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Ein DUAL 6-Platten-Wechsler mit Riemenantrieb aus 1975

ein 1249 ist angekommen
großen Teller abgenommen
hier der kleine Teller
und hier der große Teller
die austauschbare System-Shell
das Shure Sysem DM 103
der Start-Hebel
das Tonarm-Gelenk
der Tonarm von hinten

Der erste DUAL mit einem Treibriemen . . . . - Das ist natürlich nicht ganz richtig, denn der Dual 601 war auch ein Dual mit Treibriemen.

Der Dual 1249 war das Jubiläumsgerät zum 75-jährigen Jubiläum der Firma Dual und der erste Wechsler mit einem Treibriemen. Bei einem Wechsler wird dem Antrieb etwas mehr Kraft abverlangt, sodaß der dünne flache Riemen überlastet werden könnte. Das mußte erstmal konstruktiv in den Griff zu bekommen sein.

Neu ist bei Dual natürlich auch, daß im Gegensatz zu den älteren Reibradversionen jetzt 2 Platten-Teller übereinander ihren Dienst tun (müssen). Ein kleinerer - der mit der Achse - wird für den Treib-Riemen gebraucht. Diese Antriebs-Konstruktion war und ist dem Thorens TD 125 Konzept sehr ähnlich. Der Treibreimen umschlingt den Motor-Pulley und den inneren kleineren Unterbau-Teller, in welchem sich die Achse oder hier beim Wechsler die Hülse der Teller-Achse befindet.

Je nachdem, ob sich im Plattenspieler-Chassis eine feste massive Achse oder ein festes massives Lager (also eine Hülse) für die feste Achse im kleinen Teller befindet, hat der Konstrukteur unten im Lager-Fuß (bei Dual die Lagerbrücke) ein sogannntes Auflager eingesetzt. Beim Dual 1249 und vielen anderen Duals ist das ein spezielles Kugellager, beim Thorens TD125 MKII ist das eine eingelegte Kunststoff Platte.

Oben auf diesen kleinen Teller kam der eigentliche große Plattenteller, der flache aber schwere und ebenfalls dynamisch ausgewuchtete Teller mit über 30cm Durchmesser.

Die Plattenspieler dieser Generation konnten auch nur noch 33er und 45er Platten abspielen, die anderen Geschwindigkeiten kamen schon lange nicht mehr vor.

In der Hifi-Stereophonie Heft 09 in 1975 wurde der 1249 ein paar Ausgaben nach dem sehr ähnlichen 601 (Einzelspieler) "durchleuchtet".
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Wir haben einen 1249 bekommen . . .

im August 2018 - und wie so oft stammt der aus einem Nachlass, quasi sehr gepflegt und nahezu funkel-nagel-neu. Sogar die Haube ist unverkratzt und damit fast neu, und das ist nicht normal nach 40 Jahren.

Doch die 4 Schwingfüße bzw. diese 4 Federn mit den Gummitöpfen unten drinnen haben Macken bekommen. Die 4 Gummi-Töpfe, in die eigentlich die von oben aus dem Chassis herunter zielenden 4 Zentrierstifte eintauchen sollten und das Chassis in der Senkrechten führen sollten, klemmen zur Zeit.

Eigentlich sollen sie die Position des Chassis innerhalb der Zarge stabilisieren (damit das Chassis immer schön senkrecht schwingt), doch sie verformen (verquetschen) sich und dann klemmt das System, oder besser gesagt, es schwingt nicht mehr frei. Das Dual 1249 Chassis und auch das 1229 Chassis schwingen sowieso nicht so sanft wie ein Thorens TD125, der mit seinen 3 Federbeinen und seinem Chassis-Gewicht deutlich weicher aufgehängt ist.

Somit ist beim Dual die Weiterleitung von Grundschwingungen auf den Abtaster durchaus möglich und jedes Klopfen auf die Unterlage oder den Tisch kann man ganz deutlich im Lautsprecher hören. Das jedenfalls ist nicht zufriedenstellend.

