Sie sind hier : Startseite →  Hifi Hersteller (1) Deutschland→  Grundig (2) Hifi-Geräte→  Grundig RPC 600 TP (1978)

"Die" Grundig RPC 600a-TP = "eine" Super Hifi "Console"

Juni 2023 - Das Kürzel "RPC" sollte vermutlich für "Radio Phono Console" gestanden haben. Jedenfalls war das Gerät bzw. das Modell RPC 600 TP das Spitzenmodell der Grundig Consolen- oder Compakt- Reihe. Hinten am Namen dran hing noch "TP", vielleicht Tape und Plattenspieler und dann auch noch "Super Hifi.

In 1978 war Max Grundig noch der unumstrittene Chef seiner Werke und prüfte jedes Gerät auf Design und Haptik in seinem legendären und auch vielfach kritisierten Direktions-Showroom. Beim Anblick dieses Monsters ist mir schleierhaft, wie er das Teil durchwinken konnte.

Das Spitzenmodell bestätigt nämlich alle Vorurteile bezüglich "Sein" und "Schein", denn ich habe 2 Exemplare davon und kann sie nun problemlos öffnen und reinschaun.

Beide (das Modell 600 und das Modell 600A) sind recht gut erhalten, etwas verstaubt und reparaturbedürftig.
.

Bei Grundig könnte es ein Spitzenmodell gewesen sein, im internationalen Angebot war es gerade mal Mittelklasse, wie auch der DUAL 1239A (im RPC 600) und der 1239G (im RPC 600a).

Im Innenleben schwankt die Erkenntnis von super toll und begeisterungsfähig bis zu "warum haben sie das nur so primitiv gemacht" ? Hier treffen Welten aufeinander.

Nach bisherigen Recherchen waren das RPC 600 Gerät und auch die beiden kleineren Consolen RPC 500 und RPC 300 keine "Renner" mehr und Max Grundg mußte kurz darauf das Ruder rumwerfen.

Ein junger Dr. Schwäbe mitsamt Vollbart wurde angeheuert, neue Ideen zu entwickeln und den alten sicherlich sehr fähigen Entwicklern moderne Vorgaben zu machen. Grundig-Hifi lief nämlich nicht mehr.
.

Die technischen Spielereien sind toll, einfach nur toll.

So viele Tasten und Knöpfe, ein Traum für jeden Grundg Fan und wir alle waren anfänglich Grundig Fans - jedenfalls vor 1970. Die "Qualität" der Radiogeräte , der ersten kleinen Steuergeräte und später der großen Hifi-Receiver wurde nämlich nach der Anzahl der Tasten und Knöpfe bewertet. Darin war Grundig Spitze. Jetzt kamen noch große Zeiger-Instumente dazu und Flachbahn-Steller wie im Studio - so wurde es uns suggeriert und die hier hatten sogar einen Motorantrieb.
.
Um 1978 konnte man mit Fernbedienungen fast nur die Lautstärlke einstellen, weil an diesem Poti ein Stellantrieb montiert war. Die anderen Potis mußten von Hand eingestellt werden.
.
Die neuen silbernen Edelgeräte ab 1979/1980 hatten dagegen immer noch keine Fernbedienung.
.

Und dann gab es Lämpchen bzw. LEDs und ICs und 150 Transistoren bis zum Abwinken

Bei dem Teil wurde also an manchen Baugruppen geklotzt, an anderen wieder gespart was das Zeug hielt.

Ein Phono Magnet-Vorvestärker mit 5 Transistoren je Kanal, das war erstaunlich, zwei Ringkern-Transformatoren, ein großer und eine kleiner.
.

Beginnen wir mit dem Gehäuse des Gerätes

Das Öffnen - also das Abnehmen des Oberteis - ist relativ einfach, wenn man es weiß. Das große Oberteil (es kommt vermutlich aus der großen Spritzgußmaschine der Fronteinheiten der Grundig Farbfernseher), - ein robustes und schweres Spritzgußteil aus hartem Kunststoff - steht auf 6 Stelzen (oder Pfosten), die von unten mit der Blechwane verschraubt sind.

