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High End Forum - Editorial Ausgabe 2/1992

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Wird die Langspielplatte zu Grabe getragen ?

Man hat sich mittlerweile schon an das Bild gewöhnt. Man betritt die Schallplattenabteilung eines größeren Kaufhauses (Anmerkung : Wir sind in 1992, die CD hat den weltweiten Durchbruch gewonnen.) und sieht überall CD, CD und nochmals CD's.

Wer der inzwischen scheinbar als abartig geltenden Liebe zu den guten alten Langspielplatten huldigt, stößt oft nur noch auf verständnisloses Schulterzucken. Mit Glück findet man vielleicht noch in einem der hinteren Winkel ein paar Kästen mit LPs, die meistens nur noch eine lieblose Sammlung von Ladenhütern repräsentieren. Auch dem ehemals gutsortierten Fachgeschäft geht es hart ans Leder, wenn nicht gnadenlos auf CD umgestellt wurde.

Ist denn das wirklich ganz im Sinne des Kunden?

Nach wie vor werden haltlose Gerüchte vom überlegenen 'Wunderklang' der CD verstreut und alle möglichen klanglichen Vorteile gegenüber der Schallplatte versprochen. Aber gehalten werden diese Versprechen nicht.

Selbst jetzt nach über 15 Jahren Erfahrung mit Digitalaufnahmen und über 10 Jahren Compact-Disc Markteinführung, lassen sich kaum CD's finden, die klanglich, musikalisch und technisch mit guten Langspielplatten mithalten können.


Die Zahl der CD's, die ich bisher gehört habe, die ihrer gleichnamigen LP klanglich überlegen (bzw. gleich gut) sind, läßt sich mühelos an den Fingern einer Hand abzählen. Dann ist die CD meist auch noch eine gute Ecke teurer.
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Eigentlich müßte man als Kunde und Käufer hier gegenlenken. Wenn mir die Wahl bleibt zwischen der LP und der CD eines Titels, sollte man sich schwer überlegen ob man die teurere und möglicherweise schlechtere CD kaufen sollte.

Diese Wahl wird einem aber zunehmend weniger gelassen. Die CD-Lobby hat uns hier auf Kosten der Schallplatte zu sehr über's Ohr gehauen. Die großen Labels bzw. Hersteller in der Plattenindustrie investieren seit Jahren nicht mehr in die analoge Schallplatte und der Qualitätsstandart sinkt bedrohlich weiter.


Einige kleine Label engagieren sich dafür aber umso mehr, dem audiophilen analogen Musikliebhaber, die wohl zu den besten zählenden Schallplatten anzubieten. Diesen innovativen mutigen Schallplattenlabels sollten wir unser Vertrauen schenken und diese zum beiderseitigen Nutzen unterstützen. Leider gehen sehr oft gerade die besten Labels erst Pleite, bevor ihre Produkte am heutigen Markt entdeckt und entsprechend gewürdigt werden.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, nicht daß ich grundsätzlich etwas gegen Wandel und Neuerungen hätte, aber wenn ich schon mehr dafür bezahlen muß, dann möchte ich auch bitteschön etwas mehr dafür geboten bekommen.

Der Fortschritt sollte sich dann vielleicht auch mal in die richtige Richtung wenden, damit wir Musikliebhaber endlich auch mal wieder mit Freude und Begeisterung mitmachen können. Denn letztlich dient die ganze Technik ja doch nur dazu, uns die Freude an der Musik nahezubringen.

KS (KS = Klaus Staaden)
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Black Beauties
KN's kleine LP-Liste

Anhänger des analogen Wohlklanges haben derzeit wirklich nichts zu lachen. Hätte ich noch vor einem Jahr gesagt, daß die CD uns in Sachen LP langsam aber sicher das Wasser abgräbt, so müßte ich heute zugeben, daß diese Einschätzung noch viel zu optimistisch gewesen wäre.

Schier atemberaubend ist nämlich das Tempo, mit dem die schwarze Scheibe aus den Läden verschwindet und die Konzerne ihr Repertoire zusammenstreichen. Ständigen Zuwachs verzeichnet dagegen die Zahl der Einspielungen, welche nur noch auf CD veröffentlicht werden, wobei diese einseitige Entwicklung mittlerweile auch auf die Rock/Pop-Sparte übergegriffen hat.

Für jeden Audiophilen, der mehr verlangt als Hintergrundbeschallung im Nonstop-Betrieb, für den Musik ein emotionales Erlebnis darstellt und der deshalb nach wie vor der LP die Treue gehalten hat, muß nun das Gebot der Stunde sein, sich möglichst schnell jene Scheiben zu besorgen, die noch im Handel erhältlich sind, bevor sich das 'Schlachtfeld' gezwungenermaßen endgültig auf die Flohmärkte und Second-Hand-Shops verlagert.

