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Pressestimmen zur Verbreitung der CD aus 1984

Nachdem die CD im Herbst 1981 der staunenden Welt vorgestellt wurde, kamen Mitte/Ende 1983 die ersten kaufbaren CD-Spieler auf den Markt. Zum Ende 1983 gab es sogar ein "erkleckliches" Angebot an verfügbaren CDs und bereits 1984 war der Welterfolg (laut der Presseaussagen der Beteiligten) unaufhaltsam fortgeschritten. (Das war natürlich getürkt, denn es gab fast keine CD-Spieler zu erschwinglichen Preisen.)

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Im Januar 1984 schreibt Gerold Lingnau in der FAZ

wir zitieren:

Neuer Klang mit Silberglanz
Compact Disc kontra Langspielplatte

1983 schnell ausverkauft
CD Welterfolge nach 1985

Der Suppenteller ist tot, es lebe der Bierdeckel: Mit diesem Kampfruf hat sich eine neue Armee in die Schlacht um den guten Ton von morgen geworfen. Es gilt die Ohren der musikliebenden Käufer zu gewinnen — und ihren Geldbeutel. Was da im Format eines Bierfilzes antritt, um die wohlbekannte schwarze Langspielplatte, tellergroß und aus Vinyl gepreßt, vom Thron zu stoßen, nennt sich nicht ohne Grund Compact Disc. So viel Klang und Sang ließ sich bisher auf so wenig Raum nicht unterbringen.

Aber die Tugenden der CD erschöpfen sich nicht darin, von zwei Übeln das kleinere zu sein: Ihr gehört die Zukunft, weil sie einfach besser ist. Während sich die Technik der herkömmlichen Rillen-Platten seit Edisons Zeiten im Prinzip nicht geändert hat — die gespeicherten Informationen werden mechanisch und analog abgetastet —, ist das Verfahren bei den Kompakten völlig neu.

Da wird nicht mehr materialverschleißend gekratzt (und sei es mit einem Diamanten), da hat ein Staubkorn keine Chance mehr, vom Tonabnehmer als Musiksignal mißverstanden zu werden. Berührungslos liest ein Laserstrahl Myriaden von Ja-Nein-Informationen, also digital gespeicherten Daten, mit denen sich auch die komplexesten akustischen Ereignisse darstellen lassen. Nichts nutzt sich mehr ab, es rauscht und knackt nicht, kein ungebetenes Geräusch stört den Musikgenuß. Noch sind die Suppenteller zwar beileibe nicht tot. Aber wer mag noch am Sieg der Bierdeckel zweifeln?

Anmerkung: Zweifeln konnte niemand mehr, denn die Industrie brauchte dringend eine neues erfolgreiches Produkt und stand deshalb voll hinter dieser Innovation. Die Vorteile finden Sie hier in den ersten CD Broschüren von 1981.

Der CD Prototyp 1981 (1977 !!)
die Strukturen auf einer CD
Rillen einer Schallplatte
LP Welterfolge 1968
es gab hunderte von Aufnahmen


Kühl und glatt liegen sie in der Hand, die kleinen Scheibchen, wie rechte Kinder des Computer-Zeitalters. In ihrer silberglänzenden Oberfläche bricht sich das Licht in allen Regenbogenfarben. Doch unter ihrer makellos spiegelnden Oberfläche verbirgt sich faszinierende Technik.

Zwölf Zentimeter Durchmesser hat eine CD. Vergrößerte man sie auf die Ausmaße, daß mit dieser Platte das Kolosseum in Rom zugedeckt werden könnte, präsentierte sie sich als Scheibe von etwa 1,70 Meter Dicke, auf der eine knapp 6500 Kilometer lange Informationsspur Platz findet. Selbst bei dieser riesenhaften Vergrößerung hätte jede Reihe von Pits — jener winzigen Erhebungen, die vom Laserstrahl gelesen werden — immer noch nur rund drei Millimeter Abstand von der benachbarten. Das einzelne Pit wäre nicht mehr als höchstens fünf Millimeter lang, 0,7 Millimeter breit und 0,15 Millimeter hoch — weit kleiner mithin als ein Reiskorn.

