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Die Zeitschrift "Hifi Scene" aus Zürich / Schweiz

Die "Hifi-Scene" war bei uns weitgehend unbekannt. Der Verbreitungsgrad reichte offenbar selten bis nach Deutschland. Im März 2000 erschien die letzte von 18 Ausgaben. Das Beson- dere daran ist, die Autoren waren alle Praktiker und fachlich der Physik mehr verpflichtet als den Mythen und Träumen. So etwas gab es bei uns nur bei der Klangbild und bei der Hifi- Stereophonie, wobei bei letzterer in den letzten Jahren Zweifel aufkamen. Wenn Sie hier über eine Suchmaschine eingelandet sind, besuchen Sie bitte erst die einführende Seite.

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Jetzt ein Wort zur Tonarmkabel-Entwicklung

Die Tonarmkabelentwicklung ging genau in die gleiche Richtung. Wo nichts plärrt, muss nichts gedämpft werden. Wenn's plärrt, halt schon. Die fürchterlichsten MC-Systeme liessen und lassen sich trotz Silikonmagnesiumarmrohr nicht völlig besänftigen, deshalb mussten auch noch die Tonarmkabel herhalten.

Runder, wärmer, netter sollten sie klingen. Und deshalb kam mit dem Sumiko Talisman, dem schepperndem Monster Cable- MC-System ein Softie-MC-Kabel auf den Markt. Oder zum VdHul ein VdHul Kabel, et cetera - bala-bala.

Das ganz normal Tonarmkabel

Solcherlei ist nichts für ein SPU, schliesslich möchte man ja hören, was auf der Platte ist. Dies ist mit jedem Kabel möglich, solange es nur nicht speziell ist.

Also, z. B zwei Silberdrähtlein mit der Bohrmaschine verdrillen, oder Silberlitze, oder Kupferlackdraht, oder Kupferlitze von Märklin, oder Telephondraht vom Baumarkt, wenns nur kein bala-bala ist.

Und folglich haben die allerbesten Tonarme aus gutem Grund allesamt abnehmbare Headshells, auf denen die allerbesten Abtaster leicht angeschraubt werden, weil dann die Dämpfung durch den Tonarm am geringsten ist.
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Der beste aller Tuningtips für resonanzarme Tonabnehmer

Der nächste Versuch sollte Sie aus vorgehenden Erklärungen nun nicht mehr wundern. Dies ist der preiswerteste und beste aller Tuningtips für resonanzarme Tonabnehmer. Wir verändern die Anzugskraft der Montageschrauben des Tonabnehmers.

Dies ist ein wirklicher Qualitätstest: je weniger sie den Tonabnehmer festschrauben müssen und je besser, lebendiger, freier er klingt, desto weniger ist bei der Umwandlung von mechanischer in elektrische Energie verloren gegangen.

Beginnt er beim Lösen der Montageschrauben zu verzerren und wird der Klang undifferenziert, haben sie Pech gehabt und besitzen einen Tonabnehmer aus der Wühlkiste. Stellen Sie einen positiven Effekt beim Lösen der Montageschrauben fest, wollen aber das System nicht so lose betreiben, legen sie zwei M2,5 Unterlagsscheiben zwischen das Headshell und den Tonabnehmersystenkörper, so dass ausser an der Befestigung Luft zwischen beiden Flächen bleibt.

Sind Sie Perfektionist, verwenden Sie Messingschrauben und einen Drehmomentschraubenzieher, der reproduzierbare Resultate für beide Schrauben liefert. Blech-SME-Headshells dämpfen am wenigsten, und «High efficiency» Systeme klingen folglich damit am freiesten, auch ohne Unterlagescheiben. SME-Headshells sind im Vergleich leicht und können nötigenfalls an der Spitze beschwert werden, um die dynamische Masse zu erhöhen.

Die Spulenarmatur - das Konzept aus der Physik

Um die Induktivität zu erhöhen, sind die Spulenträger normalerweise aus Eisen und entweder als quadratisches gelochtes Plättchen oder als Kreuz ausgeführt, in welchem im Zentrum ein Röhrchen eingearbeitet ist, in das später der Nadelträger eingeführt wird. Manche Spulenarmaturen sind aus einem Stück gestanzt und bieten deshalb optimale Festigkeit.

