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In der AUDIO 01/1986 erschien ein Kommentar zu einem "Test"

Selbstverständlich wurde der "Delinquent" mit dem "bösen" Test vom Dezember 1985 auf der AUDIO Seite 42 nicht namentlich genannt, das ging wohl nicht. Es war aber die "HIFI-VISION" mit der Ausgabe 12/1985. Da uns alle diese Ausgaben (fast aller Hifi-Magazine) inzwischen lückenlos vorliegen, war es nur ein kurzer Handgriff.

Dazu muß man wissen, daß im Spätherbst 1984 ein ganzer "Schwung Redakteure" um Herrn Dr. Gerald O. Dick im Unfrieden oder sogar im Brass bei AUDIO und stereoplay (Auto-Motor-Sport Presse Stuttgart) ausgeschieden waren. Insbesondere Dr. Dick hatte mental nicht vertragen, daß der in der Branche wesentlich bekanntere Karl Breh von der Ende 1983 zu stereoplay migrierten Hifi-Stereophonie inzwischen Chefredakteur geworden war und er eben nicht mehr Chefredakteur war.

So entbrannte gleich nach der Neugründung der "HIFI-VISION" ein wilder Wettbewerb, wer die größeren, teueren, gewaltigeren und "aktuelleren" (Mist, das kann man ja gar nicht steigern) Geräte vorzeigen und natürlich "testen" konnte. Und natürlich diese angeblich herausragenden und vor allem "exklusiven" Tests, die jedes Magazin für sich beanspruchte, wurden auf den Titelseiten ganz dick hervorgehoben.

Es fällt dem gewissenhaften Leser (und erst recht dem zurückblickenden Redakteur) in 2016 natürlich sofort auf, daß in dieser aktuellen AUDIO Kritik von 1/1986 kein Wort darüber stand, daß die Zeitschrift Hifi-Vision gerade mal 6 Monate alt war. Und einen aufkommenden Wettbewerb muß man gleich und direkt an den "Gründungswurzeln" bekämpfen - gnadenlos. Es hatte aber 11 Jahre gedauert, bis die Redaktion und Verlag der Hifi-Vision "ausgetrocknet" waren.

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Beginnen wir mit der Replik von Audio auf den Test im Dez. 1985

von Hans-Günther Beer im Jan. 1986 (Beer ist Leiter des Ressorts Test.)
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Titel : "Daneben geschossen"

AUDIO Referenz-Lautsprecher BM 20

"Ein HiFi-Blatt" veröffentlichte in seiner Dezember-1985 Ausgabe einen "seltsamen" Test der Aktivlautsprecher BM 20 von Backes & Müller.

Tenor dieses Tests: ein glatter Verriß.

Angeblich hätten die BM 20 „stark verfärbte Mitten", klängen „nasal", „künstlich", „im Baß aufgequollen" und so weiter. Prompt riefen viele Leser - darunter auch Besitzer der BM 20 - und Händler bei AUDIO an und machten ihrer Empörung Luft.

H. G. Bergmann aus Bad Königshofen (siehe dazu auch Seite 68) schrieb treffend: „Es dürfte heute schon einige Mühe machen, eine Billigbox um etwa 200 DM zu finden, auf die diese Klangbeschreibung zutreffen würde." Die BM 20 seien, so Bergmann weiter, „in unzulässiger Weise und in ganz schlechtem Stil verrissen" worden.

Nur schlechter Stil?

Dem Tester (Anmerkung : also dem Kollegen bei der anderen Zeitschrift) unterliefen, fast schon amateurhaft, auch noch dicke sachliche Fehler. Die 35-Grad-Neigung des Mitteltöners, so die erste abenteuerliche Behauptung, lasse diesen bevorzugt zur Zimmerdecke strahlen, „da die Konusmembran gerichtet abstrahlt".