Die 4 Federfüße sind im Gegensatz zum Thorens nicht verstellbar. Damit wäre bei einem Ausleiern der Federn das Problem eklatant. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wenn da 6 LPs auf der Wechselachse lagern, wie tief dann das Chassis abtaucht oder ob es bereits auf der Zarge anschlägt.
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Schlimmer ist jedoch ein Kabelbruch innen direkt am 5-Pol DIN Stecker. Da mußten 10cm kabel weichen und dann kamen sowieso Cinch Stecker dran.
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Das Tellerlager scheint auch trocken gelaufen zu sein. in den Leerrillen hört man es deutlich.
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Unser 1249 muß neu gefettet werden

Man sieht die Brocken des alten gelben verharzten Fetts

Bei einem Testlauf mit einem Stück auf der DHFI-Platte ohne Rillen hört man ein deutliches "Mahlgeräusch" und auch das Rumpeln über Lautsprecher oder Kopfhörer viel lauter als beim TD125. Schaltet man alle geräuscherzeugende Geräte und Ventilatoren aus und neigt das Ohr direkt über den großen Plattenteller, hört man es sogar ganz deutlich - auch ohne Elektronik.
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Das Lager in der "Lagerbrücke"

Mit etwas Geschick, dem richtigen Werkzeug und viel Geduld bekommen Sie die Lagerbrücke (so wird das Teil bei Dual benannt) aus dem Chassis heraus-montiert.

Es sind ein paar mehr Handgriffe und insgesamt 2 Schrauben und eine Mutter, die gelöst werden müssen. Der schwarze Haupthebel, der in das transparent gelbe Kurvenrad eingreift, kann ganz vorsichtig durch Drücken und verschieben ausgehebelt werden. Ein paar weitere kleine Hindernisse müssen auch noch aus dem Weg geräumt werden. Irgendwann halten Sie die Brücke in der Hand.

Die Lagerbrücke enthält ganz unten das von oben einsehbare Lager, auf dem der innere Plattenteller mit seiner rohrförmigen Achse (es ist ein Wechsler) aufliegt. Die seitlichen Kräfte werden von dem Gleitlager der Hohl-Achse aufgefangen.

Man kann den akustischen Geräusch-Test machen, indem man den Antriebs-Riemen entfernt und den Teller von Hand kräftg anschiebt (andreht). Mit dem Ohr direkt (ganz dicht) an bzw. über dem kleinen Teller hört man ein leises "Mahlen" wie das trocken gelaufene Getriebe einer in die Jahre gekommenen Küchenmaschine, nur leiser. Eigentlich dürften Sie gar nichts hören, wenn das oder die Lager in Ordnung wären.

Viel deutlicher hören Sie das gleiche Mahlgeräusch, wenn sie eine Testschallplatte mit Leer-Rillen auflegen und erschrocken dem deutlichen Grundgeräusch lauschen.

Bei uns im Labor holen wir dann gleich den TD 125 raus und testen am gleichen Vorverstärker die gleiche Platte nochmal, auch wieder mit dem Röhrenvoltmeter als Maßstab. Sowohl der Thorens TD 125 wie auch der Revox B795 sind da deutlich ruhiger. Die dortigen Abtastsysteme erzeugen beim 1 KHz Referenzton etwa den gleichen Pegel.
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Das Plattenteller-Lager fetten und ölen

Nach bisherigem Wissen brauche ich für ein Kugellager inzwischen ganz normales Kugellagerfett. Die "wilden" Unterschiede von vor 40 Jahren sind inzwischen Makulatur. Da sich unser Kugellager sowieso extrem langsam dreht und auch die axiale Belastung trivial ist, ist im Jahr 2018 jedes handelsübliche Lagerfett in Ordnung. Die ganz normale Kartusche kostet marginale 4 Euro (Hornbach) - "und reicht für 5.000 Plattenspieler" oder mehr.

