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Es geht um den Yamaha RX-E810 Midi oder Mini Receiver

Er ist dunkel, geht nicht mehr an. - Aber wie kann man soetwas gleich wegwerfen ?

Februar 2020 - auf dem Wertstoffhof - Wie so oft habe ich einen ganzen Kombi voll mit (über den ganzen Winter gesammeltem) Altmaterial im Wertstoffhof abgeladen bzw. einsortiert, allermeist hartes Plastik von irgendwelchen Eimern oder Schüsseln, die beim Frost gerissen waren. Auch defekte irreparable kleinere elektronische Baugruppen sollten in den Elektronik Container ------- und da lag er vor mir.

Ein Yamaha RX-E810 Receiver - glänzend - lächelnd - neuwertig von der Optik her. Wie damals den SME 3012 Tonarm konnte ich es nicht übers Herz bringen, den dort verschrotten zu lassen. Zuhause im Hifi-Labor hat er den ersten Test am Regeltrenntrafo nicht bestanden, er geht nicht mehr an. Und ohne Abdeckblech sieht er fast wie neu aus, natürlich etwas verstaubt. Weiterhin sind beide Sicherungen in Ordnung, und dennoch, er geht nicht an.
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Der Yamaha-RX-E810 aus 2006 hat keinen Netzschalter - aha.

Ich war natürlich überrascht, daß der RX-E810 immer am Netz sein würde. Ich brauche also den Schaltplan. Im Internet findet man das Service-Manual, das auch für weitere Geräte dieser Familie gilt. Weiterhin findet man in Hifi-Foren auch gleich den Systemfehler, warum der RX-E810 nicht mehr an geht. Es sei ein Kondensator, der ausgetrocknet wäre.

Daß der RX-E810 dann nicht mehr an gehen würde, leuchtete mir einfach nicht ein. Ein Sieb-Elko blockiert doch die Hilfs-Stromversorgung des von oben erkennbaren roten Hilfs-Trafos nicht so sehr, daß nichts mehr geht.

Die anderen Hifi-Hersteller machen das doch fast alle so ähnlich. Ein kleiner Hilfs-Trafo liefert den Mini-Ruhestrom für die Fern-Einschaltung (auch per Fernbedienung) des Haupt-Trafos und verbraucht zwischen 4 und 10 Watt.

Doch hier ist es anders. Im Service-Manual steht etwas von 0,1 Watt Standby- Dauer- leistung. "Sowas" kann doch gar nicht "gehen". Also - das hat mich aufhorchen lassen.
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0,1 Watt Standby-Dauerleistung ??? - wie machen die das ?

nur !! 01,1 Watt Bereitschaft
und hier ist er im Gerät
von oben leicht zu erkennen
und das sind seine Beinchen auf der Rückseite der Platine
hier ist der C8 im Schaltbild
die Kapazität an C8 ist zu wenig

Die allermeisten Geräte aus den 1980er Jahren (als die Fern- bedienungen normal bzw. Standard wurden) ... und danach natürlich .... brauchen 4 Watt bis teilweise 10 Watt für diesen Bereitschaftsmodus. Die hatten und haben aber alle einen (das stimmte aber gar nicht - viele hatten eben keinen Netzschalter) - einen richtigen echten Netzschalter, der das gesamte Gerät bzw. alle angeschlossenen Geräte vom Netz trennt.

Hier hat sich Yamaha etwas Tolles einfallen lassen, das mir aus heutiger Stromsparsicht (und -Sucht) sehr gut gefällt. Unser Receiver ist angeblich aus dem Jahr 2007 und soll mal etwa 600 Euro gekostet haben. Die Bedien-Funktionen sind Mikroprozessor gesteuert.

Über den besagten Koppel-Kondensator C8 wird - direkt von der 230V Netzspannung - ein IC (IC3 ist ein ganz simpler Flip-Flop) mit einer ganz kleinen Spannung versorgt, wobei das IC dann über einen Schalt-Transistor einen Brückengleichrichter kurzschließt (oder wieder öffnet) und damit den Hilfs-Trafo mit der vollen 230 Volt Netzspannung versorgt.

