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Vinylplatten reingen - säubern - pflegen - putzen

... und so weiter und so fort. Also auf Deutsch gesagt geht es darum, wie man seine guten alten Schallplatten wieder ordentlich sauber bekommt, ohne daß ihnen bleibende Schäden zugefügt werden.

Daß Omas Antistatiktuch nicht so ganz das Wahre ist, haben die meisten schon am eigenen Leib ( Heft:" nee falsch ... an den eigenen Schallplatten ...") verspürt. Die meisten Wundermittelchen und Tinkturen sind ebenso mit Vorsicht zu geniesen.

Ein Glibber, der dick auf die Platte aufgetragen wird und nach einiger Trocknung einen Film bildet, den man danach von der Platte abzieht, woran dann hoffentlich auch der gesamte Schmutz hängengeblieben ist, hat auch so seine Probleme und Tücken.

Ausgerechnet bei einer seltenen und wertvollen Platte zerreißt der Film beim Abziehen und hinterläßt Rückstände in den Rillen, die ohne Gewalt (Beschädigung) nicht mehr zu entfernen sind. Außerdem vergeht einem, selbst wenn es funktioniert, spätestens nach der zehnten Platte die Lust an dieser Prozedur.

Früher oder später landet man dann doch bei einer Plattenwaschmaschine. Na, Sie wissen doch was das für ein Gerät ist, oder? Falls nicht, möchte ich das Reinigungsprinzip wie es in einer Plattenwaschmaschine zur Anwendung kommt noch einmal kurz erklären :

1. Die Schallplatte wird mit einer Reinigungslösung benetzt. Die Flüssigkeit wird über den gesamten Spielbereich der Platte verteilt.
2. Man läßt die Lösung kurze Zeit auf die schmutzige Platte einwirken. Bei manchen Maschinen wird zur Unterstützung eine Bürste eingesetzt.
3. Das Wichtigste: Die Flüssigkeit wird wieder rückstandslos abgesaugt!

Womit schon zum Ausdruck gekommen ist, was das Entscheidende an der Plattenwaschmaschine ausmacht, nämlich die Absaugung. Warum das der entscheidende Vorteil einer solchen Apparatur gegenüber häuslichen Wasch- und Spülmethoden ist, möchte ich auch nachfolgend noch erklären und begründen.

Doch zunächst etwas Theorie und 'Grundlagenforschung'. Schauen wir uns doch einmal unsere Schallplatten und die verschiedenen Reinigungsmethoden etwas genauer an. Verfolgen wir den gesamten Vorgang Schritt für Schritt im Detail.
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Schallplatten

Unsere Schallplatten bestehen, wie inzwischen schon jeder gehört hat, aus Vinyl. Völlig bekannt ist uns auch der Begriff PVC (Polyvinylchlorid). Also auf gut deutsch: Schallplatten wurden und werden aus (einfachem, billigem) Plastik hergestellt.

Es ist ab und zu ganz amüsant, sich wieder an diese Tatsache zu erinnern, wenn rare SammlerstUcke zu drei- und vierstelligen Preisen angeboten und manchmal auch verkauft werden. Für die Reinigung der Platte heißt dies, daß man nicht mit all zu scharfer Reinigungslösung an deren 'Kragen' gehen sollte, da sonst der Kunststoff ebenfalls aufgelöst wird !

Bestandteile der Reinigungslösung

Ganz wichtig! Die Zusammensetzung der Reinigungslösung hängt ebenfalls vom physikalischen Reinigungsverfahren ab. Ein Waschmittel mit starker Konzentration von Lösungsmittel (Alkohol) darf nur relativ kurze Zeit auf die Platte einwirken.

Hier ist eine Absaugvorrichtung dringend erforderlich! Zum Naßabspielen bzw. Lufttrocknen sollte die Alkoholkonzentration möglichst unter 1/?? Volumenanteil liegen. Aber nun zunächst die Bestandteile einer Reinigungslösung für Plattenwaschmaschinen:
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(1) Wasser ( entmineralisiert, destilliert, Osmosewasser, AMPUWA ) ca. 75 %

Selbst so ein banaler Rohstoff wie Wasser kann zum Thema längerer Forschungen ausarten. Die scheinbar so einfache chemische Formel H2O steht für einen Stoff, den wir in seiner absolut reinen Form kaum bekommen können. (Eine chemische Herstellung aus Knallgas wäre vermutlich noch wesentlich unwirtschaftlicher als die Goldgewinnung aus Meerwasser!)

Daß Leitungswasser heutzutage immer schlechter wird, ist nicht der einzige Grund weshalb man zu aufwendig gereinigten Wässerchen greifen sollte. Die im Trinkwasser enthaltenen (für den Genuß unschädlichen, eher notwendigen) Minerale und Salze sind für Reinigungszwecke unerwünscht.

Man sagt zwar heute noch destilliertes Wasser, wenn man (z.B. für Autobatterien) einen Kanister 'entmineralisiertes Wasser' besorgt. Wirklich destilliert wird Wasser nur noch selten, und ist auch zu entsprechend hohen Preisen nur noch teilweise in Apotheken zu finden.

