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EIn Artikel in der Messeausgabe der Funkschau 1963 - Heft 17

Dieser Artikel über einen neuen Plattenspieler erschien in dem letzten Heft direkt vor der Funkausstellung im Aug. 1963 in Berlin. Aber er genoß nur wenig Aufmerksamkeit, weil er erstens ganz hinten und dann noch in schwarz weiß abgedruckt wurde. Außerdem war in so gut wie keinem Radio-Geschäft oder Kaufhaus dieses (Super-) "Teil" in Natura zu sehen.

Weiterhin sind zum Verständnis die bis dahin verfügbaren oder angebotenen Platten- Abspielgeräte der Wettbewerber - und natürlich auch von DUAL selbst - im Blickfeld zu halten. Im Prinzip waren das alles diese Plastikgurken, die wir belächelten, jedenfalls danach - denn ich war erst 14 Jahre alt und hatte überhaupt keine Ahnung von dem Erdbeben in der Plattenspieler-Branche, das da abging.

Mit diesem Artikel hatte es DUALverstanden, unter einem Deckmäntelchen das ganz neue 1009er Laufwerk zu bewerben. Es ist ganz klar eine verdeckte Werbung.

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(Funkschau Themenbereich Schallpatte und Tonband)

Wie sollte man einen HiFi-Plattenspieler testen ?

von HANS-JOACHIM HAASE - Dual Gebrüder Steidinger - im Sommer 1963

Einleitung

Bild 1. Hi-Fi-Plattenabspielgerät Dual 1009 mit schwerem Plattenteller und Drehzahl- Feinregulierung

Plattenspieler bzw. -Wechsler werden meist in Verbindung mit einer Wiedergabeanlage, z. B. einer Musiktruhe oder einem Verstärkerkoffer, angeschafft. Dabei wird dem Abspielgerät nicht immer die ihm gebührende Beachtung geschenkt, da es mit seiner mehr oder minder empfindlichen Mechanik vom Laien gewissermaßen als das notwendige Übel in einer Schallplatten-Wiedergabeanlage betrachtet wird.

Dies ist manchmal auch nicht ganz unberechtigt, da ein schlechtes oder störanfälliges Abspielgerät weder kostbare Schallplatten schont noch einen vollendeten musikalischen Genuß erlaubt.

In welchem starken Maße die technischen Eigenschaften eines Plattenspielers in die Qualität der elektroakustischen Wiedergabe eingehen, ist den meisten Gerätebesitzern kaum bekannt, da man hierbei nur das Tonabnehmersystem als das allein verantwortliche Element ansieht.

Ein Laufwerk einschließlich Tonarm kann jedoch - wenn es nicht unter Berücksichtigung ganz bestimmter Forderungen konstruiert worden ist - für eine ganze Reihe von Störungen verantwortlich sein. Mitunter wird eine der Qualität der heutigen Schallplatten entsprechende optimale Wiedergabe der Aufzeichnung sogar unmöglich.

Bei Musikschränken und Phonokoffern - die aus Preisgründen bisher fast ausschließlich mit Standard-Laufwerken bestückt sind - ist das Laufwerk nicht immer ausschlaggebend für die Auswahl des kompletten Gerätes. Die Schallplatten-Wiedergabe wird den Interessenten im allgemeinen befriedigen. Bei nach individuellen Forderungen selbst zusammengestellten Wiedergabeanlagen, z. B. einer Kombination aus einzelnen Bausteinen, wird man der Auswahl eines geeigneten Plattenspielers sicher mehr Beachtung schenken.
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Eigenschaften und Testmöglichkeiten

Wonach kann man sich bei der Auswahl nun richten und welches sind die entscheidensten Kennzeichen eines guten Abspielgerätes?

Die Abtasteigenschaften eines Tonabnehmersystems sind grundsätzlich für Frequenzgang, Verzerrungen und Störspannungsabstand von ausschlaggebender Bedeutung. Sie sind jedoch nicht ausschließlich vom System abhängig. Gute Tonabnehmersysteme können ihre Qualität nur in Verbindung mit einem guten Tonarm bzw. einwandfreiem Plattentellerantrieb unter Beweis stellen.

