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Ein Wort zur Philips Compact Disc und der Mini-Disc

von Gert Redlich im April 2017 - In der Zeitschrift KlangBild Ausgabe 06 aus 1981 vesucht der Autor eine Lanze für die Telefunken-Digitalplatte (also nicht die Bildplatte) zu brechen. Diese kleinere Variante der digitalen Schallplatte war ja bis zuletzt eine von zweien aus den 18 evaluierten weltweiten Vorschlägen verblieben. Leider hatte der Autor keine oder fast keine Kenntnis von der TED Bildplatte (1971 bis 1976), die ja an den erheblichen Unzulänglichkeiten der mechanischen Abtastung gescheitert war. Dennoch ist das Vorwort lesenswert.

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Vorwort aus "KlangBild" 06/1981 :
"Compact-Disc im Vormarsch"

Stellten die Compact-Disc in Salzburg vor (von links): Akio Morita (Sony), Herbert von Karajan, Ch. van Tilburg (Philips) und Richard Busch (Polygram)

von Chefredakteur Bernhard Krieg 1981. -
Für viele am Hi-Fi-Markt Interessierte scheinen die Würfel gefallen zu sein:
Mitte April 1981 stellten Philips, Phonogram und Sony (wieder einmal) die Compact-Disc vor. Bei einer Präsentation auf Einladung der Herbert-von-Karajan-Stiftung konnte man in Salzburg Geräte und Platten von Sony und Philips sehen und hören.

Die Perspektive

Ende nächsten Jahres (das wäre dann Ende 1982) sollen Geräte und Platten („einige hundert Titel") verfügbar sein. Die Preise sollen im Vergleich zur konventionellen Platte um rund 30% höher liegen. Ein Preis, der uns bei der überlegenen Tonqualität der (echten) digitalen Schallplatte gerechtfertigt erscheint.

An Kosten werden den jeweiligen Schallplattenfirmen Beträge von einigen hundert Millionen Mark an Investitionen abverlangt, die man aber gar nicht so ungern bezahlt, weil man dafür quasi eine Garantie gegen Raubpressungen erhält.

Gleich zwei falsche Fragen :

Frage 1 : Welcher Hinterhofpresser kann sich denn schon derartige Anlagen leisten?

  • Anmerkung : Von unserem "Mr. Makrolon" - er hat natürlich einen richtigen Namen und er war lange Jahre der Verfahrenstechnik-Ingenieur der AGFA Magnetbandfertigung, wissen wir, daß es in Hongkong sogar Magnetband-Hersteller gab, die im 7.Stock eines Hochhauses Trägerfolie mit Magnet-Emulsionen beschichtet hatten und die Bänder dort auch noch geschnitten hatten. Alles das waren Fabrikationsprozesse, für die unsere europäischen Hersteller AGFA und BASF ganze große Hallen benötigt hatten.


Frage 2 : Ob aber die von Telefunken entwickelte Mini-Disc damit aus dem Rennen ist, das ist damit noch nicht gesagt; denn hier entscheidet letztendlich nicht der Käufer, sondern die Software-Anbieter, also die Hersteller der Schallplatten.

Kein System wird sich durchsetzen, wenn dafür nicht eine große Anzahl von Platten verfügbar sein wird. Und ob - von Phonogram einmal abgesehen - die großen Schallplattengiganten insbesondere in Amerika bei der Laserplatte mitmachen, ist noch lange nicht gesagt.

  • Anmerkung : Auch hier war dem Autor irgendwie entgangen, daß der Weltkonzern Philips mit der gekauften Deutschen Grammophon und dazu Polygram im Rücken und dann auch noch SONY mit im Boot einer der drei (oder zwei) weltgrößten Medien-Konzerne der Musikindustrie war.

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Und hier stimmt es gar nicht . . . .

Hinzu kommt aber noch ein dem Techniker nicht ganz verständlich zu machender Zusammen- hang: Die Digitaltechnik wird durch Störungen prinzipiell wenig beeinflußt. Warum muß man also ein derartiges Verfahren wie die Laser-Abtastung verwenden, wo (besser : bei der) ein anderes Verfahren auch genügen würde?

  • Anmerkung : Aus der professionellen EDV wissen wir, zumindest ich weiß es, daß der Aufwand der absoluten Sicherheit gegen Störungen bei der Datenverarbeitung immens ist. Das ist überhaupt kein Vergleich mit dem bischen Fehlerkorrektur bei der CD oder Mini-Disc.

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Diese Aussage aus 1981 hingegen ist richtig :

Aber publikumswirksam ist der Laser, da gibt es keinen Zweifel, auch wenn die Angaben über Lebensdauer und Preis Zweifel nähren.
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  • Anmerkung : Erst 20 oder 30 Jahre danach mussten wir Ungläubigen es wirklich glauben, ein Laser hält wirklich nicht ewig, die CD vielleicht. So etwa ab 2010 gaben viele viele Laser-Spieler - auch der renomierten ganz großen Hersteller wie SONY - den Geist auf und waren sogar auch noch irreparabel. Es gab und gibt keine Ersatzteile mehr. Das ist aber mit den Abtastern der TED-Bildplatte bereits viel viel früher passiert.

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Hochgelobt aber erfolglos - diese Mini-Disc

Hinzu kommt für die Mini-Disc der Vorteil der billigen und (fast) konventionellen Herstellung, der eigentlich an Nachteilen nur die Kratzempfindlichkeit entgegen steht. Um hier aber vorzubeugen, dürfte aber Telefunken Bahnbrechendes geleistet haben: eine sichere Verpackung, die Knack-Unterdrückung und die Fehlstellen-Substitution. Telefunken-Demonstrationen der Digitalplatte jedenfalls konnten sich immer mit der Philips-Platte messen - aber ein Laser scheint bei den heutigen Konsumenten nun mal weniger abnutzbar, aber auch er lebt nicht ewig.
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Wir hatten erst 1981 und der Prototyp der digitalen Philips-Disc hatte noch 11cm Durchmesser.

Philips hat bis zum heutigen Tag immer noch sein großes 19-Zoll-Gerätegestell unter dem Tisch, Telefunken ist hier schon weiter. Schade nur, daß firmenpolitische Hindernisse eine Kombination der unterschiedlichen Vorteile beider Systeme vermutlich vereiteln werden.

  • Anmerkung : Diese beiden Systeme passten technologisch nicht zueinander. Philips hatte dazu ein Hightech-Labor (in Breda) in der Hinterhand, in der ganz ausgeklügelte Software entwickelt wurde. Das wurde damals nicht publiziert, das war ein wichtiges Betriebsgeheimnis. Telefunken hatte ja auch nie richtig rausgelassen, wie das mit der Fehlerkorrektur wirklich laufen sollte, wäre die Diamant-Kufe des Piezo-Schlittens teilweise oder ganz abgeschliffen.

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Bernhard Krieg im Mai 1981

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