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Diese Texte sind aus dem originalen Artikel ausgegliedert.

Mit den hier aus den Fingern gesogenen Sprüchen und Kommentaren zum eigentlichen Klangunterschied bei diesen sogenannten Tests konnte ich mich noch nie anfreunden. Wenn die viel zu oft künstlichen und/oder marginalen Unterschiede erst heraustreten, weil den Testern das Blut aus den Ohren rinnt, ist schon etwas faul.

Und als dann ein in der Branche bekannter Akustik-Mediziner diese Tester mal "durchleuchten" wollte (es war um 1986), wurde er regelrecht abgewimmelt.

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Wie sie klingen oder strahlen oder sounden (1) -
man kann diesen Absatz schmerzlindernd überlesen ...

Sehr wichtig für jeden Hörtest ist, daß die Jury unter keinen Umständen wissen darf, welche Kandidaten sich hinter dem undurchsichtigen, aber schalldurchlässigen Vorhang im Hörraum verbergen. Der psychoakustische Effekt - eine große Box etwa muß auch mehr Tiefbaß haben - könnte sonst das Hörergebnis verfalschen.

HIFI VISION lud zu diesem interessanten Hörtest außerdem drei Leser ein, die den Blindtest mitmachten. Sie sollten die strengen HIFI VISION-Hörtestmethoden kennenlernen und sich vergewissern, daß nicht etwa doch ein Spältchen Vorhang offenstand und daß sehr genau mit rosa Rauschen ausgepegelt wurde. Die drei Kollegen waren zufrieden.

Der Hörtest A gegen B begann mit klassischer Musik. Sofort fielen bei Box A stark verfärbte Mitten auf, als die Telarc-CD mit der

Die Meinung von Gerald O. Dick

Wer die BM 20 zum erstenmal sieht, wird wohl von ihrer Gestalt sehr angetan sein. Trotz tiefreichendem Baß bewahrte sie vertretbare Außenabmessungen. Damit läßt sich dieser Aktivlautsprecher in praktisch jede modern eingerichtete Wohnung integrieren - die solide Verarbeitung tut ein übriges hinzu. Enttäuscht war ich jedoch vom Klang: Von einer Box, die Anspruch auf die Spitzenklasse erhebt und 23 000 Mark kostet, darf man heute mehr erwarten. HIFI VISION kennt gleich mehrere Lautsprecher, die besser und preiswerter sind.

Die Meinung von Hans-Martin Burr

Um die ideale Baßwiedergabe zu erreichen - erstens abgrundtief und zweitens staubtrocken - steht Entwicklern von Aktivboxen ein ganzes Instrumentarium von elektronischen Schaltungskniffen zur Verfügung - von Vorentzerrung des Frequenzganges per Equalizer bis zu den verschiedensten Arten von Gegenkopplungstechniken. Den ersten Anspruch erfüllte die BM 20 mit Bravour: Der Baß marschiert ohne Pegelverlust bis herunter zu 25 Hertz. Bei der zweiten Anforderung mußten die elektronischen Helfer allerdings passen: Wenn es um trockene Baßwiedergabe ging, stellte die passive Pilot Concorde den "Aktivling" aus Bad Homburg (so - hat sich da nicht jemand vertan?) in den Schatten.

Mit welchen CDs wurde verglichen ?

Symphonie fantastique von Hector Berlioz erklang. Besonders Streicher verloren an Körper, den Box B richtig wiedergab. A leistete sich auch schon mal hohl klingende Instrumente - je nach Tonlage. Da war B viel offener und gestattete sich nur eine winzige Überhöhung im oberen Präsenzbereich.

Der Kandidat A brachte zwar viele Details im oberen Höhenbereich, aber immer wieder registrierten die Tester zu wenig untere Mitten. Außerdem kam der Obertonbereich, beispielsweise von Violinen, von A weniger natürlich: Ein bißchen dünn und farblos erschienen die Instrumente, fast steril.

Auch bei Klavier hatte die B-Box die Nase vorn. Diese für Hörtests recht kritische Musikart brachte B ebenfalls natürlicher. Mit A klang der Flügel steril, manchmal sogar etwas aufdringlich. „Zu wenig Mitten", notierten die Tester und ihre Mitlauscher von der Leser-Fraktion recht häufig.