Erst wenn die Abtast-Eigenschaften des Systems, insbesondere vom Tonarm, nicht mehr beeinflußt werden, kann man das Ergebnis der Schallrillen- Abtastung allein auf den Abtaster zurückführen.

Nun werden aber auch die Tonarm-Eigenschaften vom Tonabnehmersystem beeinflußt (z. B. von dessen Gewicht und der Rückstellkraft). Es besteht also eine Wechselwirkung zwischen beiden Bauteilen, und ein Tonarm ist um so besser, je unabhängiger seine Eigenschaften vom eingebauten System sind.

Anmerkung : Nach meinem Verständnis ist es genau umgekehrt. Die Eigenschaften des Tonabnehmersystems werden dominierend von den  Tonarm-Eigenschaften beeinflußt.

Teuer = besonders gut = nur manchmal zutreffend

Bei der Vielzahl der heute auf dem Phono-Markt angebotenen Platten-Abspielgeräte besteht für den Laien - abgesehen von äußeren Gesichtspunkten der Formgebung und der allgemeinen Betriebsfunktionen - kaum eine Möglichkeit, die technischen Angaben der Hersteller bezüglich der Tonarm- und Laufwerkqualität bei einem Kauf zu kontrollieren.

Die Einhaltung der wertbestimmenden Faktoren nach einer längeren Betriebszeit kann er gleichfalls nicht feststellen, wenn ihm die Probleme einer vollwertigen Schallrillen-Abtastung unbekannt sind. Somit liegt es nahe, ausschließlich den Preis als Wertfaktor anzusehen. Je teurer, desto besser - ein billiges Gerät kann nicht viel taugen. Natürlich liegt in dieser Annahme eine gewisse Berechtigung, denn Präzisionserzeugnisse zu niedrigen Preisen kann es nun einmal nicht geben.

Nun besteht jedoch kaum eine Möglichkeit, eine technisch so hochentwickelte Apparatur, wie sie ein modernes HiFi-Abspielgerät darstellt, mit leicht verständlichen sowie allgemein anerkannten Wertfaktoren auszuzeichnen. Ein "PS" ist z. Z. eben noch populärer als ein "dB", obwohl die Definition einer Pferdestärke als Leistungsangabe in der Automobilindustrie nicht weniger kompliziert ist als die eines Dezibels in der Phonotechnik.

Es gibt aber eine Reihe von Testmethoden, mit deren Hilfe man - ohne komplizierte Meßgeräte zu benötigen - mit etwas Überlegung und technischem Gefühl durchaus ein Schallplatten-Abspielgerät auf seine technischen Fähigkeiten hin testen kann.
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  • Anmerkung : Wir schreiben 1963 und die genialen DHFI Testschallplatten von Karl Breh gab es noch nicht, aber es gab welche von Shure, Ortofon und anderen schon. Doch die waren nahezu unbekannt und dazu extrem teuer.

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Die Bedien-Funktionen kontra mechanische Qualitäten

Bei dieser Untersuchung sollen nicht die Funktionen, wie z. B. der Start-, Stop- oder Wechselvorgang, sondern das Verhalten des Abspielgerätes während der Schallrillen-Abtastung getestet werden.

Schallplatte und Tonabnehmer werden in den Test einbezogen, womit eine wichtige Voraussetzung für eine dem praktischen Betrieb angepaßte, brauchbare Testaussage erfüllt ist.

Folgende Faktoren eines Laufwerkes, die ausschlaggebend für die Qualität der Schallrillen-Abtastung sind, lassen sich durch entsprechende Testvorgänge zwar nicht in Zahlenwerten, so doch durch sorgfältiges Beobachten optisch bzw. akustisch erfassen. Sie sind allerdings z. T. in starkem Maße von der nachgeschalteten Wiedergabeanlage abhängig und damit von den jeweiligen Ansprüchen an die Wiedergabe.