Auf Quadratträgern gewickelte Spulen müssen sehr präzise gewickelt sein, um die Wicklungsgänge und somit die Drahtlänge genau kontrollieren zu können. Dies ist notwendig, damit bei der zweiten Lage für den anderen Kanal, der auf die erste Lage aufgewickelt wird, die Umfangszunahme durch Wicklungsreduktion kompensiert werden kann und die Drahtlänge beider Kanäle identisch bleibt.

Qualität ist nach wie vor teuer

Die Quadratarmatur bietet den Vorteil hoher Ausgangsspannung, der Eisenanteil ist sehr gross und wird gut genutzt. Die Wicklungsarbeit ist bei guter Ausführung grösser, weshalb diese Wicklungstechnik hauptsächlich in teuren MC-Systemen Anwendung findet.
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  • Anmerkung : Weiter vorne hatten Sie aber gelesen, daß ein hoher Preis = teuer noch lange nicht gut sein muß. Es ist nachwie vor (wir haben inzwischen 2019) schwierig, eine hohen Preis plausibel einzuschätzen und auf die wirkliche akustische Qualität zu projizieren.

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MC-Systeme für Übertrager

Lagenweise, mit wenigen Wicklungen sind die Tonabnehmer immer niederohmig im Bereich von 2 - 5 Ohm (z.B. SPU, Koetsu, EMT). Sie sind deshalb prädestiniert für den Anschluss an Übertrager. Weshalb sehen wir gleich.

Wenn es preiswert werden soll . . .

Die Kreuzarmatur bietet den Vorteil, dass die Wicklungslänge beider Kanäle identisch sein wird. Die Ausgangsspannung ist jedoch geringer, und muss mit erhöhter Windungzahl kompensiert werden. Bei erhöhter Windungszahl haben selbst ungleiche Windungsumgänge weniger Auswirkungen auf die Kanalbalance. Deshalb eignet sich diese Armatur vor allem für preisgünstigere Serienproduktion (z,B. Denon DL-103, Benz, VdH L1000, Audio Technika).

Wenn es noch "preisgünstiger" werden soll . . .

Um noch preisgünstiger zu produzieren, gibt es die freie Armatur, auf die Draht aufgewickelt wird, und die nachträglich auf den Nadelträger aufgeklebt wird (Armatur als Stahlstift mit Eisenkern z.B AT OC5 und 9, Armatur als Luftspule, zB. Clearaudio).

Alle diese Spulen sind meist nicht lagenweise, sondern wild gewickelt, mit entsprechenden Verlusten. Da viel Draht aufgewickelt wird, sind sie entsprechend hochohmiger, und nur bedingt für Übertrager-Anwendung geeignet.
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und das sind dann die Nachteile

Von manchem Hersteller wird dem Eisenkern klangmindernder Einfluss durch Hystereseverzerrungen im Eisen angedichtet. Sie verwenden anstelle des Eisenkerns Kunststoffkörper oder ein Rubinplättchen für 2 Franken (z.B. Benz Ruby).

Die mechanische Verbindung zum Nadelträger ist schlechter und wackliger, die Ausgangsspannung ist geringer. Dies muss mit erhöhter Windungszahl, sprich erhöhter Masse sowie zusätzlich einem erhöhten Verstärkungsfaktor der Elektronik, bei der das Rauschen und die Verzerrungen dafür zunehmen, erkauft werden.

Natürlich hat bei dem gängigen Masse- zu Kupferverhältnis noch niemand Hystereseverzerrungen gemessen. Sollte dies je der Fall sein, werden sie um Potenzen unter denjenigen der mechanischen Verzerrungen liegen. Es hat sich gezeigt, dass insgesamt die praktischen Nachteile grösser sind als alle theoretischen Vorteile.
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Der Nadelträger (das Röhrchen)

Herkömmliche Nadelträger sind aus Aluminium gefertigt, welches ein Elastizitätmodul (E) von ca. 7 kp/mm2 besitzt. Bei entsprechender Ausführung kann diese Eigenschaft zum positiven genutzt werden, um die Nadel-Vinylresonanz zu kontrollieren.