Es sind 6 dünne (Sechskantkopf-) Schräubchen, die man erahnen muß. Es gibt da noch weitere Kreuzschlitz-Schrauben. Ich konnte keine Markierungen erkennen. Dann werden die 4 Leitungen zum Plattenspieler und zum Kassettenrecorder gelöst und das Oberteil kann komplett abgenommen werden.
.

Der Plattenspieler und das Kassettengerät

Sowohl der DUAL 1239 Plattenspieler mit Riemenantrieb als auch das Kassettengerät werden im Innenteil des Gerätes verbunden. Dashalb sind die Außenanschlüsse auf die Lautsprecher reduziert. Befremdlich für uns 230 Volt Europäer ist, daß der DUAL 1239 mit einem 110 Volt Motor bestückt ist. So kann er außerhalb einer vielleicht nicht mehr brauchbaren Konsole fast nicht betrieben werden.

Das Kassettengerät stammt aus dem Baukastenbestand von Grundig und ist auch außerhalb der Console alleine benutzbar. Beide Geräte sind nur als qualitatives Mittelmaß einzuordnen, auch wenn die Grundig Werbung von Spitzenleistungen spricht.
.

Das Innenleben des RPC 600

Der erste Blick auf das geöffnete Innenleben hinterläßt einen zwiespältigen Enidruck. Da treffen sich professionelle Konzepte und offensichtliche Labor- oder Bastellösungen für diese Konstruktion. Die Endstufe stammt aus einem deutlich größeren Gerät und hat nur 2 von 4 möglichen Leistungsverstärkern bestückt. Der Haupttrafo, ein hochwertiger Schnittbandkern-Trafo aus der 200 Watt Klasse, scheint für die 2 x 30 Watt Sinus ziemlich überdimensioniert.
.
Ein zweiter kleinerer Schnittbandkern-Trafo aus der 50 Watt Klasse soll die Bereitschaft der Fernbedienung im Wartemodus versorgen. Dieser Trafo wiederum erscheint ebenfalls viel zu groß zu sein.
.
Da wurde offensichtlich in die "Regale" mit den vorhandenen Baukasten-Moduln gegrffen und der Rest drum herum gebaut. Der Kühlkörper für die Endstufen ist ein spezielles ALU-Druckgußteil, das den großen Trafo mechanisch voll integriert. Ein kleinerer Trafo hätte es schwer gehabt. Die große dünne Blechwanne ohne das Oberteil ist nicht verwindungssteif, eher wackelig. Dennoch ist diese Wanne ohne Oberteil bereits recht schwer.
.

Das schräge Bedienteil in der Fronteinheit

Bei dem Bedienteil dieses Gerätes bzw. der "Console" durften sich die Entwickler bei Grundig wieder mal austoben. Runde LEDs, eckige Lämpchen, Schalter und Flachbahnpotis sind bunt gemixt.

Das alles lädt "zum Spielen" ein. Die Dame des Hauses (ich habe mehrere Nachbarinnen gefragt) ist mit dem "STUDIO RPC 600" schlicht überfordert. Sie wollen doch nur Musik hören und das wäre schwierig oder zu kompliziert.

Die mit ca 45° leicht schräge Bedien-Front mit den vielen Ritzen und Löchern ist ein Staubfänger der eigenen Art, der bei Hausfrauen auf überhaupt keine Gegenliebe stößt, nämlich sehr schwer zu reinigen. Meine beiden Geräte befanden sich an der Grenze von stark verstaubt bis zu zu eklig - trotz der riesengroßen Klarsichthaube.
Ich durfte jetzt die schräg aufgestellten Geräte mit lauwarmem Spüliwasser auspinseln. Früher hätte man mich dafür gesteinigt.

