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Wie gut ist die Schallplatte wirklich ?
Erfahrungen und Hintergründe der analogen Vinyl-Schallplatte :

Im Juni 2011 hat mich ein Leser angesprochen, man müsse sich hier im virtuellen Hifi-Museum zu viele Seiten anlesen, um die Hintergründe über die maximal mögliche Hifi-Qualität der analogen Scheiben zu erfahren.

Darum hier ein wenig zusammengefaßtes Wissen
aus den Erzählungen der wenigen glaubwürdigen Zeitzeugen, die ich in den letzen Jahren besucht und ausgiebig befragt hatte. Wie Sie sicher hier schon gelesen haben, gibt es auch bei den Schallplatten Liebhabern die verklärte Wahrheit der Erinnerung und es gibt die Mythen der analogen Vinyl-Qualität. Die Profis aber sprechen eine ganz andere Sprache und sie wissen, wovon sie reden.

Die Qualitätskriterien beim "Schneiden" und "Pressen" . . .

Der "Billigste" kostete gerade mal 99.- D-Mark
und der PE hier kostete nur wenig mehr

Bei der gesamten Produktion von Vinyl-Schallplatten (also auch bei der Produktionskette der 33er Stereo LPs) war bis etwa Ende der 1970er Jahre der "normale" Kunde "das absolute Maß der Dinge" !!

Es galt also als "Maß der Dinge"
der statistische Anteil von 95% der damaligen bundesdeutschen "Normalos". Und das waren die ganz normalen potentiellen Platten-Käufer der Schlagerstars und Sternchen wie "Gitte", "James Last" oder "Freddy Quinn" mit einem simplen fast primitiven 99.- DMark Dual oder Philips oder ELAC oder PE - "Kofferplattenspieler" (rechts im Bild) - wir Hifi-Fans sprechen von einer "Gurke" oder auch von einem "Hobel".

Das klingt zwar irgendwie verwerflich, doch fast jeder Platten-Produzent verlangte von "seinem" Aufnahme- und Schneid- Studio und "seinem" Presswerk, daß jede seiner produzierten Schallplatten - auch die super tollen 33er Stereo Klassik-Langspielplatten - auf einem ganz normalen "modernen" Stereo-Plattenspieler mit Kristallsystem sauber abspielbar sein mußte !! So war das über Jahrzehnte immer das Gesetz dessen, der alles bezahlen mußte.

Ergänzung in 2010/2014

Nach dem erst schleichenden und dann wirklich brutalen Niedergang der Vinyl-Produktion von mehreren hundert Millionen Stück pro Jahr (alleine in Deutschland) auf unter 1 Million Stück !! haben weltweit die großen Hersteller und Presswerke ihre schweren Vinly-Pressen verschrottet und auch noch die ebenfalls sehr teuren Schneidemaschinen und das ganze Produktions- Kontroll- Brimborium. Es hatte sich überhaupt nicht mehr gelohnt. Wie mir Herr Brüggemann vom Schneidstudio in Frankfurt erzählte, hatte er um 2004 herum die zwei letzten brand neuen Neumann Schneidemaschinen VMS-80 originalverpackt (in Ölpapier) in Berlin direkt vom Hof der Firma Neumann Berlin - beinahe zum Schrottpreis - abgeholt. Keiner wollte sie mehr haben, über 6 Jahre lang. -

Das war aber auch der Zeitpunkt für ganz kleine Vinyl-Fan "Klitschen", dort in diese sich auftuende Nische einzusteigen und die ganz ganz kleine verbliebene "Vinyl-Klientel" zu bedienen. Doch die waren anspruchsvoll (geworden) und wollten das Beste aus der Vinyl Platte herausgeholt haben. Diese neuen Spartenhersteller konnten zwar die Physik "auch nicht" überlisten, brauchten aber auf Omas und Mamas 99.- DM Koffer-Plattenspieler keine Rücksicht mehr zu nehmen.

Jetzt konnte man von edlen elyptischen Abtastdiamanten ausgehen, die auch mit 1 Pond Auflage-Gewicht (die Auflage-Kraft wird ja in Newton angegeben) noch stabil in der (Baß-) Rille blieben. Mit der DMM Kupfer-Schneid-Technik von Telefunken und mit der analogen Direct-Cut Technologie hatte man ja ausprobiert, wie gut man die 33er-Vinyl-Platte mit diesem extrem hohen Aufwand maximal hinbekommt.

