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Die Story über den DUAL 1009 - aus meiner Sicht (gr)

Ein damals seltenes Hifi Schaufenster in 1963 -das könnte "Teleradio" in Frankfurt gewesen sein
Der 1009 aus dem Grundig Studio 50

Frühjahr 2011 - von Gert Redlich. 1964 war ich ein junger Bub von 15 und wohnte bereits mitten in einer recht großen Stadt (in Wiesbaden). Und ich "streunte" (nachmittags nach der Schule) auch durch die Kaufhäuser und vor die Schaufenster der Rundfunk(fach!!)geschäfte.

Dort gab es tolle Sachen zu bestaunen, Musiktruhen von gewaltigen Ausmaßen, Lautsprecher und Plattenspieler, so wie ich sie in den Wiesbadener Kinos kennengelernt hatte.

Und dann auf einmal stand dort in einem der großen Schaufenster ein Plattenspieler in einer neuen, ganz anderen und ungewohnten Art.

Kein Plastik-Tonarm mehr, keine Plastikhebel oder Plastik-Drucktasten, nein, es war alles anders und es wurde mit "Hifi" angepriesen, dieses neue Teil. Der Plattenspieler hatte einen riesigen Teller und alles sah "richtig technisch gut" aus. Heute in 2012 würde soetwas im Teenager Jargon vielleicht als "echt geil" oder "voll krass" bezeichet.

Es war der Beginn einer neuen Zeitrechnung für angehende 15-jährige Hifi-Fans in einer Großstadt.

Der brandneue DUAL 1009
das ganz neue Grundig Studio

Und ich glaube, das Teil kostete weniger als 300.- Mark. In unseren wenigen Wiesbadener Edel-Radio-Läden (Hifi-Studio am Kureck und Radio Leffler) stand fast immer (oder sehr oft) ein Thorens TD124 im Schaufenster für 599.- zuzüglich "einiger" Kleinigkeiten für weitere 1.500 Mark; - und das war einfach unerschwinglich.

Und jetzt dieses neue Teil eines Hifi-Plattenspielers. Und auf einmal war der 1009 "sogar" in einer Grundig Hifi-Truhe, aber nicht in "irgendeiner" Truhe, nein, in der hypermodernen Top-Spitzentruhe "Studio 50" von Grundig, und !! er wurde in der GRUNDIG- Revue 1965 erfreulich ausführlich beschrieben. Das war der Startschuss.

Grundig Geräte waren nämlich bei uns Hifi-Jüngern das Maß der Dinge. Diese kostenlose Grundig Zeitung war für damalige Zeiten so außergewöhnlich gut gemacht, es mußte einfach alles dort drinnen "wahr" sein, das hat doch der "alte Mann" gleich auf Seite 2 versprochen (also Max Grundig höchstpersönlich sitzt selbst an seinem Direktions-Schreibtisch und spricht zu uns). Und natürlich haben wir das auch geglaubt.
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Für Dual begann der grandiose Aufstieg in die Weltspitzenklasse.

eine nahezu perfekte Mechanik
Eine DUAL Anzeige USA 1965
Der US Dual 1019 mit Zarge (also kein Dual 1009 !!)

Waren vorher ELAC und Perpetuum Ebner und Telefunken und Philips mit den jeweiligen Produkten noch ernsthafte Wett- bewerber, jetzt drehte sich das Blatt zugunsten einer einzigen Firma mit dem Slogan: Qualität aus dem Schwarzwald.

Und der Schwarzwald hatte in den USA (als "Blackwood- forest") einen Status oder sogar geheimnisvollen Nimbus,
ähnlich dem Schloss in Heidelberg und der Drosselgasse in Rüdesheim, warum auch immer. Die Amerikaner (und die Japaner und jetzt auch die Chinesen) kommen ja heute noch nach Wiesbaden, um die "größte Kuckucksclock of the world" zu sehen (Nicht nur aus meiner Sicht ist das völlig bekloppt).

Und irgendwer ganz oben bei DUAL hatte es bereits kapiert (ganz ähnlich wie ein paar Jahre vorher der Japaner Akio Morita, Gründer von SONY). Der Weltmarkt wird ausschließlich in den USA erkämpft, über den Preis, das Image und die Qualität. Von den Japanern war bei uns damals um 1963 noch wenig zu sehen und zu befürchten. Und China ? War das nicht eine Insel mit einer verbotenen Stadt mitten im Pazifik ???

Der Dollar stand immer noch bei fast 1:4 (1 US$ = 4 DM) und der DUAL 1009 sollte in den USA nur 99.- US $ kosten, ein (selbst für Amerikaner) völlig irres Angebot. Ich kann mir heute noch gut vorstellen, wie viele Amerikaner fassungslos vor den Anzeigen gestanden hatten, die Endkunden wie auch die Wettbewerber. Und derer gab es drüben (bis dahin) viele. Um 1964/65/66 verschwanden erstaunlich viele Plattenspieler-Modelle (teilweise samt deren Firmen) still und leise aus den amerikanischen Prospekten.

