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Ein Artikel aus der TELEFUNKEN-ZEITUNG von 1951

Das Titelblatt aus 1951
Leider eine Buchstabenwüste
Ein qualitativ hochwertiges Grundig UKW Radio von 1955

Die TELEFUNKEN-ZEITUNG wurde lange vor dem 2. Weltkrieg eingeführt und mußte im Krieg und noch lange danach pausieren. Die erste Ausgabe kam erst 1951 wieder heraus.

Diese Zeitung ist zu unterscheiden vom "Telefunken Sprecher" und anderen Telefunken Publikationen. Hier wurden technisch interessante und hochwertige Artikel publiziert, wenig unqualifizierter Werbe-Schmalz wie in manch anderen Firmen-Postillen.

Warum hier im Hifi-Museum etwas über die UKW Sendetechnik ?

Wir kennen allermeist (nur noch) den modernen UKW Stereo Rundfunk in sehr sehr guter analoger Qualität. Manche Live-Übertragungen aus der alten Oper in Frankfurt (und natürlich auch anderen Konzertsälen) haben jede noch so tolle Schallplatte geschlagen.

Doch das war nicht immer so. In den Anfängen des Rundfunks wurde über Mittelwelle gesendet. Mittelwelle (AM = Amplituden-Modulation) kann nur die Qualität des halben (Frequenz-) Abstandes von Sendefrequenz zu Sendefrequenz liefern. Das war am Ende eine Bandbreite von etwa 3.500 Hz.

Für Sprache allemale gut genug, war es für Musik sehr bescheiden. Die Schallplattentechnik konnte bereits bis zu 7000 Hz Bandbreite zur Verfügung stellen. Selbst als 1941 das geniale AEG K4 dan bis etwa 12.000 Hz Bandbreite speichern konnte, konnte es dennoch niemand draußen hören.

Die Rundfunkleitungen innerhalb Deutschlands konnten bereits ab 1938 etwa 10.000 Hz Bandbreite durchschleusen. Das war außergewöhnlich auf der ganzen Welt - aber hören konnten es nur die Techniker am anderen Ende.

Wie in der sehr sehr großen Rückschau des Gerhart Goebel kommentiert, war es für uns nach dem völligen gesellschaftlichen Zusammenbruch im April 1945 und dem Verlust fast aller Mittelwellenfrequenzen 1949 in Glückstreffer, auf den gesamten ungenutzten UKW Wellenbereich ausweichen zu müssen.

UKW benutzt die Frequenzmodulation (FM) und damit sind Frequnezen von 40 bis 15.000 Hz und höher (19kHz Stereo Pilotton) über eine Radius von 100km übertragbar, und das in einer super Qualität.

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1926: Die ersten Gedanken zum UKW-Rundfunk

TELEFUNKEN-ZEITUNG • 24. Jg., Heft 90 • März 1951 - Von Fritz Schröter
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Dr. F. Schröter vom "Instituto Nacional de Elektrönica", Madrid, der frühere Leiter unserer (Telefunken-) Forschungsabteilung, hatte die Freundlichkeit, uns einige seiner Erinnerungen zur Verfügung zu stellen, die wir im folgenden, durch mehrere Literaturhinweise erweitert, wiedergeben.
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UKW Wellen konnte man bündeln.

Der Gedanke, den UKW-Bereich zur Ergänzung des Rundfunks im Lang- und Mittelwellenbereich heranzuziehen, war ursprünglich durchaus nicht so selbstverständlich, wie er uns heute erscheint.

Nur für dieZwecke des Fernsehens faßte man schon frühzeitig die Ultrakurzwellen ins Auge, da erst bei ihnen (im Gegensatz zu den anderen Wellenbreichen) die beim Fernsehen benötigten Bandbreiten zur Verfügung standen.

Deshalb ist auch der erste Vorschlag für einen UKW-Rundfunk in einem Fernsehpatent der Firma Telefunken vom 9. Januar 1926 enthalten [1]. In dieser Patentschrift hat F. Schröter nicht nur den Wellenbereich von 1 bis 10m, wie er sich später als tatsächlich zweckmäßig erwies, angegeben, er hat auch schon in diesem Zusammenhang auf die Bündelungsfähigkeit dieser Wellen hingewiesen.

1925 hatte ein wirklich großer UKW Sender 100 Watt

Zwar waren die Leistungen bei diesen hohen Frequenzen noch gering. A. Esau hatte Ende 1925 bei einer Wellenlänge von 3m eine Leistung von 100W erreicht und im Winter 1925/26 eine Entfernung von 40km mit tönender Modulation überbrückt. Auch A. Meißner und K. Apel hatten bei der Erprobung von Meterwellen für eisenbahntechnische Zwecke unerwartet hohe Feldstärken beobachtet.

