Der ONKYO Stereo Receiver TX-7540
Die Zeit der Stereo- Receiver (und -Verstärker) neigte sich dem Ende zu und die Konkurrenz - nach dem Niedergang der gesamten Hifi-Branche zu Beginn der 1980er Jahre - war gnadenlos, auch untereinander im fernen Japan.
Die Überproduktion fraß damit ihre Kinder. Die Konstrukteure mußten immer mehr "Features" einbauen und dennoch innen drinnen immer mehr weglassen = sparen.
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Bei diesen Brot und Butter Geräten mußte jetzt richtig "gespart" werden, wo immer es ging. Nur sehen durfte der Kunde das nicht. Auch die Redakteure und Tester in den Hifi-Zeitschriften mußten getäuscht werden. Ganz wichtig war nur noch die sogenannte Sinus-Leistung. Beim ehemals weltweiten Hifi-Riesen Pioneer führte das nach 2010 zu komischen Auswüchsen, die dem Konzern später das Genick gebrochen hatten. Auch bei diesem um einiges früheren ONKYO Receiver kann man auf Anhieb erkennen, daß der Rotstift wirklich überall angesetzt wurde.
Zu allererst fällt dem Techniker, der die Haube abnehmen will, auf, daß es 5 ganz kleine dünne Schräubchen sind, die er lösen muß. Dünner geht es wirklich nicht. Da hat der Rotstift voll zugeschlagen. Zwar hat die Haube bzw. Abdeckung nichts zu halten oder zu stabilisieren, doch solche Schräubchen sind ein Armutszeugnis.
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Ein Microprozessor steuert die anderen (analogen) ICs
Mit einem Microprozessor lassen sich inzwischen Funktionen abbilden, die mit analogen Schaltungen alleine so nicht möglich waren. Die Eingangsumschalter sind IC- gesteuerte analoge Schallter. Die Klangsteller und auch der Balance-Steller hingegen sind noch konventionell mit Potentiometern und analogen Operationsverstärkern bestückt. Im Schaltplan ist ein Schalter (S354) eingezeichnet, der die Klangsteller übergeht. Ich habe ihn noch nicht gefunden. Die Potis für Höhen, Bass und Balance haben erahnbare mechanische Mitten- Rasten für extrem feinfühlige Finger.
Und klopft man auf die Fronteinheit, scheppert das Gehäuse wie eine billige Blechbüchse. Das müsste nicht sein. Die Einbindung von Videosignalen für zwei Videorecorder ist sicher auch nur notgedrungen ergänzt worden. Es ist eben noch kein richtiges A/V Gerät wie die großen Boliden von Pioneer etwa 10 Jahre später.
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Es gibt eine "billige" Standby-Technik.
Während andere Receiver aus dieser Generation einen kleinen Hilfstrafo samt Mini-Netzteil enthalten, der mit geringster Leistungsaufnahme (zu der Zeit waren 3 bis maximal 10 Watt Dauerleistung noch normal) die Fern-Einschaltung per Fernbedienung erlaubt, ist das hier weggespart.
Der Receiver und damit der Haupttrafo wird mit dem Netzschalter ein- oder ausgeschaltet. Dann ist er mit der Fernbedienung (mit zwei funktionierenden Batterien) wieder in den Stand-By Modus abzuschalten.
Dabei wird der große Trafo nicht abgeschaltet, sondern per Relais wird nur ein Teil der Technik hinter der Gleichrichtung abgetrennt. Ergebnis : Immer noch werden 15 Watt rund um die Uhr abgerufen - für ein kleines rotes Lämpchen. Solch ein angeschlossener dicker Trafo hat immer eine erhöhte Grundlast.
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Verblüffend ist natürlich auch, daß der Receiver eingeschaltet mit zwei BRAUN L710 Boxen mit leisester UKW Musik bereits 40 Watt aus dem 230V Netz zieht. Wird die Lautstärke über Zmmerlautstärke hinaus erhöht, geht die Anzeige auf 48 bis 50 Watt hoch. Konzertlautstärke habe ich nicht ausprobiert, sollte er aber können.
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Es gibt auch etwas erstaunlich Lobenswertes - die "Loudness"
Ich muß zugeben, daß diese Art der Steuerung der Loudness-Wirkung nur bei sehr edlen Hifi-Verstärkern (und Receivern) eingebaut wurde. Das waren die Regie 5xx Geräte von BRAUN und die edlen Verstärker von GRUNDIG (und noch ein paar wenige Hersteller mehr). Die allermeisten anderen Verstärker hatten immer nur eine feste Loudness-Taste.