Dieser Hilfs-Trafo wiederum schaltet den Haupt-Trafo über ein kräftiges Relais ein, - aber nur dann, wenn alle anderen Randbedingungen erfüllt sind, also kein Kurzschluß auf den Lautsprecherleitungen, keine Übertemperatur usw. das verhindert. Die Kennzeichnung des C8 ist auf beiden Seiten der Platine mustergültig !!!! (siehe Bilder rechts)
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Das heißt, die bei Yamaha wissen, wie es geht ....

Leider hat dieser kleine braune Kondensator wieder mal die Funktion einer Sollbruchstelle, wie damals der Eingangs- wahlschalter von der so renomierten Firma ALPS. Damals haben hunderttausende von YAMAHA Receivern und Verstärkern den Geist aufgegeben.
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defekt - das ist er
Neu - Pfennigsartikel mit 22nF und 800V

Wenn also hier der ehemals 22 Nano- Farad Kondensator (roter Pfeil) seine Kapazität so nach und nach verliert (bei uns hatte er nur noch 6,25nF), bekommt das dort angeschlossene "IC3" (ein ganz simpler Flip-Flop Baustein) nicht mehr genügend Spannung. Es müssten an der Zener-Diode D9 >> zur Diode D10 in etwa 3,9 bis 4 Volt anliegen (siehe Schaltplan und grüner Pfeil). Dann sollte die Einschalt-Taste auf der Front den Flip-Flop Ausgang wieder umschalten und somit auch den Hilfs-Trafo samt Haupt-Prozessor einschalten und natürlich auch wieder ausschalten.

Es kann also durchaus sein, daß der Receiver tagsüber bei vollen 230 Volt noch "an" geht, doch abends bei reduzierten 220 oder 210 Volt nichts mehr tut. Die am IC3 angelegte Spannung ist dann einfach zu gering. - Der bei uns braune C8 ist übrigens deutlich sichtbar und unproblematisch auslötbar.

Es kann testweise auch ein 48nF Kondensator mit mindestens 500V sein. Die 230V Netz- Spannung wird Tag und Nacht mit den 4 SMD-Widerständen (auf der Rückseite) der Platine geteilt und mit der Zener-Diode D9 stabilisiert.
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Bemerkenswerte Qualität

Das Grund-Chassis des Receivers verbiegt oder verwindet sich nicht, auch nicht offen ohne die Haube. Und das ist bei dem Gewicht schon beachtlich.

Der recht große Kühlkörper ist ein ALU-Strangprofil, zwar nicht schwarz eloxiert - das wäre besser - sondern absolut blank, aber immer noch besser als die billigen Blechlappen in anderen Lowcost Geräten.
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Der große Transformator

Der große Haupttrafo ist mit einem Kupferband gegen "magnetische" Störausstrahlung umschlossen (solch ein Unsinn, Kupfer ist und war nie magnetisierbar, es geht um elektrische Srörstrahl-Felder) und die Netzspannungskontakte sind alle verkleidet und das ist mustergültig.
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Der RX-E810 ist (auch) kein technologisches Wunderwerk .....

Wie bei Denon leider auch, werden hier die Dauerleistungen der Endstufe bei 6 Ohm (das hat aber normalerweise niemand) und bei 4 Ohm (das wird aber nur als Musikleistung) angegeben.

Was soll da verschleiert werden ? Falsch, hinten drauf steht "min. 6 Ohm", darum messen die mit 6 Ohm, bei 4 Ohm geht angeblich die Schutzschaltung auf "an", ist aber auch Unsinn.

Das ist natürlich wieder mal ein Schmarren, der weder DENON noch YAMAHA gut zu Gesicht steht. Mir ist unklar, wer da solchen Mist verzapft hatte. Die früheren Yammaha Receiver glänzten mit exzellenten Endstufen und sehr sehr guter Audio-Qualität.
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Das RIM Stereo Wattmeter 3000

Wir werden die Leistungen der Endstufe (laut Specs bei 6 Ohm von 20-20.000Hz und 0,1 Klirrfaktor 2 x 40 Watt) an unseren 8 Ohm Meßwiderständen nachmessen und publizieren. Kontrolliert wird auch mit 4 Ohm, was dann hinten noch raus kommt. Der RX-E810 soll in der 230 Volt (Germany Version) maximal 130 Watt vom Netz aufnehmen. Also mehr als diese Leistung wird er wohl nicht abgeben können.
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Der neue (aber ebenso alte) Kondensator ist drinnen ....