Bei der nun folgenden Liste habe ich mich deshalb bewußt auf LPs beschränkt, die im gut sortierten Fachgeschäft (doch, die gibt es noch!) oder im Spezialversand noch zu vernünftigen Preisen zu finden sein dürften, auch wenn die eine oder andere Scheibe zwischenzeitlich vielleicht auch schon gestrichen ist.

Ich möchte schließlich nicht gerne jenen leicht sadistischen Zeitgenossen zugerechnet werden, die seitenlang eine Platte in den höchsten Tönen loben, um dann süffisant festzustellen, daß es sie praktisch nicht mehr gäbe, man sein eigenes Exemplar nach jahrelanger Suche in einem Plattenladen auf Spitzbergen entdeckt hätte - für läppische 1000,- Dollar - und der geneigte Leser doch dort vielleicht noch mal nachfragen sollte ...

Da es leider nur allzu viele sogenannte 'audiophile' LPs mit musikalisch blutleerem Inhalt gibt, habe ich bei meiner Auswahl die Musik und ihre Interpretation in den Vordergrund gestellt, wobei ich allerdings betonen möchte, daß ich kein Musikexperte oder -Wissenschaftler bin.

Ich habe deshalb rein subjektiven Kriterien den Vorzug gegeben, wie die persönliche Begeisterung über eine bestimmte Platte, inwieweit sie mich emotional berühren konnte oder eben ganz einfach jene Faszination erweckt, die meines Erachtens eben nur eine gute schwarze Scheibe vermittelt.

Aufnahmetechnisch sollte die LP mit ihrer Musik schritt halten, oder hier zumindest überdurchschnittlich gut sein. Platten mit überragender Interpretation und überragender Klangqualität sind heutzutage leider ebenso häufig anzutreffen, wie Ehrlichkeit in der Politik ...
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Von der Faszination alter Aufnahmen

"Kenner" bekommen glasige Augen (Anmerkung : Der Begriff "Kenner" ist durch die Nutzung insbesondere bei dubiosen ebay Angeboten in Verruf geraten - was oder wer ist wirklich ein "Kenner" ?), werden blaß vor Neid, wenn ein Anderer ihm solche Scheiben vorführt, rot vor Zorn, wenn sie ihm auf dem Flohmarkt vor der Nase weggeschnappt werden oder glücklich vor Wonne, wenn sie selbst ein solches Stück ergattern konnten.

Selbst absolut unerfahrene Hörer staunen immer wieder, wenn man ihnen solch eine legendäre Platte aus den 1950er Jahren vorspielt. Das erstaunlichste ist oft, daß jene gar nicht merken, daß es sich bei der soeben vorgeführten und mit fiebernder Begeisterung angehörten Scheibe um eine Mono-Aufnahme handelt!

Wie sollten Sie auch, sind doch die 'einmikrofonisch' eingefangenen Musikaufnahmen derart plastisch, ja man will fast sagen 'räumlich' exakt aufgelöst, mit einem so phantastischen Drive, einer so lebendigen Dynamik, daß sich die allermeisten modernen Stereo-Aufnahmen davon eine dicke Scheibe abschneiden könnten.

  • Anmerkung : Jetzt ist der Autor im religiösen Bereich angekommen und wird - zumindest von mir - nicht mehr ernst genommen. Die Vergleiche von vielen klassischen LP- und CD- Aufnahmen auf meiner Anlage zeigen ein ganz anderes Bild, als der Autor es da vorgibt.


Mithalten können da oft nur noch die Stereo-Aufnahmen aus der Pionierzeit, also auch aus den späten 1950er-Jahren. Auch hier wurde mit sparsamster Studiotechnik gearbeitet: Meist nicht mehr als 2 oder 3 Mikrofone, die Verstärkung im Signalweg übernahmen ein paar Röhren, die man an den Fingern einer Hand abzählen konnte, bis zur Bandmaschine, die sicherlich nicht besser war als heutige Studiomaschinen. Also eigentlich technisch gar nichts Besonderes; ein heutiger Audiophiler würde 'Besseres' wollen.

  • Anmerkung : Auch das stimmt nicht, weil zu Anfang der Stereophonie (ab etwa 1956) wesentlich mehr Wert auf den Stereo-Efekt des Raumklanges gelegt wurde als auf die utimative Audio-Qualität.