Viel wichtiger ist,
daß da keine Verunreinigungen enthalten sind - also keine Klümpchen - und auch nicht beim Fetten mit eingebracht werden. Das sind die kleinen Brocken, die man später deutlich hört.

Das Lager ist jetzt "großzügig" gefettet

In dem Lager zwischen den beiden eingelegten planen (glatten) "Lagerschalen" (Blechen) oben und unten und dem weißen Kunststoff- Führungsring mit den 5 Kugeln ist genügend Ausdehnungsraum für überschüssiges Fett. Wichtig ist, daß die Kugeln im Fett "schwimmen". Unter der unteren "Lagerschale" (es ist ja nur eine Scheibe aus Blech) wohnt noch ein dünner Schaumstoffring mit dämpfenden Eigenschaften.

Man sieht auch, daß die senkrechte Achse des Lagers in zwei Lagerhälften geteilt ist. Dieses Achs-Lager (also die gesamte Achse) benötigt leicht fließendes Nähmaschinen-Öl - und kein Fett !! - Jetzt müsste also alles in Ordnung sein.

Es hatte nicht funktoniert, das Schmieren der Lager

unbedingt das Chassis arretieren
nur "fast" !! senkrecht stellen

Das Ergebnis stimmt traurig. Das deutliche "Mahlgeräusch" ist nach wie vor da. Die ganze Aktion hatte bis jetzt nichts gebracht. Irgendetwas ist schief gelaufen.

Um dem auf den Grund zu gehen, muß herausgefunden werden, von welchem Lager dieses Geräusch kommt, also von dem "achsialen" Kugellager ganz unten im Fuß oder von den beiden "radialen" Gleitlagern der Achse.

Dazu arretieren wir das Chassis in der Zarge mit den drei dafür vorgesehenen Schrauben . . . . . . . . und stellen den Plattenspieler - aber ohne den großen Plattenteller - "nahezu" senkrecht auf eine weiche schalldämmende Unterlage (z.B. 2cm Schaumstoff).

"Nahezu" senkrecht bedeutet, ich muß den kleinen Plattenteller - natürlich ohne den Riemen - drehen können, ohne daß er aus dem Chassis rausfällt, aber dennoch keinen Druck auf das untere Kugellager ausübt. Also 5 bis 10 Grad schief muß er schon gehalten werden. Dann würde ich nur die Geräusche des Achsenlagers "hören".

Und richtig, das Mahl- oder Schleifgeräusch kommt von dem Achslager. Das hiermit nahezu unbelastete Kugellager unten im Fuß ist "unschuldig".

Somit nutzt auch weiteres Ölen nichts mehr,
wenn die Achse mitsamt Lagerbuchse nicht mehr geräuschlos läuft.
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Der Hoffnungslauf wäre vielleicht möglich

Diese Lagerbrücke in genau der Bauart wurde in mehreren riemengetriebenen Dual Wechsler-Chassis verbaut. In den Service-Manuals sieht man die Dual Teile-Nummern an den verschiedensten Stellen. Ob diese Lagerbrücken wirklich austauschbar sind ???

  • Dual 1249 Position 170 Teilenummer 236 913 (Lagerbrücke komplett)
  • Dual 1239 Position 164 Teilenummer 242 611 (Lagerbrücke komplett)
  • Dual 1256-1257 Position 146 Teilenummer 261 968
  • Dual 1236 Position 164 Teilenummer 241 941 (stimmt das )
    (das Kugellager ist dort extra aufgeführt)


Es kommen auch nur Lagerbrücken von Wechslern in Frage. Die Lagerbrücke vom 601 als Einzelspieler ist gänzlich anders.
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und er dreht tagelang

Nachtrag

Jetzt läuft der frisch gefettete und geölte Teller (also mit dem nachgeölten Lager natürlich) - ohne Platte - seit 2 Tagen mit 45 U/min und das Mahlgeräusch wird langsam weniger.

Das ist fast wie bei den Motorenbauern bei Opel, die die neuen Motoren auch erst einlaufen lassen müssen.
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