Durch objektives Vergleichen kann man jedoch durchaus zu einem Wertmaßstab kommen.
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  • 1. Drehzahl des Plattentellers: Abweichung von der Nenndrehzahl;
  • 2. Gleichlaufgenauigkeit:Drehzahlschwankungen des Plattentellers;
  • 3. Störgeräusche des Plattenteller-Antriebes: Rumpeln;
  • 4. Montage und Aufhängung des Chassis: Erschütterungsfreiheit, akustische Rückkopplung;
  • 5. Tonarm: Lagerreibung, Erschütterungsfestigkeit, Balance, Spurhaltung bei exzentrischen Bewegungen und Höhenschlag, Auflagekrafteinstellung, Abschaltmechanismus.

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Drehzahl

Die Drehzahl des Plattentellers soll mit der Nenndrehzahl (16 2/3, 33 1/3, 45 oder 78 UpM) der abzutastenden Schallplatten möglichst genau übereinstimmen. Abweichungen von +1,5% -1,0% sind nach einem Vorschlag für Hi-Fi-Abspielgeräte zulässig. Höhere Abweichungen ergeben bemerkbare Tonhöhenänderungen bei der Wiedergabe. Bei erhöhter Drehzahl steigt in gleichem Maße die Tonhöhe, bei zu langsamer fällt sie entsprechend ab.

Die einfachste und sicherste Methode, die Plattenteller-Drehzahl genau festzustellen, ist die Verwendung einer Stroboskopscheibe. Wird die Stroboskopscheibe auf den rotierenden Plattenteller gelegt und aus dem Wechselstrom-Lichtnetz beleuchtet, so scheint die kreisringförmige Strichteilung der gewünschten Tourenzahl - trotz Rotation der Scheibe - stillzustehen, wenn die Drehzahl des Plattentellers mit der Nenn-Drehzahl übereinstimmt.

Die Stroboskopscheibe muß einwandfrei mit dem Plattenteller umlaufen. Eine erhöhte Reibung am Plattenteller-Mittelstift kann Fehlmessungen bewirken.

Kontrolle mit aufgelegtem Tonarm und laufender Platte

Bei dieser Kontrolle sollte der Tonarm mit der für das eingebaute System empfohlenen Auflagekraft in die Schallrille einer aufgelegten Schallplatte eingesetzt werden. Mit der Auflagekraft wird u. U. ein wirksames Bremsmoment erzeugt, durch das sich die richtige Tourenzahl einstellen könnte.

Bei einer Abweichung läßt sich die genaue Drehzahl mit dem Drehzahl-Feinregler am Plattenabspielgerät einstellen (Bild 1). Bei Geräten, die keinen Drehzahl-Feinregler aufweisen, empfiehlt sich für den Test das Verwenden einer Stroboskopscheibe mit ToleranzteiJungen; etwa ±1,3%. Hierbei gehören zu jeder Drehzahl drei Strichteilungen. Für die Nenn-Drehzahl liegt sie in der Mitte, für die ±-Abweichungen darüber bzw. darunter. Bleibt keine der drei Strichteilungen stehen, dann zeigt die am langsamsten laufende Teilung die Nähe der vorliegenden Plattenteller-Drehzahl an. Läuft sie mit dem Uhrzeigersinn um, ist die Drehzahl zu hoch. Dreht sie sich entgegen dem Uhrzeiger, so ist sie zu gering. Die Abweichungen von der Nenn-Drehzahl sind in diesem Fall also größer als 1,3%. Je größer die Abweichung von der Nenn-Drehzahl, desto schneller rotiert die Strichteilung.

Wenn das Auflagegewicht des Tonabnehmersystems zu groß ist, besteht die Gefahr, daß sich die Drehzahl des Plattentellers während der Abtastung von außen nach innen, infolge der durchmesserabhängigen Belastung durch den Tonarm, erhöht. Deshalb sollte der Test zweimal (Tonarm außen und innen aufgesetzt) ausgeführt und die Feinregelung etwa bei dem halben Durchmesser der Schallplatte eingestellt werden.

