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Die (deutsche) Zeitschrift "AUDIO" und ihre Bedeutung :

Das deutsche Hifi-Magazin "AUDIO" kam im Januar 1978 recht spät auf den Markt. Mehrere andere Magazine waren da etwas schneller, die Amerikaner sowieso. Doch AUDIO glänzte von Anfang an mit bildzeitungsähnlichen Superlativen in jeglicher Coleur sowie Schlagzeilen auf Bildzeitungs-Niveau. Nichts war da noch steigerungsfähig, alles war immer das (aller-) Größte, (aller-) Teuerste, (aller-) Beste und (aller-) Schnellste. Das war auch das Merkmal der anderen Massen-Publikationen des Auto-Motor-Sport Presse Verlages aus Stuttgart.

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Ich suche noch Informationen, wie lange die Auto Motor Sport Presse Redakteure gebraucht hatten, um eine Hifi-taugliche Redaktion aus der Taufe zu heben. Denn so einfach ist das Umschwenken von Sport und Autos auf ein völlig neues Wissensgebiet nicht.

In den ersten Ausgaben erkennt man im Vergleich zu den anderen bislang vorhandenen "Blättern" schon ein sichtbares Defizit in diesem Fachgebiet.

Und es beginnt auch gleich mit populistischen Sprüchen wie "20.000 Watt nebenan". Auch tauchen schon hier die später in anderen Magazinen und Zeitschriften bekannten Namen von Redakteuren auf, die aber hier vorerst (noch) als sogenannte "Tester" fungieren.
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In Jahr 1978 waren die Coverseiten noch nicht lackiert!

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Das Editorial der 1. Ausgabe von Hannes Scholten
"Haben Sie Beziehungen?"

Ein Deutscher hat seinen Arzt, bei dem er sich kurieren läßt, seinen Anwalt, der ihn berät, seine Werkstatt, in die er sein Auto bringt. Selbst wenn er falsch behandelt wird, den Prozeß verliert oder eine überhöhte Rechnung zahlen muß, hält er ihnen die Treue.

Seine HiFi-Anlage jedoch kauft ein Deutscher nicht bei seinem Fachhändler, sondern er hat Beziehungen: über den Schwager des Kollegen zum Großhandel, über den Freund der Schwester, die jemanden in der Firma kennt, über den hilfsbereiten US-Soldaten, der gelegentlich Geräte aus dem PX-Laden besorgt.
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  • Anmerkung : Also das mit den US Soldaten und den völlig irren PX- und Commissarry- und Audio-Club- Preisen ist sogar bis nach Stuttgart durchgedrungen - ganz erstaunlich. Übrigens, Europas größten Audio-Club hatten wir hier in Wiesbaden, im Vorort Mainz Kastel. Das war eine gigantische Auswahl. Ich war nur einmal drinnen, ein ganzes Kasernengebäude mit 4 Etagen und jeder Menge an kleinen Zimmern zwecks individueller Vorführung, da wäre (oder ist) sogar der damalige Kölner Saturn blaß geworden. Auch hatte Hannes Scholten mit keiner Silbe erläutert, daß das damalige deutsche Markt-Preisgefüge bei einem Verhältnis von 1:3 arg ins Wanken gekommen war. Also der SONY STR 6120 kostete 1972 im Audioclub um die 1000.- DM und auf dem Deutschen Markt um die 3.200.- DM.

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Allenfalls läßt er sich vom HiFi-Fachhändler beraten, um dann beim Discounter zu kaufen - nicht ohne wochenlang verglichen, gerechnet und gefeilscht zu haben. Ist das denkbar: Ein Kranker, der sich die Diagnose vom Hausarzt stellen läßt, um hernach zum Quacksalber zu gehen; ein Autobesitzer, der in der Fachwerkstatt nach dem Fehler fragt, um ihn auf dem Hinterhof beheben zu lassen?

  • Anmerkung : Das sind natürlich ziemlich blöde Vergleiche, also an den Haaren herbeigezogen. Das hätte man damals besser formulieren können bzw. sollen.


In deutschen Käufern scheint ein gutes Stück Teppichhändler-Mentalität zu stecken, (. . . merken Sie, es ist gerade mal 1978 und Geiz war damals schon geil) wenn es um High Fidelity geht. Ein paar Mark Preisunterschied reichen aus, um den Händler zu wechseln; der Wert der Anlage wird manchmal geringer geschätzt als die Prozente, um die man den Preis heruntergehandelt hat. Und das bei Geräten, die weit komplizierter sind als Autos, die auch eine fachkundigere Beratung und Pflege voraussetzen; denn Anlagen befriedigen "elementarere" Bedürfnisse als den Transport von einem Punkt zum anderen.
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  • Anmerkung : Auch dies Aussage ist populistisch und fast schon dumm. Denn die motorisierte Fortbewegung ist uns Deutschen und nicht nur uns, auch den Amerikanern erheblich wichtiger als der Musikgenuß mit einer Hifi-Stereoanlage.

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Haben Sie Beziehungen? Zu Ihrem HiFi-Händler? Sie lohnen sich, weil sie auf Dauer höhere Zinsen tragen als das eingesparte Geld.

Herzlich Ihr
Hannes Scholten - Jan. 1978

  • Anmerkung : Das mit dem "Herzlich" ist mir schon in andern Blättern "aufgestoßen". Ich kenne den Mann nicht und habe auch kein "herzliches Verhältnis" zu Ihm, er zu mir ganz bestimmt auch nicht - und jetzt ganz bestimmt gar nicht mehr.

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