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Die Erkenntnisse über die Wertigkeit und Funktion des Plattenspielers um 1970 herum- von einem unbekannten Autor

von Gert Redlich - Als ich etwa 1970 mehrere Experten angeschrieben hatte, daß ich für meine Studienarbeit gerne detailierte Unterlagen erbitte, kamen damals mehrere Schreibmaschinen- seiten mit Text zur freien Verfügung. Durch Zufall sind die beim Sondieren meiner Bücher im Jahr 2008 wieder aufgetaucht.

1970 - Der Plattenspieler ist neben dem Rundfunk-Empfangsteil die wichtigste Programmquelle einer HiFi-Anlage.

Dual 1229

Wie schon der Name besagt, dient der Plattenspieler zum Abspielen von Schallplatten. Dazu ist es erforderlich, daß die Schallplatte mit konstanter Geschwindigkeit gedreht wird.

Die modernen Langspielplatten benötigen 33 1/3 Umdrehungen pro Minute (U/min), bei 17-cm Single-Platten sind auch 45 U/min üblich, manchmal aber auch 33 1/3 U/min. Die alten Schellackplatten drehen mit 78 U/min und bei Wortplatten gibt es auch 16 U/min. Derzeit werden jedoch keine Platten mit 16 U/min angeboten. Schellackplatten haben nur noch Sammlerwert, weil ihre Wiedergabequalität weit unter den heutigen Maßstäben liegt (Anmerkung: es ist 1970).

Die Geschwindigkeit

Demnach genügt es, wenn ein Plattenspieler mit zwei Geschwindigkeiten 33 1/3 und 45 U/min ausgestattet sind. Die meisten Abspieler bieten jedoch nach wie vor alle vier Geschwindigkeiten. Mit der Umdrehungsgeschwindigkeit sind zwei Qualitätsforderungen verknüpft, die an das Laufwerk eines Plattenspielers der HiFi-Klasse zu stellen sind:

Die Nenndrehzahl

1. Die Nenndrehzahl muß genau erreicht werden, wenn die Musik in der richtigen Tonlage erklingen soll. Dreht sich der Plattenteller schneller, so ist die Stimmung z. B. eines wiedergegebenen Orchesters zu hoch, dreht er sich zu langsam, ist sie zu tief. Und zwar bedeutet eine Abweichung von 6%, d. h. bei 33 1/3 U/min um plus oder minus 2 U/min, eine Erhöhung oder Absenkung der Tonlage um einen halben Ton. Die HiFi-Norm läßt daher nur Abweichungen von maximal + 1,5% oder -1% zu. Abweichungen von der Nenndrehzahl, die sich innerhalb dieser Grenzen bewegen, können vom menschlichen Ohr nicht wahrgenommen werden, weil sie jenseits der Empfindlichkeit für Tonhöhen liegen.

Die Drehzahl-Feinregulierung

Bei vielen Plattenspielern kann die Nenndrehzahl mit Hilfe einer Drehzahl-Feinregulierung exakt eingestellt werden. Die Kontrolle erfolgt über Stroboskopmarkierungen, die auf der Unterseite des Plattentellers angebracht sind und durch eine Glimmlampe mit Blitzen der Netzfrequenz angeleuchtet werden. Ein Spiegel-System projiziert das Bild der Marken in ein Beobachtungsfenster.

Stehen die Markierungen, so dreht sich der Plattenteller mit der Nenndrehzahl. Bei anderen Modellen muß die Drehzahl-Kontrolle mit Hilfe einer Stroboskopscheibe vorgenommen werden, die man auf den sich drehenden Teller legt und die durch jede vom Netz her betriebene Lichtquelle beleuchtet werden kann. Die Drehzahlfeinregulierung ist besonders wichtig für Musikfreunde, die mit einem Instrument zu einer Schallplatte spielen wollen.

Wenn zum Beispiel das Klavier einen halben Ton unter dem heute üblichen Kammerton von 440 Hz gestimmt ist - was häufig vorkommt - muß man die Drehzahl des Plattenspielers um 6 % oder 2 U/min herabsetzen können, wenn man mit einem solchen Klavier (im "Duett") zu einer Schallplatten-Aufnahme spielen will.
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Die Tonhöhenschwankungen

2. Kurzzeitige Geschwindigkeitsschwankungen dürfen, nach DIN 45 500 bewertet, ± 0,2 % nicht überschreiten. Solche Geschwindigkeitsschwankungen machen sich als Tonhöhenschwankungen unangenehm bemerkbar, die langsamen als Jaulen, die schnellen als Rauhigkeit des Klanges.