Vorsorglich hatte ich mir einen eigenen Testpunkt - ein Stückchen blanken Draht - an die Spannungsversorgung des IC3 angelötet. Nicht besonders schön, dafür hält dort die Miniklemme und ich kann messen : 3,98 Volt. Das paßt. Mein Receiver wollte noch einen Prozessor- Soft-Reset haben, ehe er irgend einen Muks von sich gab.
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Inzwischen ist der ganz neue 22nF und 800V Kondensator eingelötet. Der wird wohl die Restlebensdauer von weiteren 20 Jahren aushalten.
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Die "Ermittlung" der wahren Nennleistung steht an.

Wenn der RX-E810 wieder geht, muß er erst mal schwitzen. Wir wollen wissen, was er an 8 Ohm mit beiden Kanälen auf Dauer abgibt - mit Oszilloskop- Überwachung der Sinuskurve. Weiterhin ist eine sehr kurze 2,5qmm Last-Verbindung mit neuen Büschelsteckern zusammen gelötet.

Von einem langjährigen Klein+Hummel Mann aus Kemnat haben wir das RIM Stereo-Wattmeter SWM 3000 - siehe oben bekommen und das soll 2 x 150 Watt Dauerlast vertragen und das soll es auch (leidlich genau) anzeigen.

Also - der Receiver geht wieder und jetzt muß er an dem RIM 3000 zeigen, was er kann. Die erste grobe Messung ergab 40+42 Watt an 8 Ohm bei gleichzeitger Aussteuerung beider Kanäle rauf und runter von 40 bis 20.000 Hz und unter 1% Klirrfaktor (vielleicht waren es auch 0,5%).

Danach - also über 2 x 45 Watt - geht der Klirrfaktor exponentiell in die Höhe. Die Meßwiderstände des uralten RIM 3000 mit den Last-Umschaltern sollen 1% Genauigkeit haben, aber das sei nach 40 Jahren mal dahingestellt. Sowohl die Meßbereichs- umschalter an dem SWM 3000 gehen sehr sehr schwer, und die beiden Drehschalter für die "Ohm- Umschaltung" von 8 auf 4 ebenso.
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Der Sound über UKW HR4 ist auf hohem Niveau


Die normalen Sound- Versuche kommen noch. Bei UKW und HR4 ist der Sound glasklar. Im Vergleich zum ONKYO A-905 fehlt aber der angenehme volle Bass bei leisen Lautstärken. Mal sehen, ob man die Loudness ändern kann. Nein, Loudness hat er überhaupt nicht.

Ein Schreck um Mitternacht : Und um Punkt 24.oo - Mitternacht geht er von ganz alleine aus ??????? toll. Wer war das ?

Und außer den HR Programmen vom Feldberg im Taunus kommt nichts sauber in Stereo rein. Damit ist die UKW Empfindlichkeit sehr bescheiden.
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Erste Anmerkungen nach dem Lesen des Manuals

Also - der Yamaha Receiver kann recht viel. Dabei ist Einiges aus dem zugehörigen CD/DVD Player DVD-E810 in den Prozessor des Receiver verlagert. Der Receiver kann 196kHz/24 Bit Audio-Codecs decodieren. Das ist eine Wucht.
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Dafür hat der Receiver keine Loudness .......,

Ist das wirklich so schwer, da einen Knopf und 2 Kondensatoren einzubauen ?

...... auch nicht per Softsetup einstellbar, das ist sehr mäßig. Bei leisen Lautstärken "klingt" der Sound nicht angenehm. Das kann der kleine Onkyo A-905 erheblich besser. Der "sounded" hervorragend. Ich "fahre" eben nicht den ganzen Tag volle Pulle.

Mit 600.- Euro war der RX-E810 für den Hifi-Liebhaber um 2007 herum bereits zu teuer. Eine dezente einstellbare Loudness-Funktion gehört seit über 20 Jahren zum Standard eines jeden kleinen Verstärkers und hätte dem E810 gut getan.
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.... und einen Phono Vorverstärker hat er auch nicht mehr.

Also mit analogen schwarzen 33er Platten wird das auch nichts. So um 2006 war das alles schon out.

Und somit dient er fast nur noch als Audi-Endstufe für PC-Musik im Hintergrund. Sehr schade.
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