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Juni 2010 - Die Braun L715 (aus 1976) im Vergleich zur L710

Neuzugang vom 15. Juni 2010

Juni 2010 - Die L715 war die jüngste produzierte Variante dieses Lautsprechers. Angekündigt wurde sie bereits 1974, weil nämlich die damaligen Kunden auf einmal mit den 40 Watt Nennleistung (auch Sprechleistung genannt) nichts mehr anfangen konnten, wurde von jetzt an "60 Watt nach DIN" hinten auf das "Kleberli" aufgedruckt. Die Anderen machten das ja auch so. Geändert hatte sich angeblich sonst nichts.

Doch das stimmt weder für die eingebauten Bass-Chassis
, noch für den Rest. Denn das Gehäuse der L715 klingt beim "Beklopfen" dumpf und sonor. Im direkten Vergleich klingt das Gehäuse der L710/1 deutlich heller bzw. hörbar hölzern. Weiterhin haben die Basschassis andere Gummisicken als früher. Der Wulst ist schlanker und damit wäre der Hub eigentlich geringer, siehe weiter unten. Sie haben also schon etwas geändert an der L715. Man muß dazu eben beide Varianten direkt nebeneinander auf dem Tisch haben. Auch die Klettverschlüsse kleben jetzt wie die Pest.

Der hellgraue Haus-Staub aus einem ganz normalen Wohnzimmer

Der zugehörige Braun Receiver CEV 550 sowie diese beiden Boxen gehörten um 1976/77 schon zur Hifi Spitzenklasse bzw. zur Oberklasse der High-End Hifi-Welt. Und diese beiden Boxen waren vorne noch nie offen.

Dennoch hat sich an den Membranen und am Alugitter recht viel ganz normaler feiner hellgrauer Hausstaub angesammelt, sodaß man auch leicht die Lage erkennen kann, wie herum diese Boxen sehr lange Zeit im Regal gelegen haben.

der Hochtöner
der Mitteltöner

Die Seriennummern unserer beiden L715 zeigen, daß das Produktionsdatum vermutlich von der ersten Serie 1975/76 stammt. Es gibt weitere Seriennummern mit Nr 98.276 und 100.951. Diese Box wurde also recht lange und erfolgreich bis Ende der 70er Jahre gebaut und angeboten.
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Die Bass-Wiedergabe mit BRAUN Receivern

Braun Regie 550 - linke Seite

Zuerst haben ich die beiden L715 Boxen mit einem uralten BRAUN Cockpit 250 probiert. (2 x 15 Watt, einfach mal so) Ergebnis: grauenhaft, das Teil ist ganz sicher defekt. Dann habe ich den (noch ungereinigten) Braun Regie 550 schon mal vorab ins Studio hochgeholt und den Versuch mit UKW probiert bzw. wiederholt.

Jetzt kann ich die Einwände der BRAUN Fans nachvoll- ziehen
, da kommt schon ein dicker Bass raus, selbst auf UKW bei SWF3 oder 4. Doch die "reichern" ihre Sendequalität seit ein paar zig Jahren mit einer deutlichen Bassanhebung bereits ab Werk (also ab Sender) an . . . .

und dann kommts :

Der BRAUN Regie 550 hat nämlich eine gigantische Loudness Korrektur, die macht scheinbar mehr als +20dB bei 50 Hz. (Ich messe das nochmal ganz genau durch, jetzt habe ich ja einen.) - Ja dann bullern natürlich alle Boxen wie der Teufel. Mein "kleiner" Referenzverstärker Revox B-251 hat keine Loudness und macht nur 6db Bassanhebung bie 50Hz und etwa 12db bei 30Hz. Sonst würde bei den JBL L90 die Hütte beben.
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Ton-Generator von 20 bis 20.000 Hz

Damit werden von "beratungsresistent überzeugten" Fans oder technisch unbedarften Laien Äpfel mit Birnen verglichen und das geht so nicht, es ist dann die verklärte Wahrheit. Der Verstärker muss (für Vergleichszwecke) entweder völlig oder zumindest nahezu flat arbeiten (können). Er muß bei großen Räumen auch genügend Leistung bis an die Boxen bereitstellen. Da sind die 70Watt (Sinus an 4 Ohm) des Regie 550 (dazu auch noch über die alten DIN Stecker) in meinen Abhörräumen "grenzwertig".
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Der Funktionstest am "Sweepgenerator"

Wie bei der L710 habe ich die L715 auch erst mal testweise mit einem automatisch durchlaufenden Tongenerator von 20 bis 20.000 Hz mit dezenten Pegeln einzeln durchlaufen lassen, ob da etwas scheppert und ob die Mittel- und Hochtöner ihren Dienst tun. Sie tun es, also alle Chassis der beiden L715 arbeiten in ihrem jeweiligen Bereich sauber und verzerrungsfrei, übrigens wie auch die Chassis der L710/1. Auch die Übergangsbereiche sind hörbar in Ordnung.
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Vorbereitung unter realen Bedigungen mit "DIN Steckern"

Links JBL L90 - L710 - Rechts L715
Hoher Übergangswiderstand bei DIN

Vorher wurden die Chassis alle sorgfältig mit einem weichen Bürstenvorsatz abgesaugt und mit einem speziellen Pinsel "restgereinigt". Dann habe ich einen DIN Adapter gelötet mit 1,5qmm Kabel und die Boxen neben die L710 plaziert.