Am empfindlichsten ist das menschliche Gehör für Tonhöhenschwankungen von 4 Hz Schwankungsfrequenz. Darüber und darunter nimmt die Empfindlichkeit ab. Will man dies berücksichtigen, so muß man bei der Messung ein Filter verwenden. Die Messung erfolgt mit Hilfe eines Tonhöhenschwankungsmessers z.B. EMT 420 A und der DIN Meßplatte 45 545 und wird als "bewertet" bezeichnet, wenn ein entsprechendes Filter eingeschaltet ist.

Das Rumpeln bzw. die Rumpelfreiheit

3. Ein weiteres Qualitätskriterium des Laufwerks ist dessen Rumpelfreiheit. Unter Rumpeln versteht man tieffrequente Störgeräusche, die ihre Ursache in mechanischen Vibrationen des Antriebs haben und über Plattenteller oder Tonarm auf den Tonabnehmer übertragen, von diesem in elektrische Schwingungen umgewandelt und im Verstärker so verstärkt werden, daß sie über die Lautsprecher deutlich hörbar werden.

Die meßtechnisch ermittelten Größen nennt man Rumpel-Fremdspannungsabstand und Rumpel-Geräuschspannungsabstand. In beiden Fällen wird die Spannung des Störgeräusches, das beim Abtasten der Leerrillen der Rumpel-Meßplatte DIN 45 544 gemessen wird, auf die Spannung eines in derselben Platte enthaltenen Bezugssignals von 315 Hz und 5,42 cm/s Spitzenschnelle oder, was auf dasselbe hinausläuft, auf 1000 Hz und eine Spitzenschnelle von 10 cm/s bezogen und in Dezibel (dB) ausgedrückt.

Auch hier spielt die Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs wieder eine Rolle. Sie nimmt nämlich für tiefe Frequenzen schnell ab. Deshalb verwendet man für die Messung der beiden für das Rumpeln maßgebenden Größen wiederum Bewertungsfilter. Verwendet man für die Messung ein Filter nach Typ A , so ermittelt man den Rumpel-Fremdspannungsabstand. Schaltet man dagegen ein Filter nach Typ B ein, ergibt die Messung den Rumpel- Geräuschspannungsabstand.

Der Rumpel-Geräuschspannungsabstand erfaßt dadurch, daß die Bewertungskurve alle Störanteile von Frequenzen unterhalb 315 Hz mit einer Steilheit von 12 dB/Oktave unterdrückt, diejenigen Störanteile, für die das menschliche Ohr besonders empfindlich ist, während der Rumpel-Fremdspannungsabstand auch diese, in ihrer Auswirkung weniger schädlichen Frequenzanteile berücksichtigt.

Die Werte des Rumpel-Geräuschspannungsabstandes sind daher immer besser als die des Rumpel-Fremdspannungsabstandes. Die HiFi-Norm fordert für den Rumpel-Geräuschspannungsabstand einen Wert von mindestens 55 dB und für den Rumpel-Fremdspannungsabstand von mindestens 35 dB.

Die Eigenschaften des Laufwerks, die im wesentlichen charakterisiert werden durch die Gleichlaufschwankungen und die Rumpel-Spannungsabstände, werden durch seinen Antrieb und dessen Anordnung im Laufwerk bestimmt

Der Plattenteller

ein Garrad 401 Laufwerk mit SME Arm
Dual 1218 und 1229 im Vergleich

Ein gebräuchliches Mittel gegen Gleichlaufschwankungen besteht darin, dem Plattenteller eine große träge Masse zu geben. Die verhindert, daß dieser kleinen Geschwindigkeitsschwankungen des Antriebs überhaupt folgen kann. Eine große träge Masse des Plattentellers setzt aber einen kräftigen Antriebsmotor voraus, damit der Plattenteller nach dem Einschalten möglichst schnell seine Nenndrehzahl erreicht (kleine Hochlaufzeit), und ein stabiles Lager für die Tellerachse. Je stärker der Antriebsmotor ist, desto besser muß man durch Abschirmung dafür sorgen, daß magnetische Streufelder nicht in den Tonabnehmer gelangen und dort unerwünschten Brumm induzieren.

