Sie sind hier : Startseite →  Hifi Hersteller (1) Deutschland→  Dual (2) Plattenspieler→  Der Dual CS 731Q Test (1979)

Wieder mal ein "Test" in AUDIO 8/1979

Wie ich über die sogenannten "Tests" dieser hochglänzenden Hochglanz- magazine im Allgemeinen gedacht hatte und immer noch denke, habe ich bei den Magazinen deutlich zum Ausdruck gebracht. Es gibt von der vorherrschenden Linie immer wieder Abweichungen oder Abkürzungen zurück zur Realität. Dieser "AUDIO"-Test hier von dem CS 731Q ist erstaunlich ausgewogen. Es gibt weder Seitenhiebe auf Wettbewerber noch übertriebene Lobhudeleien.

Trotzdem sei angemerkt, daß im August 1979 alle Branchen-Signale bereits auf Sturm standen. Der Flop 1976 mit dem analogen Quadro Spleen steckte allen Herstellern und auch den Hifi-Studios noch in den Knochen und hatte bei den potentiellen Kunden viel Reputation und Glaubwürdigkeit gekostet.

.

Titel des Tests : "••• ziemlich erleichtert"

Präzision und Großserienfertigung widersprechen sich häufig. Bestätigt der Dual CS 731 Q diese Regel ?
.

Einführung und Rückblick

Als kurz vor der Jahrhundertwende der Großvater der vier Steidinger Brüder, die heute im Hause Dual das Sagen haben, seinen berühmten „Fräskopf mit Buchs und Meseerle" erfunden hatte, konnte sein Familienbetrieb die Zahnräderproduktion auf atemberaubende 25.000 Stück pro Woche" steigern. Er schaffte, was niemand für möglich gehalten hatte: eine Massenproduktion bei höchster Präzision.

Aus seiner bescheidenen Werkstatt entstanden inzwischen (1979) neun Werke, und die Belegschaft schwoll auf 3.500 Menschen an. Entsprechend wuchsen die produzierten Massen. Blieb dabei die Präzision auf der Strecke ?
.

Der Dual CS 731 Q

Beim jüngsten Kind der Steidinger-Familie, dem Dual CS731Q, den AUDIO zum Test hatte, mit Sicherheit nicht. Sein Antrieb geht so genau wie ein modernes Uhrwerk: quarzgenau.

In ihm stecken einige Besonderheiten. Über einen 200-poligen Tachogenerator wacht eine Phasen- vergleichsschaltung (PLL Schaltung) darüber, daß die Tellerdrehzahl exakt dem durch einen hochstabilen Quartz vorgebenen Sollwert entspricht. Auch bei kleinsten Abweichungen gibt diese Schaltung der Steuerelektronik des Direktantriebs unnachsichtig sofort einen Korrekturbefehl.

Ein Stroboskop mit grünen Leuchtdioden

Vom selben Quarz wird über eine Frequenzteiler-Schaltung auch das mit grünen Leuchtdioden operierende Stroboskop angesteuert. Beim Umschalten der Tellerdrehzahl wird automatisch auch das Teilerverhältnis geändert, sodaß für beide Drehzahlen (und unabhängig von der Netzfrequenz) ein einziger Stroboskopring ausreicht.

Üblicherweise beziehen Stroboskope ihr Zeitnormal, also ihren Maßstab, aus der Steckdose. Da die Netzfrequenz jedoch relativ ungenau ist, entgeht den Benutzern das für den CS731Q typische Schauspiel: Die Stroboskop-Striche stehen wie festgenagelt und wandern auch nach einer Stunde nicht heimlich weg. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Plattenbesen mitläuft oder nicht.

Die Tonhöhen-Abstimmung (Pitch Control)

Die neue Dual-Antriebstechnik hat noch ein Bonbon zu bieten: Wird durch die Tonhöhen-Abstimmung (Pitch Control) eine Drehzahl abseits des regulären Sollwerts gewählt (etwa weil der Hausherr auf dem Flügel zur Platte spielen will und der Klavierstimmer schon lange nicht mehr im Hause war), bleibt der Antrieb im ganzen Regelbereich von ±5,5% phasenstarr an den Quarzoszillator gekoppelt. Mit diesem schaltungstechnischen Trick bleibt die hervorragende Drehzahlkonstanz des CS731Q auch bei „Pitch On" gewahrt.

