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1965 - Ehe Sie kaufen - hören!

Kaufen Sie im Fachgeschäft. Lassen Sie sich beraten. Nehmen Sie Ihre Lieblingsschallplatte mit, und hören Sie sich die Platte auf verschiedenen Anlagen an. Ein gutes Fachgeschäft hat die Anlagen in Räumen aufgebaut, die gewöhnlichen Wohnräumen ähneln. Sie handeln ganz sicher falsch, wenn Sie sich eine Anlage in einem Saal vorführen lassen, wenn Sie aber zu Hause nur ein kleines Zimmer haben.

So, wie Sie das große Symphonie-Orchester hier sehen, müssen Sie es auch hören.

Anmerkung zu 1965 und den Fachgeschäften

1965 war der Autor 16 Jahre alt und kann sich noch sehr gut an das magere und überaus teure Angebot in den "Fachgeschäften" erinnern. Die Fachgeschäfte hatten fast durchweg keine Ahnung (bzw. es gab nur wenige kompetente Hifi-Läden) und wollten Fernseher verkaufen. Dort winkte der Gewinn oder Ertrag. Hifi-Technik war weitaus beratungsintensiver, denn der Hifi-Markt war noch gar nicht richtig aufbereitet.

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Monoral hören Sie Musik flach, breiig und eigentlich so, als sei der Lautsprecher ein selbständiges Instrument. Das darf aber nicht sein.
Sie haben zwei Ohren. Die Stereophonie verwendet daher ganz entsprechend zwei Mikrophone, zwei Übertragungskanäle und zwei Lautsprecher
In dem Bereich, wo sich die Schall-Linien überschneiden, sitzen Sie am günstigsten. Merke: Lautsprecher soll man nicht übereck stellen.

Bei Ihnen zu Hause klingt die Anlage dann ganz anders, und Sie sind enttäuscht. Lassen Sie aber nicht nur Ihre Lieblingsschallplatte abspielen. Besonders schwierig wiederzugeben sind das Cembalo, die Oboe, Klarinette, Flöte, Fagott. Bestehen Sie also darauf, eine Platte mit diesen Instrumenten zu hören.

Wenn Sie dann die typischen Anblasgeräusche der Oboe und den harten-zarten Anschlag des Cembalos hören, als würden diese Instrumente im Zimmer original gespielt - dann ist die Anlage gut.

Hören Sie sich auch ein großes Orchester an. Es darf kein Klangbrei entstehen. Sie müssen genau hören, wo die Geiger sitzen und wo die Bläser. Es gibt Stereo-Trickplatten, die Ihnen vortäuschen, es rase ein Zug von rechts nach links durchs Zimmer. Das hat mit Hi-Fi nichts zu tun.

Seriöse Fachgeschäfte werden Ihnen eine solche Zirkusnummer auch gar nicht darbieten. Es gibt hingegen eine Platte des Deutschen High-Fidelity-lnstituts, die jedes schwierige Instrument aufgenommen hat und Ihnen demonstriert, wie gut die Anlage ist, für die Sie sich interessieren. Ihr Fachgeschäft hat diese Platte. Lassen Sie sich diese auflegen.

Bedenken Sie: Jede Hi-Fi-Anlage ist so gut wie ihr schwächstes Glied. Wenn Sie Ihre Hi-Fi-Anlage nach und nach zusammenstellen, so können Sie beispielshalber mit einem hochwertigen Plattenspieler beginnen.

Ein schlechter Plattenspieler ruiniert nämlich Ihre guten Platten. Selbst wenn Sie diesen Hi-Fi-Plattenspieler dann an Ihr gewöhnliches Radio anschließen, werden Sie staunen, wieviel mehr Ihre Platten hergeben als bisher.

Der Plattenspieler muß ruhiges Blut haben

Ein Plattenspieler besteht aus dem Laufwerk, dem Tonarm und dem Tonabnehmer.

Das Laufwerk muß ruhig und ruckfrei laufen; sonst treten Verzerrungen auf, die Ihnen ihm Ohr wehtun. Der Tonarm muß so leicht gelagert sein, daß er die Abtastnadel so über die Platte hinweggleiten läßt, als wäre die Nadel gar nicht vorhanden.