Warum diese fehlerbehafteten Aufnahmen dennoch so gut sind, wird einem erst klar, wenn man seitdem die Entwicklung in den Tonstudios im Laufe der Zeit mitverfolgt. Geräteseitig fiel vorallem die Umstellung der Studioelektronik von der Röhre zu den transistorbestückten Nachfolgern ins Gewicht.

Das soll nicht heißen, daß der Klang der Röhrenelektronik das allein Seligmachende ist und Transistorverstärker unmusikalisch sein müssen; aber damals waren sie es! Aber das wäre nicht das Schlimmste gewesen. Durch die vergleichsweise billige Elektronik und mehr Geldmittel war es möglich alle nur erdenklichen Studio- und Effektgeräte anzuschaffen.

Selbst wenn mir neunmalkluge Tontechniker nun erzählen wollen, daß die Qualität der einzelnen Studiogeräte doch sehr hoch sei, läßt sich diese dann immer noch durch exzessive Verwendung von recht vielen Geräten, durch die man alle die Signale schleift, wesentlich herabsetzen.
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Als ich einmal eine Firma besuchte, die Studiotechnik für Aufnahme und Plattenproduktion herstellte, blieb mir als Techniker das Herz stehen, als ich die Elektronik für eine der 'besten und am Weltmarkt qualitativ führenden' Plattenschneidemaschinen sah.

  • Anmerkung : Vermutlich war er zu Gast bei der Firma Georg Neumann Berlin, der einzige Hersteller von professionellen Plattenschneidmaschinen in Deutschland.


Ich stand vor einem übermannshohen Schrank, der angefüllt war mit nicht weniger als hundert Leiterkarten, in zahlreichen Einschüben, durch die sich alle das empfindliche Musiksignal mühsam quälen mußte.

  • Anmerkung : Das ist leider Unsinn und/oder Nichtwissen. Die 45er und die 30cm Platten wurden ab einer bestimmten Neumman VMS-Type alle mit dem Rheinschen Füllschriftverfahren geschnitten und diese Elektronik mußte "Vordenken", was in der "nächsten" Rille an Amplituden vorkam. Weiterhin hatten die letzen VMS 86 Boliden 2 x 500 Watt Schneidsichel-Verstärker, um die gefoderten dynamischen Amplituden problemlos schneiden zu können.


Ich verstand augenblicklich, warum die alten Aufnahmen aus der Pionierzeit der Hi-Fi-Technik so gut waren, die Melodia- und Eterna-Platten bis vor kurzem immer noch so unspektakulär aber muskalisch überlegen klangen (Die 'mußten' wegen Geldmangel noch mit den alten 'abgelegten' Studiogeräten aus den USA und Deutschland arbeiten).

  • Anmerkung : Auch hier wird eine Legende verbreitet, die mit der Realität nicht viel zu tun hatte. Ich war in 2010 total überrascht, warum die großen amerikanischen Labels ihre LP-Matritzen hier in Frankfurt beim Schneidstudio Brüggemann schneiden ließen, da es doch in den USA angeblich jede Menge höchstqualifizierter Plattenschenschneidstudios gab.


Das traurigste Kapitel aber ist die Mikrofontechnik. Was hier an Entwicklung in die falsche Richtung stattfand, mit der bedenkenlosen Vermehrung der Mikrofone bis hin zur Multimikrofonie. Der Versuch die gesparte Zeit, die eine sorgfältige Plazierung der Mikrofone und das akustische Ausbalancieren des Klangkörpers im Raum gekostet hätte, mit Technik ausgleichen zu wollen ist ein Thema, dem sich unser Kollege MS demnächst noch einmal widmen wird.

  • Anmerkung : Daß die Aufnahme-Philosophien der Tonmeister und Toningenieure sehr oft kollidierten, ist bekannt. Daraus eine Legende zu stricken, ist gefährlich, weil das mit dem Nichtwissen übehand nimmt.

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KS (KS = Klaus Staaden)

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Impressum

Die Zeitschrift für aufrichtige Musikwiedergabe
Herausgeber und Chefredakteur: Klaus Staaden

Mitarbeiter: Klaus Nitzschner, Manfred Schmid, Ingrid Stubenrauch, Helmuth Tully

Die Personen und ihre Darsteller: KN Klaus Nitzschner

MS Manfred Schmid
KS Klaus Staaden
IS Ingrid Stubenrauch
HT Helmuth Tully

Die namentlich gekennzeichneten Beiträge unserer Mitarbeiter stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Der Herausgeber bedankt sich recht herzlich, im Namen aller an der Entstehung dieses Heftes Beteiligten, für die freundliche Unterstützung.

Heft:" Dieses war der zweite Streich und der nächste dauert und dauert wieder ... HS
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