Großindustriell wird das Wasser nur noch gefiltert und somit von Salzen und Mineralien befreit. Eine besondere Art wird in der chemischen Industrie durch die sogenannte 'Umkehrosmose' angewandt. Da sich die Durchgangsöffnungen der Filtermembranen nicht beliebig verkleinern lassen, wird deshalb mit sehr hohem Druck gearbeitet. Dadurch werden die Fremdmoleküle und freien Ionen an riesige Molekülketten bzw. Klumpen gebunden (physikalisch nicht chemisch), welche dann doch von dem Filter zurückgehalten werden können.

Durch die Messung des elektrischen Widerstands (in der Chemie wird mit dem Kehrwert desselben, der Leitfähigkeit gearbeitet), kann die Verunreinigung des Wassers durch freie Ionen gemessen werden. Die reinste erhältliche Form des Wassers ist das im medizinischen Bereich eingesetzte Ampullenwasser (AMPUWA), welches man in der Apotheke zu entsprechenden Preisen auch kaufen kann.

Wer wie ich Beziehungen zur Medizintechnik bzw. Chemieindustrie hat, kann sich die 10L-Kanister AMPUWA auch etwas günstiger besorgen. Interessant ist es jedenfalls zu beobachten, daß besonders reines, entionisiertes Wasser schon 'von Hause aus' eine starke Anziehungskraft zu Salzen, Kalk und anderen Mineralien hat.

Die Reinigungswirkung ist auch ohne Alkoholzusatz in mancher Hinsicht schon als 'scharf' zu bezeichnen, reicht aber für unsere Zwecke allein noch nicht ganz aus.
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(2) Isopropylalkohol (technischer Reinigungsalkohol ) ca. 20 - 30%

Der Alkohol sorgt dafür, daß besonders die fetthaltigen Schmutzanteile gelöst werden (z.B. Fingerabdrücke, Trennmittelreste bei neuen Platten). Isopropylalkohol ist wesentlich billiger als der medizinisch reine Äthylalkohol. Während der Äthylalkohol weniger Rückstände beim Verdunsten hinterläßt, ist die Reinigungswirkung des Isopropylalkohols wesentlich höher, weshalb Letzterer in Plattenwaschmaschinen vorzuziehen ist.

Verfügt man zum Verdünnen bereits über ein sehr reines Wasser (z.B. AMPUWA ) wäre es ganz günstig, den Alkohol in möglichst hoher Konzentration zu erwerben (» 90%).

Auch wenn der Alkohol danach wieder mit Wasser verdünnt wird, ist dies kein Paradoxon, denn wir wollen schließlich möglichst wenig Verunreinigungen in unser 'selbstgebrautes Waschmittel' einbringen. Unser AMPUWA kostet ja schließlich mehr als der dazugehörige Alkohol.

(3) AGEPON ( Fotonetzmittel, antistatisch ) ca. 0,5%

In jedem größeren Fotogeschäft erhältlich ist dieses Netzmittel der Firma AGFA. Dieses Netzmittel hat die wichtige Aufgabe, die Oberflächenspannung des Wassers zu reduzieren, was bei der Reinigung so filigraner Plattenrillen unbedingt notwendig ist.

Viele Hobbyisten benutzen dazu einen Spritzer Spülmittel, welches die gleiche Aufgabe zwar auch erfüllt, aber nicht ganz so gut. Der Vorteil des Fotonetzmittels ist einerseits, daß es keine überflüssigen bis gegenläufigen (schädlichen) Zusätze wie Farbstoffe, Parfümöle, rückfettende, hautschonenden Substanzen enthält, und andererseits bereits antistatisch wirkt, womit wir uns einen weiteren Zusatz im selbstgebrauten Waschmittel sparen können. Das Netzmittel ist auch nicht teuer, außerdem hält so ein 250ml- Fläschchen ewig (50 Liter)!

Die richtige Mischung

Noch ein Tip zum Mischen. Die Anteile werden in Volumenprozenten (% Vol.) angegeben. Der Alkohol ist nämlich leichter als Wasser, weswegen die gleiche Masse hier deutlich mehr Raum beansprucht. Ein wunderschönes Paradoxon ergibt sich bei der Mischung von Wasser und Alkohol; vermischt haben beide zusammen ein kleineres Volumen als es die Addition der beiden Einzelvolumina ergeben würde, dies liegt daran, daß deren Moleküle unterschiedlich groß sind (stellen sie sich nur vor, sie mischen Sand und groben Kies).

Geben sie den Alkohol langsam unter ständigem Rühren in das Wasser. Setzen Sie das Netzmittel (vorsichtig) erst am Schluß zu und mischen die ganze Lösung noch einmal gut durch (sie wird sich nicht mehr von selbst auftrennen). Es ist günstig, wenn Sie sich immer 'nur' eine Tankfüllung ( vpi HW-17 : ca 250 ml) zusammenmischen; das reicht dann für die nächsten 20 - 50 Platten.
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Noch bessere ( stärkere ) Reinigungsmittel ?

Für hartnäckige Fälle von Plattenverschmutzung (viel Fett) helfen manchmal auch ein paar zusätzliche Tröpfchen Alkohol aus der Pipette, welche man auf die zu waschende Scheibe träufelt. Trennmittelrückstände auf neuen LPs können zum Problem werden, da muß man mehrmals waschen. Früher gab es ein äußerst wirkungsvolles Mittel der Firma Last, welches First hieß. Es wird nicht mehr hergestellt, da es aus reinem (! Heft: "Also zu über 100 %) FCKW bestand. Aus Umweltaspekten dürfen wir diesem Verlust nun nicht mehr nachtrauern.

KS
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