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Gerhardt Ronnebergers Autobiographie - Deckname "SAALE" - aus 1999 - ein Generaldirektor erzählt .....

Gerhardt Ronneberger, geboren im März 1934 in Saalfeld († 2013 ?) schreibt 1999 in seiner Autobiographie (1982–1999) auf etwa 370 Seiten, wie es wirklich zuging beim MfS, der Stasi und den Betrieben in der "Deutschen Republik". Da er nie in einem richtigen Ossi-Gefängnis eingesperrt war, fehlt diese Erfahrung völlig, dafür aber die Zustände in einem West-Gefängnis und wie es dazu kam und vor allem, was danach bis zur Wende im Dez 1989 kam. Der Einstieg beginnt hier und mein Resume über das Buch endet hier.

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Resume und Kommentar von Gert Redlich im Aug. 2022

Gerhardt Ronneberger gibt uns einen Einblick in die Hinterzimmer der ostzonalen Staatsicherheit - genannt "Stasi" - und deren Methoden, sich im kalten Krieg gegen den Westen zu wehren und gegen die wirtschaftliche Isolation des gesamten Ostblocks zu stemmen bzw. zu behaupten.

Insbesondere beurteilt er die begrenzten Möglichkeiten einer isolierten technischen Hochtechnologie- Entwicklung in der Ostzone / DDR sehr genau und relativ wertneutral. Auch das Verhältnis zum großen Bruder und den anderen Bruderstaaten hinter dem eisernen Vorhang und die dortigen Rückstände werden ziemlich wertneutral dargelegt.

Die ganzen Geschichten und Stories sind natürlich aus seiner Sicht dargestellt. Er beschreibt ganz detailliert, wie die Ost-Administration versucht hatte, mit allen Trickes der Geheimdienste das fast weltweite Embargo (die Cocom Liste fast der gesamten westlichen Welt) zu unterlaufen. Er schreibt auch über die Pleiten, die dabei aufgetreten waren.
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Und er nennt die Beteiligten beim Namen. In 2022 ist von den damals Beteiligten fast keiner mehr am Leben, die allermeisten wären jetzt fast 100 Jahre alt.
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Die Lücken und die Mängel im Buch werden am Ende deutlich

Ziemlich am Ende des Buches schreibt er, wie sich seine Auffassung und seine 40 Jahre bewahrte ideologisch gefärbte Denke nach dem Öffnen und Lesen seiner eigenen Stasi-Akten diametral geändert hatte.

Die grenzenlose Enttäuschung und der tief sitzende Schock über die Bespitzelung und Überwachung durch seine angeblichen "Freunde" und MfS Genossen und Kollegen hat ihn fast umgehaun. Auch die Wahrheit über die Machenschaften seines ach so tollen Vertrauten und Führungsoffiziers (Dr.?) Artur Wenzel kam erst nach dessen Selbstmord und der kurze Zeit später folgenden Wende raus.
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Für mich als Wessi völlig unverständlich

In dem Buch kommen die Machenschaften der Russen und die Ostzonen Gefängnisse und die dort eingesperrten Menschen einfach nicht vor. Auch die Drangsalierung von 14 Millionen Bewohnern und das unendliche Leid von weit über 100.000 eingesperrten Mitbürgern mit abweichender Meinung kommt einfach nicht vor.

War das jetzt mangelnde Intelligenz oder was fehlte ihm beim Nachdenken ?

War Ronneberger wirklich so blind, das alles nicht zu sehen oder sehen zu wollen ?

War er ideologisch dermaßen verbohrt in die vermeintlichen Ziele das Sozialismus, die ja mit jedem Jahr weiter in die Ferne gerückt waren ?
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Ich betrachte mal die Anfangszeit Ronnebergers ab 1950

Ronneberger schreibt, daß er durch das Erleben des Zusammebruchs des 3. Reiches als 11 jähriger Bub (geboren 1934) und die schweren Zeiten danach als Jugendlicher geprägt war. Das alles sollte jetzt deutlich besser werden. - Hatte er - so geschult - nicht gesehen, daß die Russen in der SBZ fast alle diese alten Nazi- Methoden weiter geführt hatten ? - daß die Freiheit des Einzelnen Monat für Monat weiter beschnitten wurde.

