SACD - die "Super Audio Compact Disc" - sollte 2003 die CD ablösen ..... und wurde zum Flop. - Warum ? (= viele Fragen)
In den Foren kann man heute noch die Euphorie aus den Jahren um 1999 bis 2003 nachlesen. Doch vieles von den propagierten Eigenschaften und Daten und Beschreibungen der Technik und vor allem der angebotenen Geräte stimmte gar nicht.
Im Herbst 2023 haben wir zwei ehemals recht teure SACD- Player sehr preiswert, (quasi zu symbolischen Spendenpreisen) bekommen, um hier bei uns im Hifi-Labor auszuprobieren, was an den SACD-Werbesprüchen, Legenden, Mythen und Gerüchten und verbreiteten Storys wirklich dran ist.
Das Ziel ist (bzw. war) es, bei gleichen Aufnahmen bzw. Titeln die CD-Qualität mit der SACD-Qualität fair und mit bestem Audio-Equipment zu vergleichen.
Heute geht das sogar mit preiswerten Consumer-PCs, die sehr oft schon die modernen A/D- und D/A-Wandler mit 96/24bit Technik "onboard" haben. - PCIe- Soundkarten von Terratec und anderen wie Soundblaster und Realtec können das natürlich auch oder sogar besser. Und unser semiprofessionelles RME Equipment kann das mit Sicherheit auf höchstem Niveau.
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Bei der Vorbereitung der SACD- Test- Vergleiche ist noch mehr aufgefallen ...
Die Tonmeister haben es schon vor vielen Jahrzehnten heraus- gefunden. Die Klang- oder Sound- Vergleiche von 2 Quellen (wir sprechen vom sogenannten "A/B"-Test) müssen verzögerungsfrei umgeschaltet werden können.
Jede noch so kleine Umschalt-Pause irritiert unser Gehirn und verstört die Wahrnehmung. Weiterhin muß der Pegel (oder besser : die Lautheit) absolut identisch eingestellt sein. Sonst "gewinnt" auch hier immer die lautere Quelle.
Der Hinweis auf die Lautheit ist darum wicihtig, weil die SACD-Musik-Stücke beim Abmischen sehr oft eine höhere Dynamik mit auf den Weg bekommen als die digital herunter gerechneten oder ganz anders abgemischten CD-Äquivalente (auf der gleichen Scheibe !!).
In den Tests in der Hifi-Stereophonie von Karl Breh mit seinem Labor-Team wurden diese A/B-Vergleichsmethoden ebenfalls ausführlich dargelegt.
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Linear-Einstellungen und gute Kopfhörer
Und um von Lautsprecher-Verfärbungen und ungünstigen Raumeinflüssen wegzukommen, sínd edle Kopfhörer zum Vergleich besser geeignet. Soetwas geht mit Spitzen- Vor-Verstärkern und Voll-Verstärkern wie z.B. denen von Accuphase und auch dem SXV-6000 von Grundig.
Die Elektronik von Accuphase hat leider diese kleine Umschaltpause, die das Ergebnis verfälschen kann. Bei dem Grundig SXV 6000 klemmen noch die Umschalttasten-Blöcke, solange er kalt ist.
Die Audio-Qualität ist derjenigen von Accuphase ebenbürtig (jedenfalls verglichen mit dem Spitzen-Vorverstärker SXV-6000 von Grundig). Auch ist die dort sehr variabel abgestufte Loudness durchaus hilfreich, weil sie ja später für beide Quellen gilt.
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Die "verwaschenen" Beschreibungen der SACD-"Technik" ....
Liest man die diversen SACD-Prospekte und deren Bedienungsanleitungen von damals, so interpretiert der (oder die) Werbetxter des jeweiligen Herstellers sehr leicht edelste Spezifikationen in (s)ein Gerät hinein, die hinten und vorne nicht stimmen.
In den verlockenden blumigen Beschreibungen unserer beiden SACD-Muster- Spieler (und auch in den alten Foren) wird suggeriert, aus den beiden "Stereo"-Cinch Ausgängen käme immer nur die normale CD-Qualität des PCM- Wandlers raus und aus den beiden "Fontkanal"- Cinch-Ausgängen (der 5+1 Gruppe) käme immer die (analoge) SACD- Spitzen-Qualität des analogen High Definition SACD D/A-Wandlers raus.
