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Als STEREO im Rundfunk promoted wurde

So ab 1958 ging es hoch her bei der Industrie, den deutschen Rundfunk-"Anstalten" und der Presse bzw. den Medien, ob Stereo im Rundfunk wirklich notwendig wäre und was das alles wieder mal kosten würde.

Viele dieser Kampagnen waren wirlich geheuchelt, denn vom bundesdeutschen Fernsehen wissen wir, wie "innovationsgeil" die Hersteller waren, um ja nur irgendwelche oft wirklich nicht notwendigen neuen Produkte an den dummen Kunden verscherbeln zu können. Auch bei Stereo im Radio gab es hohe Wellen.

Dazu muß man wissen, die ersten Stereo-(Langspiel-) Schallplatten kamen so um 1958 auf den Markt und erforderten neue Stereo-Abtastsysteme und oft auch neue Plattenlaufwerke mit Tonarmen für Stereo-Abtaster. Als Stereo taugliche Zusatzgeräte wurde der übelste Schrott angepriesen als Weltneuheit und was noch alles. Das hatte natürlich Wunden geschlagen. Die Kunden waren sauer.

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Das Editorial zur Funkausstellung 1963
"Stereo im Jubiläumsjahr"

Karl Tetzner schreibt auf den ersten Seiten :

Dem Umfang nach wird diese 23. Große Deutsche Funkaus- stellung ihrer Vorgängerin im Jahr 1961 entsprechen - denn mehr als „voll belegt" kann das Berliner Ausstellungsgelände nicht werden. Jedoch vom Gebotenen her, hinsichtlich der Vorarbeiten und wohl auch des Aufwandes wird es diesmal einen Rekord geben.

Die Hersteller von Empfängern, Antennen, Bauelementen, Phonogeräten, Meß- und Prüfinstrumenten, die diese größte Radioausstellung Europas ausrichten, sind in etwa gleichem Maße wie 1961 vertreten, dagegen ist die Repräsentation der Rundfunkanstalten wesentlich umfangreicher.

Das Erste Fernsehen der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ARD), das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) und der Hörfunk belegen zusammen weit über 10.000qm für ihre Studios, technischen Räume und Informationsstände.

Zwei Gründe sind dafür maßgebend: die Konkurrenz-Situation zwischen beiden Fernsehorganisationen (ARD und ZDF) und das „Aufwachen" des Hörfunks. Letzterer fühlte sich vom Fernsehen etwas überspielt - womit er recht hat -, und seine Verantwortlichen meinen, zur Feier des 40jährigen Rundfunk-Jubiläums in Deutschland etwas Besonderes tun zu müssen.

Also werden wir auf der Funkausstellung nebeneinander zwei Fernseh-Körperschaften am Werk sehen und dazu den Hörfunk mit einem 2000qm-Studio, mit fast fünfzig direkt auf der Ausstellung produzierten Programm-Stunden und vielen Stereo-Sondersendungen.
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Intendant Klaus von Bismarck, derzeitiger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ARD), kann mit aufmerksamen Zuhörern rechnen, wenn er am Vormittag des 30. August während der Eröffnungsfeier im Haus des Rundfunks (Anmerkung: im großen Saal in der Masurenallee gegenüber dem Funkturm) das Rednerpult betritt.

  • Anmerkung : Federführend für die Stereo Demonstrationen war damals der gerade promovierte Dr. Schwarze, der uns bei meinem Besuch in Stuttgart in 2014 sogar die unbenutzte fabrikneue Reserve-Senderöhre des damaligen allerersten UKW Senders auf dem Berliner Funkturm als ewiges Adenken geschenkt hatte - zusammen mit seinem 3 dicken Wälzern.