Die Hersteller der meisten anderen quarzgesteuerten Laufwerke - auch solcher, deren Preis eine Stelle mehr vor dem Komma hat - scheuen diesen Aufwand. Bei Pitch-Betrieb vertrauen sie auf einen vergleichsweise primitiven RC-Oszillator; die im Prospekt gepriesene Quarzstabilität schrumpft zum bloßen Werbeslogan.

Über griffige Drehregler an der Front des Dual-Spitzenmodells kann die Pitch-Drehzahl für beide Drehzahlen getrennt eingestellt werden. Die einmal gewählte Einstellung bleibt auch beim Umschalten auf „Pitch Off" erhalten.

Die Abweichung der Tellerdrehzahl vom Sollwert wird von einer Leuchtdiodenkette in der Mitte der Plattenspielerfront angezeigt, die in Prozentwerten geeicht ist. Selbstverständlich arbeitet auch diese Anzeige quarzgenau.

Beim Umschalten von 45 auf 33 1/3

Allenfalls ein Schönheitsfehler machte sich beim Testbetrieb bemerkbar: Beim Umschalten von 45 auf 33 1/3 Umdrehungen pro Minute verstreicht eine gewisse Zeit, bis sich der Plattenteller auf die neue Drehzahl eingestellt hat. Trotzdem signalisiert die LED-Kette sofort nach dem Umschalten den neuen Soll-Wert.

Wenn also nach einer Single eine LP abgespielt wird und der rechtzeitige Griff zum Drehzahlwählknopf versäumt wurde, empfiehlt sich, soll Jaulen vermieden werden, ein prüfender Blick zum stets korrekt arbeitenden Stroboskop, ehe der Arm abgesenkt wird.

Und dies kann dann auf zweierlei Art erfolgen: Entweder wird nach alter Väter Sitte der entsprechende Hebel von Hand umgelegt oder die leichtgängige Taste „Lift" an der Vorderfront kurz angetippt. Mit einem leichten Klack schwenkt dann der Lifthebel herum. Soll das Spiel unterbrochen werden, genügt ein weiterer Tipp auf die bequem erreichbare Taste, um den Lift in umgekehrter Richtung in Marsch zu setzen.

Die Vollautomatik

Nicht minder bequem gestaltet sich die Aktivierung der Vollautomatik des CS 731 Q. Auch hier genügt ein Tipp, diesmal auf die Start-Taste. Der Rest geht von selbst. Der Arm schwenkt über die Einlaufrille, senkt ab und begibt sich nach getaner Arbeit zurück auf seine Tonarmstütze. Ein Druck auf die Stop-Taste veranlaßt ihn dazu schon vor dem Ende der Plattenseite.

Wird das Gerät auf 45 Umdrehungen pro Minute umgestellt, denkt die Automatik mit: Der Arm senkt jetzt folgerichtig über der Einlaufrille einer Single ab.

Aufpassen bei 25 Zentimeter Platten

Vorsicht geboten ist freilich bei den seltenen Scheiben mit 25 Zentimeter Durchmesser: Hier muß der Arm von Hand über die Einlaufrille geschwenkt werden, da die Automatik den Abtastdiamanten sonst prompt in die Gummimatte setzt - kein billiger Spaß.

Wer die Arbeitsweise des Lifts regulieren will, weil sie ihm etwa zu flott oder übertrieben behutsam erscheint, der kann mit einem kurzen Dreh an einer Rändelscheibe am Fuß des Tonarmlagers für das richtige Arbeitstempo sorgen.

Ebenso kann der Aufsetzpunkt der Nadel (bei Automatikbetrieb) und die Höhe der Nadel über der Platte bei angehobenem Arm - allerdings nur mit einem Schraubenzieher - bei Bedarf mühelos nachjustiert werden.

Der „Tuning-Anti-Resonator"

Zu justieren gibt es am neuen Dual-Tonarm noch etwas: Der von früheren Modellen bekannte Anti-Resonator wurde von den findigen Dual-Ingenieuren zum einstellbaren „Tuning-Anti-Resonator" weiterentwickelt.

