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FUNKSCHAU 1975, Heft 25 - Das Editorial

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Direktschnitt - Möglichkeit für eine höhere Qualität der Schallplatte?

Aus Hi-Fi-Kreisen ist immer häufiger Kritik an der Qualität der Schallplattenaufnahmen zu hören. Diese Kritiken beziehen sich auf schlechte technische Qualität und auf die ins Extrem getriebene Perfektion: sprich Sterilität. Dies mag wohl zum einen in der laufenden Verbesserung der Wiedergabeanlagen, zum anderen in den im Laufe der Zeit steigenden Quaiitätsanforderungen der Zuhörer begründet sein.

Seit einiger Zeit machen Direktschnitt-Schallplatten der amerikanischen Firma Sheffield Records von sich reden. Die Wiedergabe dieser Aufnahmen ist faszinierend, allerdings nur dann, wenn auch die Wiedergabeanlage eine entsprechende Qualität aufweist. Diese Schallplatten werden von vielen Hi-Fi-Fachleuten zur Beurteilung der Wiedergabequalität einer Hi-Fi-Anlage benutzt.

Was bedeutet eigentlich „Direktschnitt-Schallplatte"?

Nichts anderes als die Anwendung eines uralten Verfahrens: Bei der Produktion wird die Aufnahme sofort in die Lackfolie geschnitten, d. h. das vom Toningenieur gemischte Signal wird direkt auf den Eingang der Schallplattenschneidmaschine gegeben.

Schon der Erfinder des Nadeltonaufzeichnungsverfahrens T. A. Edison machte seine Produktionen im „Direktschnittverfahren", und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Direktschnitt die einzige Möglichkeit der Schallplattenaufnahme.

Durch die fortschreitenden Veränderungen der Studiotechnik hat sich auch die Aufnahmetechnik wesentlich geändert. So wird heute eine Perfektion erreicht, die mit Natürlichkeit nichts mehr zu tun hat. Hier scheiden sich aber die Geister, denn dieses Problem liegt bereits im Bereich des Künstlerischen.
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Der Unterschied

Bleiben wir also bei der Technik und fragen, worin sich eine Direktschnittaufnahme von der heute üblichen Produktionstechnik unterscheidet.

Beim Direktschnitt-Verfahren wird das am Ausgang des Studio-Mischpultes zur Verfügung stehende Signal direkt auf den Eingang der Schallplatten-schneidmaschine geschaltet. Dieser Vorgang entspricht einer Life-Produktion mit all ihren Schwierigkeiten. Das Orchester muß das Stück in einem Zug durchspielen, Fehler lassen sich nicht durch Cuttern beseitigen, das Abmischen muß bereits in der endgültigen Form geschehen.

Das Ergebnis ist die für die Schallplattenproduktion benötigte Vorlage. Der Weg den das Signal beim Direktschnitt durchlaufen muß ist kurz, d. h. vom Instrument zum Mikrofon durch den Regietisch zur Schneidmaschine.

Die alte herkömmliche Methode

Im Gegensatz dazu die heute übliche Produktionsform einer Schallplatte: Hier führt der Weg vom Instrument zum Mikrofon, über den Regietisch im Studio zur 16-Spur-Tonbandmaschine, mit der die erste Aufzeichnung gemacht wird. Danach folgt der Abmischvorgang: Wiedergabe der ersten Aufzeichnung, ein weiteres Durchlaufen des Regietisches im Studio zum Abmischen, erneute Aufzeichnung auf eine 2-Spur-Tonbandmaschine. Dann Wiedergabe dieser zweiten Aufzeichnung beim Schallplattenhersteller, und auf dem Weg zur Schneidmaschine wird nochmals ein Regiepult durchlaufen.

Ist sie wirklich besser, die Aufnahme ?

In der Literatur wird durch den Wegfall der vielen Zwischenstufen eine Verbesserung des Störabstandes, eine Verringerung der Verzerrungen, aber vor allem eine wesentlich "exaktere ???" Übertragung der Einschwingvorgänge erwähnt. Nachteilig bei Anwendung des Direktschnitt-Verfahrens ist eine Verkürzung der Laufzeit der Schallplatte durch den notwendigen Rillenabstand (keine Füllschrift o. ä. möglich).

Nun sollte man aus diesem Vergleich nicht gleich den Schluß folgern, die heutige Produktionstechnik wäre schlecht. Eines aber kann mit Sicherheit behauptet werden, daß mit zunehmender Anzahl der hintereinandergeschalteten Einheiten Fehler auftreten und daß die Zahl der möglichen Klangbildänderungen sich häuft. Es ist sicher nicht allein die Technik, die die Qualitätsverbesserung bringt. Beim Direktschnitt werden die Künstler - wie bei einem Konzert - gefordert. Diese Spannung teilt sich der Aufnahme mit.
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Versuche jetzt auch in Deutschland

Es ist bekannt, daß auch bei uns mit Direktschnitten Versuche gemacht werden. Dabei taucht immer das Argument der UnWirtschaftlichkeit auf, und es gäbe keinen Abnehmerkreis. Dieses wird durch den Verkaufserfolg der Sheffield-Platten trotz ihres hohen Preises widerlegt. Sicher würden solche Produktionen nur von einer Minderheit gekauft werden, doch große Produktionsstückzahlen lassen sich in dieser Technik sowieso nicht herstellen. - Aber es gibt auch Autos, die nur für eine Minderheit gebaut werden.

Alfred Schaumberger

So weit also der Wissenstand der Redaktion

Einiges an Erklärung fehlt da noch, wird aber im Heft nachgeliefert.
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