Hier gibt es auf der Frontseite zwei Flachbahn- Schiebesteller, einen für "Dynamic Bass Expander", was immer das bewirken soll und dann diesen "Selective Tone/Loudness" Steller. Dessen Wirkung ist erstaunlich angenehm. Grundig und BRAUN hatten das auch auf der Frontseite aber mit einem Drehpotentiometer mit der Bezeichnung "Level / Pegel" gemacht.
Ob die Kunden dieser Preisklasse das jemals verstanden und auch benutzt hatten, sei dahingestellt.
Das Lautstärke-Potentiometer wird von Hand oder (hier noch) mit einem Motor gesteuert. Die elektronische Steuerung kam erst ein paar Jahre später.
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Die Ein- oder Umschaltung der Lautsprecherpaare
Die Stereo-Endstufe ist mit 2 x 68 Watt RMS an 8 Ohm von 20 bis 20.000Hz spezifiziert, die nach unserem Augenschein sowohl vom 250 Watt Netztrafo (Herstellerangabe) wie auch von den Kühlflächen des massiven Alu-blanken Strang-Profils ganz sicher auch erreicht werden. Unbefriedigend ist aber, daß beide Lautsprecherausgänge mit kleinen Schalterchen an der Frontplatte aus- und eingeschaltet werden. Ein Relais bewirkt die verzögerte Einschaltung der Endstufen-Ausgänge, um das ungeliebte "Einschalt-Ploppen" zu unterdrücken.
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So wird die recht gute Leistung der Endstufen durch diese Schalterchen wieder kontakariert. In meinen 50 Jahren Hifi-Fan-Zeit gab es nur ganz ganz wenige Bekannte, die wirklich 2 Paare Lautsprecher betrieben hatten. Dafür sind die Lautsprecher- klemmen hinten ausreichend dimensioniert. Die Kopfhörerbuchse ist übrigens immer aktiv.
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Das Netzteil ist recht einfach konstruiert.
Der wirklich ausreichend große Transformator kann nur mit einer einzigen Spannung - bei uns ehemals 220V - gespeist werden.
Die zwei Sekundärwicklungen versorgen die Endstufen mit symmetrisch erzeugten ±47V und die Vorstufen mit ±13V. Zwei Spannungsreglungen erzeugen +5V und +12V sowie auch noch +22V, alles in allem ganz konventionell.
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Auch die Endstufe ist kein Geheimnis
In diesem Bereich ist alles diskret aufgebaut und bestückt und von einfachster Technik. Die beiden Netzteil-Elkos mit 10.000 uF und 56 Volt sind für die angegebene Ausgangsleistung sicher ausreichend. Das Datum auf den beiden großen Kondensatoren - Kalenderwoche 30 in 1988 - läßt auf die Produktionszeit schließen.
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Zusammenfassung in der Kürze - geschrieben im Mai 2025
Der ONKYO TX-7540 ist als Mittelklasse- Receiver bereits auf der Low- Cost Schiene mit oberflächlich vernünftigen Eigenschaften, der dennoch heute nicht mehr zeitgemäß ist. Die im Betrieb nötige Netz-Leistung ist mit mindestens 40 Watt einfach zu hoch, die Standby Leistung mit 15 Watt ebenso.
Da gibt es heutzutage für ganz wenig Geld gebrauchte Geräte - z.B. von Onkyo, Pioneer und Yamaha ab dem Jahr 2000 aufwärts, die es bei besserer Leistung sparsamer machen. Jedenfalls gilt das für Untermalungs- oder Unterhaltungsmusik im Dauerbetrieb. Für Hifi-Gourmets gelten andere Bewertungen.
Der Klangtest mit einer edlen Digital-Quelle war durchaus sehr gut und wer solch ein Gerät nur wenige Tage im Jahr im Garten benötigt, kommt gut dabei weg. Der Phono-Vorverstärker könnte Schallplatten-Fans motivieren, sich solch ein Gerät gebraucht zuzulegen, denn - wie gesagt, die Audio-Qualität zum Hören und für LP-Überspielungen auf den PC oder auf CDs ist von vorne bis hinten sehr gut.
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