Die Aufgabe des Anti-Resonators ist rasch erklärt: Jeder Tonarm neigt im Bereich seiner Baß-Resonanzfrequenz - sie hängt ab von der Nadelnachgiebigkeit (Compliance) des Systems und von der effektiven Masse (siehe Stichwort) von Tonarm mitsamt System - zu ausgeprägten Schwingungen.

Werden diese Schwingungen nicht genügend bedämpft, kann der Arm sozusagen ins Schlingern kommen. Die Folge sind Verzerrungen; die Wiedergabe wird undurchsichtig, der Baß matschig, mitunter gar der Phonovorverstärker gründlich übersteuert.

Dem wirkt der Anti-Resonator entgegen. Er ist nichts anderes als ein im Gegengewicht verborgenes, elastisch aufgehängtes kleines Gewicht, das mit der Resonanzfrequenz des Tonarms schwingen kann. So einfach die Idee, so verblüffend die Wirkung: Aus physikalischen Gründen schwingt der Antiresonator immer entgegengesetzt zum Tonarm und bremst so dessen allzu ungestüme Bewegungen merklich.

Beim Tuning-Anti-Resonator kann nun die Resonanzfrequenz exakt auf die des Armes eingestellt werden. So ist bei jedem beliebigen System eine korrekte Justierung möglich.

Ein Diagramm in der Bedienungsanleitung des Dual gibt darüber Auskunft, wie der Anti-Resonator in Abhängigkeit von den Systemeigenschaften einzustellen ist.

U.L.M. bedeutet „Ultra-Low Mass"

Doch damit nicht genug - der neue Dual-Tonarm hat noch eine Besonderheit zu bieten. Sie verbirgt sich hinter dem Kürzel U.L.M. und darf als kleine Sensation gelten: U.L.M. bedeutet „Ultra-Low Mass", also extrem geringe Masse. Von seinen Entwicklern wurde der Arm nämlich ziemlich erleichtert. Zusammen mit dem exklusiv für Dual entwickelten Ortofon-System ULM 60E (siehe Vergleichstest Seite 52) hat er die traumhaft kleine effektive Masse von gerade acht Gramm.

Diese Halbierung gegenüber herkömmlichen Werten verleiht dem Dual-Arm eine besondere Leichtfüßigkeit. Auch bei verwellten Platten gleitet er ruhig und gelassen dahin, ohne daß dazu eine besonders reichlich bemessene Auflagekraft nötig wäre. Als Folge sinkt die Nadelspitze an den Berührpunkten mit den Rillenflanken nur wenig ein, was gleichbedeutend ist mit geringem Verschleiß der Platte und Nadel. Weitere Folge: geringe Verzerrungen.

Die Baß-Resonanzfrequenz

Wen wundert es noch, wenn die Baß-Resonanzfrequenz der Dual-Ortofon- Kombination mit 10,3 Hertz genau dem Wert entspricht, den AUDIO (siehe Ausgabe 4/1979, Seite 48) als optimal ermittelt hat? Dieser Arm ist in der Tat eine Delikatesse.

Überragende Gleichlauf-Eigenschaften

Im Hörtest überraschte der Dual mit einer hervorragenden Durchsichtigkeit ohne jede Schärfe. Große Orchester waren räumlich breit gefächert, die Bässe kamen kräftig. Die Gleichlauf-Eigenschaften waren süperb, auch bei Klaviermusik war nicht die Spur von Jaulen oder Zittern zu hören.

Ein Vergleich mit dem AKG P8 ES am Hadcock Arm

Seinen Meister fand der Plattenspieler aus dem Schwarzwald schließlich in der hervorragenden System-Arm-Kombination AKG P8 ES - Hadcock. Mit ihr klang die Musik noch transparenter und frischer, der Baß merklich straffer.

Große Orchester schienen nun ein Stück hinter den Lautsprechern, zwar enger zusammengerückt, zu spielen, trotzdem war die Ortbarkeit deutlich besser. Die einzelnen Instrumente waren nicht mehr so aufgequollen. Dabei darf freilich nicht vergessen werden, daß allein der Hadcock-Arm zusammen mit dem AKG P8ES-System rund einen Fünfzigmarkschein mehr kostet als der komplette Dual-Plattenspieler.

