzlich zu den 33.000.- Mark Lautsprechern stand dann nochmal Elektronik im Wert von 32.000.- Mark im Raum.

Direkt nach dem Aufstellen enttäuschte das Klangbild maßlos. Aber jeder Zentimeter, um den die Boxen verschoben wurden, brachte den Klang voran. Sicherlich dürfte sich das Ergebnis noch mehr verbessern, wenn man noch ein paar Wochen länger herumschiebt, den Raum noch mehr akustisch modifiziert und auch noch mit anderen Kabeln arbeitet.
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Resume (wir schreiben immer noch Januar 1986)

Das fiel auf (beachten Sie die blumigen Formulierungen) :
Der kleine Vorsprung, den sich die Aktivlautsprecher im letzten Superboxentest (Juni 1985) vor den Passivsystemen herausgearbeitet hatten, ist dahin. Die JBL und die P..., mit hochkarätigen Endstufen "angefeuert", zeigen den Aktivisten ihre Grenzen. Zwar liegt man preislich mit einem guten "Wattspender" auch in derselben Preisregion wie Modelle mit eingebauter Elektronik. Allein ausschlaggebend bleibt aber das klangliche Ergebnis. Auffällig, daß die 250 Ti und die Concorde 2000 gut berechnete Baßreflexsysteme und keine Transmissionlines sind. Es geht eben nichts über eine gelungene akustische Abstimmung. Die Physik läßt sich selbst mit modernster Elektronik und ausgeklügelten Regelungssystemen nicht überlisten.

Joachim Reinert - stereoplay 1/1986

Nachsatz
Mit der kultivierten Concorde 2000 und der urgewaltigen 250 Ti, die eher GTi heißen müßte, gelang Pilot und JBL ein Überaschungserfolg. Mit den relativ bescheidenen Abmessungen, dem interessanten Design und dem günstigen Preis dürfte JBL der große Coup gelungen sein.

Joachim Reinert im Dezember 1
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