Bei den geringen Auflagekräften neuzeitlicher Tonabnehmersysteme und den großen Plattenteller-Schwungmassen tritt diese Erscheinung - die man auch Drehzahl-Schlupf nennt - jedoch kaum auf. Starke Temperatur- und Netzspannungs-Schwankungen können die Plattenteller-Drehzahl bzw. deren Messung beeinflussen. Deshalb ist zu empfehlen, die Drehzahl-Feinregulierung nicht unmittelbar nach dem Einschalten des Gerätes vorzunehmen.
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Gleichlaufgenauigkeit

Gleichlaufschwankungen entstehen, wenn der Plattenteller nicht mit konstanter Drehzahl umläuft, also mit mehr oder weniger großen Abweichungen immer um seinen Sollwert oder um den Wert der Schlupf-Abweichung schwankt.

Diese Gleichlaufschwankungen des Plattentellers bewirken bei der Abtastung der Schallaufzeichnung keine konstante, sondern eine proportional der Drehzahländerung stetig wechselnde Tonhöhenänderung, die eine wesentlich unangenehmere Beeinflussung des aufgezeichneten Klangbildes darstellt. Je nach der Art der Gleichlaufschwankungen läßt sich bei der Wiedergabe über den Lautsprecher akustisch ein Jaulen oder ein Wimmern feststellen. Bei langsamen Drehzahl-Änderungen jault die Wiedergabe, während sie bei einer schnelleren Schwankung wimmert oder vibriert.

Derartige Erscheinungen lassen sich mit Hilfe empfindlicher Meßgeräte feststellen und analysieren, doch ist das menschliche Ohr hier das empfindlichste Organ, um diese Tonbeeinflussungen zu erkennen. Bei Tönen im Bereich um 500 Hz lassen sich kurzzeitige Tonhöhenschwankungen um 0,3% noch feststellen; die Gleichlauf-Schwankungen eines guten Plattenspielers müssen also diesen Wert mit Abstand unterschreiten.

Man kann, besonders beim Abspielen von Klavieraufnahmen mit anhaltenden Grundtönen, auftretende Tonhöhenschwankungen sehr leicht feststellen. Weitaus schwieriger ist es, sie ohne Fachkenntnisse und entsprechende Hilfsmittel zu beseitigen, da hier die verschiedensten Störquellen auftreten können und eine planlose Bastelei erfahrungsgemäß mehr schadet als Abhilfe schafft.

Für Hi-Fi-Laufwerke werden - im Gegensatz zu den mit Zweipol-Motoren bestückten Standard-Laufwerken - wegen ihrer größeren Laufruhe und des geringeren magnetischen Streufeldes Vierpol-Motoren verwendet.

Durch das gleichmäßigere Drehfeld eines solchen Motors werden Tonhöhenschwankungen schon vom Antrieb her kleingehalten, da sich der Rotor nicht in so starkem Maße ruckartig von einem Pol zum anderen dreht, wie bei einem Zweipol-Motor. Vierpol-Motoren erkennt man durch die etwas größeren Abmessungen und an den vier um je 90° versetzten Polen.

  • Anmerkung : Das ist natürlich sehr weit hergeholt, weil 99% der damaligen Besitzer ihr Plattenspielerchassis noch nie von unten gesehen hatten und es auch gar nicht sehen wollten.


Bei vielen Abspielgeräten neigt das den Plattenteller antreibende Gummizwischenrad leicht zu Deformationen. Bleibende Deformationen rufen Geschwindigkeits- und damit Tonhöhenänderungen hervor. Deshalb ist es sehr wünschenswert, daß dieses Gummizwischenrad bei Tourenzahl-Umschaltungen und in den Spielpausen automatisch entlastet wird. Dann ist auch für den Geschwindigkeitsumschalter keine Null-Stellung erforderlich.