Um herauszufinden, ob für das etwas schlechtere Abschneiden des CS 731 Q bei diesem Vergleich der Tonarm oder das Ortofon-System verantwortlich war, wurde im Dual-Arm ebenfalls ein AKG P8ES-System installiert und der Tuning-Anti-Resonator vorschriftsmäßig eingestellt.

Jetzt zeigte sich der Dual dem Hadcock fast ebenbürtig. Nur genaues Hinhören offenbarte, daß der Baß beim Hadcock noch eine Spur trockener und "definierter" war.

  • Anmerkung : Da hat der Herr Sauer doch noch einen Flop gelandet. Das Attribut "definiert" kann man nicht steigern, es ist ein absolutes Attribut. Sehr schade !!


Dies ist sicher eine Folge der Silikon-Dämpfung des englischen Arms, die Resonanzüberhöhungen prinzipiell gründlicher glattbügelt als der Anti-Resonator. Aber solche hydraulisch bedämpften Arme, aus denen bei Unachtsamkeiten feuchtschimmernd das Dämpferöl kriecht, sind nicht jedermanns Sache.

Er ist zu billig - man kann damit nicht protzen

So hat der Dual CS 731 Q eigentlich nur einen Fehler: Er ist zu billig und damit zu wenig prestigeträchtig. Auch mag der eine oder andere sein verchromtes Plastik-Design als etwas zu aufdringlich empfinden. Aber keine Frage: Wer ihn kauft, kann die Plattenspielerfrage praktisch ad acta legen.

Heinrich Sauer für AUDIO im Herbst 1979

.

Dazu gabs in dieser Ausgabe noch eine Sonderseite :

Gleitet die Tonabnehmernadel durch die Plattenrillen, so bewegt sie den Tonarm langsam zur Plattenmitte hin. Dieser gleichmäßigen Bewegung überlagert sich noch eine wesentlich schnellere Schwankung, die durch schlecht zentrierte Schallplatten entsteht. Dabei muß die winzige Nadel den massiven Tonarm hin- und herzerren. Je mehr träge Masse des Armes sie dabei bewegen muß, um so größer ist die Gefahr von Klangverzerrungen und Beschädigungen der Platte.

Folglich versuchen die Konstrukteure, die Tonarme so zu konstruieren, daß die Masse möglichst gering bleibt. Aber aus Stabilitätsgründen können Tonkopf, Tonarmrohr und Gegengewicht nicht beliebig klein und dünn gebaut werden.

Das Hebelgesetz aus der Physik

Statt labile Tonarme zu konstruieren, machen die Tonarmbauer vom simplen Hebelgesetz Gebrauch und erreichen damit genau die gleiche Wirkung: Wird das Gegengewicht nämlich ganz dicht an das Tonarmlager gesetzt, so reduzieren sich die Bewegungen des Gewichts im selben Maß, wie die Länge von Tonabnehmer bis zum Tonarmlager sich zu der Länge vom Tonabnehmer zum Gegengewicht verhält.

Je langsamer aber die Bewegungen der Massen sind, die die Tonabnehmer-Nadel beschleunigen muß, um so weniger macht sich die Trägheit der Massen für die Nadel bemerkbar.

Diese Trägheit läßt sich in eine gedachte Masse, die von der Nadel bewegt werden muß, umrechnen: die effektive Tonarm-Masse. Sie ist immer kleiner als die Gesamt-Masse (in der Alltagssprache: das Gewicht) des Armes, die er auf die Waage bringt. Oft beträgt die effektive Masse weniger als die Hälfte des Wertes, den die Waage anzeigt.

Schraubenlose System-Befestigung spart Gewicht und garantiert exakte Tonarmgeometrie.
.

- Werbung Dezent -
Zurück zur Startseite © 2007/2024 - Deutsches Hifi-Museum - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich Filzbaden - DSGVO - Privatsphäre - Zum Telefon der Redaktion - Zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.

Privatsphäre : Auf unseren Seiten werden keine Informationen an google, twitter, facebook oder andere US-Konzerne weitergegeben.