Die „Nadel" ist übrigens bei Hi-Fi-Plattenspielern ein Saphir oder Diamant. Was Sie noch wissen müssen: Echte Hi-Fi-Qualität hat eigentlich nur ein "magnetisches" Tonabnahmesystem, wenngleich ein Kristall-Abnahmesystem weniger verwöhnte Ohren absolut nicht enttäuscht.

„Magnetisch" oder „Kristall" - das bezieht sich übrigens nur auf die Art, wie das Hin- und Herschwingen der Nadel in Stromimpulse verwandelt wird. Die Nadel ist bei beiden Systemen dieselbe: Saphir oder Diamant.

Immerhin: Beim Magnet-System können Sie das Auflagegewicht des Tonarms leichter halten als beim Kristall-System. Das schont die Platten.

Die Plattenspieler, die wir Ihnen auf den folgenden Seiten zeigen, erfüllen alle diese Ansprüche. Sie brauchen auch nicht, wie Hi-Fi-Fanatiker es tun, das Laufwerk von der Firma X, den Tonarm von der Firma Ypsilon und den Tonabnehmer von der Firma Zett zu kombinieren. Tatsächlich gibt es zwar Firmen, die sich auf die Herstellung von beispielshalber besonders hochwertigen Tonabnehmern spezialisiert haben.

Das wissen aber auch die Hersteller eines Plattenspielers. Sie beziehen daher ihren Tonabnehmer von eben jener Firma und bauen ihn ihrem Tonarm ein.

Ob Sie einen Plattenspieler mit Synchron-Motor oder mit Asynchron-Motor kaufen, ist weniger eine Sache des Geschmackes. Wenn Sie auf dem Lande wohnen, ist wahrscheinlich ein Synchron-Motor besser. Denn der ist unabhängig von Netzspannungs- schwankungen, die auf dem Lande dann und wann auftreten können.


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Anmerkung zu den Anzeigen

Schaun Sie sich die DUAL Anzeige oben rechts zum Artikel an. Das hat mit Hifi überhaupt nichts zu tun und war neben der Lobpreisung des tatsächlich Machbaren völlig fehl am Platz. - "Ja, Sie können doch weitaus mehr von Ihren Platten hören als mit dieser schlimmen Gurke." - hätte der Redakteur daneben schreiben sollen oder müssen. Er hätte den Anzeigenkunden aber vergrault. Viele viele Sonderausgaben und Sonderartikel waren deshalb später selbst für unbedarfte Leser unglaubwürdig geworden.

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Diese Anlage hatte schon echte Hifi-Qualitäten, sah dafür aber sehr unglücklich aus.

Je schwerer desto besser

Noch eins: Je schwerer der Plattenteller ist, desto größer ist die Chance, daß er gleichmäßig läuft.

Sie dürfen darauf vertrauen, daß alle auf den folgenden Seiten gezeigten und erwähnten Plattenspieler echte Hi-Fi-Spieler sind.

Wenn Sie mit Ihrer Hi-Fi-Anlage nur Platten hören wollen, brauchen Sie keinen Tuner zu kaufen. Sie erinnern sich ja: Der Tuner ist der eigentliche Radio-Empfänger. Da aber vor allem die UKW-Stereo-Sendungen ganz ausgezeichnet sind, wäre es schade, wenn Sie auf den Tuner verzichteten.

Ein Verstärker muß nicht unbedingt stark sein

Die Bausteine einer Hi-Fi-Stereo-Anlage zu etwa 8000 Mark. Wir haben hier sehr gute und teure Bausteine gewählt: Verstärker und Tuner von Mclntosh, Plattenspieler von Thorens und Lautsprecher (L80) von Braun.

Der nächste Baustein ist dann der Verstärker. Oft sind allerdings auch der Tuner und der Verstärker vereinigt; man nennt dieses Gerät dann Receiver (zu deutsch: Empfänger). Wir wollen den Receiver hier einfach „Steuergerät" nennen, auf die Gefahr hin, daß Fachleute erstaunt die Augenbrauen heben.

Das erste, das ein Verkäufer Ihnen beim Kauf eines Verstärkers oder Steuergerätes (Receiver) nennt, ist gewöhnlich die Leistung, in Watt gemessen. Sie müssen nun eins wissen: Ein Verstärker, der „zweimal 40 Watt leistet, ist nicht etwa doppelt so gut wie einer, der zweimal zwanzig Watt Ausgangsleistung hat.