Ließe man eine der guten alten Langspielplatten
im gleichen Maßstab wachsen, hätte sie 430 Meter Durchmesser, wäre 2,15 Meter dick und sähe eher wie ein Sturzacker aus: In ihrer Rille — die immerhin 1400 Kilometer lang, 9 bis 14 Zentimeter breit und 6 bis 7 Zentimeter tief wäre — würde ein Reiskorn kaum auffallen; sogar eine Banane könnte sich leicht darin verstecken.

Ein grobschlächtiges Ding also, die Vinyl-platte von heute
, hoffnungslos unterlegen der Revolution, die scheibchenweise kommt und sich CD nennt.

Mit dem Umsturz verbinden sich auch ganz handgreifliche Annehmlichkeiten. Vorbei ist die lästige Pflicht, nach zwei Sätzen Brahms oder einem Satz Bruckner zum Plattenspieler zu eilen, um die Scheibe umzudrehen.

Auf der (nur einseitig abspielbaren) Compact Disc
haben 60 Minuten Spielzeit Platz: Das entspricht etwa der gesamten Abspieldauer einer Langspielplatte, A- und B-Seite zusammengenommen. Diese Übereinstimmung kommt nicht von ungefähr.

Die meisten Werke der klassischen Musik
überschreiten eine Stunde Spielzeit nicht: Daran hat man sich auch beim Festlegen der CD-Normgröße orientiert.

Diese volle Stunde ist auf der Compact Disc
freilich stets ungeschmälert verfügbar, während bei der Langspielplatte die Dynamik des Musikstücks — seine relativ lautesten Passagen — die Rillenbreite und damit die Kapazität der Vinylscheibe bestimmt.

Werke mit extrem schwankender Dynamik, etwa Wagners Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer", bedingen höchst unterschiedliche Rillenabstände, die Spieldauer der Platte wird dadurch insgesamt geringer. Trotzdem: In den meisten Fällen ließe sich ein Titel des klassischen Repertoires mühelos auf zwei Plattenseiten prägen — so, als hätten die Komponisten von einst schon an die industrielle Musikkonserve gedacht.

Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel.


Gustav Mahlers 3. Sinfonie zum Beispiel war bisher der Alptraum des Aufnahmetechnikers: Mit knapp 90 Minuten ist sie das längste gängige Orchesterwerk, ihr erster Satz dauert allein 42 Minuten. Erst die CD ermöglicht jetzt den ungestörten Genuß dieses ersten Abschnitts — bisher mußte er schnöde unterbrochen werden.

Als ein Grenzfall wird Beethovens Neunte auch künftig gefürchtet bleiben. Die Götterfunken-Sinfonie währt 70 Minuten und fand bisher auf einer Langspielplatte nur dann Platz, wenn es mit der Dynamik nicht weit her war und wenn die letzten Reserven zwischen Plattenrand und Auslaufrille mobilisiert wurden. Die besseren Aufnahmen dieses Werks beanspruchen zwei schwarze Scheiben und künftig wohl auch zwei Compact Discs, eventuell mit einem weiteren Beethoven-Opus als Untermieter.

Denn das beschwören alle seriösen Plattenfirmen: Der Dirigent und seine künstlerische Auffassung haben immer recht. Die Dynamik darf also nicht gekappt werden, nur damit das Stück auf eine Analog-Platte paßt. Und auch im CD-Zeitalter wird der Taktstock nicht etwa aus Zeitgründen schneller geschwungen werden müssen, damit das Orchester bei der Plattenaufnahme vielleicht noch eine Chance hat, verlorene Sekunden aufzuholen. „Schneller bitte, schneller, Herr von Karajan" oder „Noch einmal ohne Gefühl, Sir Georg, uns fehlt eine halbe Minute" — so nicht, nein, danke.

 Musikfreunde können beruhigt sein: Auch auf der CD geht alles mit rechten Dingen zu. Nur klingt es noch schöner.

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