Extrem harte Nadelträgermaterialien wie Boron, Beryllium (E = ca. 30 kp/mm2), Diamant, Rubin oder Saphir lassen dies nicht zu. Die Übertragungsverluste sind minimal, das Resonanzverhalten des gesamten Systems jedoch in den allermeisten Fälle viel schlechter, da sich das Problem in die Nadelträger- Aufhängung verlagert.

Nadelträger aus Edelsteinen sind zudem sehr schwer und regen die Vinyl-Nadelresonanz bei tieferen Frequenzen umso mehr an (Dichte Alu: 2.7 g/cm3, Diamant: 3.5 g/cm3). Die Montage des Abtastdiamanten auf den Alunadeltrager bietet die beste mechanische Verbindung. Der Diamant wird von der Rückseite des Nadelträgers eingeschossen - die Verbindung hält bereits ohne Klebstoff.
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Die Montage, das Justieren und Nachjustieren

Der Diamant lässt sich, sofern gewünscht, von Hand nachjustieren und ausrichten, der Klebstoff wird lediglich nachträglich zur Fixierung aufgebracht. Bei Nadelträgern aus anderen Werkstoffen werden am Montagepunkt per Laser Schlitze oder Löcher gebrannt, in welche die Abtastnadel eingeklebt wird.

Vakuumlöten der Abtastnadel auf die Nadelträger wäre möglich und würde eine optimale Verbindung darstellen, nachträgliche Justierarbeiten jedoch ausschließen. Deshalb wird konventionell geklebt. Der ganze Aufwand bezüglich der Steifigkeit des Nadelträgers nützt folglich nichts, da die Verbindung des Diamanten über den Klebstoff zum Bornadelträger erreicht wird und der Klebstoff kaum so hart wie Diamant ist.

Bei einigen Nadelträgern ist lediglich die Montagefläche abgeflacht, ohne einen Laserausschnitt zur Flächen-Vergrößerung, oder es wird gar stirnseitig mit viel Klebstoff verklebt. Der Diamant wird dabei plan aufgeklebt (z.B. Benz Nadelträger/Diamanten mit Epoxidharz Verklebung).

Die Justage ist schwierig vorzunehmen, SRA-Justage (der Winkel, mit dem der Tonabnehmer in die Schallplatte eintaucht) ist überhaupt nicht möglich, sofern der Diamant nicht nur über den Klebstoff mit dem Nadelträger Verbindung halten soll.
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Die Einstellung von Tonarm und Abtaster

Vergleichen Sie den absolut unterschiedlichen SRA beider Systeme (mehr als 20° Differenz!).

Preisfrage : wie soll der Tonarm eingestellt werden ? Parallel zur Schallplatte ? Senkrecht dazu ? Das Ortofon entspricht recht genau der Norm. Je länger ein Nadelträger ist, desto geringer das Verkannten des Diamanten in der Rille.

Schmale Abtastdiamanten benötigen, um die Abtastwinkelfehler gering zu halten, deshalb lange und somit schwere Nadelträger, welche die erzielte Gewichtsreduktion beim Abtastdiamanten wieder zunichte machen.
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Der Abtastdiamant

Diamanten sind nicht in allen Richtungen gleich hart. Als Beispiel betrachte man einen Bergkristall, der in der einen Richtung ausschiefern kann, in der anderen sehr hart ist.

Unterschieden werden muss zwischen nackten und gefassten Diamanten: Die Achse der maximalen Härte wird nur bei nackten Diamanten berücksichtigt.

Nackte Diamanten

bestehen aus Diamantstäbchen, die so geschliffen sind, dass die Ausrichtung der Spaltebenen und der Kristallgitter eine möglichst lange Lebensdauer des Diamanten gewährleistet. Sie werden deshalb als «orientiert» bezeichnet.

Ebenso wird eine gleichmässige Schliff-Form und bessere Politur an beiden Rillenflanken erreicht, was wiederum die Lebensdauer und die Abtastfähigkeit erhöht. Zusätzlich werden in der Basis Justierkanten eingeschliffen, die zum einen die Masse reduzieren, zum anderen eine korrekte Montage erleichtern. Nackte Diamanten sind die qualitativ besten, aber auch die teuersten Abtastdiamanten.