Ein anderer Weg, gute Laufwerkeigenschaften zu erzielen, besteht darin, einen relativ schwachen Synchronmotor, dessen Drehzahl durch die Netzfrequenz konstant gehalten wird, mit einem leichten Plattenteller zu kombinieren, wobei der Antrieb über einen Treibriemen von der Motorachse direkt auf den Plattenteller erfolgt. In allen Fällen muß der Antrieb federnd und bedämpft am Chassis des Laufwerks aufgehängt sein, damit Vibrationen nicht vom Antrieb auf Plattenteller und Tonarm übertragen werden. Eine solche Entkopplung zwischen Antrieb und Plattenteller bewirkt auch der Gummiriemen. Neuerdings werden Drehzahl und Drehzahlumschaltung elektronisch gesteuert. Beispiele hierfür sind der Philips GA 202 und der Thorens TD 125.

Tonarm und Tonabnehmer

Zum Plattenspieler gehören natürlich auch der Tonarm und der Tonabnehmer. Bei den meisten Fabrikaten ist ein Tonarm fest montiert und meist bei Lieferung auch schon ein Tonabnehmer eingebaut. Auf jeden Fall kann man, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in den Tonarmkopf eines jeden HiFi-Plattenspielers einen Tonabnehmer eigener Wahl befestigen. Einige Plattenspieler werden auch als reine Laufwerke angeboten, die man mit einem Tonarm eigener Wahl ausstatten kann (z. B. Thorens TD 125).

Manuell, halbautomatisch oder Wechsler

Hier bleibt noch die Frage Einfachspieler oder automatischer Spieler und Wechsler zu diskutieren. Historisch betrachtet, galt der automatische Spieler und Plattenwechsler in qualitätsbewußten HiFi-Kreisen als nicht salonfähig. Das hatte seine guten Gründe. Der Wechselmechanismus und alle hierzu erforderlichen Funktionen des Tonarms müssen über eine relativ komplizierte Mechanik gesteuert werden, die ihre Antriebsenergie aus der Schwungenergie des sich drehenden Plattentellers bezieht. Nun werden wir später erfahren, daß ein Tonarm leicht und möglichst reibungsfrei gelagert sein sollte. Der Erfüllung dieser Bedingungen stand früher bei Wechslern der erforderliche Steuermechanismus entgegen. Dies hat sich schon seit geraumer Zeit grundlegend geändert.

Dieser hier wechselt zwar, ist aber noch lange kein Hifi.

Es gibt heute mehrere Fabrikate automatischer Plattenspieler und -Wechsler, die in jeder Hinsicht die an einen HiFi-Plattenspieler zu stellenden Forderungen erfüllen. Ihre Tonarme setzen entweder vollautomatisch oder nach Vorwahl des Plattendurchmessers in den Einlaufrillen der abzuspielenden Platte auf und heben ebenso selbsttätig nach Erreichen der Auslaufrillen wieder ab (automatischer Spieler). Daneben gestatten sie den automatischen Wechsel von meist 8 Schallplatten. Bei Dual müssen die Schallplatten des zu wechselnden Stapels gleichen Durchmesser aufweisen, bei den Modellen von Perpetuum Ebner dürfen auch Schallplatten unterschiedlichen Durchmessers gestapelt werden.

Inwieweit HiFi-Freunde, die sich hauptsächlich für Werke der sogenannten ernsten Musik interessieren, von der Möglichkeit des Wechseins Gebrauch machen, bleibt dahingestellt. Der Autor würde seine Platten keinesfalls dem Abwurfmechanismus eines Wechslers aussetzen, schon deshalb nicht, weil die jeweils zum Abspielen abgeworfene Platte auf eine schon auf dem Plattenteller liegende, sich drehende fällt, wodurch die Gefahr besteht, daß auf der Plattenoberfläche haftende Staubkörnchen durch die Relativbewegung der beiden Platten in die Rillen "hineingemahlen" werden, zumal im Wechselbetrieb kein Plattenbesen verwendet werden kann, sofern dieser nicht am Tonabnehmer befestigt ist, wie dies bei Pickering-Systemen der Fall ist.

Im übrigen kann man ja jeden Wechsler als automatischen Plattenspieler benutzen und von der Wechselmöglichkeit keinen Gebrauch machen. Dem steht um so weniger etwas im Wege als - wie gesagt - die führenden Fabrikate automatischer Plattenspieler und -Wechsler heute uneingeschränkt HiFi-Qualität aufweisen und, infolge großer produzierter Stückzahlen, die zusätzliche Möglichkeit des Plattenwechselns sich praktisch nicht auf den Preis auswirkt.

Soweit das Wissen aus 1970. (Autor unbekannt)


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