Die USA hatten damals auch schon über 240 Millionen Einwohner. Die neuen US-Hifi-Magazine stürzten sich auf dieses völlig andere neue Gerät aus "Old Germany", um es zu testen und vielleicht zu verreißen.

Doch da war nichts zu verreißen
, es war wirklich so gut wie angepriesen. Und innerhalb von 18 Monaten verkaufte Dual alleine in den USA über 200.000 von den 1009 Laufwerken, teils mit Zarge, teils ohne.

Vielleicht haben wirklich einige besonders patriotische amerikanische Rezensenten vor Wut oder Ärger oder verhaltener Begeisterung in die Tischkante gebissen, wie es eine alte Satire gezeigt hatte. Der Dual 1009 war für Amerikaner einmalig gut und ein Wechsler. Als Wechsler spielte er hier in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle. In Amerika war das ganz wichtig. Für DUAL war es einfach nur das lang ersehnte Sprungbrett in eine völlig neue Dimension.

Der "Legende" nach hatte der US-Importeur nach einer der ersten für ihn grandios erfolgreichen Hifi-Messen - wie immer in der Spieler- und Messe-Stadt LasVegas - mal schnell 200.000 Stück von diesem DUAL 1009 in St.Georgen bestellt. Dort sei das Chaos ausgebrochen, wurde überliefert.
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Ein "Deal" mit Max Grundig, fast überall der Mr. 50-Prozent :

1963 - Ein optisches Glanzstück von Max GRUNDIG für damals sagenhafte 2.500.- DM
völlig neu - mit Transistoren

Max Grundig war den Anderen immer eine Nasenlänge voraus, manchmal sogar 3 Nasenlängen. So auch mit dem Dual 1009, der vorzüglich zu seinen ebenfalls völlig neuen RT50 und SV50 Geräten passte. Der Grundig SV50 war Europas erster Transistor Hifi-Vollverstärker.
 
Als "die Anderen" noch darüber nachdachten, wie sie dem DUAL 1009 Paroli bieten könnten, hat der Max seine Spitzengeräte damit bereits ausgestattet und, wie so oft, er hatte gewonnen. Natürlich hatte auch DUAL von der Popularität der Grundig Marke gewaltig profitiert. Der Betriebswirtschaftler spricht dabei ganz offen von gefährlicher Monokultur und Max Grundig wurde zum "Mister 50%" von DUAL. Etwa 50% aller DUAL Einbauchassis gingen an Grundig nach Fürth.

Doch es etablierte sich damit eine gefährliche Abhängigkeit, die DUAL später mal zum Verhängnis werden sollte. Dual "durfte" zum Beispiel im (vom Max mündlich geforderten) Gegenzug keine Bandgeräte bauen. Und da in dieser (vermutlich ungeschriebenen) Vereinbarung das Wort "bauen" enthalten war (und nicht "vertreiben"), ließ sich Dual später welche von den "Kollegen" bei Schaub Lorenz entwickeln und bauen und vertrieb die unter dem eigenen Logo DUAL.

Und schon war der (aus heutiger Sicht) vermeidbare Knatsch mit dem Max da, dem mit Abstand größten Abnehmer. Und als der Max dann von einem seiner Direktoren einmal erzählt bekam, daß das DUAL Chassis des 1229 (oder von einem ähnlichen Modell) im Kaufhaus weniger koste, als die Grundig-Werke bei ihren riesigen Abnahmemengen dafür im Einkauf bezahlten, war der richtig große Knatsch abrupt und endgültig - wie ein Paukenschlag - da. Max Grundig kaufte abrupt - von Heute auf Morgen - keine DUAL Laufwerke mehr ein.
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Ein paar Schwächen hatte der 1009 aber schon noch.

Nicht alle Benutzer wollten ihre teuren Platten der Automatik einer Maschine anvertrauen. Es gehörte zum Nimbus eines angehenden Hifi-Feaks, den Tonarm eigenhändig aufzusetzen und dann dem Erfolg zu lauschen. Doch mit zittrigen Händen in gespannter Erwartungshaltung war das oft schwer, ein Tonarm-Lift fehlte.

Und manchmal rumpelte es im Lautsprecher, wenn das Innenloch der LP zu knapp oder zu eng war und gerade so über die kleine Achse drüber passte. Die Achse drehte sich nämlich (noch) nicht mit dem Plattenteller mit.

Weiterhin waren bei 3 bis maximal 4 Pond Auflagekraft die sogenannten Querkräfte nicht zu vernachlässigen. Je weniger Auflagekraft, desto empfindlicher waren angeblich die Auswirkungen auf die Stereobalance und die erhöhten Verzerrungen in einem Kanal. Man nannte es auch Skating Kräfte. Eine Antiskating Feder (eine Gegenkraft) musste integriert werden.

Das alles kam mit dem verbesserten DUAL 1019 etwa 2 Jahre später.
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