Gefasste Diamanten

bestehen aus einem Bruchstück vom Diamant, das im Vakuum auf einen Metallstift aufgelötet wird. Der so bestückte Metallstift wird in die Schleifhalterung eingespannt und geschliffen. Die Ausrichtung des Diamanten ist zufällig, sie heissen deshalb auch «nicht orientiert» und sind preiswert herzustellen.

Die Montage der Abtastdiamanten

Die Schliff-Form beeinflusst die Präzision der Montage, sphärische Diamanten sind, sofern exakt rund geschliffen, relativ zur Längsachse immer korrekt montiert. Dies verlängert die Lebensdauer der Schallplatten ganz erheblich. Der einzig mögliche Justagefehler besteht lediglich darin, die Ausrichtung nach der maximalen Härte um einige Grade zu verdrehen. Montagefehler in der Azimuthachse und des Neigungswinkels in der Vertikalachse sind möglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein sphärischer Diamant korrekt montiert worden ist, ist immer grösser als bei allen anderen Diamantschliffen.

Und natürlich kommen Montagefehler vor

Bei allen anderen Diamantschliffen sind Montagefehler in allen drei Achsen möglich. Leider sind sie auch an der Tagesordnung. Durchschnittliche Montagefehler sind +/- 3° in allen drei Achsen.

Zwei von zehn hochpreisigen MC-Systemen aus einer Serie erfüllen auch diese Toleranz nicht und sind unbrauchbar, da sie die Schallplatten zerstören.

Tonabnehmer werden aus Einzelteilen zusamengestellt

Der Grund liegt im Herstellungsprozess der Tonabnehmer: In der Serienproduktion wird der Abtastdiamanten auf den Nadelträger geklebt, ohne dass das individuelle Abtastsystem als Bezugsgrösse vorhanden wäre. OEM-Hersteller verkaufen ihre kompletten Nadeltrager-Abtastdiamant- Kombinationen. Das MC-System wird unabhängig davon aufgebaut und erst zum Schluss wird die fertige Abtastnadel- Nadelträger- Kombination eingeklebt.

Ist das System nicht 100%ig exakt justiert und die Compliance nicht identisch, sind Fehljustagen vorprogrammiert, da der Diamant nachträglich nicht mehr justiert werden kann. Nur Magnettonabnehmer und Clearaudio-MCs bieten die Möglichkeit, zumindest den Azimut durch verdrehen des Nadelträgers nachträglich zu justieren.

Die Präzision der Fertigung in Großserie

Alu-Nadelträgen in welche Diamanten ein-"geschossen" werden wie z.B. Shure, Supex und Denon, bieten infolge maschineller Fertigung gute Präzision und Kontrolle der Justage-Achsen in allen drei Ebenen. Sie sind deshalb durchwegs präziser justiert, preiswerter als diejenigen anderer Fertigung und zerkratzen zudem die Schallplatten nicht.

Bei der Einzelproduktion wird grosse Geschicklichkeit verlangt

Die richtige Vorgehensweise für eine präzise Montage des Diamanten wäre zuerst das Tonabnehmersystem komplett aufzubauen, die Spulenausrichtung exakt 45°/45° zur Vertikalen vorzunehmen, die Dämpfereinrichtung gleichförmig anzupassen, die Spulen nachzujustieren, bis sichergestellt ist, dass die Aufhängung den Nadelträger exakt in die Nullposition zurückführt.

Anschliessend wird der Nadelträger eingesetzt und erst zum Schluss der Abtastdiamant. Dies verlangt grosse Geschicklichkeit und ist viel zeitaufwendiger als die herkömmliche Serienproduktion. Sie führt bei entsprechendem Können jedoch zu besseren Resultaten.

Wenn es noch Grossserien aus Japan gibt .....

Zu den Serienprodukten ist anzufügen, dass vor allem Grossserien aus Japan (wie Denon und Audio Technica) exzellente Fertigungsqualität zu einem vergleichsweise bescheidenen Preis bieten.

