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Als eine Firma einmal extrem viel Glück hat(te)

USA - umwerfend der 1249

von Gert Redlich im Aug. 2018 - Als Dual im Herbst des Jahres 1963 den brandneuen Dual 1009 Hifi- Platten- wechsler auf der Funkausstellung vorstellte, war eine ganze Branche weltweit plötzlich am Schleudern.

Eine (west-) deutsche Firma hatte einen Hifi-Plattenspieler entwickelt, mit dem die Masse der Musikliebhaber jetzt wirkliche Hifi-Qualität - preislich erschwinglich - Nachhause (ins eigene Heim) bringen konnte.

Auf einmal konnte "jeder" hören, was auf den teuren schwarzen Scheiben - den 33er Stereo-LPs - "wirklich" drauf war. Da war bis dahin nicht so. Die "Gurken", die auf dem Platttenspieler- Consumer-Markt erhältlich und auch bezahlbar waren, hatten überwiegend nur einen Bruchteil der Audio-Qualitäten des professionellen Schneidstudios und der Presswerke wiedergeben können.

Natürlich gab es in den Rundfunkstudios große edle Abspiel-Teile
(von EMT zum Beispiel), die das alles konnten. Doch konnte das so gut wie niemand bezahlen.
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Warum war gerade "DUAL" in den USA so erfolgreich ?

1964 die ersten US Anzeigen
hier schon mit dem 1010

Perpetuum Ebner und ELAC und Philips und andere kleine Firmen mühten sich doch redlich - bereits Jahre vorher -, in den USA Fuß zu fassen. Auch BRAUN und Grundig exportierten ihre Audio-Produkte - aber im Prinzip nur in homöopatischen Stückzahlen nach USA und den Rest der Welt.

(Nachtrag: Eine Ausnahme machte bei BRAUN der Sixtant-Rasierer, der viele Jahre von RONSON in Lizenz gebaut wurde und dann im Gillette Konzern eine Heimat fand. Bis heute in 2020 ist er ein Welterfolg ohnegleichen.)

Bezüglich DUAL lag es erstaunlicherweise am Firmennamen "Dual" (und natürlich am Produkt selbst).

Darüber hatte ich vor Jahren mit dem langjährigen Leitz/USA Kundendienst-Chef - Herrn Helmut Krüger - gesprochen. (Herr Krüger war von Leitz in den 1950ern nach USA geschickt worden und hatte eine Organisatzion mit über 2.000 Mitarbeitern - über die ganze USA verstreut - aufgebaut.)

Es ging darum, warum Leitz und Zeiss in den USA bei den Spitzen-Mikroskopen und anderen höchstwertigen Messgeräten und Instrumenten einen ebenso unglaublichen Durchmarsch (wie DUAL) an den Tag gelegt hatten, jedoch bereits ein paar Jahre früher.

Wir dürfen bei den Gründen für eine gewisse Reserviertheit der Amerikaner uns Deutschen gegenüber nicht übersehen. Die Amerikaner hatten im 2. Weltkrieg etwa 140.000 gefallene Soldaten zu beklagen (in USA gab es auch die Wehrpflicht !!) und natürlich - (Nazi-) Deutschland war an allem schuld. Und viele Fragen nach dem Sinn dieser Opfer stellten sich immer und immer wieder - noch viele Jahre nach dem Kriegsende 1945 .... und diese Erfahrungen prägten die Denkweise der älteren Mittelschicht.

Der damals noch junge BRAUN Entwicklungschef Dipl.-Phys. Wolfgang Hasselbach bekam das ganz deutlich zu spüren, als er 1962 zum ersten Mal in die USA fliegen "durfte" und bei einigen Lautsprecherfirmen bezüglich einer Kooperation angeklopft hatte (und eigentlich höflich aber erkennbar abgeblitzt war).

Auch der Marketing- / Presse-Chef der neu erstandenen Deutschen Lufthansa - Hans Georg von Studnitz - erzählt von solchen Erlebnissen, als die Lufthansa Mitte der 1950er Jahre amerikanische Flughäfen anfliegen wollte. Die Deutschen wurden überall sehr "reserviert" aufgenommen.

Es dauert moch über 10 Jahre, bis diese Aversionen gegen jeden Deutschen und jedes deutsche Produkt (zum Beispiel das Magnetophon und den Volkswagen, aber nicht den Käfer sondern den VW-Bus) langsam zur Neige ging. In England als Beispiel dauerte es dagegen mehr als 30 Jahre.
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Der Firmenname "DUAL" spielte eine grosse Rolle

Max Grundig 1964 der Erfolgsmensch
überall präsent
Max Grundig in USA

Die Amerikaner konnten in der Farbe "brown" (für die "BRAUN" AG) keine Identität erkennen, in Perpetuum Ebner, Nordmende, Schaub Lorenz und ELAC (und auch bei der AEG und sogar bei Siemens usw.) auch nicht.

Nur der Max Grundig hatte in USA mit seinem Namen einen persönlichen aber auch nur marginalen Erfolg. Hätte er sich nur frühzeitig davon losgemacht, den Amerikanern unsere deutschen DIN Buchsen "aufs Auge drücken zu wollen", hätte er dem Willi Studer mit der genialen Revox A77 die Schau gestohlen. Aus heutiger Sicht hätte das vielleicht funktioniert. Aber es sollte halt nicht sein.

In USA waren im (Consumer-) Audio-Bereich Firmen
wie "Every Fisher" und "H.H. Scott" und "Soul Marantz" und "Frank McIntosh"  und "Harman - Kardon" - also die "Inhaber geführten" Firmen - immer im Vorteil - bis bei den Computern der anonyme Riese mit den 3 Buchstaben - IBM - kam. - Microsoft kam erst Jahrzehnte später.

Zuvor gab es bei den ganz "Großen" nur ganz wenige Ausnahmen wie "RCA" (aber immer direkt mit dem Chef David Sarnoff verknüpft), GE, GM und Bell/AT&T, um die kein Amerikaner herum kam. Das Auto war von GM, der Strom kam zwar aus der Steckdose, aber von GE und das Telefon kam von AT&T und deren Tocher BELL.
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DUAL, ein Welterfolg - 15 Jahre lang

Bei "DUAL" war das anders. Man interpretierte dort drüben "dual" mit "zwei Wege - oder zwei Vorteile" gegenüber dem Wettbewerb und das kam gut an.

Eine Zeit lang (fast 15 Jahre) hatte der amerikanische Importeur auch ein gutes Händchen bei der Vermarktung in diesem großen Markt und es wurden riesige Mengen (es waren Hunderttausende) nach USA geliefert.
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