Will man Tonhöhenschwankungen bei der Wiedergabe mit Sicherheit vermeiden, sollten nur Präzisionserzeugnisse mit schwerem Plattenteller benutzt werden, da sie durch eine entsprechend sorgfältige Fertigung der rotierenden Teile und den großen Tellerschwungmassen Unregelmäßigkeiten im Antrieb verhüten bzw. ausgleichen können.

Die Größe des Schwungmomentes des Plattentellers, die von dessen Durchmesser und Gewicht sowie der Drehzahl abhängt, kann grob abgeschätzt werden, wenn man bei frei laufendem - von Hand in Drehung versetzten - Teller, also mit ausgekuppeltem Antriebsrad, den Kraftaufwand beim Abbremsen des Tellers mit der Hand als Gütemaßstab gelten läßt.
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Störgeräusche

Ungleichförmigkeiten im Plattentellerantrieb, vom Wechselfeld des Antriebsmotors angeregte Vibrationen des mit dem Antriebsrad starr verbundenen Rotors und des Laufwerk-Chassis, die sich über die Schallplatte und das Tonarmlager auf das Abtastsystem übertragen, bewirken eine zusätzliche mechanische Anregung des Tonabnehmersystems.

Sie macht sich häufig, besonders bei einem Pianissimo, als tieffrequentes Rumpelgeräusch im Lautsprecher unangenehm bemerkbar. Je höher die Empfindlichkeit des Tonabnehmers und je besser die Wiedergabe der Anlage im tiefen Frequenzbereich ist, desto deutlicher können diese Störungen akustisch wahrgenommen werden, da das Hauptspektrum unter 100 Hz liegt.

Deshalb sind Anlagen mit einer guten Baßwiedergabe besonders anfällig gegen Laufwerk-Rumpelgeräusche, und allein aus diesem Grund wird für hochwertige Verstärkeranlagen auch ein entsprechend hochwertiges Abspielgerät erforderlich.

Vom Laufwerk direkt abgestrahlte Störgeräusche stehen überhaupt nicht zur Diskussion und lassen eindeutig ein minderwertiges Laufwerk erkennen. Während des Abtastens einer Musikschallplatte sind Rumpelgeräusche, die durch den Wiedergabeverstärker entsprechend verstärkt werden, in ihrer Charakteristik (ob konstantes Rumpeln oder impulsförmiges Poltern) und damit ihre Herkunft nicht immer eindeutig zu erkennen.

Deshalb lassen sich derartige Störungen sicherer beim Abtasten einer Leerrillen-Platte feststellen. Man sollte hier jedoch vorher die Stellung des Lautstärke- und des Tiefen-Einstellers mit einer Musikschallplatte prüfen, damit beim Test die wirklichen Betriebsverhältnisse vorliegen.

Außerdem ist es erforderlich, zwischen Brumm-Einstreuungen auf das Tonabnehmersystem bzw. dessen Zuleitungen und dem wirklichen Rumpeln zu unterscheiden. Man kann Brumm-Einstreuungen eliminieren, indem man bei laufendem Teller und aufgesetztem Tonarm den Laufwerk-Netzstecker zieht und dabei auf eine Änderung der Tonlage der Störung achtet.

Hochwertige Laufwerke, wie z. B. der Typ Dual 1009, erzielen durch einen elastisch montierten, sorgfältig ausgewuchteten Vierpol-Motor und ein schwingungssteifes Chassis einen Abstand von Rumpelstörungen, der - auch für sehr anspruchsvolle Verstärkeranlagen mit guter Tiefenwiedergabe -eine störungsfreie Wiedergabe gewährleistet.
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Montage des Laufwerks

Die Erschütterungsfreiheit eines Platte-Laufwerkes kann nur in Verbindung mit dem im Tonarm montierten Tonabnehmersystem festgestellt werden. Je höher die Empfindlichkeit des Systems und je härter die elastische Aufhängung des Laufwerks auf dem Montagebrett ist, desto größer ist die Gefahr, daß bei Erschütterungen (Stoß, Trittschall) die Spurführung der Abtastnadel in der Schallrille verlorengeht und die Schallrillen bzw. der Abtaststift durch den springenden Tonarm beschädigt werden.