Sie übertreffen Tonabnehmer europäischer oder amerikanischer Fertigung bezüglich Qualität normalerweise bei weitem. Und dies völlig unabhängig von deren Preis. Exotische Hi-End-Tonabnehmer sind weltweit eher von bescheidener Qualität. Eine löbliche Ausnahme bilden dabei die Tonabnehmer von Ito und Lyra.

Einstellschablonen

Einstell Schablonen für Überhang, Spurfehlwinkel, Minimierung, Hilfsmittel zur Azimuteinstellung sind überhaupt nur dann zweckdienlich, wenn die Abtastnadel korrekt montiert ist.

Ist sie dies nicht, wird mühevoll eine falsche, die Schallplatte zerstörende Einstellung gesucht. Die generelle Einstellung des Tonarmes parallel zur Schallplatte ist, wie aus den Bildern ersichtlich, völlig falsch und resultiert in Verzerrungen (siehe auch HiFi Scene Nr, 17).
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Verschleiss

Orientierte Diamanten, die exakt justiert sind, halten ausserordentlich lange. Je sauberer die Schallplatten sind, desto geringer ist der Verschleiss. Bei regelmässig gewaschenen Schallplatten und bester Diamantausführung kann von mehreren tausend Stunden Lebensdauer ausgegangen werden.

Ist die dynamische Masse des Tonarmes zu hoch, wird der Tonarm zu kräftig aufgesetzt, werden zu stark verwellte Platten abgespielt, kann die Nadelträger-Aufhängung über das zulässige Mass hinaus gedehnt werden. Dadurch wird deren Elastizität beeinträchtigt und Monate nach dem Ereignis kann ein Ermüdungsbruch auftreten. Systeme hoher Compliance sind diesbezüglich eher gefährdet.
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Preiskalkulationen beim MC-System

Alle Tonabnehmer unterscheiden sich gewaltig in Preis und Ausführung. In die Kalkulation fliessen voraussichtliche Stückzahlen, materieller Aufwand, Montageaufwand, Herstellungsrisiko, Verpackung, Marketing und Gewinnmarge ..... sowie das avisierte Marktsegment ein.

Die Marktstrategie adressiert die Psyche der Freaks . . .

Spezifische Details eines Abtastsystems werden zu Verkaufsargumenten empor stilisiert: Boron-, Beryllium-, Diamant-, Rubin-, diamantbesputterte Nadelträger, Rubinplättchen als Spulenarmaturen werden aus technischen Gründen oder aber aus Selbstzweck und Marktstrategie eingesetzt und suggerieren Exklusivität und machen den hohen geforderten Preis des Systems für den Käufer scheinbar verständlich und akzeptabel.

Diese marktpolitischen Überlegungen, für die nachträglich oft krampfhaft um eine technische Begründung gerungen wird, führen zu bizarren Konstruktionen.

und das scheint zu funktionieren ... wie man unschwer sieht

Jüngstes Beispiel, das sofort zeigt, dass unseriöse Hersteller die Kunden für blöde verkaufen wollen, ist das Golddrahtsyndrom:

Manchmal wurde und wird anstelle von Kupferdraht, Silberdraht eingesetzt. Dies klingt wertvoller als Kupfer, kann aber auch in bestimmten Anwendungen technisch sinnvoll sein. Lediglich die Herstellung des Silberdrahtes ist aufwendig, er muss sofort nach dem Ziehen isoliert werden, um spätere Oxidation (Anmerkung : nicht korrekt, Silber oxidiert nicht, Silber sulphatiert) zu vermeiden. Völlig unbedeutend ist der Materialpreis des Silbers. Silber bietet geringfügig bessere Leitfähigkeit bei erhöhtem Gewicht. Die marginal bessere Leitfähigkeit muss also mit einer Gewichtszunahme der Spule erkauft werden. Vorteile und Nachteile müssen abgewogen werden.

Vergleichstabelle Dichte und Widerstand

Metall Dichte g/cm3 spezifischer Widerstand Leitfähigkeit bei bei 20° C
Kupfer 8.9 0.017 57
Silber 10.5 0.016 61.5
Gold 19.3 0.023 43
Blei 11.3 0.22 4.5

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Absolut untauglich sind Spulen aus Gold.