Es bedurfte aber doch eines weit vorausschauenden Geistes, um die Möglichkeiten, die sich hier boten, zu erkennen.

  • „Man rechnete von vornherein mit einer im wesentlichen geradlinigen Ausbreitung und mit dadurch, ähnlich wie für Lichtstrahlen, eng gezogenen Fernwirkungsgrenzen der Meterwellen. Nichts deutete auf deren Fortleitung durch ein verlustarmes Medium in großen Höhen. Es war vielmehr hauptsächlich der immer fühlbarer werdende Wellenmangel, der das Bedürfnis weckte, Anwendungen jener noch frei verfügbaren extrem hohen Frequenzen, wenn auch für Nahverkehr, zu erschließen, und die Grundlage für diese Bestrebung bildete die fortgeschrittene Beherrschung der Elektronenröhre als Generator und als Verstärker."


Diese Stelle ist einem Referat [2] entnommen, in dem die seit 1927 bei Telefunken auf Veranlassung von F.Schröter durchgeführten systematischen Versuche zusammengefaßt sind.

1927 Ein "großer" 60 Watt UKW Sender mitten in der Stadt

Die Antenne des Ultrakurzwellen-Senders auf dem Telefunkenhaus, Tempelhofer-Ufer 9. („Der kurze Stab ganz oben auf dem vorderen Mast") [6]

Der erste Sender, ein selbsterregter tonmodulierter Röhrensender, stand im Vox-Haus (Berlin, Potsdamer Str. 4). Ein zweiter Sender (A = 3,2 ... 11,6m) mit einer Antennenleistung von etwa 60W befand sich auf dem Dach des Forschungsinstitutes der AEG.

Zum Empfang wurde ein von H. Muth und P. Hermanspan n angegebenes Audiongerät benutzt. Es bestand aus einer Röhre REN 904 mit blockiertem Gitter und drei Stufen Niederfrequenzverstärkung. Mittels Pendelrückkopplung war Lautsprecherempfang im Inneren von Massivbauten bis zu etwa 5km Abstand vom Sender möglich.

Man gewann so verläßliche Werte der mittleren Dämpfung von Ultrakurzwellen im Häusermeer der Stadt und eine Vorstellung vom Feldverlauf und Leistungsbedarf bei dicht bebauten Flächen [3].

Die Berggipfel waren aber viel besser geeignet

Auch von anderen Stellen, vor allem vom Reichspostzentralamt, wurden ähnliche Versuche durchgeführt, zuerst in Chemnitz und dann in Berlin. Um die Reichweite besonders hochgelegener Sender zu ermitteln, wurde auf dem Brocken (Harz) ein Sender in 1040m absoluter Höhe aufgestellt, in dessen Hochfrequenzteil eine Telefunkenröhre, Type RS 229g, mit 500periodigem Wechselstrom (also 500 Hz) von 2.000 V gespeist wurde.

  • „Zur weiteren Nachprüfung der Theorie wurde in einer Versuchsreihe die Sendeenergie stufenweise im Verhältnis von ungefähr 80:1 geändert. Dabei stellte es sich heraus, daß bis zu einer Grenze von 79km sämtliche Energiestufen, allerdings mit verschiedener Lautstärke, noch gut empfangen werden konnten. Von da an nahm die Lautstärke rasch ab und in 85km Entfernung war nur noch die größte Energie aufnehmbar.
    Dieser außerordentlich instruktive Versuch, bei dem die Reichweite des Senders sich trotz seiner Energieveränderung von 1:80 nur unwesentlich verschiebt, zeigt sehr deutlich, daß die Reichweite in der Hauptsache auf den direkten Strahl beschränkt ist und daß die Unterschiede der Reichweite nur dadurch Zustandekommen, daß im Gebiet der abgebeugten Strahlung die geringe Energie schneller auf den Reizschwellwert des Empfängers abklingt als die größere" [4].

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UKW - das sind „quasioptische Wellen"

Bild 1: Drahtspiegel für Richtversuche mit Dezimeterwellen (1929)

Alle diese Versuche rechtfertigen die von F. Schröter vorgeschlagene Benennung „quasioptische Wellen", die bald allgemein angenommen wurde.

Dem Vordringen zu noch kürzeren Wellen war zunächst durch den Mangel geeigneter Röhren eine Grenze gezogen. Deshalb konstruierte W. Ludenia einen höchst einfachen Funkensender für Dezimeterwellen, demonstrierte die Bündelung durch einen aus Drahtgaze hergestellten Parabolspiegel (Bild 1) und schuf mit der Erfindung des in der Brennebene geschwenkten Dipols ein Grundelement späterer Funkortung.