Koppeln die vom Lautsprecher erzeugten Körperschallschwingungen über die Laufwerkaufhängung auf das Tonabnehmersystem zurück, tritt eine akustische Rückkopplung auf, d. h. nach einer Anregung beispielsweise durch ein Baßfortissimo in der Wiedergabe tritt eine Selbsterregung zwischen System und Lautsprecher auf, durch die die Wiedergabequalität - infolge der Änderung der Verstärkereigenschaften in einem bestimmten Frequenzgebiet - erheblich beeinflußt wird.

Die Auswirkungen einer akustischen Rückkopplung werden oft nicht richtig gedeutet. Eine plötzlich aufdröhnende Wiedergabe ist der sichere Hinweis, daß akustische Rückkopplung zwischen Lautsprecher und Tonabnehmersystem vorliegt. Vielfach wird bei geringerem Einfluß ein Rumpeln des Laufwerks angenommen.

Eine qualitative Methode, die Rückkopplungs-Sicherheit einer Wiedergabeanlage festzustellen, besteht darin, den Tonabnehmer auf die ruhende Schallplatte aufzusetzen und beim Aufdrehen des Baß- und Lautstärkeeinstellers den Rückkopplungseinsatz zu beobachten. Man kann durch entsprechende Versuche ebenso die Stoß- bzw. Trittschall-Empfindlichkeit feststellen.

Diese Versuche sollten jedoch zur Klärung der für den praktischen Betrieb der Anlage entscheidenden Rückkopplungssicherheit auch in den normalen Betriebsstellungen der Bedienungsorgane wiederholt werden. Bei auftretender Rückkopplung genügt es nicht, eine möglichst weiche Aufhängung einzubauen, sie muß auch entsprechend gedämpft sein, damit das Chassis nach einer mechanischen Anregung nicht zu lange nachfedert.
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Tonarm

Der mechanische Kontakt zwischen Schallrille und dem im Vergleich dazu recht großen Abtaststift, d. h. die Führung des Abtaststiftes in der Schallrille, ist für eine vollwertige und störungsfreie Abtastung der Rillenauslenkungen besonders wichtig. Die Abtastung der in der Größenordnung von einigen tausendstel Millimetern liegenden Rillenauslenkungen stellt nicht nur an das Abtastsystem, sondern in erheblichem Maße auch an den Tonarm besonders hohe Anforderungen.

Da hochwertige Tonabnehmersysteme mit geringsten Auflagekräften (wir sind in 1963, da waren 10 Gramm statisches Auflagegewicht normal) betrieben werden können, ist es erforderlich, die Lagerreibung des Tonarms sowohl in seiner horizontalen als auch in seiner vertikalen Bewegungsrichtung außerordentlich klein zu halten.

Die Größe der Lagerreibung kann man bei diesen geringen Reibungskräften ohne Hilfsmittel nur sehr schwer feststellen. Ein schwerer Tonarm, also mit großer Masse behaftet, wird Bewegungsänderungen (z. B. Rillen-Exzentrizität, Schallplatten-Höhenschlag, Stöße usw.) mit größerer Trägheit folgen als ein leichter.

Deshalb werden Tonarme einschließlich Tonabnehmersystem so leicht wie möglich ausgeführt. So kann beispielsweise der Arm aus einem sehr leichten, aber stabilen Aluminiumrohr und der Tonkopf in Skelettausführung aus Kunststoff bestehen.

Tonarmlager-Reibung und Massenträgheit der bewegten Anordnung lassen sich sehr instruktiv durch folgende Tests abschätzen.
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Der "Exzentrik-Test" .......

Bild 2. Der Exzentrik-Test

(war in den USA bekannt als Mc. Proud-Test) - Dazu wird eine 17cm-Platte mit großem Mittelloch so excentrisch auf den Plattenteller gelegt, daß der Lochrand an dem Plattenteller-Mittelstift anliegt (Bild 2). Bei einer Umdrehung von 45 UpM werden die Schallrillen stark exzentrisch umlaufen.