Und aus den digitalen SPDIF-Ausgängen einschließlich der oder den HDMI Buchsen, so sie denn schon in den letzten SACD- Geräten implementiert waren, käme sowieso nur die normale CD-Qualität raus.
Damit ist die digitale Anbindung eines edlen 5+1 Receivers schon mal tot. Der SACD- HD-Wandler- Chip hat per (Copyright-) Definition (vom Lizenzgeber SONY !!!) gar keinen digitalen 96/24- oder 88,2/24- Ausgang. Den gibt es dort nicht, das ist vom Chip-Design nicht vorgesehen bzw. das durfte nicht implemeniert werden (sagt die Buschtrommel). Also SACD-Qualität kann man demnach nur über die Gruppe der analogen 5+1 Cinch-Buchsen bekommen. (Das war der Stand für etwa 15 Jahre bis 2019.)
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Weitere Unterschiede bei SACD-Playern und DVD-Playern
Der ehemals teure SONY SACD-Player hat einen eigenen speziellen Kopfhörer-Verstärker, der nicht nur erfreulich laut geht, der Sound ist SONY like edel.
Der Onkyo hat keinen solchen Kopfhörer-Ausgang. Hier wäre man auf den angeschlossenen Receiver angewiesen.
Um die Wege der analogen Ausgänge mal genauer zu sondieren, habe ich die Service Manuals beider Player aus dem Internet herunter geladen und die dortigen Beschreibungen und Schaltbilder der analogen und digitalen Ausgänge genauer betrachtet.
Und da fällt es einem wie Schuppen von den Augen. Beide Player haben einen (einzigen) zentralen Microprozessor als Steuer-Zentrale für die ganzen Abläufe der Mechanik sowie der Elektronik und beide haben einen oder mehrere Video- und DSP- Chips (das sind "Digitale Signal Prozessoren"), die die Video-Quellen auf einer DVD in Bild und Ton aufspalten und die den Ton von reinen Audio-Quellen (auf den SACD Scheiben ist in der Regel kein Video drauf) in analoge Signale wandeln.
Die SACD-Spieler können die beiden sogenannten Layer (das sind optische Ebenen auf der Silberscheibe) abtasten, den 4,8 Gigabyte DVD/SACD-Layer und den zusätzlichen 800 Megabyte CD-Layer. Eine "Detect"- (Erkennungs-) Logik prüft die eingelegte Scheibe in einer firmenspezifischen Reihenfolge und arbeitet dann mit der bestmöglichen gefunden Aufzeichnungstechnik weiter.
Nachtrag : Nach dem Erkennen der SACD-Ebene ist die SACD Wiedergabe bzw. Dekodierung dieses Layers fest eingerastet und kann meines Wissens nach nicht mehr auf CD umgestellt werden, auch wenn ein CD-Layer verfügbar wäre.
Also SACD Abtastung und CD Abtastung geht in dem Player nie gleichzeitig, selbst wenn auf der SACD-Scheibe ein CD-Layer drauf ist. Der CD-Layer wird nämlich ignoriert. Den erkennt nur ein reiner CD- oder DVD-Player, der wiederum mit der SACD-Technik nichts anfangen kann. Auch das ist Absicht.
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Aber wie dann einen sauberen Vergleich anstellen ?
Es bleibt da nur eine aufwendige "Hilfskrücke" übrig. Dazu muß man aber vorerst noch eine Eigenschaft der SACD-Spieler herausfinden. Laut der Beschreibung in der Bedienungsanleitung solle man den Stereo-Cinch-Ausgang für das analoge Ausgangssignal in CD-Qualität anschließen und die beiden Frontkanäle der "5+1" Gruppe für die edle Super-Qualität des SACD-Sounds benutzen.
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Schaut man im ONKYO-Service-Manual die Schaltung an, erschrickt man sofort. Diese 2 Stereo-Cinch-Paare sind intern gebrückt (miteinander verbunden). Da gibt es gar keinen Unterschied. An beiden Ausgängen kommt genau das gleiche analoge Signal des DSP-Sound-Chips an. Dieser DSP-Chip liefert also immer nur ein Signal aus, je nachdem, was für eine "Scheibe" er erkannt wurde. - Damit hat sich beim ONKYO der ganze SACD- Vergleichs-Aufwand "relativiert".
