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Warum so viel Mühe mit dem Grundig SXV 6000 (1980/81)

Der Grundig Vorverstärker SXV 6000 war das bislang audiomäßig hochwertigste und aufwendigste Teil aus der Grundig Hifi-Schmiede - Made in Portugal. FineArts kam erst 1987.
Nach unseren bisherigen Hörtests kann dieser Vorver- stärker bis weit in den esoterischen High-End Bereich locker mithalten. Durch die hohen Versorgungsspan- nungen und die aufwendigen "Class A"- Endstufen können auch kritische Verstärker und Boxen problemlos mit edlen Audio-Signalen versorgt werden. Dennoch, das Alter nagt auch hier.

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Hier kommen ein paar Fehlerbeschreibungen

Es gibt viele Tantal Elkos
Diese Widerstände waren gar kein Unsinn, es war Ernst

Ergänzungen aus Jan. 2024 - Die allermeisten Kondensatoren in allen elektronischen Geräten - älter als 20 Jahre - altern. Manche Kondensatoren leben etwas länger, manche werden sogar ganz alt, aber viele überdauern gerade mal die "Component Life-Time" von 5 Jahren.

Und damit keine Mißverständnisse aufkommen, die (deutschen) Hersteller von Kondensatoren wußten das und haben es in ihren dicken Prospekten ganz deutlich und einprägsam benannt. Die heutigen Chinesen setzen es einfach voraus, denn Garantie aus China ist ein Schmarren.

Auch die Vor- und Nachteile von diesen angeblich so verrufenen Tantal Elkos sind sehr sauber und verständlich in den Broschüren von Röderstein zu lesen - wenn man es denn wissen sollte oder wissen mußte. Die Entwickler von Grundig wußten es, denn sie hatten die empfohlenen Schutzwiderstände vorgesehen und eingebaut.
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Klein und extrem hilfreich

Das sind diese leicht müffelnden - auf langen Beinen stehenden - Schichtwiderstände (siehe Bild), die ich so "in die Pfanne geklopft" hatte, dummerweise mit "Nichtwissen" - wie peinlich. - Das habe ich aber - hoffentlich überal - korrigiert.
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Ein modernes Meßgerät mit Intelligenz

Es ist nichts Neues, daß die Technik in den letzen 40 Jahren enorme Innovationen herausgebracht hatte. Dieses Meßgerät kostet unter 30 Euro und hilft, vorerst ohne Löten, die Bauteile zu prüfen. Das klappt zwar nicht immer, gibt aber einen Überblick, wo man anfangen sollte.
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Jetzt zum SXV 6000 und dessen Fehler(n)

Beim Umschalten der 4 Eingänge und/oder der Überbrückung der Klangregelstufen bricht die Versorgungsspannung von 55 Volt= zusammen und die Überstromsicherung schaltet das Relais ab. Solch ein Fehler kommt oft daher, daß irgendwo in den Schaltungen / Verstärkerstufen ein Tantal Kondensator den bekannten Kurzschluß hat. - Jetzt beginnt das Suchen.

Die Kernfage ist, löte ich pauschal alle Tantals aus und dann auch alle Elkos oder suche ich zuerst im Schaltplan nach den Kondensatoren, die eine der Versorgungsspannungen - gegen Masse - stabilisieren bzw. glätten. Denn nur dort macht sich ein Kurzschluß so brachial bemerkbar.

Das wiederum bedeutet, alle Elkos oder Tantals, die über einen Schutzwiderstand versorgt werden, können keinen so heftigen Kurzschluß verursachen. - Auch die Koppelkondensatoren im Signalweg zwischen den Verstärkerstufen beeinflussen sicher die Weiterleitung der Signalspannung, verursachen aber keinen Kurzschluß.
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Die Schaltung mit speziellem Blick auf die Kondensatoren

Beginnen wir beim Netzteil : Der Netz-Trafo ist immer am ursprünglichen 220V (jetzt 230V) Netz und hat 2 Sekundärwicklungen, den leistungsstärkeren Audio-Bereich mit 58V~ und den etwas schwächeren Steuerbereich mit 18V~.

Bei inzwischen 230 Volt~ erhöht sich natürlich auch die Sekundärspannung um den gleichen Prozentsatz. Das erhöht auch deutlich die Verlustleistung (Wärmeabgabe) des 55V Spannugsreglers, ist aber für die Funktion der nachfolgenden Bauteile ohne jede Bedeutung.

Sekundärseitig sind die 58V~ (=70V Gleichspannung) vor dem Gleichrichter mit 650mA abgesichert. Auch die 18V~ (=22V Gleichspannung) sind vor dem Gleichrichter mit 315mA abgesichert. Diese Gleichspannung wird dann mit C908 (1000uF/35V) geglättet.

Mit dem kleinen Einschalt-Relais auf der Netzteilplatine werden die 58V~ vor dem Gleichrichter eingeschaltet und nach dem Gleichrichter mit 2 x 220uF/100 Volt auf 70V= geglättet (C901,C903). Über einen 5,6 Ohm/1 Watt Widerstand wird ein Leistungstransistor T33 (Type TIP 121) gespeist, der die echte Nutzspannung - egal wie hoch die Eingangsspannung gerade ist - jetzt auf stabile 55V= reduziert. Hier folgt nochmal ein Sieb-Elko (C114) mit 22uF/63V.