Ist das Grundgerät erst mal offen, findet man mittig hinter dem Bedienteil einen kleinen Metallstreifen, der die gesamte drehbar gelagerte Fronteinheit in der schrägen Position fest hält. Löst man das Schräubchen, kann man diese Fronteinheit mit Hilfe zweier Unterlegleisten etwas nach vorne klappen.
.

Natürlich sind wir neugierig und wollen auch da mal reinschaun

Dieses gesamte schrähe Front-Bedienteil ist ebenfalls ein Kunststoff-Spritzgussteil, in dem alle Module eingeschraubt sind. Es ist leider nicht so einfach abzunehmen wie bei den Japanern. Die Entwickler sind sicher von einer begrenzten Lebensdauer ausgegangen, nach der das desamte Teil auf den Müll kommen würde.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Auf unseren Müllhalden lagern bereits ca. 40 Millionen Oma-und-Opa- Radios und ca. 80 Millionen VHS Videorecorder.
.
Die gesamte breite Bedienfront ist nur wenige Grad klappbar, dann müsste man brachiale Methoden anwenden, bei denen aber der Kunststoff brechen würde. Dieser Kipp-Mechanismus ist mit einem Blechsteifen über die ganze Breite fixiert, den man durch Zurückbiegen von 6 kleinen Laschen dan doch abnehmen kann.

Verblüffend sind beinahe 20 Kabelverbindungen, die alle einen farblich markierten Stecker samt gleichfalls einer farblich markierten Buchse haben, und das ist natürlich unerwartet und wieder mal super.
.

Und bei Grundig einmalig - motorisierte Flachbahn-Potis

Wir sind im Jahr 1978 und soetwas gab es meines Wissens nirgendwo. Die ersten Flachbahn-Potis mit Motorantrieb hatte ich beim professionellen Fernsehen in den extrem teuren Bildmischpulten von Grass Valley (Modell Indigo) kennengelernt (Preise über 16.000 Dollar) - und alle vom Baujahr nach 2000 ! Hier in dem RPC 600 sind 6 RUWIDO Potis vorhanden, wovon 4 Potis mit einem Motörchen und einem Spindelantrieb ferngesteuert werden konnten.

Diese speziellen RUWIDO Flachbahn-Potis hatte ich noch nie irgendwo in Audio- oder Hifi-Geräten anderer Hersteller vorgefunden. Etwa ab 1990 wurden "die Klänge" und vor allem die Lautstärke und die Balance mit elektronischen 255 stufigen Digital-Chips eingestellt und auch vorbelegt und später die letzte Einstellung festgehalten.
.

Details von den beiden Transformatoren / Netzteilen

Der kleine Hilfstrafo generiert mit 3 Spannungsreglern insgesamt 3 stabilisierte Gleichspannungen (+5V, +15V und +18V/-13V) sowie eine 24V Wechselspannung. Der Trafo ist von der Schaltung her primärseitig nur für 22V ausgelegt.
,
Der große Transformator hat primärseitig zwei 110Volt Wicklungen, diemi enem Wahlschalter von 220 auf 110 Volt geschaltet werden können. Der Moto es Plattenspielers ist an einer der 110 Volt Wicklungen angeschlossen.

Auf der Sekundärseite werden mit 4 Wicklungen 4 Spanungen erzeugt. Das sind die ±24V für die Endstufen, dazu 33,4V und 79V und ?? Volt.
.
Laut Service-Manual nimmt das Gerät 22 Watt (VA) ohne signal auf, unter Vollast wären es 155 Wat und maximal 250 Watt (VA). Das alles messen wir noch nach.
.

es geht weiter

- Werbung Dezent -
Zurück zur Startseite © 2007/2024 - Deutsches Hifi-Museum - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich Filzbaden - DSGVO - Privatsphäre - Zum Telefon der Redaktion - Zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.

Privatsphäre : Auf unseren Seiten werden keine Informationen an google, twitter, facebook oder andere US-Konzerne weitergegeben.