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Es gab damals "Flachbahnregler" mit fast allen Eigenschaften

Nach langem Suchen fand ich auch preiswerte (erschwing- liche) "Flachbahnregler", die fast alle Eigenschaften hatten, die in den professionellen Disco- Mischpulten gefordert waren. Und wie immer, liegt hier die Betonung auf dem Wörtchen "fast". Übrigens, die edlen japanischen Produkte / Komponenten (z.B. von ALPS) gab es damals bei uns noch nicht.

Beginnen wir mit den positiven Eigenschaften.

Die Widerstandsbahnen müssen für die "Ewigkeit" konzipiert sein. Das ist natürlich gewaltig übertrieben, aber in den Labors dieser Potentiometer- Spezialisten hatten man einen kleinen simplen Roboter, der die Schleifer-Einheit bestimmt 10.000 Male hin und her - von Anschlag zu Anschlag - bewegt hatte. Und dann ging es ans Zerlegen und Analysieren, wie gut die Kohleschichtbahnen durchgehalten hatten und wie weit die Schleifkontakte abgenutzt waren.
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Der Begriff des "Reglers" ist hier leider falsch. Es ist ein "Steller" oder ein Potentiometer, aber kein Regler. Das wird alles umgehend ausgetauscht.

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Die Widerstandsbahn, eine Kohleschicht

Diese Widerstandsbahn ist eine aufgedampfte oder aufgesprühte Kohleschicht, nichts weiter. Das klingt simpel, ist es aber nicht, weil im Gegensatz zum sogenannten Kohleschicht- Festwiderstand auf der runden ode geraden Bahn ein Schleifer hin und her fährt. Und dadurch nutzt sich diese Bahn langsam aber sicher ab. Die Frage ist nur : wieviel ?
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Die Schleifkontakte

Der Schleifer mit 2 Kontakten

Die Kohle-Schicht kann man mit entsprechenden Binde- mitteln glatt und hart machen. Dazu muß man aber den Schleifer mit einer "mit Schmierung" ergänzen. Die Schmierung kann ein einmal aufgetragenes Graphit-Fett sein oder gleich eine aus Graphit-Kohle bestehende selbstschmierende Kontakt-Kappe - oder - so wie hier - sogar beides.

Oben im Bild sehen Sie die "geschmierte" Schleifbahn (grüne Pfeile). Und hier rechts im Bild sehen sie den Schleifer, jedenfalls eine der beiden (Stereo-) Seiten mit den beiden Schleifkontakten. Die Graphitkappe (links) schleift auf der Kohleschichtbahn, die Metallkappe (rechts) schleift auf der wesentlich widerstandsfähigeren Metallbahn.
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Und die Anschlüsse ? Versilbern ist unglücklich

Hier sehr langlebig

An die Kohleschichtbahn kann man nichts anlöten. Das geht nicht. Dafür braucht man Lötkontake oder Lötösen, so wie hier. Auch da gibt es wieder Fehlerquellen, wie auf der ersten Seite über Flachbahnregler aufgezeigt. Silber korrodiert nach recht kurzer Zeit, in der Diskothek bereits nach wenigen Stunden und die Leitfähigkeit ist dann arg gebremst oder ganz unterbroochen. Dann wäre der Regler irreparabel hin.

Der Konstrukteur muß unbedingt eine solide Anschluß- möglichkeit für die elektrische Verkabelung benutzen. Dazu wird an den beiden Enden der Schleifbahn eine metallische Schicht aufgebracht. Sehr oft wird dann auf die Schleifbahn-Enden ein Kontaktmetall aufgenietet. Dabei werden Bronce-Nieten verwendet, die eine leichte Dauerelastizität aufweisen. Und diese Kontakte, meist die Lötösen selbst, dürfen nicht korrodieren.
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Der Staub, der Schmutz, der "Dreck", das sind alles Feinde

man sieht die Schutzfolie
die Rille im Plastik
mit der Schutzfolie

Von den ganz billigen Potentiometern und Flachbahn- reglern wissen wir, sie kratzen bereits nach wenigen Jahren, manche sogar schon nach Monaten.

Hochwertige Potis (also die Drehregler) werden dazu "gekapselt".
Bei Flachbahnreglern habe ich aber den großen Schiebeweg. Wenn der offen bleibt, ist das Teil schon tot, bevor es richtig los geht. Insbesondere in Diskotheken war die Resistenz gegen Flüssigkeiten aller Art enorm wichtig. Die "Bediener", die DJs nahmen überhaupt keine Rücksicht auf den Geldbeutel ihrer Chefs.

Es gibt nur wenige Möglichkeiten, die Verschmutzung (aller Art) zu blocken. Bei den Lowcost Flachbahnreglern ist das eine robuste Folie, die zwischen die beiden Hälften des Reglergehäuses eingebracht wird. Auf den Bildern rechts ist es anschaulich zu erkennen. Diese Folie darf aber die Mechanik nicht blockieren, also das Schiebegefühl (neudeutsch Haptik) soll erhalten bleiben.

Auch darf die schmale Folie nicht knautschen oder gar knicken oder herausrutschen. Und das alles für möglichst wenig Geld. Dieser Regeler hier kostete damals weniger als 4.- DM.
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Die elektrischen Eigenschaften der Widerstandsbahn

Beinahe hätte ich es vergessen. Natürlich sind auch die elektrischen Eigenschaften der Kohle- schichtbahn wichtig. Das ist der Gesamtwider- stand in Ohm. Dazu kommt die lineare oder logarithmische Verlaufskurve und der Gleichlauf bei zwei korrespondierenden (Stereo-) Seiten.

Beim Betätigen eines (Stereo-) Reglers sollen die jeweils eingestellten Pegel annähernd gleich sein.

Eine Abweichung der beiden "Kanäle" von mehr als ±3db ist schon eine Katastrophe. Also ±1dB ist noch ok, und ±0,5db ist beinahe professionell.

Im Audio-Bereich ist die logarithmische Widerstandskennlinie bei Lautstärkereglern (bei den Profis sind das die Mikrofon-Regler) auch ein Thema. Diese Kennlinie kann man nicht nach Gutdünken auslegen. Der mechanische Regelweg soll ja in etwa der gehörmäßigen Steigerung der Lautstärke entsprechen. Das ist also alles nicht trivial. Das "Aufbringen" der Kohleschicht ist harte Profiarbeit.
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Zwei Eigenschaften sind bei diesem Regler zu bemängeln

Der Regelweg "läuft" nicht weich, wie bei den Studio-Reglern. Der Regler rupft oder klemmt und das macht keinen Spaß. Selbst bei ganz neuen Reglern geht es nicht weich und "wie geschmiert". Der Schleiferblock hat bei dieser Konzeption keine präzise Führung wie bei dem großen PREH Regler.

Und damals war für mich die Befestigung des ganzen Reglers albsolut unbrauchbar. Die Käfigmuttern direkt unten an den Lötösen waren genau auf der  falschen Seite. Für eine Platinen-Montage hätte der Regler Lötpins gebraucht und keine Lötösen. Doch bei den Profis war soetwas tabu, also 20 Regler auf einer Platine eingelötet. Da konnte man nicht mal schnell einen austauschen.

Und darum kam das Teil trotz seiner guten Eigenschaften nicht in die engere Wahl. 30 Stück liegen hier noch rum, neu, seit 30 Jahren.
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