Mit diesen geregelten 55V= werden direkt die beiden Class A Endstufen versorgt, deren virtueller Arbeitspunk für den Audio-Weg (der Nullpunkt der Signal-Eingangsschaltung) auf 30V= festgeklemmt ist und mit C117 (22uF/40V) stabilisiert wird.

Dieser künstliche Nullpunkt der Arbeitsspannung der beiden Endstufentransistoren wird pro Kanal mit jeweils einem großen Elko (C122,C123) mit 470uF/35V (über 130 Ohm) auf 29,5V= stabilisiert. Die anderen beiden großen Elkos in diesem Verstärkerteil (C135, C136) mit 470uF/35V sind die Koppelkondensatoren zu den beiden 6-pol DIN-Ausgans-Buchsen NF1 (10V Audio - einstellbar) und NF2 (1V Audio fest) und den beiden Kopfhörer- Klinkenbuchsen KH1 und KH2.

Direkt hinter dem Ausgang (Emittor) des dicken Regeltransistors T33 werden über den Transistor T30 eine leicht reduzierte 53 Volt= Spannung für die weiteren Audio-Verstärkerstufen (verzögert) durchgeschaltet. Der Strombedarf für diese Verstärkerstufen ist so gering, daß ein BC550C (100mA und max 0,5 Watt Verlustleistung) ausreicht. Diese 53 Volt= Leitung (im Schaltplan die Leitung Nummer 17) verteilt diese Versorgungs-Spannung über die ganze Hauptplatine. Am Lautstärke-Poti (R546/50 KOhm log) werden die 53 Volt= nochmal auf 34,5V= (mit 1,2 KiloOhm und 1 Watt) reduziert und mit C546 (47uF/63V) stabilisiert.
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Aber jetzt nochmal von ganz "vorn" erklärt :

(1) Die beiden Kondensatoren im MC-(Moving Coil) Phono- Vor-Vorverstärker (T5/9/12 und C29 und C31) würden immer nur einen Kanal lahmlegen. Die anderen beiden Elkos in der 51V= Versorgung hinter dem T10 (Schalttransistor) sind über jeweils 3,9 KOhm geschützt. Innerhalb des MC-Teils werden aus den 51V= dann 16,5V= und für den direkten Eingang 10,5V= erzeugt.

(2) Der MM-Phono-Vorverstärker - RIAA Entzerrer (T1/3/7) wird auch mit 51V gespeist, die eigentliche Arbeitsspannung wird dann aber über zwei 2,7 KOhm auf 30V= reduziert. Der folgende Impedanzwandler oder TA-Anpassungsverstärker (T14/16) nach dem Trimm-/Pegel- Poti (R83) wird mit 33,5V= gespeist.

(3) Der erste 6dB Verstärker (T28/31) nach dem Pegel-Dreh-Stufen-Schalter und der zweite (nach dem Lautstärkesteller folgende) 10dB Verstärker (T501/503) werden mit 34,5V= gespeist. Diese Spannung wird mit C546 (47uF/63V) stailisiert (aber das hatten wir schon weiter oben).
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(4) Die passive Vierfach-Klangregelstufe mit dem nachfolgenden Aufholverstärker wird bei uns zwar immer mit dem "Defeat Schalter" überbrückt, ist aber nach wie vor elektrisch aktiv. Nach dem Balance-Poti folgt sofort die Class A Endstufe mit 2 Koppelkondensatoren 2,2uF/35, denen aber sicherheitshalber ein 220kOhm Pullup Widerstabd gegen Masse vorgeschaltet ist.
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Test Nummer 1

Laut der Beschreibung des Kapazitäts-Meßgerätes, übrigens ein wirklich tolles Teil, soll man die Kapazität auch im eingebauten Zustand messen können.

Doch das stimmt oft - selten aber auch nicht - je nach der Halbleiter- Peripherie drum herum. Also Auslöten ist dann doch angesagt. Leider sieht man es den Bauteilen nur selten an, wenn sie innen defekt sind.

Hier eine der ersten Messungen des einzigen gelben Kondensators. Und promt gefunden : Es wird "Widerstand" angezeigt mit 0,25 Ohm. Der ist also wirklich defekt.
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Der nächste Kondensator wurde auch auf gut Glück ausgelötet.

Und der ist ebenfalls dahin, es sei eine Diode, verkündet das Display zum wiederholten Male.
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Der dritte Kondensator wurde "zu viel" ausgelötet

Mit 83 uF Restkapazität ist er grenzwertig, weil es 100 uF sein sollten. Dennoch müßte die Schaltung noch leidlich funktionieren.
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Der Vierte Kondensator ist auch ok

10 uF soll er haben, 11,7 hat er (noch)

Eigentlich müssten alle C's ausgelötet werden

Denn es kommt kein Test-Signal an der Class A Endstufe an.

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