Auf der Jeton-Platte Ichu gibt es im Stück „Sicuriada" ein Rhythmusinstrument namens Chakchas. Dieses Bündel von Ziegenkrallen erzeugt ein fremdartiges Geräusch ganz eigenen Charakters. Erst als die Tester auf Kandidat B umschalteten, bemerkten sie, daß diese exotischen Klänge mit im Spiel waren. Box A behielt die Chakchas praktisch für sich.

Bei der Wiedergabe des oberen Hochtonbereichs zeigte sich Lautsprecher A von seiner starken Seite. Sehr sauber und präzise kamen etwa Triangelschläge, Becken oder Trompeten. Auch die Höhenauflösung ließ keine Kritik zu und war der von Lautsprecher B mindestens ebenbürtig.

Die frisch aus Japan mitgebrachte CD „Impact", auf der eine mächtige Trommel mit drei Meter Durchmesser losdröhnt, bildete die ideale Quelle, um den Baß der Kandidaten beurteilen zu können. Dieses Instrument wird von starken Männern mit der bloßen Hand angeschlagen, so daß der extrem tiefe, lang anhaltende Ton anfangs von einem deutlichen Klatschen begleitet wird.

Lautsprecher A brachte den abgrundtiefen Klang der Trommel mit mehr Druck als B, aber zu dick. Etwas aufgequollen erschien der Baß, und die Leichtigkeit der Fellschwingungen ging so verloren. Auch das Klatschgeräusch beim Auftreffen der Hand auf das gespannte Fell wirkte bei B natürlicher, bei A hingegen etwas künstlich.

Wie sah es bei der Ortbarkeit aus? B brachte mehr räumliche Tiefe als A. Bei A saß das Orchester dichter gedrängt, und Chormitglieder rückten enger zusammen. Mehr störte jedoch, daß A Instrumente und Singstimmen, egal ob männlich oder weiblich, unpräziser wiedergab. Das Klangbild geriet, von A reproduziert, flacher und verschwommener, mehr in die Breite gedehnt. B verfrachtete das Klanggeschehen dafür etwas zu sehr in luftige Höhen - eine charakteristische Eigenschaft der Concorde Mk II von Pilot, wie die Tester wußten. Als sich der Vorhang lüftete, bestätigten sich auch diese vagen Ahnungen. Box B war die Pilot, Lautsprecher A die Backes & Müller BM 20.

Da der Klangunterschied zwischen Pilot und BM 20 recht deutlich ausfiel, setzte HIFI VISION die Hörtests mit schwächeren Gegnern fort. Es folgten die passive Titan II (Test 8/1985) die MB 985 Aktiv (Test 11/1985) und die Dynaudio Compound 4. Auch gegen Titan und MB 985 hatte die BM 20 kaum Chancen.

Kleine Unterschiede bei Pop und das Resume

Bei Pop-Musik hielten sich die Unterschiede zwar im Rahmen, aber bei Klassik reproduzierten die BM-Kontrahenten Quadral und MB die Partituren deutlich besser.

Der etwas zu dicke Baß der BM 20 in O-dB-Stellung wurde bei der Schalter-Position -3 dB schlanker, schon fast zu schlank, so daß man sich eine Zwischenstellung wünschen würde. Die Tiefenauflösung verbesserte sich allerdings nur wenig.

Erst in der Compound 4 fand die BM 20 einen etwa gleichwertigen Partner. Aber Streicher konnte auch die Compound natürlicher wiedergeben als die BM 20; dafür hatte die Aktive von Backes & Müller in diesem Duell bei Popmusik die Nase vorn.

Ein enttäuschendes Ergebnis also, das im krassen Gegensatz zur vorbildlichen Gehäuse-Verarbeitung und zum großen elektronischen Aufwand steht, den Backes & Müller mit der BM 20 trieb. Und wieder einmal verpaßte ein sehr teurer Lautsprecher die Chance, HIFI VISION-Referenz zu werden. Die Suche geht weiter.

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