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Die ehemals wichtigsten Produkte von Quad

Die Firma QUAD in Huntingdon/England

Die Unterlagen und Prospekte sind schon alle da, teilweise auch bereits gescannt. Doch es dauert noch ein wenig, bis auch diese Firma aufbereitet wird.

Einige wenige Informationen über die "neueren" Quad Podukte finden Sie bereits in den 1968er Thorens Preislisten / Prospekten. Thorens hatte 1963 bis 1968 die erste Distribution von Quad übernommen, bevor es dann andere Firmen machten bzw. machen wollten.

Bemerkenswert ist auch hier,
durch wieviele Hände der Vertrieb der Quad Produkte jemals gelaufen ist.

Nach internen Berichten von ehemaligen sogenannten Gebiets- verkaufs- "Leitern", also den Verkäufern bzw. Vertretern der Hersteller für die Fachhändler und Hifi-Studios, waren die meisten Hersteller mit den "Leistungen" ihrer Vertriebs- "Partner" NIE zufrieden und sie wollten immer mehr und mehr und noch mehr . . . . .

Einen zweiten Bereich über die "ganz besonderen QUAD Elektrostaten"
finden Sie im QUAD (2) Bereich Lautsprecher.
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QUAD, eigentlich ein hochqualitatives Nischenprodukt

von Gert Redlich im März 2015 - Als ich 1966 als 17-jähriger diesen oben gezeigten QUAD Röhren-Vorverstärker und Röhren-Tuner im Bieberhaus kennenlernte, waren sie - aus meiner Sicht - fast nur häßlich. Also zumindest meinen optischen Geschmack "haben sie nicht getroffen". Und so ging es vielen unserer Besucher von damals im Hifi-Studio im Bieberhaus, QUAD sah schon nicht mehr gut aus.

Das Design stammte aus den Anfängen der 1950er Jahre und dann auch noch aus dem konservativen England, als es im hochqualitativen Hifi-Bereich noch nicht so viele Alternativen gab. Und an QUAD kam man zu 95% über die phantastischen QUAD Elektrostaten. Doch das änderte sich ja recht schnell, als Mitte der 1960er Jahre die Japaner mit Macht kamen.

Wer bei QUAD das Design entwickelte oder einfach nur machte, wissen wir nicht mehr. Ich vermute, es war Mr. Walker Sen. persönlich, denn der Laden war anfänglich recht klein und überschaubar.

Es dauerte bis etwa 1975, bis ein (technischer) Generationswechsel zur Transistortechnik stattfand bzw. vom Hifi-Markt erzwungen wurde. In der Werbung wurde "das" (also der deutliche Zeitverzug oder die lange Entwicklungsdauer neuer Produkte und neuen Designs) als herausragend positiv hingestellt. Doch da gibt es viele berechtigte Zweifel.

Das Knowhow mit diesen neumodischen Transistoren war bereits bei sehr vielen Firmen in Deutschland schon ein Problem, doch im stehengebliebenen England um so größer. Bei uns war Max Grundig die brutal antreibende Kraft, die die anderen Hersteller bzw. Wettbewerber mit seiner Markt-Macht vor sich her trieb und buchstäblich zu solch ähnlichen Innovationen wie seinem SV50 Verstärker zwang.
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Die QUAD Generation von 1968-1975

Doch zurück zu QUAD. Die Zielgruppe war klein, es waren diejenigen, die mit dem wenig spektakulären konservativen Design gut leben konnten und sich nicht an der Anzahl der Knöpfe und Schalter und Taster berauschten. Und damit war ich damals als Kunde überhaupt nicht zu gebrauchen.

Der "neue" Vorverstärker Modell 33
war der QUAD-Optik des alten Modells angepaßt. Eigentlich brauchte ein Vorverstärker wirklich nie größer zu sein. Doch jetzt mit den DIN Buchsen manövrierte man sich in eine noch kleinere Nische oder Ecke, nämlich (nur noch) auf den europäischen bzw. deutschen Markt. Der UKW-Tuner war dann wirklich absolut spartanisch minimalistisch, sodaß damals viele mir bekannte Kunden auf andere Hersteller auswichen - aber auch nur notgedrungen. Und das war nicht gut.

Als die QUAD 303 Endstufe heraus kam, war die Zeit der Kraftverstärker mit Koppelkondensatoren am Ausgang bereits endgültig vorbei. Daß die QUAD 303 auf die anspruchvollen ESL-57 Elektrostaten getrimmt war, hat QUAD nie verschwiegen. Das optische Design war aus meiner Sicht damals mustergültig - auch wieder von den alten Röhrenendstufen übernommen, man konnte die Endstufe irgendwohin plazieren. Die Kühltechnik war mehr als ausreichend.