Hatte er auch nicht mitbekommen, daß die in der Ostzone verbliebene Intelligenz bis Mitte 1961 sukzessive in den Westen abgehaun war, weil eine Ausreise als Republikflucht verboten wurde ?

Hatte er auch nicht wahr haben wollen, daß die ganzen Führungskader und Politbüro- Mitglieder alle nur zweite Wahl von maximal mittlerer Intelligenz waren ?

Sowohl Ulbricht als auch Honnecker waren doch politische Bauerntrampel, über die auch in der Stasi diverse Witze kursierten. Auch Mielke und Mittag waren keine geistigen Leuchten.

Das alles hatte er also nicht mitbekommen ?
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Meine Mutter hatte mir aus der Zeit von vor und um 1938 erzählt, daß jeder, der einigermaßen aufgeweckt und intelligent war, gemerkt hatte, was im Hitler-Staat abging und wie sich alles zum Negativen verändert hatte, auch wenn es ab 1934 erst mal ganz positiv aussah.
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Nach 1945 waren sehr sehr viele Menschen (in ganz Europa) innerlich stark "beschädigt". Ich rede also nicht von deutlich sichtbaren (verheilten ?) Verwundungen und Kriegsverletzungen, sondern von den unsichtbaren unheilbaren Schäden im Herzen und im Denken. Daher kommt auch meine Bezeichnung "Kriegskinder".

Das betraf fast alle Generationen ab etwa 1930, denen ganze Abschnitte ihrer Jugend geklaut waren. Noch deutlicher betraf es die ganz jungen Menschen, die in der Hitlerzeit total indoktriniert aufgewachsen waren - wie zum Beispiel Professor Hausdörfer (1932), der als 13jähriger die Bombardierung von Dresden mit ansehen mußte und das nie vergessen konnte. Für ihn brach eine Welt zusammen, mit 13 Jahren !!!

Unsere Mutter und unser Vater (beide Baujahr 1919) hatten fast keine Jugend. Dennoch reichte die Zeit vom April 1945 bis etwa 1948 (da ging mein Vater in den Westen Deutschlands) und bis Sept. 1949 (da ging auch unsere Mutter mit ihren beiden Söhnen in den Westen) um das ostzonale russiche sozialistische System zu durchschaun und schnellstens wegzugehen bzw. abzuhaun.
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Hier im Museum sind mehrere Biografien von Zeitzeugen enthalten, die alle so ziemlich die gleichen Erfahrungen mit dem sozialistischen System der Russen gemacht hatten und die Konsequenzen gezogen hatten.

Das alles will Gerhardt Ronneberger in den 40 Jahren nicht mitbekommen haben ?
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So bleiben viele Fragen an den Autor unbeantwortet ......

Auch wenn er es immer wieder relativiert, die ganzen Stasi-Leute und KoKo- Embargo-Beschaffer wußten sehr genau, was sie da taten und daß sie selbst Verbotenes taten und dazu ihre "Partner" im Westen zu gefährlichen illegalen Aktivitäten (mit viel Geld) verführten und anspornten.

Es beschreibt völlig richtig, "Geld stinkt nicht". Alleine ihn konnte Geld nicht beeindrucken - aber das glaube ich nicht.

Er hatte sich frühzeitig als IM anwerben und verpflichten lassen - mit dem vollen Wissen um alle Konsequenzen - und daß er da (aus der Stasi) auch nie wieder raus kommen würde - außer bei einem großen Knall wie der Wende. Er hatte immer wieder mitbekommen, daß die Stasi immer die Zielsetzungen, die Aufgaben, die Personalentscheidungen und die ganzen Ost-West Geschäfte gesteuert und gelenkt hatte und er im Prinzip nur eine dumme und willige Marionette der Hinermänner des MfS war.

Nach seiner Schilderung war er 40 Jahre voll dabei. Das spricht leider nicht für ihn, auch wenn er dieses tolle Buch geschrieben hat.
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