Aber darum nochmal hier :
Die Physik setzt auch dem 12.000 Euro Plattenspieler Grenzen, die Grenzen des Scheidgerätes und der Pressung. Niemals kann eine schwarze Scheibe besser werden als die Quelle, von oder mit der sie "geschnitten" wurde. Und das ist nun mal die Masteraufnahme auf einem analogen Magnetband, einem Digitalband oder auf dem Audio-Produktionsserver.

So verbleibt den Analog- bzw. Vinyl-Fans alleine das Event-Gefühl, das Ambiente und das Feeling einer analogen Schallplattenwiedergabe. Die Qualität kann man inzwischen deutlich besser "aufheben". Alles andere sind virtuelle Träume. Schaun Sie mal hier rein.

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und darum -> zum Irrtum Nr. 1

Na und ? werden Sie fragen. Doch so einfach war das nicht. Die Nadel (also der Saphir dieser billigen Kristallsysteme) durfte nämlich bei Fortissimo- Stellen nicht aus der Rille springen. Damit war aber die maximale Amplitude der Rillenauslenkung (also der "Schlenker" der Rille von links nach rechts und zurück) definiert bzw. fest vorgegeben und damit auch die tiefste und die höchste Frequenz.

Ich habe noch nicht herausbekommen, wie groß dieser Maximal-Wert der Rillenauslenkung sein durfte bzw. wirklich war (mehrere Autoren bzw. Verfasser geben unterschiedliche Werte an), doch die später möglichen Fähigkeiten eines superteuren MM- oder MC-Sytems wurden mit Sicherheit nicht ausgereizt.
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jetzt zum Irrtum Nr. 2

Dann spezifizierten die renommierten Firmen wie DGG, Polygram, DECCA, RCA, Columbia, EMI oder Teldec usw. eine auch nicht offiziell bekannte Qualitätsgrenze von etwa 3.000 bis absolut maximal 10.000 Pressungen je Matrizen-Paar = also je "Sohn", (manches Mal schon ab der "Pressung Nr. 6.000") nach der die beiden Matrizen dann "hinüber" seien und die dann (eventuell) noch nachfolgenden Pressungen nur noch 2. oder 3. Wahl oder sogar völlig unbrauchbar gewesen "seien".
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Diese "Preisfrage" wäre folgerichtig :

Woher wissen Sie, ob nicht gerade "Sie" - also Sie hier als Käufer dieser Platte - genau die 9.999te Pressung Ihrer "kostbaren" Platte erhalten haben, die jetzt knistert, zerrt, scheppert und knackt, - weil die qualitativ an der Grenze zum Ausschuss lag ? Bislang wurde noch keine Plattenserie bzw. die Platten-Produktion wirklich fortlaufend mit Press-Nummern durchnummeriert.

Problem Nr. 3 - Die Grenzen des Füllschriftverfahrens

Beim Füllschriftverfahren (nach Eduard Rhein) versuchte man, mit damals analoger Technik, eine (Platten-) Runde - oder besser eine Umdrehung - in die Zukunft zu sehen und die dort kommende maximale Amplitude der folgenden Umdrehung zu ermitteln, um die gesamte verfügbare Plattenbreite optimal mit möglichst "vielen Rillen" auszunutzen.

Ok, wir wissen, es gibt ja pro Plattenseite wirklich nur eine Rille, doch sägen (oder brechen) wir die Platte mittig durch, sieht man ganz viele Rillen dicht an dicht.

Der Nachteil einer fest definierten maximalen Breite jeder Rille pro Umdrehung war und ist die mögliche Platzverschwendung bei langen leisen Passagen, bei der die maximale Rillenbreite gar nicht ausgenutzt wird.
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Nummer 4 - Wenn der Ingenieur gute Laune hat , dann . . . .

Die Rille und der Rillenrücken

Der Nachteil beim Füllschriftverfahren ist jedoch, daß dann der verbliebene "Rücken" (auch "Steg" genannt) zwischen zwei Rillentälern ganz schön dünn werden kann. Es obliegt dem peniblen Ingenieur oder Operator im Schneidstudio, wie genau bzw. optimal er die technisch perfekte Neumann Schneidmaschine und den intelligenten Vorlauf der Vorschau einstellt.

Die Laufzeit der Nadel in der Rille pro Umdrehung
ist immer gleich, weil die Drehzahl ja konstant ist. Doch der Weg der Rille, also die Rillen-Länge pro Umdrehung wird zur Plattenmitte immer kürzer und damit steigt die Informationsdichte pro Umdrehung an. Beispielsweise muß der gleiche Informations-Inhalt (Beispiel : ein Sinuston oder weißes Rauschen) jetzt deutlich zusammengedrängt werden. Und das hört man schon.