Die Leitfähigkeit von Gold ist viel geringer als von Kupfer und das Gewicht ist vergleichsweise astronomisch und annähernd das doppelte von Blei!!! In Tonabnehmern eingesetzt, sollte es folglich keine Verwendung finden. Trotzdem wird es entgegen aller Vernunft verwendet um eine weitere Preissteigerung scheinbar akzeptabel und verständlich zu machen.
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Nochmal : die Preise (Wieder ein wenig Glosse)

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  • ..... Immer wieder wird dem Konsumenten glauben gemacht, dass einem bestimmten Werkstoff, insbesondere wenn er in einer sonst unüblichen Anwendung eingesetzt wird, bestimmter Wohlklang anhaftet.

    Gold für goldene Ohren scheint dabei eine gelungene Suggestion, für die der HiEnder gerne mehr bezahlt. Dass ein Golddraht-Tonabnehmer immer anders klingen wird, ist in Anbetracht der physikalischen Eigenschaften einleuchtend.

    Dass dieser Klang, sofern gewünscht, auch mit einer Kupferspule erreicht werden kann, in dem man sie zusätzlich mit einem Bleiklumpen beschwert, und einen Serienwiderstand in die Zuleitung lötet oder die Anschlussstifte des Systems mit altem Pommes-frites-Öl beschmiert, um die Leitfähigkeit herabzusetzen, auch .....

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zurück zu den Einstands-Preisen beim MC-System

Ein quadratisches Rubin plättchen (2x2 mm), zentrisch gebohrt kostet. 2,- sFr. Ein gleich grosses Eisen plättchen das Vierfache, weil es nach dem Bohren noch oberflächenvergütet werden muss, um nicht zu rosten. Silberdraht kostet in der verwendeten Menge einen Rappen mehr als der Kupferdraht, ein Boron-Nadelträger je nach Ausführung 8.- bis 15.- Franken, ein Alu-Nadelträger gleichviel, Beryllium das Dreifache. Ein nackter Diamant zwischen 10 - und 25.- Franken, doppelt poliert zusätzlich 5.- Franken, Magnet und Polplatte zusammen lO.- bis 30.- Franken. Bleiben noch der Dämpfungsgummi sowie das Tonabnehmergehäuse in gelochter Magnesium-Ausführung und Goldbeschriftung für 120.- Franken, ein geschnitztes Holzgehäuse für 119,- Franken oder ein Plastikgehäuse für 2,- Franken. Die Verpackung aus Holz und Samt mit 150.- Franken nicht zu vergessen, oder alternativ eine aus Kunststoff für weitere 2.- Franken.

Summieren wir das mal auf : a + b + c + d = ?

Zählt man alles zusammen, wird deutlich, dass es nicht die Materialien sind, die den hohen Preis eines MC-Abtasters rechtfertigen. Die qualitätsbestimmenden Eigenschaften liegen im Verständnis einer optimal abgestimmten Verwendung vorhandener Materialien für gegebene physikalisch akustische Anforderungen.

Ein Verständnis, das sich nur über Jahre mit viel Zeit und Kapital erarbeiten lässt. Gerade dies fehlt den allermeisten HiEnd-Herstellern, die nur ihre eigenen Systeme bauen und mit den mannigfaltigen Kombinationsmöglichkeiten der Materialien untereinander - und der Schallplatten und Verstärkertechnik - überhaupt nicht vertraut sind.

Stattdessen werden HiTech Materialien eingesetzt, im Glauben, dass ein Einzelbestandteil das Verständnisdefizit aufwiegen könne.

Gerade damit verschlechtern sie jedoch das Resultat in 99% der Fälle. Die preisbestimmenden Faktoren sind lediglich das Know how der Abstimmung, sowie die aufgewendete Zeit und die damit erzielbare Präzision der Ausführung. Ist diese nicht gegeben, ist der Tonabnehmer völlig wertlos.
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...und man kann ihn in der Pfeife rauchen, unabhängig davon ob er aus goldenen Tulpenzwiebeln, Bruy'ereholz, Karhon oder aus Achat besteht!..,
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