Bei dem SONY SACD Spieler ist das wesentlich komplexer realisiert. Das braucht noch etwas Zeit.
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Erst nocheinmal eine Klarstellung bezüglich Audio-Qualität
In den Jahren 2003 und 2004 haben mehrere durchaus seriöse Institutionen Vergleiche angestellt und sie kamen angeblich zu der Erkenntnis, da gäbe es keine Unterschiede und/oder die hört sowieso niemand. Nach 20 Jahren möchte ich das relativieren. Denn so stimmt das nicht.
Diese Super Audio Qualitäten kann sowieso nur jemand hören, der über die entsprechende langjährige Sound-Erfahrung und die entsprechenden Audio-Geräte verfügt. Außerdem muß auch die Abhör-Räumlichkeit geeignet sein. Denn die physikalische Steigerung der technischen Qualität gegenüber der Langspielplatte und erst Recht gegenüber der CD ist unbestritten. Doch in einem Wohnblock oder einem Eigenheim mit 2 bis 6 Kindern ist es tagsüber zu laut und Abends und Nachts wollen die anderen Mitbewohner schlafen. Also da geht das überhaupt nicht.
Zumindest hier in Wiesbaden habe ich meinen 120qm Abhörsaal ringsherum freistehend und kann schon mal längere Orchesterlautstärke und Orchesterdynamik ausspielen bzw. einstellen. Das haben aber nur ganz wenige Musikliebhaber und so schrumpft der Kundenkreis für die SACD oder DVD-Audio ganz gewaltig auf wenige Tausend Bürger. Von dem finanziellen Aufwand einer Verstärker- und Lautsprecheranlage für Orchesterlautstärke schrecken auch von diesen potentiellen Interessenten wiederum viele zurück. Darum kann man die Bewertungen und Kritiken nur mit Bedacht lesen. Ich werde mir auch nicht anmaßen, die Fahr-Qualtäten eines Lamborgini, eines Ferrari und eines Turboporsches mit Tempe 280 in der Steilkurve der Berliner Avus zu beurteilen. Ich kann das einfach nicht. Ein Testfahrer bei BMW oder Mercedes wird das schon können.
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Wie würde ein normaler Mensch vergleichen ?
Und somit bleibt vorläufig als Vergleich nur der aufwendige Umweg, den analogen Ausgang des SONY- SACD-Spielers mit einem PC mit dem analogen 96/24bit A/D-Wandler (oder dem RME-A/D-Wandler) zu verbinden und dort eine Wave-Datei mit diesen qualitativen Spezifikationen zu erstellen. Das ist natürlich kein ernsthafter Vergleich der machbaren CD-Qualität mit dem bestmöglichen digitalen Original, also eigentlich Unsinn (und damit eine ersatzweise Hilfskrücke).
Gleiches wäre dann sowieso nur mit dem bestmöglichen CD-Spieler sinnvoll, um gleiche Bedingungen zu bekommen. Also unser SONY XA50 ES bekäme diese SACD eingelegt und würde dort den CD-Hybrid-Layer der SACD abtasten und analog (oder digital) ausgeben. Diese Ausgabe würde dann ebenfalls in eine zweite Wavedatei - auch mit 96/24bit - geschrieben.
Mit einem 96/24bit Audio-Editor Programm würden dann Fragmente dieser beiden Wavedateien in alternativen 5 Sekunden Schnipseln in die dritte 96/24bit (A/B Vergleich-) Wave-Datei geschrieben und das könnte mit dem Kopfhörer abgehört werden.
Sie erkennen bereits hier, daß es ein gehöriger Aufwand ist, von der Religion bzw. der Esoterik weg zu reproduzierbaren Tatsachen (unterscheidbaren und nachvollziehbaren Qualitäsvergleichen) zu kommen.
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Weiterhin erkennen Sie auch, daß da auf einmal mehrere Wandler mit im Spiel sind, die ganz bestimmt in diesen allerhöchsten Spären der maximalen Audio-Qualität mitspielen müssen.
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Zwei (besser 3) Grundvoraussetzungen für Sound-Vergleiche müssen sowieso realisiert werden ....