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„Stereofonie im Rundfunk"

Man wird von ihm verbindliche Äußerungen zum Thema „Stereofonie im Rundfunk" erwarten und keine bewußt unscharf formulierten Erklärungen wie im März 1963 in Hamburg. Die Öffentlichkeit fordert eine klare Stellungnahme für die Stereofonie. Der Hörfunk kann sich der Pflicht, diese erste wirkliche Verbesserung des Rundfunks nach UKW seinen fast 17 Millionen Teilnehmern zugänglich zu machen, auf die Dauer nicht entziehen.

Hier nützen auch das Verschanzen hinter Geldsorgen und der Hinweis auf die Anforderungen, die das künftige Dritte Fernsehprogramm stellen wird, nichts mehr. Wären innerhalb der Rundfunkanstalten nicht so viele einsichtige Männer am Werk, um die Stereofonie sozusagen von unten her einzuschleusen, so müßte man am fehlenden Schwung und am Wagemut der oberen Rundfunkhierarchie fast verzweifeln. Stereo, so scheint es, muß in den Untergrund gehen, um sich still und beharrlich durchzusetzen .....

10 Sonderschauen

Nahezu an zehn Sonderschauen u. a. Schallplattenindustrie, Bundespost, Entwicklungsländer, Handwerk, Antennenindustrie - versprechen dem Besucher Interessantes und Neues. Daneben soll der eigentliche Sinn der Funkausstellung nicht vergessen werden.

Diese Veranstaltung wurde einstmals, im Dezember 1924 mit 250 Ausstellern, ins Leben gerufen, nicht nur, um dem großen Publikum die Neuheiten zu zeigen, sondern vor allem, um die Kontakte zwischen Handel und Hersteller zu fördern. Hier will man sich über Preise und Konditionen unterhalten und Aufträge erteilen und hereinnehmen.

In all den Jahren war die Funkausstellung als Handelsmesse mit internationalem Besuch ebenso wichtig wie als Publikums-Attraktion, selbst wenn nach dem Kriege die Hannover-Messe manchen kommerziellen Rahm abschöpfte. Die Industrie ist auf das große Gespräch mit den Partnern aus dem Handel vorbereitet. Es wird nicht einfach sein, denn der Markt ist unruhig und die Umsätze haben in diesem heißen Sommer nicht befriedigt, ebensowenig wie sich eine Annäherung bei dem leidigen Problem der Preisstellung (Nettopreise oder Richtpreise!) abzeichnet.

Immer noch keine ausländischen Aussteller

Die Funkausstellung 1963 wird erneut nur bundesdeutsche und Westberliner Hersteller als Aussteller sehen, aber der Wunsch nach großem Ausländerbesuch, wofür eine gute Auslandswerbung sorgen soll, ist mächtig.

Über die Gründe, warum man ausländische Aussteller auch diesmal vom Berliner Messegelände fernhält, ist viel gesprochen worden. Dem Befürworter einer „Internationalen Funkausstellung 1965" (oder 1966) bleibt nur die Hoffnung auf höhere Einsicht der Veranstalter.
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  • Anmerkung : Das konnte der Veranstalter gegen den WIllen von Max Grundig (er war der Mister 50% der deutsche Unterhaltungsindustrie geworden) nicht durchsetzen.

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Inzwischen versuchen die Franzosen, diese große internationale Funkausstellung im schönen Paris (Anmerkung : "festival du son") zu etablieren. Bundesdeutsche Firmen sind dort in reicher Zahl anwesend, was ihnen nicht zu verdenken ist.

Frankreich ist ein für uns noch wenig erschlossener Markt - und die Importe ins Bundesgebiet steigen ständig, wenn auch wertmäßig noch längst keine Gefahr besteht. Also suchen wir unsere Exportsituation zu verbessern; sie hat es nötig.

Wir wünschen der Funkausstellung 1963 viel Glück und Erfolg und den unermüdlichen ehrenamtlichen Helfern des Ausstellungsausschusses Befriedigung für ihre Mühe und Arbeit. „40 Jahre Rundfunk in Deutschland" möge dieser Veranstaltung ein gutes Omen sein.
 
Karl Tetzner (Chefredakteur) im Juli 1963
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