Der in eine Schallrille abgesetzte Tonarm wird nun mit erheblichen horizontalen Auslenkungen hin- und herbewegt. Ist es eine schwere Ausführung - also mit großer Trägheitsmasse -, wird er diesen plötzlichen Richtungswechseln nicht folgen können, sondern in Richtung der aus der exzentrischen Schallrille übermittelten Beschleunigung aus der Rille geschleudert werden.

Bei geringer Masse und geringsten horizontalen Lagerreibungen des Tonarms wird er die Spurführung jedoch beibehalten. Dieses kann man - wenn man gleichzeitig den Wiedergabeverstärker anschließt -akustisch kontrollieren.
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  • Anmerkung : Das war populistisch sehr übertrieben, solche Zustände kamen bei Plattenliebhabern nie vor.

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Der "Zigaretten-Test" .......

Bild 3. Der Zigaretten-Test

Tonarmträgheit und Lagerreibung in vertikaler Bewegungsrichtung des Tonarms lassen sich bei diesem Test erkennen. Unter eine 30cm-Schallplatte wird etwa bei dem halben Radius eine Zigarette gelegt und der Plattenteller in Drehung versetzt (Bild 3). Die Schallplatte wird nun stark taumeln und den - mit dem betriebsmäßigen Auflagegewicht - aufgesetzten Tonarm in vertikaler Richtung unter starker Beschleunigung auf- und abbewegen.

Ist nun bei geringer Auflagekraft die Trägheitsmasse bzw. die Lagerreibung des Tonarms in vertikaler Richtung zu groß, wird er bei einer Abwärtsbewegung oder nach dem Ende der Aufwärtsbewegung den Kontakt mit der Schallrille verlieren, da er diesen Bewegungen nicht genügend trägheitslos folgen kann. Für eine weitgehend stabile Spurhaltung sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Bewegungsrichtung sind also Tonarme mit sehr geringen Trägheitsmassen und geringsten Lagerreibungen erforderlich.

Natürlich stellen der Exzentrik- und der Zigaretten-Test für den Tonarm eine stark übertriebene Belastung dar, sie sind jedoch in Sekunden ohne Hilfsmittel durchführbar und gestatten einen sofortigen Vergleich zwischen zwei Laufwerktypen. Ein Gerät, das diese Tests anstandslos übersteht, ist in der Lage, alle vorkommenden Beanspruchungen in der Praxis zu meistern, ohne dabei seine optimalen Antriebs- und Abtasteigenschaften zu verlieren.
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  • Anmerkung : Auch das war populistisch sehr übertrieben, solche Zustände kamen bei Plattenliebhabern nie vor.

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Die Tonarm-Balance .....

Wenn der Schwerpunkt des Tonarms einschließlich des Abtastsystems im Schnittpunkt der beiden Lagerachsen liegt, ist der Tonarm in jeder Lage statisch ausbalanciert. Der Abtaststift wird also auch bei extremer Schiefstellung des Laufwerkes die Rillenflanken durch unterschiedlichen Auflagedruck nicht unsymmetrisch belasten.

Deshalb ist es auch nicht erforderlich, die waagerechte Lage des Laufwerk-Chassis exakt auszurichten. Man könnte also theoretisch mit senkrecht oder auch auf den Kopf gestelltem Laufwerk eine Schallplatte einwandfrei abtasten.

Ein Systemaustausch zwischen verschiedenen Fabrikaten ist bei der Vielzahl der auf dem Markt befindlichen und ständig verbesserten Tonabnehmersystemen erstrebenswert und in interessierten Kreisen durchaus auch üblich. Bei der Auswahl eines Laufwerkes ist deshalb darauf zu achten, daß die Auflagekraft-Reguliereinrichtung das Einstellen bei unterschiedlichsten Systemgewichten in ausreichendem Maß ermöglicht.

Der Tonarm des Dual 1009 Laufwerkes gestattet z. B. bei exaktem Balanceausgleich und stets gleichbleibender Variationsmöglichkeit der Auflagekraft von 0 bis 7p sowie Systeme mit Eigengewichten von 2g bis 16g zu verwenden.
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Der "Balance-Test" .......