So ist ja auch ein Wagen, der 100 PS hat, nicht doppelt so gut oder schnell wie einer mit 50 PS. Der Vierzig-Watt-Verstärker hat nur die größeren Leistungsreserven, die Sie aber vor allem in kleineren Wohnungen selten oder nie gebrauchen. Es sei denn, Ihre Lautsprecher haben einen sehr kleinen Wirkungsgrad. Darüber müssen Sie sich mit dem Fachmann beraten.

Die Aussagen widersprechen sich. Das Bild oben rechts ist jetzt das andere Extrem. Eine 8000.- DM Anlage war für viele Mitbürger 1965 völlig absurd und unerschwinglich.

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Als Faustregel darf gelten: Der Verstärker sollte zweimal zwölf Watt leisten (zweimal, weil er ja als Stereo-Verstärker zwei Kanäle mit elektrischen Impulsen beschicken muß).

Als nächste Zahl wird Ihnen der Verkäufer den „Klirrfaktor** nennen. Dieser Faktor gibt die Summe von gewissen Verzerrungen an, die auch der allerbeste Verstärker nicht vermeiden kann. Der Klirrfaktor darf nicht über 1% liegen. Er liegt bei allen Geräten, die wir hier zeigen, darunter.

Lautsprecher - die Individualisten

Die Lautsprecher (dunkel gezeichnet) sollen an einer „harten" Kopfwand stehen. So strahlen sie am besten ab.

Schließlich der Lautsprecher. Sie sind das Individuellste bei der ganzen Anlage. Übertrieben ausgedrückt, kann man sagen, daß es keine zwei völlig gleichen Lautsprecher in der ganzen Welt gibt. Daher ist die Auswahl an Lautsprechern auch sehr groß. Und daher ist es wiederum unmöglich, Lautsprecher an Hand von Prospekten auszusuchen. Alles, das Sie wissen müssen, ehe Sie ins Fachgeschäft gehen, ist, ob Sie große oder kleine Boxen brauchen. Der ganz simple Grund: Große Boxen lassen sich nicht in jedem Wohnraum unterbringen.

Nun müssen Sie im Fachgeschäft sich einfach verschiedene Lautsprecher vorspielen lassen. Können Sie die einzelnen Instrumente des Orchesters heraushören? Können Sie den Kontrabaß von der Tuba, die Violine von der Flöte unterscheiden? Haben die Violinen einen seidigen Glanz? Haben Celli und Kontrabässe Gewicht? Kommt das Schlagzeug „zackig**, also deutlich artikuliert und unverwaschen? Hat das Blech einen strahlenden Klang, ohne schrill zu sein?

Immer ausprobieren

Probieren Sie den Lautsprecher Ihrer Wahl bei verschiedenen Lautstärken. Er muß leise Passagen ohne Einbuße an Klarheit wiedergeben und er darf bei einem plötzlichen Fortissimo nicht klirren oder kreischen. Sie brauchen sich nicht zu genieren: Wenn Sie mehrere Lautsprecher bei der gleichen Musik miteinander vergleichen, hört auch das ungeschulte Ohr selbst feine Unterschiede heraus.

Dabei müssen Sie wiederum wissen, daß Sie den Klang (nicht nur die Lautstärke) hörgenau auf den Geschmack abstimmen können. Sie kennen das ja von Ihrem Radio. Dort gibt es die Knöpfe „hell"* und „dunkel" oder „Baß" und „Diskant". Dieselben Knöpfe, nur mehr, hat Ihr Verstärker. Sie werden sehr bald von der Vielfalt der Knöpfe nicht nur nicht mehr verwirrt, sondern begeistert sein. Sie können damit zaubern.

Sie können alte, verkratzte, rauschige Platten so regeln, daß sie fast wie neu klingen. Sie können mit Hilfe des sogenannten „Präsenzschalters" Mitteltöne anheben, die vielleicht in der Platte oder vom Sender etwas stiefmütterlich behandelt worden sind. Ein „Rauschfilter" filtert das störende Rauschen der Platten oder des Stromnetzes. Und so weiter. Bald wissen Sie genau, wie Sie welche Platte oder wie Sie welchen Sender an Ihrem Verstärker so steuern, daß Sie den höchsten Genuß haben.

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