Für uns war damals ungeeignet, daß die 303 mit 4 Ohm Boxen nicht "umgehen" konnte (ein zu deutlicher Leistungsabfall) und ganz gezielt auf (die eigenen) 8 Ohm Lautsprecher- Impedanzen optimiert war. Das war ungewöhnlich und warf wiederum viele Fragen auf, die wir im Verkauf den ernsthaften Interessenten zeitaufwendig und vor allem wider besseres Wissen beantworten mußten. Bei allen anderen Transistor- Endstufengeräen ohne Ausgangsübertrager (z.B. Grundig, BRAUN, WEGA, SABA usw.) war es nämlich genau umgekehrt.
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Die Probleme mit den "Nachfolgern" häuften sich

Als später mit der QUAD 405 der Nachfolger oder der größere Bruder kam, waren wir begeistert, wie mit so wenig "drinnen" so viel (Ausgangs-) Power gemacht werden konnte. Das mit den Vorteilen von Ringkerntrafos hatten bis dato nur ganz ganz wenige Hersteller begriffen.
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Wenn ein Verstärker zu kräftig übersteuert wird, kllppen die Signale

Doch das dicke Ende kam nach. Denn trotz der absolut tollen Effizienz (bzw. dem extrem hohen Wirkungsgrad) der Tannoy Berkely Boxen hörte man bei lauteren Passagen von populärer Musik ein richtiges kräftiges Knacken und Krachen. - Technisch gesehen war also bei dieser Endstufe die Sinus-Dauerleistung mit der Musikleistung absolut gleichzusetzen - also keinerlei Reserven oder Puffer. Diese neuen Verstärker hatten ein extrem hartes Klipping mit richtigen Knack-Knallern oder Krachern bei kleinster Übersteuerung - und das war tödlich für hocheffiziente Lautsprecher bzw. deren Hochtöner. Also trotz der 2x100 Watt Sinus pro Kanal waren sie weder für Tanzschulen noch für kleine Disko's geeignet. Das merkte ich leider erst viel zu spät.
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Der Vertrieb wechselte - der Mythos verschwand

Vermutlich waren die verkaufbaren Stückzahlen für die deutsche Bolex in München zu gering oder natürlich auch für Mr. Walker (sen.) zu klein geworden. Der Vertrieb wechselte zu SCOPE nach Hamburg. Dort wurden große super tolle bunte Farb-Prospekte gedruckt, doch bei der Besichtigung der Objekte "vorort" kam schnell die Ernüchterung. So toll sahen "die Dinger" in Natura gar nicht aus. Sie waren nämlich sachlich nüchtern und optisch schlicht, vielleicht etwas zu schlicht.

Und das war aber inzwischen zu wenig - denn ab Mitte der 1970er Jahre kaufte die Masse auch die Optik - also die silberne Hochglanz- Japan-Optik mit dicken Alu-Knöpfen und Schaltern (und auch die sogenannte - neudeutsch benannte - "Haptik"). Die Lautstärkeregler der alten QUAD Vorverstärker fühlen sich immer noch (wir schreiben 2018) nach billigsten 15 Cent Drehpotentiometern an.

Und es gab inzwischen jede Menge an Alterntiven. Denn die Lautsprecherhersteller weltweit hatten mächtig aufgeholt. So um 1971 kam die Servostatik 1 von Infinity und setze bei der damalig machbaren Qualität völlig neue Maßstäbe - auch bei Elektrostaten.

Fast gleichzeitig kamen die ersten BOSE 901 auf den deutschen (bzw. europäischen) Markt und setzen auch wieder ganz neue - andere - Maßstäbe bei der Stereowiedergabe. Da wurde es schwer für den alt gewordenen Mr. Walker und für SCOPE.

Übrigens Ähnliches tat sich auch bei den englischen Acrylglas Plattenspielern mit Namen Transrotor, die am Ende auch bei dem deutschen Importeur gelandet waren. Bei den Vor- und End-Verstärkern aller Preisklassen tat sich in diesen Jahren sehr sehr viel.
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Heute (nach 2010) ist QUAD fast nur noch Geschichte.

Die wenigen verbliebenen Fans werden es nicht wahr haben wollen, da ist es wie bei BRAUN, deren Hifi Produkte mit der "Last Edition in 1991" eingestellt wurde. Auch andere Produkte sind völlig vom Markt verschwunden. Wer denkt heute noch an Klein+Hummel mit den SABA Telewatt Produkten ?

Recherche in 2020 - was ist aus "QUAD" geworden ?

In der Wikipedia findent man den lapidaren Hinweis :

Im Jahr 1982 wurde das Unternehmen schließlich in QUAD Electroacoustics Ltd. umbenannt. In 1995 wurde diese (also die neue) Firma an einen "Investor" verkauft.

Und jetzt treten Parallelen zu der Kopfhörer-Firma KOSS USA auf, die in 1982 auch mal für ein paar Jahre "abgetaucht" war. In der ab 1989 dargestellten KOSS-Historie wird diese Zeit einfach totgeschwiegen. Im Billboard Magazin jedoch wird aber berichtet (wenn man lange genug sucht), daß Koss um 1982 Pleite gemacht hatte und der Sohn vom alten Firmengründer Koss den "Laden" 3 oder 4 Jahre später wieder mit neuen Kopfhörern eröffnet hatte.

Also ohne einen trifftigen Grund wird eine (angeblich) florierende (????) Firma nicht einfach mal so umbenannt, außer wenn es eine völlige Neuaufstellung unter dem alten Namen werden sollte (bzw. mußte).
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