Will man feststellen, ob die Tonarmbalance nach Einstellen der Auflagekraft noch erhalten geblieben ist, braucht man nur das Laufwerk zu kippen (Bild 4). Der Tonarm darf dann nicht aus der Rille rutschen. Wird die Auflagekraft durch eine Gewichtsunbalance erzeugt, so werden bei geringer Laufwerkschrägstellung die Rillenflanken zunächst unsymmetrisch belastet und bei Vergrößerung des Kippwinkels rutscht der Tonarm von der Platte ab.

Deshalb wird bei dem genannten Typ die Auflagekraft durch eine auf die Horizontalachse wirkende Spiralfederspannung eingestellt. Die Auflagekraft wirkt dann immer senkrecht zur Plattenoberfläche, gleichgültig in welcher Lage sich das Laufwerk befindet. Der gleichmäßige Auflagedruck auf die beiden Rillenflanken ist besonders bei der Stereo-Abtastung eine unerläßliche Forderung.
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Abschalt-Test

Bild 4. Plattenspieler mit statisch ausbalanciertem Tonarm arbeiten auch in Schräglage einwandfrei

Der vom Tonarm bei einem bestimmten Durchmesser der Schallplatte zu betätigende Abschaltmechanismus darf keinen größeren Kraftaufwand erfordern, als es die sehr geringen Tonarmauflagekräfte zulassen. Das ist für einen mechanischen Schaltvorgang eine außerordentlich hohe Anforderung, weshalb auch sehr viele Hi-Fi-Laufwerke diese automatische Abschaltmöglichkeit nicht aufweisen, oder sie verbinden sie mit einer erhöhten Auflagekraft.

Eine sehr feinfühlige Mechanik dieser Art arbeitet so, daß auch bei einer Tonarmauflagekraft von nur 0,5p eine einwandfreie und betriebssichere Endabschaltung zustande kommt. Dies läßt sich -außer bei dem betriebsmäßigen Vorgang durch die Auslaufrille der Schallplatte - folgendermaßen nachweisen.

Durch eine Balanceänderung des Tonarms wird er in seiner Stellung so justiert, daß der Tonkopf frei über der Platte stehenbleibt, also sich nicht zum Plattenteller absenkt. Wird er nun durch vorsichtiges "Anblasen" zur Tellermitte bewegt, schaltet er auch bei dieser sanften Luftführung das Laufwerk betriebssicher ab.

Ein derartig feinfühliger Abschaltmechanismus, der auch zur automatischen Tonarmsteuerung beim Wechselvorgang herangezogen wird, ist erforderlich, wenn die Wiedergabe der letzten Tonrillen verzerrungsfrei erfolgen soll, da es nicht bei allen Platten gelingt, den mechanischen Fühlhebel erst nachdem der Abtaststift aus der letzten Tonrille in die Auslaufrille übergegangen ist, in Eingriff zu bringen.

Die einzelnen Glieder einer elektroakustischen Übertragungsanlage können durch ihre Eigencharakteristik eine Schallplatten- Wiedergabeanlage in angenehmer oder unangenehmer Weise verändern. Beeinflussungen des Plattenspielers können jedoch nur unangenehmer Natur sein.

Daher genügt es nicht, sich nur auf die Erhöhung des technischen Aufwandes von Verstärker und Lautsprecher zu beschränken; auch an das Abspielgerät sollte man die gleichen - wenn nicht noch höhere - Qualitätsansprüche stellen, denn vom Laufwerk ausgehende Störungen der Schallrillen-Abtastung können durch keine noch so guten nachfolgenden Anlagenteile wieder ausgeglichen werden.

  • Anmerkung : Ein Artikel von HANS-JOACHIM HAASE im Sommer 1963. Verblüffend ist, daß große Teile dieses Atikels sich in den DUAL 1009 Prospekten wiederfinden (oder umgekehrt). Ein Schelm, der sich dabei etwas denkt.

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