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Wir sind zurück im Dezember 1955. UKW war 5 Jahre alt . . .
Es war beinahe Hifi, aber keiner hat es damals so genannt.

Ein Grundig 3055, ein Prachtstück
der Tiefenregler
der Höhenregler
2 UKW Tasten
ganz viele Röhren
der Tieftonlautsprecher,
der Mitteltöner strahlt nach rechts
und der Mitteltöner nach links
die beiden Elektrostaten
und die Frequenzweiche

Wenn wir heutzutage von "Hifi" sprechen, meinen wir doch immer die super tolle Hifi-Stereo Anlage ab 1968-1970, teilweise mit getrennten Komponenten und separaten Boxen.

Aber ganz ernsthaft, dem ist nicht so. Weiter vorne habe ich schon ausgeführt, daß der Volksmund nach dem Krieg in der Wirtschaftswunder- Aufschwungphase "Stereo" und "Hifi" gleich setzte, wenn er denn mit dem Begriff "Hifi" überhaupt etwas anfangen konnte. Denn sogar auf alten Schellackplatten stand Hifi drauf - jeweils zu jener Zeit.
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Es gab 1955 schon Hifi bei Grundig ...

Der Begriff "High Fidelity" kam mit den Amerikanern und den Anglizismen nach Deutschland. Es wurde Mitte der 50er Jahre auf einmal modern, mit englischen Ausdrücken um sich zu werfen. Man hatte sich nämlich mit dem aufkommenden Wohlstand unter dem Schutz der Amerikaner, die ja schon einige Jahre fast keine Besatzer mehr waren, angefreundet.

Also, "HiFi" nannte man diese großen Kisten nicht, (mit Ausnahmen natürlich) aber dafür 3D-Raumklang oder wie auch immer. Und Max Grundig hatte ein Händchen für die Bedürfnisse der ausgehungerten Deutschen Mitbürger.

Und er baute, wonach die jungen deutschen Wohlstands- Pappis schmachteten, ein dickes großes UKW Rundfunkgerät mit wirklich wohlklingender Wiedergabe, ohne daß man überhaupt etwas über den Frequenzgang und/oder die Ausgangsleistung wußte (oder wissen wollte). Damals zählten nur die Anzahl der "Kreise" und die Anzahl der "Röhren".

Der Vater des Autors mußte hart arbeiten,

Redlichs VW Käfer 24 PS

..... und manches Wochenende verbrachte er in den gerade ganz neu entstehenden Kinos der neuen jungen Kino- Unternehmer an Rhein, Nahe und Mosel. Und nach jeder Eröffnung gab's den berühmten "Fuffziger" oder sogar einen "Hunderter", wenn die Premiere und/oder Eröffnung tadellos über die Bühne ging. Und mein Vater sparte akribisch und eisern - für "(s)ein" Auto und "(s)ein" Radio.

Und Mitte 1955 war der (alte) VW Käfer da und Weihnachten 1955 war "er" dann auch da, "der" GRUNDIG. Ein technisches Wunderwerk, das unsere Mutter wie auch wir Kinder ehrfürchtig bewunderten (bzw. bewundern mußten !!). Damals wußten wir nichts von "12 Kreisen" und "9 Röhren" und 5 Lautsprechern und 3D-Klang und EL84 in der Endstufe. Wir fingen ja gerade mal an, lesen zu lernen. Vor allem aber das geheimnisvolle grüne "Magische Auge", das faszinierte uns Kinder von Anfang an.

Ja, der Raum-Klang war super, .......

1958 - Garten"party" bei Redlichs hinterm Haus mit den Nachbarn, links hinten unser GRUNDIG Konzertradio, in der Mitte unten auf dem Boden der Autor Gert Redlich mit Nachbars Hund auf dem Arm

. . . . nicht nur für damals. Inzwischen hatten wir 2008 und ich hatte meinem Vater das Prunk- stück seiner Jugend "abgeluchst".

Was hatten damals die Nachbarn gestaunt, reichte bei ihnen das Einkommen doch gerade mal zum Leben. Da war ein solch großer Grundig eben nicht drinnen.

Mein Vater Gerhard Redlich ist übrigens 89 Jahre alt (in 2008 - inzwischen ist er in 2017 mit fast 98 Jahren verstorben) und schwärmt immer noch von dem Teil, obwohl er längst eine vernünftige Hifi- Anlage hat.

 

Und vor allem, der Grundig 3055 geht (in 2008) noch wie damals. Zum Fotografieren habe ich ihn abgestaubt, geputzt und gewienert. Jetzt sieht er fast aus wie neu, und das nach nach über 50 Jahren. (Schaun Sie doch einfach mal in den Spiegel - so nach 50 Jahren.)

 

Und er klingt erstaunlich gut, immer noch ein tiefer sonorer Bass und erstaunlich gute Mitten und Höhen. Es ist natürlich überhaupt kein Vergleich mit meiner Accuphase / JBL Anlage, aber das Prädikat "Hifi" könnte man diesem alten Kasten durchaus zugestehen.

Kuriositäten im Grundig Radio . . .

Innen auf den Magneten der drei Lautsprecher (von insgesamt 5) kleben ganz edle goldene Aufkleber mit der Aufschrift : "Multi-Oktave". Also wir, mein Vater eingeschlossen, hatten bzw. hätten uns nie gewagt, dieses teure Gerät zu öffnen. Irgendwo um 450.- D-Mark, das war damals verdammt viel Geld.

Nur - für wen hat der Max Grundig diese goldenen Aufkleber drauf "bappen" lassen, wenn da sowieso keiner rein guckt  bzw. sich getraut hatte ?

Dennoch, 2 elektrostatische Hochtöner, 2 Mitteltöner und ein großer ovaler Tieftonlaufsprecher (heute sagt man Bass dazu), das war schon beeindruckend. Dazu richtige getrennte Klangregler für Höhen und Tiefen mit einer optischen Anzeige !!, das war nochmal super. Direkte Eingänge für ein Tonband und einen Plattenspieler, wer hatte das schon, bzw. wer hatte bereits wieder einen Plattenspieler oder gar ein nahezu unerschwingliches Tonbandgerät ?

Und natürlich Grundigs goldenes (Glücks-) Kleeblatt
vorne drauf, das hatte dann alle "Lauscher" so richtig motiviert, endlich, es geht wieder aufwärts.

Haben Sie die 3-Wege Frequenzweiche gesehen ?
Letztes Foto ganz unten. Klicken Sie mal drauf. Das waren richtige Kupfer-Luftspulen, keine billigen Kondensatoren wie bei fast allen Anderen. Und damit ist es jetzt wirklich Hifi. Wollen Sie das mal hören ?

Wir haben noch mehr Fotos, die kommen dann im Bereich Hersteller.

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