Der Test findet immer noch am Revox B251 statt, der hat 2 nahezu verlustfreie Schalt-Relais am Ausgang. Der Drehschalter im Braun Regie 550 ist da schon etwas mager, wird aber für leise Lautstärken ganz sicher funktionieren.

Die beiden DIN Stecker an diesen Boxen waren noch nicht korrodiert, die alten DIN Buchsen habe ich vorsorglich zigmal eingesteckt und wieder rausgezogen. Am Cockpit 250 und am Regie 550 sind die Kontakte in den (also in allen !!) DIN Buchsen richtig kohlrabenschwarz korrodiert.

links L710/1 - rechts L715

Die Basschassis der L710 und der L715

Jetzt stehen sie direkt nebeneinander, wie Brüder, nur etwa 5 Jahre Altersunterschied und doch sind es Welten. Wenn man diese Bild vergrößert, sieht man, daß die L710 Chassis sich mit einer ausgeblichenen Membranpappe gegen die L715 absetzen. Auch die Gummisicke scheint deutlich gealtert, vermutlich vom Licht oder der Sonne. Und es muß Einfluß auf die Wiedergabe haben. Der Sound-Test kommt unten. Beim ganz vorsichtigen zarten Hub-Test mit den Fingern merkt man keinen Unterschied bei der Nachgiebigkeit oder der Maximanlauslenkung.

Hörtest 1 bei leisen Lautstärken mit DIN Steckern

links L710/1 - rechts L715
Accuphase Verstärker E210

Nachdem der Unterschied der L710/1 zu den LBL90 so extrem nachteilig war, ist der Unterschied zu den JBL jetzt ein ganzes Stück geschrumpft. Die L715 klingt bei weitem nicht mehr wie eine alte Holzkiste. Hätte man den direkten Vergleich nicht, könnte man schon zu der Auffassung neigen, besser ginge es doch gar nicht.

Doch der Bass ist nach wie vor schwach an einem fast linearen Verstärker. An dem Regie 550 hingegen geht schon wegen der Loudness volle Pulle der Punk ab. Wer da die JBLs an den Ausgang 2 mit dran hängen würde, der würde wirklich in der Auffassung bestärkt, das ist ja nur noch Wummern. Bei leisen Lautstärken oder bei Kammermusik oder Soloinstrumenten wird der Unterschied immer geringer.

Lauscht man während des Vergleiches dann genauer
, fällt auf, daß die JBL Boxen eine gewaltige Tiefe des Raumes produzieren, die Braun Boxen dagegen nur eine kleine Bühne darstellen, auch bei großen Orchestern.

Die Referenzen sind und bleiben bei mir der Accuphase E210 und der Revox B251. Der Accuphase hat sogar gar keine Klangregler und da müssen alle Boxen wirklich "die Hosen runter lassen". Einige werden sich sicher fragen, warum solch ein "einfacher" Accuphase 2x70 Watt Vollverstärker damals 8.900 Mark gekostet hatte. Ganz einfach, er klingt gewaltig, immer noch.
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Jetzt werden die DIN Stecker abgeschnitten . . . weil . .

die Übergangswiderstände der korrodierten Kontakte ungenügend sind und es werden Hochstromklemmen mit 1,5qmm Kabel dran gelötet. Die Klemmen haben wir vor langer Zeit mal testweise mit 5 Volt und 60 Ampere getestet (6 Stück Halogen-Spot-Lampen je 50 Watt) und der messbare Spannungsabfall war absolut marginal. Bei Lautsprechern haben wir bei 40 Volt nur etwa 4 Ampere Dauerlast (das wären theoretisch etwa 160 Watt Sinus) und maximal vielleicht 10 Ampere Impulsleistung (das wären etwa 400 Watt absolute Impulsspitzen).

Hörtest 2 - bei richtigen Power-Lautstärken

Wie an anderer Stelle geschrieben, habe ich einen akustisch vorteihaften Raum von ca. 100qm Fläche und ca. 6m (Giebel-) Höhe. Und rings rum wohnt niemand dicht dran. Hier kann es bei Konzertlautstärken durchaus mal laut werden.

Die beiden DIN Stecker sind jetzt gekappt und die Litzen- Enden verlötet, damit sie komplett in unsere Hochstrom- klemmen rein passen und die Kupferäderchen nicht ausfransen.

Erster Eindruck, je lauter, desto besser. Und die L715 gehen schon recht laut. Seit März 2011 haben wir auch ein Pärchen LV720 in gutem Zustand und seit 2018 ein Pärchen L810.

mehr kommt in Kürze
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Abschätzung des aktuellen Wertes nach bisherigen Tests:

Juni 2010 - Vom Kauf der L710 und damit auch von der LV720 habe ich abgeraten, wenn es mehr als 50 Euro (L710) und mehr als etwa 200 Euro (LV720) würde.

Die L715 klingen deutlich besser, vor allem in kleineren Räumen bis 24 qm. Sie benötigen eine enorme Bassanhebung mittels Loudness.

Da wäre ein Preis von 100 bis 150 Euro je nach äußerem Zustand vernünftig. Bezüglich der LV720 (aktiv) ist ein erheblicher Aufwand zur Prüfung (und eventuellen Reparatur) der beiden Dreikanal-Verstärker samt Frequenzweiche erforderlich. Das ist nicht trivial. Und auch dann klingen sie auch nur marginal besser als die L710.
Wir müssen noch herausfinden, ob es die L715 Bestückung jemals aktiv als LV720 gab.


Die Hörtests kommen auch bald und werden so gut wie möglich dokumentiert.

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