Jeder Tester sollte freilich das physikalische Gesetz kennen: Ein Chassis bündelt erst dann, wenn die Wellenlänge der abzustrahlenden Frequenz den Umfang der Chassis-Membran unterschreitet. Nun liegt die oberste der vom BM-Mitteltöner abgestrahlten Frequenz bei 880 Hertz; sie entsprechen einer Wellenlänge von 39cm. Umfang des Mitteltöners (Durchmesser: etwa 10cm) ist 31cm - er wird also nicht von der Wellenlänge unterschritten. Daher strahlt der BM-Mitteltöner bis zu seiner Übergangsfrequenz ohne jegliche Bündelung ab.

Zweiter Fehler: Laut Tester hat die BM 20 drei verschiedene Regelungsverfahren. In Wahrheit sind es zwei: nämlich im Baß und Mitteltonbereich die Regelung mit induktiver, im Hoch- und Superhochtonbereich die Regelung mit kapazitiver Signalaufnahme.

Drittens behauptet der Tester, daß die elektronische Regelung der BM 20 „rein theoretisch entweder Verzerrungen deutlich reduziert oder den Frequenzgang oder das Impulsverhalten optimiert".

Die technische Erklärung (oder Belehrung für den Tester) :

Er sollte mindestens wissen, daß Frequenzgang und Impulsverhalten voneinander abhängige Größen sind, die von einer Regelung nicht alternativ, sondern nur gemeinsam beeinflußt werden können. Mit solchen, schlichtweg falschen Beschreibungen technischer Zusammenhänge beweist er also verblüffende Inkompetenz. Und damit würde sich eigentlich jeder Kommentar erübrigen - wenn nicht viele Fragen offenblieben.

Jetzt kommt das eigentliche AUDIO Problem :

So zum Beispiel die Frage, wieso die BM 20 bei AUDIO Referenz ist, während sie woanders derartig verrissen wird.
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Sitzen die AUDIO-Tester also auf ihren Ohren ?
Natürlich nicht !

Gewiß kann man geteilter Meinung selbst über einen Spitzenlautsprecher sein. Der eine Tester mag ein geschöntes, Fehler der Platte aber eher verdeckendes Klangbild bevorzugen. Der andere stuft einen analytischen, ehrlichen, damit aber auch Fehler der Platte entlarvenden Klang höher ein. Solche Abweichungen im Urteil sind gewiß erlaubt, solange sie fundiert begründet und offen dargelegt werden.

Doch dieser Verriß ist weit von solchen Differenzierungen entfernt. Wer die BM 20 selbst nur in einem kurzen Hörtest kennenlernt, wird sofort beurteilen können, daß ein Bericht, der ihr „verschwommene Bässe", „nasale Mitten" oder „Hohlheit" unterstellt, schlichtweg unglaubwürdig ist.

Unser Kommentar zu diesem Kommentar :

Wie konnte man da nur zweifeln ? Nur AUDIO testet "richtig".

Das Problem bei AUDIO war, die Glaubwürdigkeit hatte bereits seit ein paar Jahren stark gelitten und die AUDIO Redaktion kämpfte dagegen an. Man unterstellte AUDIO eine gewisse Befangenheit (andere Branchen-Insider - alle inzwischen pensioniert - sprechen da ganz deutlich von sogenannter "Einflußnahme" oder auch geldwertem Wohlverhalten).

AUDIO und stereoplay gehörten zum gleichen Verlag der motor sport presse Stuttgart und der seit Ende 1984 neue Chefredakteur (bei stereoplay) Karl Breh kämpfte über viele Jahre gegen Windmühlen.

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Hier also der Verweis auf den B&M 20 Test in Hifi-VISION 12/1985.

Es wäre noch wichtig, zu vermerken, daß der (böse) Tester Dr. G. O. Dick in Physik promoviert hatte und über Jahre Chefedakteur der stereoplay war und durchaus Ahnung hatte von dem technischen Hintergrund, über den hier gesprochen wird.
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