Für das Füllschriftverfahren gibt es Studio- Bandgeräte, die mit einem speziellen zusätzlichen Vorhör-Magnetkopf "in die Zukunft schaun" bzw hören. Diese "Vorschau" soll der Mechanik ja sagen, wie es mit der Amplitude in der nächsten Umdrehung der Rille aussieht - also wie viel weiter der Schneidkopf nach innen gefahren werden kann oder muß. Doch der sogenannte "Vorhörkopf" ist nicht überall mechanisch (und damit zeitlich) verschiebbar (gewesen).

Wie ich selbst mitbekommen habe, ist das viel zu oft ein mühseliges Verfahren und so manche Plattenseite wird viele viele Male neu "geschnitten" (jedenfalls in Frankfurt bei Brüggemann), bevor sie "perfekt" ist, sagen wir besser "nahezu perfekt" ist.
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Nummer 5 - Der Frequenzgang im Schneidstudio

Der K+H UE 1000 Filter
die letzte Nemann Schneidemaschine

In fast allen seriösen Plattenschneidstudios "wohnten" zwei UE1000 von Klein+Hummel (edle höchstwertige sogenannte "Universal-Entzerrer" für damals sehr teure 6.500.- DM), um die Frequenzgänge der angelieferten Mutterbänder (später sogar der CDs) zu korrigieren und auch, um sie zu begrenzen.

Die billigen 5.- DM Platten von K-tel und Europa zum Beispiel hatten so gut wie nie Frequenzen unter 80 Hz und über 12 KHz. Das war schlichtweg zu aufwendig und damit zu teuer und so konnte man bis zu 12 Schlager oder Sampler a 3,5 Minuten pro Seite !! unterbringen. Dann wurden von diesen Billigmarken auch noch 12.000 bis 15.000 Scheiben gepreßt. (siehe weiter oben)

Auch Schneidemaschinen hatten das Rumpeln. Deshalb wurde auch auf den edlen Platten der renommierten DGG / Decca / RCA / EMI unterhalb von 40 Hz alles mit 18dB/Oktave abgeschnitten, immer !!!, denn dort kam das Rumpeln selbst der edelsten Schneidmaschinen und der Abspiel-Laufwerke ins Ohr und das wurde bei den allermeisten Hörern weggefiltert. Also warum etwas drauf "schreiben", das 99% der Käufer doch nicht hören und das nur kostbare Spielzeit "kostet".
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Nummer 6 - Das angelieferte "Mutter-" Band z.B. aus USA . . .

Lobeshymnen und
Goldene Schallplatten an allen Wänden

Herr Brüggeman aus Frankfurt bekam von den New Yorker Aufnahme-Studios von RCA und EMI sehr oft Mutterbänder von amerikanischen Ampex Studio-Maschinen, die zwar 6,3mm Studio Standard Bänder waren, auch in Halbspur Stereo und mit 38cm/s. Doch mit welcher Aufnahmeentzerrung bzw. auf welches Bandmaterial das dortige Bandgerät eingemessen war und wie es hier zu entzerren war, war selbst auf mehrfache Nachfrage nicht herauszufinden.

Also hörte er sich auf seiner Telefunken M15 mit seinen Klein+Hummel OY und alternativ seinen HECO P7302 Abhörmonitoren die Quellen sorgfältig an und entzerrte oder verzerrte die Quellen solange, bis sie nach seiner langjährigen Erfahrung (er war 20 Jahre beim Hessischen Rundfunk in der Tontechnik) optimal "wären".

Bei klassischer Musik, und die wurde sogar in 2011 noch immer von drüben (aus USA) "zum Schneiden" nach Frankfurt geschickt, hatter er fast immer Erfolg. Die Auftraggeber waren über Jahrzehnte von seinen "Schneidkünsten" begeistert.

Doch wie klang oder klingt die Originalaufnahme wirklich ? Wer will das jetzt noch beurteilen oder gar festlegen ?

Und Herr Brüggemann hatte mir stolz die Lieferscheine für tausende von klassischen Aufnahmen für so gut wie alle großen amerikanische Labels gezeigt. Warum lassen die Amerikaner "ihre" Press-Master in Deutschland schneiden und nicht sonstwo ?

Sind "die" Deutschen etwa doch besonders penibel und anspruchsvoll und sorgfältig ?
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(eine Laborstudie in den Polydor Studios von 1979)
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