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- (1) Die "Aufnahmen" der analogen Vergleichs-Musiken müssen in bestmöglicher 96/24bit Qualität in Stereo-Wave- Dateien abgespeichert werden und diese Wave-Dateien müssen auf jedem geeigneten 96/24bit Abspielgerät abspielbar sein.
- (2) Die beworbene SACD-Qualität (sowie auch die von Audio-PCM-DVDs) soll sowieso 256-mal besser sein als die maximale CD-Qualität. Damit muß sowohl der A/D-Wandler in den höchsten audiophilen Spären schweben wie auch der Referenz D/A-Wandler für die Vergleichs-Tests.
- (3) Sowieso ist die Synchronität der beiden Vergleichs-Aufnahmen, die ja im 5-Sekunden Takt umgeschaltet werden, extrem wichtig. Es gab und gibt keine Hinweise darauf, wie sich die SACD-Aufnahmen (die Tracks) auf der Silberscheibe zu den CD-Aufnahmen (auch hier die gleichen Tracks) auf der gleichen Silberscheibe verhalten. Angeblich ist die CD-Ebene "nur" digital "heruntergerechnet", und wäre damit vom Timing der einzelnen Tracks identisch zur SACD-Ebene.
- Andere Quellen behaupten, die einzelnen Tracks auf dem CD-Layer seien ganz anders "abgemischt" als die SACD-Tracks auf dem SACD Layer und darum auch nicht vergleichbar.
Damit ist ein realistischer technisch einwandfreier Vergleich der zwei Qualitäten schon sehr weit "weggerückt" (= von zu vielen "Kleinigkeiten" abhängig).
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Und Grundvoraussetzung 4 ist die High-Tech Aufnahme an sich.
Es ist demnach auch völlig unsinnig, alte analoge Magnetband-Aufnahmen von POP-Gruppen (mit elektrischen Instrumenten wie zum Beispiel Musik von Pink Floyd) von den geretteten (und dann auch noch auf Stereo abgemischten) Masterbändern als Quellen für Qualitätsvergleiche heranzuziehen.
Weiterhin haben Schallplatten-Exerten von Polydor bereits 1979 herausgefunden, daß die ehemals originale sehr edle Masterband-Qualität der originalen 24 Spur Bänder bei den dann erfolgten mehrfachen Bandüberspielungen bereits erheblich - das bedeutet meßbar und auch hörbar - gelitten hat. Lesen Sie mal diesen Artikel der Polydor Ingenieure.
Das wiederum bedeutet, alleine die noch verbliebenen alten analogen originalen 16-Spur oder 24-Spur- (oder 48 Spur) Aufnahmen von den alten Originalbändern hätten eine "geringfügig ?? oder doch viel bessere ??" Qualität als sie auf einer CD abgebildet werden "könnte". - Von der Qualität der analogen Schallplatten wollen wir dabei gar nicht erst anfangen.
Als wirklich fundierte Vergleichsquellen kommen daher - aus unserer Sicht - nur modernste digitale Hightech-Aufnahmen zum Tragen. Das sind digitale Viel-Spur Aufnahmen mit modernstem Studio-Equipment, die die SACD-Qualität bis an die Grenze des Machbaren ausnutzen.
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Und auch hier gibt es wieder die kleinen Einschränkungen, denn die SACD wird allermeist als 96/24bit HD-Audio PCM Variante digital "geboren" und dann in den 1 Bit Stream Abspielmodus convertiert (mathematisch umgerechnet), der dann nicht mehr (bzw. erneut) sauber bzw. problemlos nachbearbeitet werden kann.
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Hier geht es in die Details zu den SACD Unterseiten ......
- Die SACD (Rückblick in 2022)
- Die SACD (1999/2003)
- Sony SACD SCD-1 Teil 1
- Sony SACD SCD-1 Teil 2
- Sony SACD DVP-NS900V
- Sony SACD DVP-NS900V - 2
- ONKYO SACD DV-SP502E
- PIONEER SACD DV-6800
- Ist SACD "Esoterik" ?
- Der Sound Vergleich - Beispiele
- Überlegungen einer Beweisführung
- Eine SACD Bewertung aus 2002
- Die SONY Playstation 3
- Ein Kommentar zu Super Audio CD