Koppelte man die Funkenstrecke des Senders an den Anodenkreis einer telefoniemodulierten Röhre, so ergab sich einwandfreie akustische Fernübertragung, die wohl als „Dichtemodulation" von Impulsen anzusprechen ist [5]. Die Zündspannung der Funkenstrecke bleibt immer die gleiche, aber während der positiven Halbwelle der Anodenspannung kann ihre Kapazität viel häufiger aufgeladen und vom Durchbruch entladen werden als in der negativen Halbwelle. Die Empfänger-Zeitkonstante macht das Tongemisch direkt hörbar.

1930 - Ein 1.500 Watt UKW Sender in Nauen

Alle diese Versuche dienten aber zunächst nur dem Studium der Wellenausbreitung. Ein wirklicher UKW-Rundfunk konnte erst versuchsweise demonstriert werden, als mit der Verbesserung der Röhren die Voraussetzung für stärkere fremdgesteuerte Sender gegeben war.

Ein quarzgesteuerter Sender für 6m Wellenlänge auf dem Nauener Gelände mit einer Antennenhöhe von 30m hatte eine Antennenleistung von 1,5 ... 2kW. Als diese Anlage im August 1930 vor Vertretern der Behörde vorgeführt wurde, fiel schon damals die Güte der Modulation und die Konstanz der Wellenlänge auf.

Als Empfänger diente ein von H. Muth entworfenes Gerät in Pendelrückkopplung-Schaltung, das mehrere Kilometer entfernt im Nauener Postamt errichtet war. Der Sender wurde später (1931) im Telefunken- Bild-Laboratorium, Berlin, Tempelhofer Ufer 9, aufgestellt und übertrug das Berliner Rundfunkprogramm (Bild ganz oben).

Guter UKW Testempfang im Umkreis von 15km

Für die damals gebräuchlichen Rundfunkempfänger wurde ein Audion-Vorsatzgerät gebaut, das an die Tonabnehmerbuchsen angeschlossen werden konnte. Es ergab guten, völlig konstanten Lautsprecherempfang bis zu 15km Entfernung.

Wenn trotz dieser Ergebnisse der von F. Schröter verschiedentlich angeregte örtliche UKW-Rundfunk noch nicht Wirklichkeit wurde, so hatte dies vornehmlich zwei Gründe:

  • 1. Es lag nahe, mit der Einführung neuer Geräte gleich einen zweiten Schritt in der Richtung auf höchste Übertragungsgüte zu verbinden, nämlich den Übergang von Amplituden- zu Frequenzmodulation. Hierfür waren die Vorarbeiten aber bei weitem noch nicht abgeschlossen.
  • 2. Der Rundfunk bzw. die Deutsche Reichspost war nicht die einzige Behörde, die in Deutschland über das neu erschlossene Wellengebiet zu verfügen hatte. Die Luftfahrt beanspruchte diese Frequenzen gleichfalls, da sie für ihre Zwecke besonders brauchbar waren. Vom hochfliegenden Flugzeug aus mußte man auch im UKW-Gebiet erhebliche Reichweiten erwarten, was auch durch die ersten Versuche bestätigt wurde [7].


Heute kann sich die Luftfahrt, bei der kleine Antennen von besonderer Bedeutung sind, der inzwischen erschlossenen Dezimeter- und Zentimeterwellen bedienen, so daß der Anwendung der UKW-Wellen im Metergebiet für den Rundfunk nichts mehr im Wege steht.

Die Pläne von 1929 sind Wirklichkeit geworden.
März 1951 - Von Fritz Schröter


Schrifttum / Literatur


[1] DRP Nr. 459 660 Telefunken Ges. f. drahtlose Telegraphie m. b. H. „Verfahren zur Übertragung von Fernsehbildern" vom 9. Januar 1926.
[2] F.Schröter, Die Anwendung ultrakurzer gebündelter Hertzscher Wellen für Fernmeldung: Dokument Nr. 4-09 der Welt-Ingenieurkonferenz in Tokio 1929.
[3] F.Schröter, Zur Frage des UKW-Rundfunks: ENT 8 (1931), S. 431.
[4] F. Gerth und W. Scheppmann, Reichweitenversuche mit der 3m-Welle vom Flugzeug und vom Brocken: Z. f. Hochfrequenztechnik 33 (1929), S. 22.
[5] Vgl. F. Schröter, ENT Bd. 7 (1930), S.1.
[6] F. Schröter, Telefunken-Zeitung Jg. 12 Nr. 57 (April 1931)
[7] H. Faßbender und G. Ku rl bäum, Abhängigkeit der Reichweite sehr kurzer Wellen von der Höhe des Senders über der Erde. Z. f. Hochfrecjuenztechnik 33 (1929), S. 52.
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